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Wort.« Er sah Dr. Daniel ernst an. »Die Erkältung

      ist harmlos, und das hohe Fie-

      ber hat damit auch nichts zu

      tun. Es ist Ausdruck für ein schwerwiegendes seelisches Problem.«

      Dr. Daniel seufzte tief auf. »Ich weiß, was das für ein Problem ist, aber ich fürchte, da kann ihm niemand helfen. Die Entscheidung über sein weiteres Leben muß er schon allein treffen.«

      »Vorausgesetzt, er überlebt diese massive Fieberattacke überhaupt«, wandte Dr. Metzler ein. »Mit Medikamenten ist ihr nämlich kaum beizukommen. Es gelingt uns höchstens mal, das Fieber für ein paar Stunden zu senken – mehr ist leider nicht drin. Über kurz oder lang wird sein Kreislauf die hohe Temperatur nicht mehr verkraften. Sein körperlicher Zustand ist nämlich nicht sehr viel besser als sein psychischer.«

      Dr. Daniel warf dem Prinzen einen besorgten Blick zu. Die Hände des jungen Mannes glitten im Fiebertraum unruhig über die Bettdecke, und das Thermometer zeigte eine konstante Temperatur von einundvierzig Grad an.

      »Wir sollten Juliane informieren.«

      Sarina von Gehrau sprach aus, was Dr. Daniel in diesem Moment gedacht hatte. Jetzt drehte er sich zu ihr um und nickte.

      »Genau das wollte ich gerade tun«, stimmte er ihr zu.

      Beklommen sah Sarina ihn an. »War es falsch, daß wir ihr Klaus’ Zustand bis jetzt verschwiegen haben?«

      Dr. Daniel überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Fräulein Sarina, es war nicht falsch. Juliane ist schwanger, da ist Rücksichtnahme geboten, vor allem wenn die werdende Mutter ohnehin unter Streß steht, wie es bei Juliane der Fall ist. Allerdings ist jetzt das Leben des Prinzen in Gefahr, da gelten andere Prioritäten.«

      Sarina senkte den Kopf. »Ich fühle mich ein bißchen schuldig an dem, was passiert ist. Vielleicht hätte ich ihm nicht so zusetzen sollen, aber…« Sie zuckte die Schultern. »Ich kann mich mit einem solchen Leben nun mal nicht abfinden.«

      »Wo Sie zudem auch noch verliebt sind«, ergänzte Dr. Daniel, dann legte er einen Arm um Sarinas schmale Schultern. »Machen Sie sich keine Gedanken. Es ist ganz bestimmt nicht Ihre Schuld, daß Prinz Klaus jetzt so krank ist. Er hat sich ein Leben lang seinem herrschsüchtigen Vater beugen müssen, aber wenn die Belastung zu groß wird, dann wehrt sich der Körper dagegen.

      »Danke«, flüsterte Sarina, und man sah ihr eine gewisse Erleichterung an. Dr. Daniel hatte mit seinen Worten eine große Last von ihr genommen.

      »Für die Wahrheit muß man sich nicht bedanken, Fräulein Sarina.«

      Da lächelte ihn die junge Frau an. »Sie sind ein wundervoller Mensch, Herr Doktor, aber das wußte ich ja vom ersten Augenblick an.«

      Abwehrend hob Dr. Daniel eine Hand. »Hören Sie bloß auf, mir zu schmeicheln, sonst bilde ich mir am Ende noch darauf etwas ein.« Dann ging er zusammen mit Sarina zur Gynäkologie hinüber. Nach kurzem Anklopfen betraten sie Julianes Zimmer.

      »Herr Doktor, Sarina, das ist aber eine Überraschung«, meinte sie, dann deutete sie die ernsten Gesichter der beiden richtig und erschrak. »Ist etwas mit Klaus?«

      Dr. Daniel setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand. »Prinz Klaus ist hier in der Klinik, Fräulein Weber, und ich will ganz ehrlich sein – es geht ihm nicht besonders gut. Er hat sehr hohes Fieber bekommen, das mit Sicherheit Ausdruck seiner schwerwiegenden Probleme ist. Mit Medikamenten ist diesem Fieber nicht beizukommen, deshalb setze ich jetzt meine ganzen Hoffnungen auf Sie. Ihre Liebe zu Prinz Klaus könnte eine Macht sein, die die Krankheit besiegt.«

      »Krank vor Liebe«, murmelte Juliane, dann blickte sie auf und direkt in Dr. Daniels gütige blaue Augen. »Ist das immer so, Herr Doktor? Wird man immer krank, wenn sich eine Liebe nicht erfüllt?«

      »Wenn es eine so tiefe, ehrliche Liebe ist wie zwischen Ihnen und Prinz Klaus… ja, ich denke, dann ist eine Krankheit eine sehr realistische Möglichkeit, um sich damit auseinanderzusetzen.«

      Entschlossen stand Juliane auf. »Ich muß zu ihm.«

      Dr. Daniel und Sarina begleiteten sie zur Intensivstation, doch hineingehen ließen sie Juliane allein. Nur durch die großen Glasfenster beobachteten sie, was nun passieren würde.

      »Wir dürfen uns nicht zu viele Hoffnungen machen«, meinte Dr. Daniel, während er zusah, wie Juliane an das Bett trat und zärtlich über das fieberheiße Gesicht des Prinzen streichelte. »Auch Wunder brauchen ihre Zeit.«

      Währenddessen streichelte Juliane noch immer das geliebte Gesicht, berührte die vom Fieberschweiß feuchten Haare und beugte sich dann über den Prinzen, um sanft und zärtlich seine Lippen zu küssen.

      »Klaus«, flüsterte sie. »Mein Liebling.«

      Und dann nahm sie seine Hand und legte sie auf ihren Bauch, dem man die Schwangerschaft noch nicht ansehen konnte.

      »Fühlst du das Leben, das da drin heranwächst?« fragte sie leise. »Das Leben, das aus unserer Liebe entstanden ist? Klaus, es ist unser Kind… unsere Liebe, für die wir kämpfen müssen – wenn es sein muß, gegen den Rest der Welt.«

      In diesem Moment schug Prinz Klaus die Augen auf. Der Fieberglanz lag noch darin, trotzdem war sein Blick klar und nicht von wirren Phantastereien getrübt.

      »Juliane«, flüsterte er nahezu tonlos. Er versuchte, eine Hand zu heben, um über ihr langes, dunkles Haar zu streicheln, wie er es während ihrer glücklichsten Zeit immer getan hatte, doch das Fieber hatte ihn zu sehr geschwächt.

      Da beugte sie sich über ihn und legte ihr Gesicht auf seine Brust.

      »Alles wird gut, Klaus«, versicherte sie. »Gemeinsam sind wir unbesiegbar.«

      *

      Dr. Daniel und Sarina von Gehrau standen noch am Fenster der Intensivstation und betrachteten gerührt diese zärtliche Szene, die von so viel Liebe und Vertrauen zeugte, als Fürst Adalbert hereintrat.

      »Was ist mit meinem Sohn? Konnten Sie ihm jetzt endlich helfen?« fragte er barsch.

      Dr. Daniel drehte sich um und betrachtete ihn.

      »Ja, Durchlaucht«, antwortete er dann. »Wir konnten ihm helfen.« Er wies auf das, was sich gerade hinter den Fenstern der Intensivstation abspielte. »Die Medizin sitzt an seinem Bett.«

      Unwillig runzelte der Fürst den Kopf. »Kein Unsinn, Durchlaucht, sondern das Wunder der Liebe.«

      Mit einem Schritt stand der Fürst jetzt bei ihm und starrte auf die Szene, die sich seinen Augen bot.

      »Das ist doch…«, brauste er auf, aber Dr. Daniel ließ ihn nicht aussprechen.

      »Sie sollten akzeptieren, daß es eine Macht gibt, die stärker ist als alle Gesetze dieser Welt – seien sie nun offizieller oder inoffizieller Art«, erklärte er. »Freuen Sie sich über das Glück Ihres Sohnes, und bestehen Sie nicht länger auf der Einhaltung eines Verlöbnisses, das Ihr Sohn niemals eingegangen wäre, wenn er die Wahl gehabt hätte.«

      »Er hat aber keine Wahl«, beharrte der Fürst. »In vier Monaten wird er mit Komtesse Sarina vor dem Traualtar stehen.«

      »Nein!«

      Die Stimme kam laut und deutlich aus dem Innern der Intensivstation – es war die Stimme von Prinz Klaus.

      Jetzt ließ sich Fürst Adalbert nicht mehr zurückhalten. Wie ein Orkan stürmte er in den Raum und versuchte, Juliane vom Bett seines Sohnes wegzuziehen, doch die Hände der Liebenden waren so fest ineinander verschlungen, daß es dem Fürsten nicht gelang, sie zu trennen.

      »Meine Hochzeit wird vorverlegt«, erklärte Prinz Klaus, und niemand hätte in diesem Moment für möglich gehalten, daß er noch vor einer Stunde im Fieber phantasiert hatte. Seine Temperatur lag noch immer bei fast vierzig Grad, doch das schien ihm plötzlich gar nichts mehr anhaben zu können.

      »Bevor der erste Schnee fällt,

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