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in der Nacht überfallen. Deshalb gab er ihnen den Rat, das Gebiet der Eburonen, wo sie bei längerem Verweilen in Gefahr kommen würden, zu verlassen und sich sobald wie möglich auf andere nahe liegende Winterquartiere zurückzuziehen.

      (6) Die Römer vertrauten seinem Rat umso eher, da er von Caesar viele Wohltaten genossen hatte und sich dafür erkenntlich zu zeigen schien. Sie packten daher eiligst zusammen, zogen am Abend ab und fielen in die Hinterhalte, in denen sie bedeutende Verluste erlitten. 2 Cotta fiel mit vielen auf der Stelle, Sabinus aber rief Ambiorix zu sich, als wollte er ihn retten (denn er war dabei nicht zugegen, und schien es immer noch redlich mit ihm zu meinen), ließ ihn aber ergreifen und stieß ihn nach Abnahme der Waffen und Kleider mit dem Wurfspieß nieder, indem er unter anderem die Hohnworte sprach: »Wie erdreistet ihr euch, Leute solchen Schlages, über Männer, wie uns, herrschen zu wollen?« 3 So erging es diesen. Die anderen schlugen sich zum Lager durch, aus dem sie ausgezogen waren. Als sie aber auch hier von den Feinden angegriffen wurden und sich weder verteidigen noch entfliehen konnten, töteten sie einander selbst.

      (7) Nach diesen Vorgängen empörten sich außer anderen Nachbarvölkern auch die Nervier, obgleich Quintus Cicero, Marcus Tullius Ciceros Bruder und Caesars Legat bei ihnen im Winterlager stand. Ambiorix verband sich mit ihnen und griff Cicero an. 2 Nach unentschiedenem Kampf, wobei er einige Gefangene gemacht hatte, suchte er auch ihn zu überlisten. Da ihm dies misslang, umringte er ihn und hatte ihn, bei der Menge von Händen und der Erfahrung, die er im Kriegsdienst unter den Römern erworben hatte, und durch die Anweisung, die er von den Gefangenen erhielt, in Kurzem mit Pfahlwerk und Graben eingeschlossen. 3 Oft kam es zwar, wie es in solchen Fällen natürlich ist, zu Kämpfen, und weit mehr Barbaren fielen, weil sie auch mehr waren, aber sie fühlten, eben ihrer Menge wegen, den Verlust nicht in dem Grade, wie die Römer, sodass diese, deren Anzahl ohnedies nicht groß war und jetzt immer mehr abnahm, mit leichter Mühe eingeschlossen wurden.

      (8) Sie waren nahe daran, in die Gewalt der Feinde zu fallen, denn aus Mangel am nötigen Zubehör konnten sie die Wunden nicht pflegen, noch hatten sie der Überraschung der Belagerung wegen viel Mundvorrat. Zudem kam ihnen niemand zu Hilfe, obgleich viele umher in den Winterquartieren lagen, da die Barbaren überall die Wege bewachten, alle ihre Boten abfingen und vor ihren Augen töteten. 2 Ein Nervier jedoch, der ihnen wegen empfangener Wohltaten ergeben und damals mit Cicero eingeschlossen war, bot ihm einen Sklaven zum Boten an. Seiner heimischen Tracht und Sprache wegen konnte sich dieser als einer der Ihrigen, ohne entdeckt zu werden, unter die Feinde mischen, und seinen Weg dann weiter verfolgen.

      (9) Auf die Nachricht davon kehrte Caesar, welcher noch nicht in Italien, sondern auf dem Wege dahin begriffen war, um und nahm die Soldaten aus den Winterquartieren, welche auf seinem Weg lagen, zu sich und eilte heran. Weil er befürchtete, Cicero möchte, an Hilfe verzweifelnd, unterliegen oder sich in einen Vergleich ergeben, schickte er einen Reiter voraus. 2 Dem Sklaven des Nerviers vertraute er, obgleich er seine Ergebenheit durch die Tat bewährt hatte, doch die Sache nicht an, weil derselbe aus Mitleid mit seinen Landsleuten großes Unheil über die Römer bringen konnte. Er ordnete deshalb lieber einen Reiter von den Bundesgenossen, ihrer Sprache kundig und in dieselbe Tracht gekleidet, ab. 3 Damit aber auch er weder freiwillig noch gezwungen etwas aussagen könnte, gab er ihm keinen mündlichen Auftrag, sondern schrieb dem Cicero das Nötige in griechischer Sprache auf, damit der Brief, wenn er auch abgefangen würde, den Barbaren dennoch unverständlich bliebe und nichts von seinem Plan verriete. Sonst pflegte er auch, wenn er etwas geheim schreiben wollte, jeden vierten Buchstaben statt dessen, den er setzen sollte, zu nehmen, um so den Leuten seine Schrift unlesbar zu machen. 4 Der Reiter gelangte zum Lager der Römer, weil er aber nicht nahe genug kommen konnte, wickelte er das Geschriebene in einen Pfeil und heftete denselben, als zielte er gegen die Feinde, vorsätzlich an einen Turm. So erfuhr Cicero den Anzug Caesars, fasste neuen Mut und hielt umso zuversichtlicher aus.

      (10) Die Barbaren erfuhren lange nicht, dass Caesar zum Entsatz anrückte, denn er marschierte bei Nacht und lagerte den Tag über an den abgelegensten Orten, um sie womöglich unvermutet zu überfallen. Spät erst fassten sie aus der Fröhlichkeit der Belagerten Verdacht und schickten Kundschafter aus. Durch sie benachrichtigt, dass Caesar bereits in der Nähe sei, eilten sie ihm entgegen, um ihn unverhofft zu überfallen. 2 Caesar erfuhr es, blieb die Nacht ruhig und besetzte gegen Morgen einen festen Punkt, wo er in einem möglichst kleinen Raum ein Lager aufschlug, um sie glauben zu machen, dass er nur wenig Leute bei sich habe und, vom Marsch ermüdet, ihren Angriff fürchte, um sie dadurch auf die Anhöhe hinaufzulocken. 3 Dies geschah auch. Sie hofften, leichte Arbeit mit ihm zu haben, stürmten die Höhe hinan und bekamen einen solchen Schlag, dass ihnen alle Lust zu weiterem Krieg verging.

      (11) So wurden Ambiorix und die Übrigen alle bezwungen, ohne deshalb günstiger gegen die Römer gestimmt zu sein. Denn als Caesar die Auslieferung der Rädelsführer von den einzelnen Völkerschaften verlangte und sie bestrafte, begannen die Treverer, aus Furcht gleichfalls bestraft zu werden, 2 auf Indutiomarus’ Anraten den Krieg von Neuem. Sie zogen noch andere, die Gleiches befürchteten, mit in den Krieg und rückten gegen Titus Labienus, der im Land der Remer stand, ins Feld, wurden aber, da die Römer wider Erwarten einen Ausfall machten, aufs Haupt geschlagen. Dies fiel in Gallien vor, und Caesar überwinterte daselbst, um alles besser in Ordnung bringen zu können.

      (12) Crassus wünschte nun auch seinerseits, etwas zu unternehmen, das ihm Ruhm und Gewinn brachte, weil er aber dazu in Syrien keine Gelegenheit sah (denn hier hielten sie sich ruhig, und auch ihre früheren Feinde rührten sich seiner Übermacht wegen nicht), zog er gegen die Parther zu Felde, ohne eine Beschwerde gegen sie vorzubringen oder einen Auftrag zum Krieg zu haben. Er hörte nämlich, dass sie sehr reich waren, und hoffte mit Orodes, der noch nicht lange auf dem Thron saß, leicht fertig zu werden. 2 Er setzte daher über den Euphrat und drang unter Raub und Verheerungen tief nach Mesopotamien ein; denn sein Übergang kam den Feinden so unerwartet, dass nirgends gehörige Gegenmaßnahmen getroffen waren. So wurde auch der Satrap jener Landschaft Silakes bei der Festung Ichnai, wo er sich ihm mit wenigen Reitern entgegenstellte, besiegt und verwundet und zog sich zurück, um dem König in eigener Person die Kunde von Crassus’ Einfall zu bringen.

      (13) Bald hatte Crassus die Festen und Städte, besonders die griechischen, und unter anderen auch Nikephorion137 genommen. Denn viele Siedler der Makedonier und der anderen Griechen, welche mit jenen den Feldzug gemacht hatten, gingen, über den Druck der Parther erbittert, mit Freuden über zu den Römern, auf die sie als auf Freunde der Griechen große Hoffnungen setzten. 2 Nur die Bewohner von Zenodotion luden ihn, indem einige derselben taten, als wollten auch sie übertreten, zu sich ein, fielen, als die Römer in der Stadt waren, über sie her und machten sie nieder, wodurch sie sich denn die Zerstörung ihrer Stadt zuzogen. Sonst tat oder litt Crassus hier keinen Schaden. 3 Auch hätte er, wenn er das erste Feuer der Seinen und den Schrecken der Barbaren überall gehörig benutzt, im Land überwintert und alle Punkte sorgfältig gesichert hätte, auf jeden Fall auch die übrigen festen Plätze diesseits des Tigris erobert. 4 So aber nahm er, nachdem er so viel eingenommen hatte, wie er im ersten Anlauf bekam, weder auf die anderen noch auf die schon Eroberten weiteren Bedacht, sondern ließ, seines langen Aufenthalts in Mesopotamien überdrüssig und nach dem ruhigen Wohlleben in Syrien sich sehnend, den Parthern Zeit, sich zu rüsten und die im Land zurückgelassenen Besatzungen zu stören. Dies war der Anfang des Kriegs der Römer gegen die Parther.

      (14) Sie wohnen jenseits des Tigris, meist in Burgen und kleinen Festungen, jedoch auch schon in Städten, unter denen Ktesiphon die Residenz ihres Königs ist. Sie stammten von den alten Barbarenvölkern her 2 und führten ihren Namen schon unter der Herrschaft der Perser. Damals bewohnten sie jedoch nur einen kleinen Landstrich und hatten ihr Gebiet noch nicht über ihre Grenze erweitert. Als aber nach dem Sturz des Perserreichs die Macht der Makedonier aufblühte, als Alexanders Nachfolger, unter sich entzweit, einander ihre Länder entrissen und eigene Reiche gründeten, 3 traten sie unter einem gewissen Arsakes, von welchem ihre folgenden Könige Arsakiden genannt wurden, auf und waren so

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