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zu solcher Höhe, dass sie es im Krieg selbst mit den Römern aufnahmen und ihnen, wie man glaubt, bis auf den heutigen Tag gleichkommen. 4 Sie sind allerdings gute Krieger, haben aber noch größeren Ruhm dadurch erlangt, dass sie, obgleich sie den Römern noch nirgends Land abgenommen, vielmehr einiges von dem Ihrigen an sie verloren haben, doch noch nie unterjocht worden sind, sondern sich noch jetzt, so oft sie mit uns zu tun haben, mit Auszeichnung schlagen.

      (15) Über ihren Ursprung, ihr Land und ihre eigentümlichen Sitten und Gewohnheiten haben viele geschrieben, und ich bin nicht geneigt, dasselbe zu tun. Ihre Bewaffnung und ihre Art Krieg zu führen aber erfordern, als in meine Geschichte gehörig, nähere Beleuchtung. 2 Sie bedienen sich keiner Schilde und ziehen als Bogenschützen und Lanzenträger, zu Pferd, meist gepanzert, ins Feld. Ihr Fußvolk ist nicht zahlreich und von weniger Belang, es besteht gleichfalls aus lauter Bogenschützen. Von Kindesbeinen an üben sie sich und werden für beides durch Klima und Bodenbeschaffenheit gleichermaßen begünstigt. 3 Ihr Land, meist eben, eignet sich aufs Beste nicht allein zur Zucht, sondern auch zum Gebrauch der Pferde. Ganze Herden führen sie in den Kriegen mit sich, um nach Belieben zu wechseln, aus der Ferne ebenso schnell anzusprengen, wie plötzlich in große Weite sich zurückzuziehen. 4 Das Klima bei ihnen ist sehr trocken und ohne die geringste Feuchtigkeit, sodass es ihren Bogen die größte Spannkraft gibt, den höchsten Winter ausgenommen, weshalb sie auch in dieser Jahreszeit nie zu Felde ziehen. Zu jeder anderen Zeit hat man in ihrem, wie jedem dem ihrigen ähnlichen Land schweren Stand mit ihnen. 5 Die brennendste Sonnenhitze hat sie daran gewöhnt; gegen den Mangel an Wasser und dessen schwierige Herbeischaffung haben sie viele Mittel erfunden, sodass es ihnen schon dadurch leicht wird, die in ihr Land einfallenden Feinde abzuwehren. Auch außerhalb desselben und über dem Euphrat hatten sie schon mit Erfolg gekämpft und Einfälle gewagt, 6 aber einen anhaltenden Krieg mit gleichem Nachdruck ununterbrochen fortzuführen, vermögen sie nicht, wenn sie sich in eine von ihrem Land und Klima so ganz verschiedene Lage versetzt sehen, wohin sie weder Mundvorrat noch Sold in gehörigem Maße beizubringen verstehen. So viel von den Parthern selbst.

      (16) Als Crassus, wie schon erwähnt, in Mesopotamien eingefallen war, schickte Orodes an ihn nach Syrien Gesandte, ihn wegen seines Einfalls zur Rede zu stellen und um seine Beweggründe zu dem Krieg zu erfragen, auch schickte er zu den eroberten oder abgefallenen Orten Surenas mit einem Heer. 2 Er selbst gedachte in das ehemals Tigranes gehörende Armenien zu ziehen, damit sein dermaliger König, Artabazes, Sohn des Tigranes, um das eigene Reich besorgt, den Römern keine Hilfstruppen schicke. 3 Crassus erwiderte, er würde ihm in Seleukia, einer Stadt Mesopotamiens, die noch jetzt größtenteils von Griechen bewohnt wird, die Beweggründe zum Krieg namhaft machen. Da sprach denn einer der Parther, mit den Fingern der rechten Hand in die linke schlagend: »Eher werden hier Haare wachsen, als dass du nach Seleukia kommen wirst.«

      (17) In dem Winter, in welchem Gnaeus Calvinus und Valerius Messala Konsuln waren, ereigneten sich in Rom selbst viele Wunderzeichen. Man sah nämlich Eulen und Wölfe, und die Hunde liefen heulend durch die Stadt, auch schwitzten Bildsäulen oder sie wurden vom Blitz getroffen. 2 Mit Besetzung der Ämter kamen sie wegen Zänkereien, hauptsächlich aber wegen der Auspizien und Himmelszeichen erst im siebenten Monat zustande. Indessen ersah man nicht deutlich, worauf sie hinwiesen. Denn in der Stadt selbst war es unruhig, auch hatten die Gallier sich wieder gerührt, und mit den Parthern war man, man wusste selbst nicht wie, erneut zerstritten. 3 Desto deutlicher und unverkennbarer waren sie bei Crassus, als er an der Stadt Zeugma (denn so heißt der Ort seit Alexanders Feldzug, weil er daselbst übersetzte) über den Euphrat ging.

      (18) Der sogenannte Adler (ein kleiner Tempel, in welchem ein vergoldeter Adler sitzt; er befindet sich bei allen ordentlich aufgehobenen Legionen und kommt nie aus dem Winterlager, wenn nicht das ganze Heer ausrückt; 2 ein Mann trägt ihn auf einer langen Stange, die in einen spitzigen Schaft ausläuft, sodass sie in den Boden gesteckt werden kann) – von diesen Adlern nun wollte einer damals nicht mit ihm über den Euphrat gehen, sondern hielt, wie angewachsen, im Boden, bis viele sich herumstellten und ihn mit Gewalt herauszogen. 3 Er folgte ihm also wider seinen Willen. Auch eine der großen segelähnlichen Fahnen, worauf der Name des Heeres und des Oberfeldherrn in roten Buchstaben steht, fiel, von heftigem Wind umgerissen, von der Brücke in den Fluss. 4 Crassus ließ nun auch die anderen von gleicher Länge, um sie kürzer und zum Tragen bequemer zu machen, abnehmen und vermehrte so die Wunderzeichen. Beim Übergang über den Fluss selbst umfing die Soldaten ein solcher Nebel, dass sie übereinanderfielen und nichts vom feindlichen Land sahen, bis sie den Fuß darauf setzten; 5 auch waren die Opfer für den Übergang und das Betreten des jenseitigen Ufers äußerst ungünstig. Es erhob sich ein heftiger Wind unter Blitzen, die Brücke ging auseinander, ehe noch alle hinüber waren. Da diese Vorfälle selbst den Einfältigsten und Unverständigsten belehren mussten, dass sie schlimm wegkommen und nicht zurückkehren würden, herrschten große Furcht und Niedergeschlagenheit im Heer.

      (19) Crassus erklärte, um ihnen Mut zu machen: »Erschreckt nicht, Soldaten, dass die Brücke zugrunde gerichtet ist, und glaubt nicht, dass dies Unglück bedeute, 2 denn ich schwöre euch, dass ich den Rückzug über Armenien zu nehmen beschlossen habe.« Damit ermutigte er sie wieder, als er aber mit erhobener Stimme weitersprach: »Seid getrost, denn keiner von uns wird auf diesem Wege zurückkehren!«, 3 glaubten die Soldaten hierin eine weitere Vorbedeutung zu vernehmen, verfielen in noch größere Mutlosigkeit und hörten nicht mehr auf seine übrigen Ermunterungen, und dass er die Barbaren verächtlich machte, die Macht der Römer pries, ihnen Schätze und Belohnungen versprach. 4 Sie folgten ihm jedoch, ohne sich durch Worte oder Taten zu widersetzen, war es aus Gehorsam gegen die Gesetze oder weil sie so bestürzt waren, dass sie sich weder raten noch helfen konnten. Auch in allem anderen waren sie, wie von einer Gottheit dem Verderben geweiht, an Geist und Körper gelähmt.

      (20) Am empfindlichsten schadete ihnen Abgaros von Osrhoëne zu, der, unter Pompeius den Römern verbündet, jetzt die Partei der Barbaren ergriff. Gleiches tat zwar auch der Araber Alchandonios, der immer auf die Seite des Stärkeren trat. 2 Allein dieser fiel öffentlich ab, sodass man vor ihm auf der Hut sein konnte. Abgaros dagegen hielt es mit den Parthern und gab sich doch als Freund des Crassus aus, schoss ihm reiche Geldsummen vor und entlockte ihm seine Pläne, um sie jenen zu verraten. Fasste jener einen vernünftigen Entschluss, so brachte er ihn davon ab und trieb ihn zu nachteiligen an. 3 Zugleich tat er Folgendes: Crassus wollte gegen Seleukia ziehen, wohin er längs des Euphrats und jenseits desselben mit Heer und Gepäck sicher zu kommen dachte, und von dieser Stadt aus, deren Bewohner er als Hellenen leicht zu gewinnen hoffte, ohne Mühe nach Ktesiphon überzusetzen. 4 Diesen Plan redete er ihm als zu zeitraubend aus und riet ihm, Surena, der mit wenigen Leuten in der Nähe stünde, ein Treffen zu liefern.

      (21) Nachdem er hierauf dem einen Verderben, dem anderen den Sieg bereitet hatte (denn er nahm unter dem Vorwand der Kundschaft beständige Rücksprache mit Surena), führte er die Römer, die sich zu nichts Argem versahen, wie zum gewissen Sieg aus und fiel dann in der Schlacht selbst mit jenem über sie her. 2 Dies geschah auf folgende Weise: Die Parther rückten, nachdem sie den größeren Teil ihres Heeres in der unebenen und mit Bäumen bewachsenen Gegend versteckt hatten, gegen die Römer an. Als Crassus, nicht der Vater, sondern der Sohn, welcher zu jenem aus Gallien gekommen war, ihrer ansichtig wurde, hoffte er, mit ihnen allein leichte Arbeit zu haben, sprengte mit der Reiterei auf sie an, verfolgte sie, die geflissentlich flohen, als Sieger und kam zu weit vom Fußvolk ab. Er wurde umringt und eingeschlossen.

      (22) Trotz dieses Verlustes wandte sich das römische Fußvolk nicht zur Flucht, sondern drang, um Crassus zu rächen, lebhaft auf die Parther ein, richtete aber gegen die Menge, wegen ihrer Kampfesweise und des Verrats Abgaros’, nichts Bedeutendes aus. 2 Dann drängten sie sich mit den Schiffen aneinander, um sich durch Schließung der Glieder gegen die feindlichen Pfeile zu decken, so griffen sie die Lanzenträger ungestüm an, warfen sie zu Boden oder sprengten sie wenigstens auseinander. Sie zerstreuten sie, um diesen

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