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Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740957599
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Entsetzt starrte Karina ihn an. »Du willst doch wohl nicht jetzt noch…« Sie schüttelte den Kopf. »Jeff, es ist gleich Mitternacht.«
Ungerührt zuckte er die Schultern. »Na und? Ich nehme an, du mußt morgen wieder zur Uni, und da du heute bei der Intubation versagt hast, wirst du morgen noch mal drankommen. Also zeige ich dir jetzt, wie’s geht, morgen kannst du’s dann.«
Karina seufzte. »Also schön.«
Doch als sie eine halbe Stunde später vor dem Kopfmodell stand und den Tubus in der Hand hielt, wurde sie sich des prüfenden Blicks von Dr. Parker erst so richtig bewußt. Gerade hatte er ihr gezeigt, wie man richtig intubierte, doch Jeffs Anwesenheit verunsicherte sie. Lieber hätte sie es erst mal allein probiert. Ihre Hände zitterten, als sie nach dem Laryngoskop griff, um die Stimmbänder zu prüfen, dann führte sie vorsichtig den Endotrachealtubus ein.
»Bist du sicher, daß du richtig intubiert hast?« wollte Dr. Parker wissen.
Karina zögerte, warf einen Blick auf das Schlauchende, das aus dem Mundwinkel des Modellkopfes ragte, und nickte. »Ja, er liegt in der Luftröhre.«
»Davon solltest du dich aber besser überzeugen, bevor deinem Patienten der Magen platzt«, entgegnete Dr. Parker und drehte das Modell um.
Entsetzt blickte Karina auf das andere Schlauchende, das aus der Speiseröhre ragte. Abrupt drehte sie sich um.
»Ich lerne es wohl nie!« stieß sie hervor.
»Doch«, erwiderte Dr. Parker fest. »Du versuchst es noch einmal – so lange, bis du es kannst.«
Mit einem Ruck fuhr Karina zu ihm herum. In ihren Augen glitzerten Tränen. »Du hast leicht reden! Du kannst es ja!« Dann ergriff sie die Flucht.
»Karina! Bleib hier!« rief Dr. Parker ihr nach.
»Laß mich in Ruhe!« gab sie zurück, während ihre Absätze auf dem PVC-Boden klapperten, dann hörte Dr. Parker, wie die Tür ins Schloß fiel.
Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich auf einem Stuhl nieder.
»Das war offensichtlich der falsche Ton«, murmelte er zu sich selbst. »Mein lieber Jeff, als Psychologe bist du eine glatte Null.«
*
Nicole mußte auf Marios Besuch nicht lange warten. Bereits am nächsten Tag kam er zu ihr. Als er das Zimmer betrat, blieb er einen Augenblick reglos stehen und sah sie nur an. Wie wunderschön sie doch ist!
Das zarte, madonnenhafte Gesicht, die halblangen, blonden Haare und die schönen tiefblauen Augen, die so voller Wärme waren, obwohl kein Licht in ihnen war.
»Mario?« fragte sie jetzt, und dabei waren ihre Augen auf sein Gesicht gerichtet, als könnte sie ihn sehen.
»Ja, Nicole, ich bin es«, erklärte er. »Entschuldige, daß ich nicht gleich etwas gesagt habe, aber… ich mußte dich einfach ansehen.«
Nicole lachte. »Gibt es da denn so viel zu sehen?«
Mario wurde verlegen und war beinahe froh, daß Nicole es nicht erkennen konnte. Im Grunde verstand er sich ja selbst nicht mehr. Er hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, doch jetzt… jetzt hatte es ihn voll erwischt. Noch niemals hatte er etwas Ähnliches gefühlt.
»Ja, Niki«, antwortete er, und in seiner Stimme lang die ganze Liebe, die er im Herzen trug. »Du bist wunderschön.«
Niki. Wie zärtlich das klang. Niki.
Wie in Trance verließ Nicole ihr Bett und ging mit einem liebevollen Lächeln auf Mario zu. Dabei bewegte sie sich so sicher, als könnte sie sehen.
»Niki, wie machst du das?« fragte er bewundernd. »Du bewegst dich so… ich weiß gar nicht, wie ich sagen soll… überhaupt nicht wie eine Blinde.«
Nicole mußte lachen. »Wie bewegt sich denn deiner Meinung nach eine Blinde?«
Wieder wurde Mario verlegen. »Nun ja… vorsichtig… tastend… vielleicht…« Er schwieg beschämt. »Du mußt mich ja für einen Idioten halten.«
Zärtlich berührte Nicole sein Gesicht. »Nein, Mario, das ganz bestimmt nicht. Du hast nämlich vollkommen recht. Ich bewege mich wirklich vorsichtig, wenn ich irgendwo fremd bin. Hier im Zimmer habe ich mich aber schon am ersten Tag gründlich umgesehen. Ich weiß genau, wo sich alle Einrichtungsgegenstände befinden. Da ist es nicht schwierig, sich sicher zu bewegen – vorausgesetzt, es ist niemand da, der irgend etwas umstellt, ohne es mir zu sagen. Das können für mich nämlich dann Fallen werden, deren Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen ist.«
Obwohl ihre Worte nicht traurig geklungen hatten, schnitten sie Mario ins Herz. Wie schwierig mußte Nicoles Leben sein! Und dabei war es für ihn nahezu unvorstellbar, wie sich ein blinder Mensch in dieser Welt überhaupt zurechtfinden konnte… wie es beispielsweise Nicole gelang, sich in einem ihr doch zumindest anfangs fremden Zimmer zurechtzufinden… in einem Zimmer, das sie nie gesehen hatte und niemals sehen würde.
»Darf ich dich jetzt auch ansehen?« fragte Nicole leise, fast schüchtern und riß Mario damit aus seinen Gedanken.
»Ansehen?« gab er erstaunt zurück. »Aber wie… wie willst du das…«
Ein zärtliches Lächeln glitt über ihr hübsches Gesicht, dann hob sie beide Hände. Ganz sanft, fast wie ein Hauch glitten ihre feingliedrigen Finger über sein Gesicht, erforschten Haare, Stirn, Brauen, Nase, Mund und Kinn.
»Und jetzt weißt du, wie ich aussehe?« fragte Mario skeptisch.
»So ungefähr«, antwortete Nicole. »Ganz genau kann man durch Ertasten natürlich nicht feststellen, wie ein Mensch aussieht, aber ich kann mir jetzt eine Vorstellung von dir machen, und das genügt mir.« Sie schwieg kurz. »Weißt du, Mario, viel wichtiger als dein Aussehen ist für mich deine Stimme. Ein Blinder entscheidet nach dem Klang der Stimme über Sympathie oder Antipathie.« Wieder glitt ein sanftes Lächeln über ihr Gesicht. »Deine Stimme klingt in meinen Ohren wie Musik.« Und ich trage sie bereits jetzt im Herzen, fügte sie in Gedanken hinzu. Dabei kenne ich dich doch kaum.
»Niki.« Seine Stimme klang weich und zärtlich.
Im nächsten Moment fühlte sie seine Hände, die sie behutsam streichelte, sie fühlte seinen Atem auf ihrem Gesicht und den sanften Druck, als sich seine Lippen auf die ihren legten.
Nicoles Herz klopfte zum Zerspringen. Es war der erste Kuß, den sie jemals bekommen hatte – es war eine so süße, wundervolle Erfahrung, die sie nie wieder missen wollte.
»Mario«, stammelte sie, als er sie wieder losließ.
Zärtlich streichelten seine Finger durch ihr Haar.
»Ich liebe dich, Niki«, flüsterte er. »Ich weiß nicht, wie es so schnell passieren konnte, aber… ich liebe dich.«
*
Dr. Daniel saß mit seiner Familie am Frühstückstisch und genoß das friedliche Beisammensein. Selten genug kam es vor, daß sich die gesamte Familie Daniel einmal beim Essen traf. Die Harmonie wurde nur durch Karinas ernsten Gesichtsausdruck getrübt.
»Was ist los, Karinchen?« fragte Dr. Daniel sanft. »Hast du schlecht geschlafen?«
»Nein«, antwortete ihr älterer Bruder Stefan für sie. »Der Abend mit Jeff hat sich in die Länge gezogen.« Er grinste Karina an. »Höre ich da etwas läuten?«
»Nein!« Ungewöhnlich scharf kam Karinas Antwort. »Jeff kann mir gestohlen bleiben!«
Erstaunt zog Dr. Daniel die Augenbrauen hoch. Das waren ja ganz neue Töne, die er da von seiner Tochter vernahm.
»Ich dachte immer, ihr wäret