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wollte nicht eine Frau, die mit Sabrina mithalten konnte – er wollte Sabrina selbst. Er wollte sie, seit er sie das erste Mal gesehen hatte, und jedesmal, wenn er seinen Bruder mit der bezaubernden jungen Frau sah, fühlte er einen Stich im Herz, der so schmerzhaft war, daß Tobias glaubte, daran sterben zu müssen.

      Als der junge Mann nun das Büro seines Vaters betrat, bemerkte er sofort dessen ernsten Gesichtsausdruck, was sein ungutes Gefühl noch verstärkte.

      »Du hast mich rufen lassen, Papa?« fragte er, und in seiner Stimme schwang ein eigenartiger Unterton mit.

      »Setz dich, mein Sohn«, erklärte Hubert Scholz kalt. Patrick war jetzt sein Lieblingssohn, daraus machte er kein Geheimnis. »Ich habe dich und deinen Bruder in den letzten Monaten auf die Probe gestellt, weil ich nicht sicher war, wem von euch beiden ich die Leitung des Unternehmens einmal übertragen soll, wenn ich mich zur Ruhe setze, und das wird vermutlich schon Ende nächsten Jahres sein.« Er schwieg einen Moment. »Schließlich will ich genügend Zeit haben, um denjenigen, den ich ausgewählt habe, auf seine künftige Aufgabe vorzubereiten.«

      Tobias lehnte sich auf dem Stuhl zurück und betrachtete seinen Vater aus zusammengekniffenen Augen. Er wußte genau, welche Entscheidung er getroffen hatte.

      »Du mußt nicht lange um den heißen Brei herumreden, Papa«, entgegnete Tobias und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht er war. »Ich weiß genau, daß deine Wahl auf Patrick gefallen ist, obwohl er der jüngere von uns beiden ist.«

      »Das ist richtig«, meinte der alte Scholz. »Er ist der jüngere, aber auch der bessere von euch beiden, und ich erwarte, daß du meine Entscheidung respektierst.«

      Tobias erhob sich abrupt. »Was bleibt mir anderes übrig?« Er wandte sich zur Tür, doch dort drehte er sich noch einmal um. »Weiß er es schon?«

      »Nein«, antwortete Hubert Scholz. »Er wird es noch früh genug erfahren.«

      Tobias wußte, warum sein Vater zögerte. Es gefiel Patrick überhaupt nicht, bevorzugt zu werden. Tobias war zwar zeitlebens neidisch auf Patrick gewesen, doch er hatte immer versucht, es seinen Bruder nicht spüren zu lassen. Patrick konnte schließlich nichts dafür, daß er gerade die Frau liebte, die auch sein älterer Bruder heiß begehrte.

      Als Tobias das Büro verließ, bog gerade der große weiß-blaue Reisebus in die Einfahrt. Tobias blieb stehen, wartete, bis sein Bruder den Bus in die große Garage rangiert hatte, und ging ihm dann entgegen.

      »Was ist los, Tobias?« wollte Patrick wissen, der den verschlossenen Gesichtsausdruck seines Bruders ganz recht deutete. »Wieder mal Streit mit Papa?«

      Sein Bruder seufzte. »Du kennst mich doch viel zu gut.« Dann winkte er ab. »Jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bin.«

      Patrick runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«

      »Das heißt, daß du dieses Unternehmen einmal leiten wirst.« Tobias zuckte die Schultern. »Im Grunde hat Papa wohl recht. Du bist der bessere von uns beiden.«

      Patrick schüttelte den Kopf. »Das ist doch totaler Unsinn.« Mit einer ärgerlichen Handbewegung fuhr er sich durch das dichte dunkle Haar. »Allmählich geht Papa ein bißchen zu weit. Ich werde sofort mit ihm sprechen.«

      »Besser nicht«, wehrte Tobias ab, obwohl er genau das bezweckt hatte.

      »Du wirst mich nicht davon abhalten können«, entgegnete Patrick auch schon entschieden, dann ging er mit langen Schritten auf das Büro zu.

      Zufrieden sah Tobias ihm nach. Der alte Herr würde seine Entscheidung noch einmal überdenken müssen – dafür würde Patrick sorgen.

      Tobias setzte mit Recht seine Hoffnungen auf den Bruder, denn Patrick versuchte gar nicht erst, seinen Ärger über das Verhalten seines Vaters zu verbergen.

      »Sag mal, Papa, was soll das?« fragte er ohne große Umschweife. »Warum willst du mir die Leitung des Unternehmens übertragen?«

      Wütend schüttelte Hubert Scholz den Kopf. »Du läßt dich von Tobias unterbuttern und merkst es nicht einmal. Patrick, du hast das Zeug, mein Nachfolger zu werden, und gleichgültig, wie sehr du zu deinem Bruder aufblicken magst – er wird doch niemals dein Format erreichen.«

      Unwirsch winkte Patrick ab. »Das ist nicht wahr! Im übrigen sprichst du über Tobias erst so schlecht, seit ich Sabrina kennengelernt habe.«

      Hubert Scholz schmunzelte. »Eine Hardenborn zum Altar zu führen, ist schon was, und ihr Reichtum kann dir vielleicht einmal…«

      »Ich pfeife auf ihren Reichtum!« fiel Patrick seinem Vater erregt ins Wort. »Wenn ich Sabrina nicht so sehr lieben würde, dann würde ich sie gerade wegen des vielen Geldes, das hinter ihr steht, verschmähen. Ich bin nicht besser als Tobias, nur weil ich eine reiche Frau heiraten werde.« Er schwieg kurz. »Warum muß überhaupt einer von uns das Unternehmen leiten? Ich verstehe mich ausgezeichnet mit Tobias, und ich bin sicher, daß es für das Unternehmen nur gut sein könnte, wenn wir es gemeinsam führen würden. Tobias ist derjenige, der gern hinter dem Schreibtisch sitzt, während ich lieber fahre. Ohne meinen Bus bin ich doch nur ein halber Mensch, und Sabrina wird mich als Reiseleiterin begleiten. Wir haben das schon ein paarmal probiert, und es war immer ein voller Erfolg.«

      Doch Hubert Scholz ließ sich nicht umstimmen. »Ich will, daß du hier einmal der Boß bist. Tobias ist viel zu unzuverlässig.«

      »Nein, Papa, er hat bei dir nur ausgespielt, weil ich mich demnächst mit einer reichen Frau verloben werde und Tobias nicht. Aber da mache ich nicht mit. Tobias ist mein Bruder, und wenn du es nicht schaffst, dich gerecht zu verhalten, dann werde ich es tun. Mein Bruder wird in diesem Betrieb nicht wie ein Angesteller arbeiten, verlaß dich darauf.«

      *

      »Spiel, Satz und Sieg«, verkündete Sabrina Hardenborn mit einem koketten Lächeln.

      Patrick kam von der anderen Seite des Tennisplatzes auf sie zu, sprang über das Netz und nahm sie zärtlich in die Arme.

      »Im Tennis bist du einfach unschlagbar, und ich werde immer ein Stümper bleiben«, erklärte er, bevor er sie liebevoll küßte.

      Sabrina erwiderte den Kuß, dann lächelte sie Patrick an. »Du bist alles andere als ein Stümper. In meinen Augen bist du sogar ein großes Talent. Immerhin hast du erst vor einem Jahr angefangen Tennis zu spielen, und heute konnte ich dich nur ganz knapp 7:6 und 6:4 schlagen.«

      Patrick verbeugte sich scherzhaft. »Ihr Kompliment ehrt mich, gnädiges Fräulein.«

      Aufmerksam sah Sabrina ihn an.

      »Deine Fröhlichkeit kommt heute nicht von Herzen, Patrick«, bemerkte sie. »Ist etwas passiert?«

      Mit einem tiefen Seufzer winkte er ab. »Nichts von Bedeutung, Liebling. Ich hatte nur mal wieder Ärger mit meinem Vater.«

      Mit einer sanften Geste berührte Sabrina sein Gesicht. »Für dich ist es aber von großer Bedeutung, nicht wahr?«

      Patrick zögerte, dann nickte er. »Weißt du, ich habe nie gewußt, wie sehr mein Vater auf Geld aus ist, und es erschreckt mich von Tag zu Tag mehr, das so deutlich zu sehen. Seit ich dich kenne, bin ich plötzlich sein Lieblingssohn. Angeblich kann ich alles besser als mein älterer Bruder Tobias, und nun will er mir sogar die Leitung unseres Busunternehmens übertragen, aber das will ich nicht. Wenn schon, dann möchte ich den Betrieb zusammen mit Tobias leiten, denn wir ergänzen uns optimal. Ihm liegt die Arbeit am Schreibtisch, ich bin mit Leib und Seele Fahrer, aber davon will unser Vater nichts hören.« Er seufzte. »Dabei bin ich sicher, daß er seine Meinung ganz schnell ändern würde, wenn unsere Beziehung zerbrechen würde.«

      Auf Sabrinas Gesicht zeigte sich ehrliches Erschrecken. »Daran wirst du doch hoffentlich nicht denken?«

      Zärtlich nahm Patrick sie in die Arme. »Nein, Liebling, natürlich nicht.« Er wurde ernst. »Aber wenn ich dich nicht so lieben würde, könnte ich mir einen solchen Schritt tatsächlich vorstellen.«

      Vertrauensvoll legte Sabrina ihren Kopf

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