Скачать книгу

nach Makedonien überzusetzen, da er keine Schiffe hatte und für Italien fürchtete, es könnten Pompeius’ Unterbefehlshaber aus Hispanien herüberkommen und es besetzen. Damit aber keiner der Abgesegelten nach Brundisium zurückkäme, legte er eine Besatzung dahin, ging nach Rom 2 und sprach in einer ihm von Antonius und Longinus außerhalb der Ringmauer veranstalteten Sitzung des Senats, den sie, die früher aus dem Senat Gestoßenen, jetzt versammelt hatten, Worte der Milde und Mäßigung, um ihnen für den Augenblick Wohlwollen und für die Zukunft gute Hoffnung einzuflößen. 3 Denn da er sie, über das Vorgefallene missvergnügt, seine Heeresmacht mit schrägen Augen betrachten sah, wollte er sie beruhigen und sich abregen machen, auf dass sie, während er den Krieg führte, sich ruhig verhielten. 4 Deshalb erlaubte er sich auch gegen keinen Vorwürfe oder Drohungen, brach vielmehr gegen diejenigen, welche ihre Mitbürger zu bekriegen sich unterstanden, in Verwünschungen aus und stellte schließlich den Antrag, des Friedens und der Eintracht wegen sogleich Gesandte an Pompeius abzuordnen.

      (16) In gleichem Sinne sprach er sich gegen das Volk aus, das sich außerhalb der Ringmauer versammelt hatte, gab Befehl, aus den Inseln Getreide herbeizuschaffen und versprach, jedem 75 Drachmen zu schenken. Damit vermeinte er, dieselben zu ködern. Die Leute aber bedachten, dass einer, der nach einem Gute noch trachtet, anders denkt und handelt, nachdem er in den Besitz desselben gelangt ist, 2 dass er am Beginn einer Unternehmung denen, die ihm entgegenwirken konnten, alles Schöne und Gute verspreche, nach Erreichung seiner Absichten aber der Verheißungen nicht nur nicht mehr gedenke, sondern die durch sie erlangte Macht wider sie selbst gebrauche. 3 Sie erinnerten sich noch zu gut, wie Marius und Sulla, trotz der schönsten Versprechungen, von allem das Gegenteil getan hatten, und merkten, dass er ihrer bedurfte. Zudem mussten sie überall in der Stadt, und zwar in großer Anzahl, die Bewaffneten Caesars erblicken und konnten deshalb seinen Reden keinen Glauben und kein Vertrauen schenken 4 noch sich von der früher gefassten Furcht befreien, sondern beargwöhnten ihn, zumal da die Gesandten, welche den Frieden unterhandeln sollten, zwar gewählt, aber nicht abgeschickt wurden, und selbst Caesars Schwiegervater Piso, als er die Sache in Erinnerung brachte, dafür übel angesehen wurde.

      (17) Weit entfernt, die versprochenen Spenden zu erhalten, mussten die Römer in der Stadt ihm alle im Schatz befindlichen Gelder zum Unterhalt der von ihnen gefürchteten Soldaten ausliefern. Sodann legten sie, als stünde alles zum Besten, das Friedenskleid an, was sie bis dahin noch nicht getan hatten. 2 Zwar erhob ein Volkstribun, Lucius Metellus, gegen den Vorschlag wegen der Gelder Einspruch und begab sich, als er nichts ausrichtete, zur Schatzkammer, wo er die Tore bewachte. Die Soldaten aber kehrten sich so wenig an seine Bewachung wie an seine Einsprache, brachen das Schloss auf (den Schlüssel hatten die Konsuln, als könnte man statt seiner sich nicht der Beile bedienen, mitgenommen) und trugen alle Gelder fort. 3 So wurde auch alles andere, wie ich schon mehrfach dargelegt habe, unter dem Schein der Rechtmäßigkeit, in Wirklichkeit aber auf dem Wege der Gewalt beschlossen und vollzogen (und zwar wurde das meiste von Antonius in Antrag gebracht). Beide Teile nämlich nannten die Parteigegner Feinde des Vaterlands und behaupteten nur für dieses zu kämpfen, während sie allein den eigenen Vorteil bedachten und beide gleichermaßen das Gemeinwesen zugrunde richteten.

      (18) So verfuhr hier Caesar und nahm sodann Sardinien und Sizilien, aus denen die Statthalter entwichen waren, ohne einen Schwertstreich in Besitz; Aristobulos entließ er nach Palästina, damit er dort gegen Pompeius aufträte. 2 Den Söhnen der von Sulla Geächteten gestattete er wieder die Bewerbung um Ämter und ordnete auch alles andere in der Stadt und dem übrigen Italien, wie es ihm unter den damaligen Umständen am förderlichsten war. 3 Dies nun überließ er Antonius; er selbst aber ging nach Hispanien ab, das sich aufs Kräftigste der Sache des Pompeius annahm und befürchten ließ, dass es auch Gallien zum Abfall bewegen möchte. 4 Mittlerweile war nebst anderen Senatoren auch Cicero, der sich vor Caesar nicht hatte blicken lassen, zu Pompeius, der ihm die bessere Sache zu verfechten schien und voraussichtlich Sieger blieb, weggegangen. 5 Vor ihrer Abfahrt nämlich hatten die Konsuln und er, als Prokonsul, allen geboten, ihm nach Thessaloniki zu folgen, da Rom von den Feinden besetzt wäre, sie selbst aber auch den Senat ausmachten und überall, wohin sie kämen, den Mittelpunkt des Staates bildeten. 6 Zu ihnen traten deswegen teils sogleich, teils später, die meisten Senatoren und Ritter sowie alle Städte über, die nicht im Bereich der Waffen Caesars lagen.

      (19) Die Massilier halfen unter allen Galliern allein dem Caesar nicht, noch nahmen sie ihn in die Stadt auf, 2 vielmehr gaben sie ihm den denkwürdigen Bescheid, sie seien des römischen Volkes Bundesgenossen, ihnen beiden befreundet, aber nicht imstande zu untersuchen und zu entscheiden, welcher von ihnen im Unrecht wäre. Käme daher einer als Freund zu ihnen, so nähmen sie ohne Waffen jeden auf, zu Kriegszwecken aber keinen. 3 Belagert, erwehrten sie sich seiner und hielten sich lange auch gegen Trebonius und Decimus Brutus, die später sie belagerten. Einige Zeit nämlich blieb Caesar vor der Stadt, die er mit wenig Mühe zu erobern hoffte, denn er konnte es nicht fassen, dass ihn, der Rom ohne Schwertstreich bewältigte, die Massilier nicht aufnehmen sollten; 4 als sie sich aber hielten, überließ er anderen die Belagerung und eilte nach Hispanien.

      (20) Zwar hatte er Gaius Fabius dahin vorausgeschickt; weil er aber besorgt war, dieser möchte, auf eigene Faust eine Schlacht wagend, den Kürzeren ziehen, unternahm er selbst den dortigen Feldzug. Daselbst befehligten damals Afranius und Petreius, welche zwar die Gebirgspässe besetzt hielten, ihre Hauptmacht aber bei Ilerda zusammengezogen hatten und dort den Feind erwarteten. 2 Fabius nun, der ihre Wachposten auf den Pyrenäen überwältigt hatte, griffen sie beim Übergang über den Fluss Sicoris unversehens an und töteten ihm einen großen Teil der Mannschaft, welcher von ihm, als beim Übergang die Brücke zerrissen war, abgeschnitten worden war. 3 Als aber bald darauf Caesar dazu kam, auf einer anderen Brücke über den Fluss setzte und ihnen eine Schlacht anbot, trauten sie sich lange nicht, mit ihm handgemein zu werden, sondern blieben ruhig ihm gegenüber im Lager. 4 Dadurch ermutigt suchte er eine zwischen ihnen und der Stadt gelegene feste Stellung zu gewinnen, um sie von dieser abzuschneiden. Afranius aber kam ihm, als er seine Absicht bemerkte, 5 zuvor, wehrte den Angriff ab, verfolgte die Fliehenden und hielt eine Weile dem Ungestüm der aus dem Lager Nachrückenden stand, wich dann geflissentlich zurück und lockte sie an eine vorteilhaftere Stelle, wo er eine noch größere Anzahl niedermachte. Durch diesen Vorgang ermutigt, überfielen sie die Futterholer und brachten den Zerstreuten Verluste bei. 6 Als ein Heeresteil auf das jenseitige Flussufer kam und indessen die Brücke durch einen Sturm zerrissen wurde, gingen sie auf der anderen Brücke, die dicht bei der Stadt war, über den Fluss und richteten, da niemand zu Hilfe kommen konnte, alle zugrunde.

      (21) Durch diese Vorfälle kam Caesar in große Not, als ihm auch von den Bundesgenossen keiner zu Hilfe kam, weil die Feinde sie, immer wenn sie sich näherten, abfingen, und es ihm große Mühe bereitete, die Lebensmittel im fremden Land und bei solchen Niederlagen herbeizuschaffen. 2 Auf diese Nachrichten gab man in Rom, als könnte er sich nicht länger halten, seine Sache verloren, neigte sich auf die Seite des Pompeius, und unter anderen gingen auch wieder einige Senatoren zu diesem über. 3 Und wären nicht indessen die Massalioten, obgleich von Domitius unterstützt und durch ihre Erfahrung im Seewesen im Vorteil, von Brutus durch die Größe seiner Schiffe und die Tapferkeit der Mannschaft in einer Seeschlacht besiegt und völlig in die Stadt eingeschlossen worden, so hätte nichts mehr seinen gänzlichen Untergang aufgehalten. 4 Nun aber tat die geflissentlich übertriebene Schilderung dieser Erfolge bei einigen Hispaniern solche Wirkung, dass sie sich für Caesar entschieden. Durch ihren Beitritt bekam er jetzt Lebensmittel im Überfluss, schlug Brücken, setzte den Feinden zu und machte durch unvorhergesehene Überfälle auf die, die in der Gegend umherschwärmten, viele nieder.

      (22) Afranius, dadurch entmutigt, und weil ihm seine Stellung zu Ilerda nicht mehr sicher und langfristig haltbar schien, beschloss, sich auf den Iberus [Ebro] und die dortigen Städte zurückzuziehen, und brach bei Nacht auf, in der Hoffnung, die Feinde

Скачать книгу