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dir aus der Seele, nicht wahr, Sarina?«

      Sie nickte glücklich. »Und ob!« Spontan umarmte sie den Prinzen und küßte ihn auf die Wange, dann richtete sie sich auf und lächelte Juliane an. »Er gehört zu dir. Werdet glücklich.«

      »Augenblick!« fiel Fürst Adalbert dazwischen. »Noch ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit nicht gesprochen!«

      »Doch, Durchlaucht, ich glaube schon«, erklärte Dr. Daniel ruhig, der spürte, daß Prinz Klaus noch nicht halb so kräftig war, wie er sich gab und im Moment vielleicht sogar fühlte. »Die Liebe hat das letzte Wort gesprochen, und das sollten Sie akzeptieren.«

      Wie zum Beispiel dafür beugte sich Juliane zu Prinz Klaus hinunter, um ihn zärtlich zu küssen. Der Fürst bebte vor Zorn, und sekundenlang sah es so aus, als würde er noch einmal versuchen, die beiden Liebenden auseinanderzureißen, doch dann drehte er sich um und verließ fast fluchtartig die Intensivstation.

      »Ich fürchte, das wird er niemals verkraften«, vermutete Prinz Klaus, und jetzt war ihm die Schwäche deutlich anzusehen.

      »Doch, das wird er«, entgegnete Dr. Daniel. »Spätestens dann, wenn er sein Enkelkind in den Armen hält, wird er froh über diese Entscheidung sein.« Flüchtig berührte er Klaus’ Arm. »Und Sie, lieber Prinz, werden jetzt schlafen. Diese Erholung haben Sie nämlich noch bitter nötig.«

      »Ja, Herr Doktor«, flüsterte Prinz Klaus gehorsam, weil er die Augen wirklich kaum noch offenhalten konnte. Dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. »Schade, daß ich der Prinz und nicht Dornröschen bin.«

      Juliane wußte, was er meinte. Lächelnd beugte sie sich über ihn.

      »Das macht nichts. In diesem Fall wird eben der Prinz von

      seinem Dornröschen wachge-

      küßt.«

      »Darauf freue ich mich schon jetzt«, murmelte Klaus noch, dann fielen ihm die Augen zu.

      »Herr Doktor, darf ich noch ein bißchen bei ihm bleiben?« fragte Juliane.

      Dr. Daniel nickte. »Natürlich, Fräulein Weber. Es käme ja beinahe einem Verbrechen gleich, wenn ich Sie jetzt von Ihrem Prinzen trennen würde. Bleiben Sie, solange Sie wollen. Das kann für Sie beide nur gut sein.«

      Da trat Juliane zu ihm, nahm seine beiden Hände und drückte sie voller Dankbarkeit.

      »Ich weiß nicht, was wir ohne Sie getan hätten, und ich schwöre Ihnen – wenn wir einen kleinen Prinzen bekommen, dann wird er Ihren Namen tragen.«

      *

      »Es ist wie im Märchen«, erklärte Sarina, als sie mit Dr. Daniel die Waldsee-Klinik verließ. »Der Prinz hat seine Prinzessin bekommen, und beide lebten glücklich und zufrieden…«

      »Da höre ich aber eine ganze Menge Melancholie heraus«, meinte Dr. Daniel. »Dabei haben Sie dazu noch gar keinen Grund. Immerhin konnten Sie das Schicksal einer Ehe ohne Liebe von sich und Prinz Klaus abwenden.«

      Sarina nickte. »Das schon, aber…« Sie stockte. Was in ihrem Kopf und vor allem in ihrem Herzen vorging, wollte sie nicht preisgeben.

      Väterlich legte Dr. Daniel einen Arm um ihre Schultern. »Ich bin sicher, daß auf Sie auch ein Prinz wartet, Fräulein Sarina. Vielleicht kein blaublütiger, aber auf jeden Fall einer mit einem goldenen Herzen.«

      Sarina mußte lächeln. »Ich glaube, Sie erzählen Ihrer kleinen Tochter wunderschöne Märchen, Herr Doktor.« Dann wurde sie wieder ernst. »Leider bin ich keine fünf Jahre mehr, sondern zweiundzwanzig. Ich glaube nicht mehr an Märchen.«

      »Das sollten Sie aber vielleicht wieder tun«, riet Dr. Daniel ihr. »Wie Sie an Prinz Klaus und Juliane Weber gesehen haben, können gelegentlich auch Märchen wahr werden.«

      Sarina dachte an den jungen Assistenzarzt, der mit seinem unbeschwerten Lächeln in die Praxis von Dr. Daniel getreten und dabei mitten in ihrem Herzen gelandet war.

      »Ja… vielleicht«, murmelte sie, dann brachte sie ein schwaches Lächeln zustande. »Die Verlobungszeit mit Klaus hat mich wahrscheinlich zu viel Kraft gekostet. Vielleicht bin ich einfach nur zu müde, um noch an irgend etwas zu glauben.«

      »Dann sollten Sie jetzt ein bißchen Urlaub machen«, meinte Dr. Daniel, doch Sarina schüttelte heftig den Kopf.

      »Nein, Herr Doktor, ich will arbeiten«, erklärte sie entschieden. »Dabei kann ich mich von den Strapazen der letzten Wochen viel besser erholen.« Insgeheim hoffte sie auf diese Weise, den netten Assistenzarzt wiederzusehen. Vielleicht würde er ja noch mal in die Praxis kommen, oder sie selbst bekäme womöglich die Gelegenheit, zur Waldsee-Klinik hinüberzugehen.

      Sarina ahnte nicht, daß Dr. Daniel ihre Gedanken ziemlich genau erraten konnte. Er war sicher, daß sich für Sarina und Dr. Köhler noch alles zum Guten wenden würde. Die Liebe fand immer einen Weg.

      *

      Die Hochzeit auf Schloß Hohenstein war das größte gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Unmittelbar nach der Genesung des Prinzen hatte man das Aufgebot bestellt, und als die ersten Schneeflocken vom Himmel taumelten, gaben sich Klaus und Juliane das Ja-Wort.

      Fürst Adalbert beobachtete die feierliche Trauungszeremonie mit verkniffenem Gesicht – ein deutliches Zeichen, daß er sich mit seiner zukünftigen Schwiegertochter noch immer nicht abgefunden hatte. Auch die Fürstin schien von der Wahl ihres Sohnes nicht gerade angetan zu sein, aber abgesehen von diesen beiden hatte Juliane die Herzen aller im Sturm erobert.

      Bürgerliche bringt Licht und Wärme nach Schloß Hohenstein, stand einen Tag nach der Hochzeit in der Zeitung, und die beigefügten Fotos sprachen für sich. Sie zeigten ein glücklich lächelndes Hochzeitspaar.

      Dieses Bild war es dann auch, das Dr. Rainer Köhler sofort ins Auge stach, als er auf seinem Weg zur Klinik an dem kleinen Bahnhofskiosk vorbeikam. Überrascht griff er nach der Zeitung und konnte kaum glauben, was er sah.

      »Das ist doch…«, begann er fassungslos.

      »Hallo! Wollen Sie nicht bezahlen?« rief ihm die Frau am Kiosk nach.

      »Doch… natürlich«, stammelte Dr. Köhler zerstreut, nestelte seine Geldbörse heraus und bezahlte die Zeitung, dann drehte er sich um und wollte sich eiligst auf den Weg zur Klinik machen. Dabei stieß er fast mit einer jungen Frau zusammen und murmelte eine hastige Entschuldigung.

      »Guten Tag, Herr Doktor.«

      Die Stimme ließ ihn wie elektrisiert hochfahren. Da stand sie leibhaftig vor ihm – sie, von der er seit Wochen träumte.

      »Fräulein… ich meine… Komtesse…«, brachte er mühsam hervor.

      Lächelnd schüttelte Sarina von Gehrau den Kopf. »Bemühen Sie sich nicht, Herr Doktor. So gerne höre ich die Komtesse nicht. Sagen Sie doch einfach Sarina zu mir.« Dabei wunderte sie sich, wie es ihr gelang, bei dem Aufruhr, den diese unverhoffte Begegnung in ihrem Innern verursacht hatte, so ruhig zu sprechen.

      Doch Dr. Köhler hatte ohnehin nicht richtig zugehört. Etwas anderes beschäftigte ihn im Moment sehr viel mehr.

      »Ich dachte…« Er wies auf den Zeitungsbericht. »Der Prinz hat gestern geheiratet, aber… ich dachte, er sei mit Ihnen verlobt gewesen.« Heiße Verlegenheit überzog sein Gesicht, weil ihm da Worte herausgeplatzt waren, die ihm eigentlich nicht zustanden. Ob und mit wem Sarina von Gehrau verlobt war oder nicht, ging ihn schließlich überhaupt nichts an – auch wenn er sie so sehr liebte, daß es schon weh tat. Aber davon wußte sie ja nichts.

      Doch Sarina kam gar nicht auf den Gedanken, daß Dr. Köhlers Frage vielleicht ungehörig sein könnte.

      »Das ist richtig«, antwortete sie. »Wir waren tatsächlich verlobt, aber das war eine Entscheidung, die nicht wir getroffen haben, sondern einzig Fürst Adalbert von Hohenstein.« Sie lächelte wieder. »Klaus und Juliane gehören zusammen, und wenn der Fürst nicht so verbohrt gewesen wäre, dann hätte es diese erzwungene Verlobung zwischen

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