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Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740957599
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
nehmen könnten. Ein großes Blutbild und vor allen Dingen die Bestimmung des HCG-Werts.«
»Geht in Ordnung, Robert«, erklärte Dr. Scheibler. »Ich bringe Ihnen das Ergebnis, bevor ich nach Hause fahre. Ihre Praxis liegt ohnehin auf dem Weg.«
»Danke, Gerrit, dafür haben Sie bei mir etwas gut.«
»Darauf werde ich bestimmt zurückkommen«, meinte der Oberarzt, und an seiner Stimme hörte Dr. Daniel, daß er lächelte.
Die beiden Ärzte verabschiedeten sich, dann legte Dr. Daniel auf. Im nächsten Moment kam seine Sprechstundenhilfe herein.
»Auch der zweite Test war negativ«, erklärte sie und wirkte dabei ziemlich ratlos. »Ich verstehe das nicht. Unsere Schwangerschaftstests waren bisher doch immer zuverlässig.«
Dr. Daniel nickte nachdenklich. »Ich weiß, Fräulein Sarina. Die ganze Geschichte ist tat-sächlich irgendwie merkwürdig. Aber warten wir mal ab, was die Blutuntersuchung ergibt.«
Er kehrte zu Sophie zurück und nahm ihr gegenüber Platz.
»Und?« wollte sie sofort wissen. »Ist der Test positiv?«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, er war auch diesmal negativ.« Er überlegte einen Moment. »Was ich Sie jetzt fragen werde, kommt Ihnen sicher sehr indiskret vor, aber seien Sie versichert, daß ich nicht aus Neugierde frage.« Er zögerte einen Moment, dann fuhr er fort: »Nach Ihrem Schrecken über eine mögliche Schwangerschaft zu urteilen, gehe ich davon aus, daß sie Ihnen nicht sehr gelegen käme.«
»Das ist richtig«, gab Sophie unumwunden zu. »Der Mann, mit dem ich zusammen war, ist verheiratet. Ich wußte das damals noch nicht, und als ich es erfahren habe, habe ich die Beziehung sofort beendet.«
Dr. Daniel nickte verständnisvoll. »So etwas ist eine bittere Erfahrung.«
Sophie fühlte, wie ihr Vertrauen zu dem sympathischen Arzt immer mehr wuchs. Von Erika und Wolfgang hatte sie ja durchweg Gutes über Dr. Daniel gehört, und nun konnte sie feststellen, daß kein Wort davon übertrieben gewesen war.
»Aus diesem Grund bin ich hier«, gestand sie. »Meine Eltern… nein, eigentlich nur mein Vater… er hat dafür kein Verständnis. Er ist der Meinung, daß man eine so schlechte Erfahrung einfach wegstecken sollte, aber das kann ich nun einmal nicht.« Traurig senkte sie den Kopf. »Dazu habe ich Peter zu sehr geliebt.«
»Und Sie haben Sehnsucht nach ihm«, stellte Dr. Daniel fest.
Sophie zögerte, dann nickte sie.
»Ja, Herr Doktor«, flüsterte sie. »Grenzenlose Sehnsucht sogar.«
In diesem Moment klingelte das Telefon auf Dr. Daniels Schreibtisch.
»Scheibler«, gab sich der Oberarzt zu erkennen, als Dr. Daniel sich gemeldet hatte. »Wir bekommen in Kürze noch einen Notfall, deshalb gebe ich Ihnen die Untersuchungsergebnisse jetzt noch rasch durch.«
Dr. Daniel notierte die Befunde.
»Der HCG-Wert ist nicht erhöht«, erklärte Dr. Scheibler zum Abschluß. »Meines Erachtens kann also keine Schwangerschaft vorliegen.«
Damit hatte Dr. Daniel schon fast gerechnet, weil auch die Blutsenkung nicht beschleunigt gewesen war. Das allein hätte zwar noch keine bestehende Schwangerschaft bewiesen, aber im Zusammenhang mit einem womöglich erhöhten HCG-Wert wäre es doch sehr aufschluß-reich für ihn gewesen. So aber blieb das Ganze weiterhin äu-ßerst rätselhaft.
Dr. Daniel bedankte sich noch, dann legte er auf und sah Sophie an.
»Auch die Blutuntersuchung hat keinen Hinweis auf eine Schwangerschaft ergeben«, erklärte er.
Verständnislos sah Sophie ihn an. »Wie ist so etwas möglich? Mir ist morgens übel, meine Brüste spannen, meine Tage sind längst überfällig, und auch Sie haben ja festgestellt, daß die Gebärmutter vergrößert ist. Also muß ich doch schwanger sein!«
»Ich werde mir das jetzt auf Ultraschall ansehen«, beschloß Dr. Daniel nachdenklich. »Machen Sie sich bitte noch mal frei, und legen Sie sich dann auf die Untersuchungsliege. Falls Sie tatsächlich schwanger sind, kann ich das nur durch eine transvaginale Sonografie feststellen. Anders sehe ich im Frühstadium noch nichts.« Er sah Sophie prüfend an. »Ich nehme an, Sie kennen dieses Verfahren.«
Sophie nickte. »Allerdings nur aus der Theorie. Gemacht wurde es bei mir noch nie.«
»Es ist ein bißchen unangenehm, aber nicht schmerzhaft«, meinte Dr. Daniel.
Die Ultraschalluntersuchung ergab allerdings genau den Befund, den Dr. Daniel fast schon erwartet hatte. Die Gebärmutter war leer. Wäre sie nicht vergrößert gewesen, hätte er jetzt an eine Eileiterschwangerschaft gedacht. So aber…
»Sophie, versuchen Sie bitte, mir eine ganz ehrliche Antwort zu geben«, meinte Dr. Daniel, als die junge Frau sich wieder angekleidet hatte. »Das wird nicht sehr einfach sein, weil sich Bewußtsein und Unterbewußtsein oftmals stark unterscheiden. Denken Sie also genau über meine Frage nach, ehe Sie antworten.« Er wartete einen Augenblick, dann fuhr er fort: »Glauben Sie… nein, wünschen Sie sich, daß Ihre Beziehung zu Peter fortbestehen würde?«
Sophie seufzte tief auf. »Da muß ich nicht überlegen, Herr Doktor. Natürlich wünsche ich mir das. Ich liebe ihn noch immer, aber was hat das mit der Schwangerschaft zu tun… wenn es überhaupt eine ist.«
»Ich denke, es ist keine«, meinte Dr. Daniel. »Haben
Sie schon einmal etwas über Scheinschwangerschaften ge- hört?«
Völlig fassungslos starrte Sophie ihn an. »Sie glauben… ich bilde mir das nur ein? Ja… bin ich denn schon verrückt?«
»Natürlich nicht, Sophie. Mit Verrücktsein hat das nichts zu tun. Das Ganze geht von Ihrem Unterbewußtsein aus. Sie sehnen sich so sehr nach Peter, daß Sie instinktiv nach einer Möglichkeit suchen, ihn zurückzugewinnen. Ein gemeinsames Kind wäre vielleicht eine solche Möglichkeit.«
Sophie schüttelte den Kopf. »Er würde sich nicht von seiner Frau trennen, wenn ich ein Kind erwarten würde. Er würde bestimmt nur eine Abtreibung verlangen oder sich vielleicht bereit erklären, für das Kind Unterhalt zu zahlen. Wahrscheinlicher ist allerdings, daß er die Vaterschaft bestreiten würde.«
»Das wissen Sie, aber in Ihrem Unterbewußtsein geht etwas anderes vor.«
»Und was kann ich dagegen tun?«
»Ich will Ihnen jetzt nicht gleich mit Psychotherapie kommen«, meinte Dr. Daniel. »Es genügt vielleicht schon, wenn Sie nur deutlich wissen, was in Ihrem Innersten vorgeht. Vor allen Dingen sollten Sie aber auch darüber sprechen… mit dem Menschen, dem Sie am meisten vertrauen. Das kann Ihre Tante sein oder vielleicht auch ich, wenn Sie zu mir das nötige Vertrauen aufbringen können.«
Sophie nickte ohne zu zögern. »Ja, Herr Doktor, Ihnen würde ich vertrauen. Es ist nicht so, daß ich vor Tante Erika Hemmungen hätte, darüber zu sprechen, aber ich glaube… ich glaube, Sie wären in diesem Fall doch der geeignetere Ansprechpartner.«
»Gut, Sophie«, erklärte Dr. Daniel und lächelte die junge Frau freundlich an. »In diesem Fall können Sie zu mir kommen, wann immer Ihnen danach zumute ist. Sie können mich privat aufsuchen oder auch hier in der Praxis. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie nun einen Termin haben oder nicht, und ich werde natürlich auch meine Empfangsdame dahingehend informieren.« Er überlegte einen Moment. »Ganz gut wäre vielleicht auch die Stellung in der Waldsee-Klinik, die Sie vorhin angesprochen haben. Wenn Sie sich mit Wolfgang einig sind, dann können Sie jederzeit
dort anfangen. Das mit dem Arbeitsvertrag regeln wir noch, aber grundsätzlich haben Sie jetzt bereits mein Einverständnis.«
In diesem Moment konnte Sophie zum ersten Mal, seit sie die Praxis betreten hatte, lä-cheln. »Danke, Herr Doktor. Ich verspreche Ihnen, daß Sie es nicht bereuen werden.«
*