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dasselbe getan haben würde. Denn bliebe dieser unter Waffen, so könnte von ihm nicht mit Fug und Recht gefordert werden, sie niederzulegen, da er so der Willkür seiner Feinde ausgesetzt würde.

      (2) Als hierüber, damit sie nicht aus Rücksicht oder Furcht gegen ihre Überzeugung etwas bestimmen möchten, nicht nach Köpfen, sondern durch Übertritt auf die eine oder die andere Seite der Curie abgestimmt wurde, war keiner dafür, dass Pompeius (der mit seinen Heeren in den Vorstädten lag) die Waffen niederlegen müsste, bei Caesar aber stimmten, außer einem gewissen Marcus Caecilius und Curio, der das Schreiben überbracht hatte, alle dafür. 2 Die Volkstribunen brauche ich nicht zu erwähnen, sie fanden nicht für nötig, auf die Seite der einen oder der anderen Partei zu treten, da es nach der Verfassung bei ihnen lag, einen Beschluss zu verwerfen oder zu genehmigen. Dies wurde nun beschlossen; Antonius und Longinus aber ließen es weder an diesem noch am folgenden Tag zu einem förmlichen Senatsbeschluss kommen.

      (3) Als die anderen sich darob entrüsteten und beschlossen, Trauer anzulegen, versagten sie auch hierfür ihre Zustimmung; der Beschluss wurde aber dennoch niedergeschrieben und alsbald vollzogen. Alle verließen auf der Stelle die Curie, kehrten im Trauergewand zurück und berieten sich über ihre Bestrafung. 2 Anfangs widersetzten sich jene, dann aber, zumal da Lentulus ihnen bedeutete, ehe noch abgestimmt würde, sich zu entfernen, um ihre Sicherheit besorgt, gingen sie, nachdem sie förmlichen, feierlichen Einspruch eingelegt hatten, mit Caecilius und Curio zu Caesar ab, indem, sie sich wenig daran kehrten, aus der Liste der Senatoren gestrichen worden zu sein. 3 Nach diesem Beschluss wurde den Konsuln und den anderen Obrigkeiten nach hergebrachter Sitte aufgetragen, auf die Sicherheit des Staates Bedacht zu nehmen. Nachher aber versammelte man sich außerhalb der Ringmauer bei Pompeius, erklärte den Staat in Gefahr und übergab ihm die Gelder und die Truppen. Caesar aber erklärte man, wofern er nicht seinen Nachfolgern den Oberbefehl übergebe und innerhalb einer festgesetzten Frist die Heere entlasse, weil er dem Wohl des Vaterlands zuwiderhandle, für einen Feind des Staates.

      (4) Auf die Kunde von diesen Vorgängen rückte Caesar nach Ariminum,141 indem er jetzt erstmals die Grenzen seiner Provinz überschritt, versammelte seine Soldaten und hieß Curio und die anderen, welche mit ihm gekommen waren, ihnen das Vorgefallene berichten. Hierauf sprach er selbst noch, was die Umstände erforderten und bestärkte ihren Mut. 2 Sodann brach er auf und rückte geradewegs nach Rom vor, indem er alle Städte ohne Schwertstreich unterwarf, die auf seinem Zuge lagen, da die Besatzungen, zu schwach, um sich zu halten, sie teils verließen, sich teils für ihn erklärten. Als Pompeius dies vernahm und seinen Plan von Labienus genauer erfuhr, geriet er in Furcht. 3 Dieser war nämlich von Caesar zu ihm übergetreten und hatte alle Geheimnisse desselben verraten. Wundern muss man sich, wie dieser Mann, den Caesar vor allen jederzeit ehrte, sodass er ihm, so oft er in Italien war, den Oberbefehl über alle Truppen jenseits der Alpen übertrug, so handeln konnte. 4 Der Grund dafür war jedoch, dass er, nachdem er sich Schätze und Ruhm erworben hatte, anspruchsvoller war, als es sich mit seiner Stellung vertrug, und Caesar, der sah, dass jener sich ihm gleichstellen wollte, ihn nicht mehr in gleichem Grade liebte. Diesen Wechsel nicht ertragend und in der Furcht vor noch Schlimmerem, trat er zu dessen Gegnern über.

      (5) Pompeius wurde – infolge dessen, was er von Caesar hörte, und weil er noch keine dem Kampf gewachsene Streitmacht beisammenhatte und nicht nur die anderen Städter, sondern seine Anhänger selbst dem Krieg, dessen Folgen von Marius und Sulla her ihnen noch im Gedächtnis waren, abgeneigt und bemüht sah, jenen ungefährdet loszuwerden – mit einem Mal auf andere Gesinnung gebracht 2 und schickte ihm Lucius Caesar,142 einen Verwandten desselben, und den Prätor Lucius Roscius, die sich selbst dazu erboten, als Gesandte an Caesar ab, um zu versuchen, das erste Ungestüm desselben beschwichtigend, unter günstigen Bedingungen mit ihm Frieden zu machen. 3 Als aber jener auf seiner früheren Forderung bestand und erklärte, dass er nur mit Pompeius selbst sprechen wollte, standen die meisten nicht gut dazu, indem sie besorgt waren, sie möchten sich zu ihrem Nachteil vereinigen. 4 Als jedoch die Gesandten sowohl vieles andere von Caesar rühmten als auch zuletzt verhießen, dass niemandem etwas zuleide getan werde und die Heere alsbald entlassen werden sollten, so freuten sich die Städter, schickten dieselben Gesandten an jenen und erklärten beständig und allerorten unverhohlen, es sei nicht mehr als billig, dass beide zu gleicher Zeit die Waffen niederlegten.

      (6) Hierdurch in Furcht gesetzt zog Pompeius, welcher wohl wusste, dass er gegen Caesar, wenn ihre Sache vor das Volk gebracht würde, sehr im Nachteil wäre, vor der Rückkehr der Gesandten nach Campanien ab, 2 weil er glaubte, von dort aus leichter den Krieg führen zu können, und befahl dem ganzen Senat mit den Obrigkeiten, ihm zu folgen; nachdem er ihnen durch einen Beschluss die Erlaubnis, die Stadt zu verlassen, verschafft und erklärt hatte, dass er jeden, der zurückbliebe, als Feind behandeln würde. 3 Auch ließ er den Beschluss fassen, dass alle öffentlichen Gelder und Weihegeschenke in der Stadt mitgenommen werden sollten; denn damit hoffte er, ein mächtiges Heer aufzustellen. Solche Ergebenheit hatten ihm nämlich kurz vorher auf die Nachricht, dass er gefährlich erkrankt sei, fast alle Städte Italiens bezeigt, dass sie für seine Genesung öffentliche Dankopfer gelobten. 4 Dass dies eine große Auszeichnung für ihn war, wird niemand in Abrede stellen; denn niemandem, außer später den höchsten Machthabern, wurde jemals eine solche Ehre zuteil. Doch war dies noch kein sicheres Unterpfand dafür, dass sie ihn, aus Furcht vor einem Mächtigeren, nicht im Stich lassen würden. 5 Wegen der Gelder und der Weihgeschenke wurde zwar der Beschluss gefasst, aber keines von beiden angerührt. Als nämlich indessen die Nachricht kam, dass Caesar den Gesandten keinen friedfertigen Bescheid gegeben und sie noch dazu bezichtigt hätte, dass sie Unwahres von ihm berichtet hätten, 6 dass ferner die Soldaten zahlreich und kühn und (wie man in solchen Dingen alles ins Furchtbare übertreibt) jeder Gewalttat fähig wären, gerieten sie in Schrecken, und machten sich, ohne etwas anzurühren, eiligst davon.

      (7) Auch ansonsten war ihr Auszug stürmisch und unordentlich; und die Ausziehenden – die Ersten aus dem Stande der Senatoren und Ritter, auch ein Teil aus dem Volk – 2 zogen, scheinbar zum Kriege, in Wirklichkeit aber als Kriegsgefangene aus. Denn sehr schmerzte es, dass sie die Vaterstadt verlassen und sich in fremden Mauern statt in den eigenen befinden sollten. 3 Diejenigen, welche mit dem ganzen Hause flohen, verließen Tempel, Häuser und den väterlichen Boden, in der Gewissheit, dass diese Dinge alsbald im Besitz ihrer politischen Feinde sein würden, und waren (denn wohl kannten sie die Absichten des Pompeius) darauf gefasst, falls sie den Kampf überlebten, ihre Heimat in Makedonien oder Thrakien suchen zu müssen. 4 Diejenigen, welche Frau und Kinder und was sonst ihnen wert und teuer war, zurückließen, schieden zwar mit einiger Hoffnung auf Heimkehr, waren aber weit schlimmer daran als die anderen; denn von ihrem Teuersten losgerissen, waren sie den Übeln des Kriegsglücks, wie es auch entschied, verfallen. 5 Taten sie, die ihr Liebstes dem erbittertsten Feind preisgegeben, nicht ihre Pflicht als Soldaten, so waren sie selbst in Gefahr, genügten sie ihr, so sahen sie den Verlust jener voraus und hatten weder den einen, noch den anderen zum Freund, sondern beide zu Feinden – Caesar, weil nicht auch sie zurückgeblieben waren, Pompeius, weil sie nicht auch jene mit sich genommen hatten. 6 So in Gesinnung, Wünschen und Hoffnungen schwankend, trennten sie sich körperlich von dem Liebsten und waren auch im Geiste zerrissen.

      (8) So gestimmt waren die Scheidenden. Die Zurückgebliebenen wurden von anderen, ebenso heftigen Gemütsbewegungen bestürmt; denn von den Ihrigen getrennt, ihrer Beschützer beraubt, unvermögend sich selbst zu helfen in den Wechselfällen des Krieges und der Willkür desjenigen preisgegeben, der sich der Stadt bemächtigen würde, 2 sahen sie in ihrer Angst schon alle die Misshandlungen und Mordszenen zu Wirklichkeit geworden; die einen wünschten zürnend, dass sie zurückgelassen worden waren, jenen das gleiche Los, indessen andere, es dem Drang der Umstände zugutehaltend, um das Schicksal derselben bekümmert waren. 3 Auch die übrige Menge, wenngleich durch keine Bande des Blutes den Scheidenden verbunden, war dennoch ihretwegen betrübt, da sie Nachbarn und Freunde aus ihrer Mitte sich entfernen

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