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niederlegt. 2 Baut nicht auf eure Menge; weit stärker als ihr sind die Misshandelten, wenn sie zusammentreten. Und sie tun es, wenn ihr so vorgeht. Verachtet, weil ihr die Barbaren besiegt habt, nicht sie, vor denen ihr weder an Geschlecht noch Sitte noch Lebensart noch Gebräuchen das Geringste voraushabt. 3 So erlaubt euch denn, wie es Pflicht und Vorteil von euch fordern, keine Gewalttat, keine Misshandlung gegen sie. Nehmt von ihrem freien Willen nur das, dessen ihr bedürft, und erwartet die Geschenke, die sie selbst euch bieten.

      (32) Außer dem hier Gesagten und dem, was sich weiter darüber sagen ließe, bedenket noch, dass ihr mit nach Italien gekommen seid, um dem bedrängten Vaterland beizuspringen und es vor Übeltätern zu bewahren. 2 Hätte es nicht in dieser Gefahr geschwebt (aus der wir es jetzt befreit haben), so wären wir nicht mit bewaffneter Hand hier erschienen, und hätten die Kriege wider die Germanen und die Britannier unvollendet gelassen, die wir gleichfalls noch hätten beendigen können. 3 Stünden wir nicht mit uns selbst im Widerspruch, wenn wir gekommen wären, die Unbilden anderer zu bestrafen, und würden uns gleicher Gewalttat vermessen? Wäre es nicht kläglich, wenn wir das Vaterland, zu dessen Hilfe wir erschienen, in die Notwendigkeit versetzen sollten, neue Beschützer gegen uns zu suchen? 4 Immer habe ich meine Sache für so viel gerechter als die des Pompeius angesehen, dass ich ihn auch oftmals zu rechtlicher Erörterung aufgefordert und, weil er, sich seiner Schuld bewusst, in keine friedliche Entscheidung sich eingelassen, hoffte, das ganze Volk und alle Bundesgenossen auf meine Seite zu bekommen. Nun, da wir uns aber solcher Dinge unterfangen, weiß ich weder etwas für mich, noch etwas gegen jene vorzubringen. Die Sicherung des Rechtsstandes muss unsere erste Sorge sein, auf ihr beruht unsere Hoffnung auf Sieg, ohne sie ist kein Glück, wenn auch anfangs gewogen, von Bestand.

      (33) Dass dies die Natur der Sache so mit sich bringt, sehen wohl die meisten von euch ein und tun gewiss unaufgefordert ihre Pflicht. Ich habe euch deswegen zusammengerufen, um Zeugen und Zuschauer dessen zu sein, was ich tun und sprechen würde. 2 Nicht ihr also tragt die Schuld, vielmehr verdient ihr alles Lob. Aber ihr seht, dass einige wenige unter euch, die, obgleich sie schon oft gefrevelt haben und noch nie gestraft worden sind, noch drohen wollen. Ich halte es nirgends für zuträglich, dass der Vorgesetzte gegen den Untergebenen in Nachteil komme, 3 noch dürfte es von guten Folgen sein, wenn derjenige, welcher gehorchen soll, dem Oberen Befehle vorschreiben will. Seht zu, wie es mit der Hausordnung stünde, wenn die Jungen den Alten die Achtung verweigerten, wie mit den Schulen, wenn die Schüler sich nicht nach den Lehrern richteten, wie mit der Genesung der Kranken, wenn diese nicht in allem den Vorschriften der Ärzte folgten, wie mit der Sicherheit auf den Schiffen, wenn das Schiffsvolk dem Steuermann den Gehorsam versagte. 4 Die Natur hat einmal die heilsame und notwendige Anordnung getroffen, dass der eine befiehlt und die anderen gehorchen. Nichts vermag, ohne dies auch auf die kürzeste Zeit zu bestehen. 5 Dem Vorgesetzten obliegt es, was nottut, zu erkennen und anzuordnen, dem Untergebenen aber, ohne Widerrede zu gehorchen und das Befohlene zu vollziehen. Deshalb wird auch die Weisheit dem Unverstand, die Erfahrung dem Unerfahrenen übergeordnet.

      (34) Wenn dem nun so ist, so werde ich diesen Aufrührern weder durch Druck nachgeben, noch mir durch Gewalt etwas abtrotzen lassen. 2 Wozu wäre ich dem Geschlecht des Aeneas und des Iulus entsprossen? Wozu hätte ich die Prätur, wozu das Konsulat verwaltet, wozu die einen von euch mit mir aus der Heimat ins Feld geführt und die anderen später mir zugesellt? Wozu so lange Zeit die prokonsularische Würde bekleidet, 3 wenn ich, durch den ihr die Gallier bezwungen und die Britannier besiegt habt, von dem Nächstbesten unter euch mir befehlen lassen und mich, jetzt in Italien, in der Nachbarschaft Roms durch ihn besiegt geben sollte? 4 Welche Besorgnisse, welche Furcht sollte mich dazu bewegen? Etwa dass einer von euch mich ermorden könnte? Ja, wäret ihr alle solcher Gesinnung, lieber wollte ich freiwillig sterben, als die Feldherrnwürde schänden, als das Hochgefühl der Macht, das mir meine Stellung gibt, schwächen zu lassen. Denn weit Höheres, Wichtigeres als eines Mannes Leben steht auf dem Spiel, wenn man aufkommen lässt, dass die Soldaten den Aufrührern befehlen und das Recht der Selbstgesetzgebung an sich reißen.

      (35) Doch damit hat mich auch noch keiner bedroht (denn er wäre, ich bin überzeugt, von euch auf der Stelle niedergemacht worden), aber vom Dienst sagen sie sich los, als wären sie erschöpft, die Waffen legen sie nieder, als wären sie von Beschwerden angestrengt, sie wollen, wenn ich es ihnen nicht gutwillig erlaube, Reih und Glied verlassen und zu Pompeius übergehen, wie einige sich laut äußern. 2 Wer wollte aber nicht gerne solcher Menschen los und ledig sein? Wer wollte nicht jenem solche Soldaten wünschen, die sich, mit dem Gegebenen nicht zufrieden, gegen die Befehle auflehnen und in der Blüte ihrer Jahre bei voller Manneskraft Entkräftung vorschützend ihren Oberen befehlen, ihre Anführer tyrannisieren wollen? 3 Tausendmal lieber wollte ich mit Pompeius zu jeder Bedingung mich vergleichen und alles über mich ergehen lassen, als tun, was sich mit meiner angestammten Ehrenhaftigkeit und meinen Grundsätzen nicht verträgt. Sollte euch entgangen sein, dass ich nicht nach Macht oder Schätzen strebe? 4 Dass ich nicht geneigt bin, etwas zu beginnen, zu dessen Erreichung ich gegen jemand heucheln, irgendjemandem schmeicheln oder schöntun müsste? So seid ihr denn aus eurem Dienst entlassen, ihr – wie soll ich euch nennen? –, aber nicht, wie ihr wollt und euch vorstellt, sondern wie es das allgemeine Wohl und das meinige fordern!«

      5 Nun ließ er sie um den zehnten Mann losen und die Verwegensten (es war schon so eingerichtet, dass nur sie das Los traf) hinrichten, die anderen aber entließ er, als brauchte er sie nicht weiter; sie aber wollten, ihren Fehltritt bereuend, wieder in seinen Dienst treten.

      (36) Noch war er im Anzug begriffen, als der Prätor Marcus Aemilius Lepidus, der später am Triumvirat beteiligt war, dem Volk vorschlug, Caesar zum Diktator zu erwählen, und ihn alsbald gegen die herkömmliche Sitte so nannte.144 2 Dieser übernahm auch, sobald er in die Stadt kam, jene Würde, erlaubte sich aber keine Schreckensmaßregel, sondern gestattete allen Verbannten außer Milo145 die Rückkehr, besetzte die Staatsämter für das folgende Jahr (denn bis dahin hatte man statt der Abwesenden keine anderen gewählt, 3 und da kein Ädil im Lande war, hatten die Volkstribune deren sämtliche Geschäfte versehen), ergänzte die Zahl der verstorbenen Oberpriester, ohne sich jedoch an alle hierbei üblichen Gebräuche zu halten, und gab den diesseits der Alpen über dem Eridanus146 wohnenden Galliern, weil sie früher unter seinem Oberbefehl gestanden hatten, das Bürgerrecht. 4 Nachdem er diese Vorkehrungen getroffen hatte, legte er den Namen des Diktators ab, behielt aber, wie vorher, die damit verbundene Amtsgewalt in den Händen. Denn seine Macht stützte er auf die Waffen, und er ließ sich eine Art gesetzlicher Befugnis von dem in Rom befindlichen Senat erteilen, welcher ihm gestattete, alles zu tun, was er wollte, ohne Verantwortung befürchten zu müssen.

      (37) Mit dieser Gewalt bekleidet, brachte er eine wichtige und dringende Angelegenheit in Ordnung. Da nämlich die Kapitalisten, die während der Unruhen und Kriege vieler Gelder bedurften, diese mit größter Härte einzutreiben suchten 2 und viele Schuldner, bei dem besten Willen, aus den gleichen Ursachen, weil sie nicht leicht etwas veräußern oder aufnehmen konnten, zu zahlen nicht imstande waren, auch viel Betrug und Unredlichkeit unterliefen, so stand zu befürchten, dass das Übel unheilbar würde. Zwar hatten schon vorher die Volkstribunen den Zinsfuß herabgesetzt; 3 weil aber auch so keine Zahlung geschah und die einen die verpfändeten Güter überlassen wollten, die anderen aber ihr Kapital in barem Geld verlangten, half Caesar beiden, so gut er konnte. Er befahl nämlich die Pfandgüter nach ihrem Wert abzuschätzen und bestellte durch das Los Schiedsrichter, welche in streitigen Fällen urteilen mussten.

      (38) Weil es aber hieß, viele hätten große Summen daliegen und wollten sie nicht in Umlauf setzen, verordnete er, dass niemand mehr als 15 000 Drachmen an Silber oder Gold besitzen sollte, wollte aber dieses Gesetz als kein neues, sondern als bloße Erneuerung eines alten betrachtet wissen; 2 wodurch er entweder beabsichtigte, dass die Schuldner den Gläubigern einen Teil abzahlen und die anderen den Bedürftigen Summen leihen möchten, oder dass so die Reichen

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