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in Unordnung und wurden getötet. Viele wurden von den Reitern abgeschnitten und niedergemacht, andere von den Lanzen zu Boden geworfen oder aufgespießt und fortgeschleppt. 4 Die Pfeile, in dichtem Hagel von allen Seiten zugleich auf sie abgeschossen, streckten viele tödlich verwundet nieder oder machten sie kampfuntüchtig und hielten alle in Atem, da sie ihnen an die Augen, Hände und übrigen Körperteilen flogen und selbst durch Schild und Rüstung drangen, ihnen jeglichen Schutz raubten und sie beständiger Verwundung aussetzten. 5 Während einer einem Pfeile auswich oder einen, der in ihm steckte, auszog, wurde er aufs Neue verwundet. Sie wussten nicht, ob sie sich bewegen oder ruhig stehen sollten; das eine sicherte sie so wenig wie das andere, beides war verderblich, das eine konnten sie nicht, und im anderen Falle wurden sie leichter verwundet.

      (23) Solches erlitten sie von den sichtbaren Feinden allein, denn Abgaros griff sie nicht sogleich an. Als aber auch er sie anfiel, hieben die Osrhoëner von hinten auf die Abgewehrten ein und erleichterten den anderen das Niedermetzeln. Denn um sich jenen Mann gegen Mann zu stellen, gaben sie sich im Rücken den Parthern preis. 2 Sie mussten sich jetzt wieder gegen diese, dann gegen jene und wieder gegen diese wenden. Durch solche beständige Wendungen nach dieser und nach jener Seite genötigt, sich immer wieder dahin zu kehren, woher sie verwundet wurden, gerieten sie noch mehr in Verwirrung, rannten einander in die Schwerter und kamen durch sich selbst um. 3 Endlich gerieten sie so ins Gedränge, dass sie gegen die unaufhörlichen Angriffe der Feinde von allen Seiten ihre Blößen hinter den Schilden ihrer Nebenmänner decken mussten und sich nicht mehr rühren konnten. Allein der Menge der Toten wegen vermochten sie auch so nicht festen Stand zu halten und stürzten über diese hin. 4 Hitze und Durst (es war Hochsommer und Mittag) quälten die Übrigen so furchtbar, dass viele unverwundet schon hier niederstürzten.

      (24) Sie wären auch alle bis auf den letzten Mann umgekommen, wenn nicht die Lanzen der Barbaren sich verbogen hätten oder zerbrochen wären und die Bogensehnen durch das beständige Schießen zerrissen, die Pfeile verschossen, die Schwerter abgestumpft und vor allem die Kämpfenden selbst vom Morden ermüdet worden wären. 2 So brach die Nacht herein, sie hatten noch einen weiten Weg zu reiten und zogen ab. Denn nie lagern sie in der Nähe selbst der schwächsten Feinde, weil sie sich nicht verschanzen und, im Finsteren angegriffen, mit ihren Pferden und Pfeilen nichts ausrichten können. 3 Sie nahmen jedoch damals keinen einzigen Römer gefangen. Denn da sie dieselben noch in den Waffen dastehen und keinen diese wegwerfen oder fliehen sahen, glaubten sie dieselben noch einigen Widerstandes fähig und scheuten sich, sie weiter anzugreifen.

      (25) So zog Crassus nebst den anderen, die es noch vermochten, nach Karrhai, das die daselbst zurückgebliebenen Römer besetzt hielten. Viele Verwundete, die weder gehen noch Wagen oder Führer bekommen konnten (denn die Übrigen waren froh, sich selbst davon zu schleppen), blieben auf dem Schlachtfeld zurück. 2 Einige derselben starben an ihren Wunden, andere töteten sich selbst, die Übrigen wurden mit wenig Mühe gefangen genommen. Von den Gefangenen kamen viele unterwegs, da ihre Kräfte versagten, viele auch später um, weil sie nicht die im Augenblick erforderliche Pflege fanden. 3 Crassus war dergestalt entmutigt, dass er sich nicht einmal in der Stadt sicher glaubte, sondern auf plötzliche Flucht sann. Weil es ihm aber nicht möglich war, bei Tag unentdeckt davonzukommen, versuchte er bei Nacht zu entfliehen. Allein der Vollmond verriet ihn, und er konnte den Feinden nicht entwischen. 4 Sie erwarteten also mondlose Nächte und brachen auf, doch in der Finsternis, in einem fremden und noch dazu feindlichen Land, unter Furcht und Angst, verloren sie einander aus den Augen. Ein Teil wurde bei Tagesaubruch gefangen und niedergemacht, ein anderer aber rettete sich mit dem Quästor Cassius Longinus nach Syrien. Andere flohen mit Crassus selbst in die Gebirge und wollten über dieselben nach Armenien entkommen.

      (26) Als Surenas dies erfuhr und fürchtete, sie möchten, wenn sie jetzt entkämen, erneut Krieg anfangen, wagte er zwar nicht, sie auf den der Reiterei unzugänglichen Höhen anzugreifen (denn außer dass sie Schwerbewaffnete waren und den Vorteil der höheren Stellung hatten, hätten sie auch mit einer gewissen Tollkühnheit der Verzweiflung gefochten), ließ ihnen aber unter der Bedingung, dass sie das ganze Land jenseits des Euphrat räumen wollten, Frieden anbieten. 2 Crassus traute ihm unbedenklich, denn in höchster Furcht und Bestürzung über sein eigenes und des Staates Unglück, der Besinnung beraubt und gewahr, dass die Soldaten zu dem weiten und beschwerlichen Marsch keine Lust hatten und sich vor Orodes fürchteten, konnte er nicht mehr beachten, was nottat. 3 Als er sich zu dem Frieden bereit erklärte, wollte Surena denselben nicht durch andere schließen, sondern ließ ihm, um ihn mit wenigen abzuschneiden und in seine Gewalt zu bekommen, sagen, er müsse mit ihm selbst verhandeln. Sie kamen überein, auf dem zwischen beiden Heeren liegenden Platz mit der gleichen Anzahl Leute zusammenzutreten. Crassus zog mehr in die Ebene hinab und Surena schickte ihm, damit er schneller ankäme, ein Pferd zum Geschenk.

      (27) Als Crassus zögerte und überlegte, was er tun sollte, ergriffen ihn die Barbaren und setzten ihn mit Gewalt aufs Pferd. Die Römer wollten es verhindern und wurden handgemein. Anfangs blieb der Kampf unentschieden, als aber mehrere Barbaren herbeieilten, bekamen diese die Oberhand. 2 Denn weil diese auf der Ebene standen und darauf vorbereitet waren, kamen sie den Römern auf der Höhe zuvor. Sie fielen und mit ihnen Crassus, entweder durch einen seiner Leute, damit er nicht lebendig gefangen würde, oder durch die Feinde, nachdem er bereits schwer verwundet war. 3 Ein solches Ende nahm Crassus, und die Parther gossen ihm, wie wenigstens einige erzählen, zum Hohn Gold in den Mund, denn so sehr war er, der reichste Mann, auf das Geld erpicht, dass er alle als arm bedauerte, die nicht aus eigenen Mitteln ein Heer unterhalten könnten. 4 Seine Soldaten entkamen zum größten Teil in Freundesland, ein Teil aber fiel den Feinden in die Hände.

      (28) Die Parther rückten übrigens nicht weiter als bis zum Euphrat vor und begnügten sich damit, das diesseits gelegene Land wieder zu erobern, später fielen sie, jedoch in kleiner Anzahl, in Syrien ein, weil sie daselbst weder einen Feldherrn noch ein Heer erwarteten, weshalb sie denn Cassius, ihrer geringen Anzahl wegen, mit wenig Mühe zurücktrieb. 2 Dieser hatte nämlich den ihm in Karrhai, aus Hass gegen Crassus von den Soldaten angebotenen und später von diesen selbst wegen der großen Verluste gern überlassenen Oberbefehl nicht angenommen. Jetzt aber übernahm er notgedrungen für den Augenblick und die nächste Zukunft die Verwaltung Syriens. 3 Die Parther nämlich ließen noch nicht ab, sondern zogen mit einem stärkeren Heer dem Namen nach unter Pakoros, dem Sohn Orodes’, in der Tat aber (da jener noch ein Knabe war) unter der Führung des Osakes, gegen sie zu Feld und drangen bis Antiochia vor, indem sie sich alles umher unterwarfen. 4 Sie hatten Hoffnung, sich auch des Übrigen zu bemächtigen, da die Römer nicht so viele Truppen daselbst hatten, um sich mit ihnen messen zu können und das Volk, ihrer Herrschaft müde, sich ihnen, als Nachbarn und Leuten gleicher Lebensart, geneigt zeigte.

      (29) Als sie vor Antiochia nichts ausrichteten (denn Cassius schlug sie mutig zurück, und sie selbst waren nicht imstande, einen Ort zu belagern), wandten sie sich gegen Antigonia.138 Weil aber die Umgebung der Stadt mit Bäumen bewachsen war und sie in dieselbe nicht eindringen konnten oder es nicht wagten, 2 beschlossen sie, die Bäume umzuhauen und den ganzen Platz zu lichten, um dann getrost und sicher einen Angriff gegen die Stadt selbst zu unternehmen. Weil sie aber auch dies nicht zustande brachten (da es eine nicht geringe Arbeit war und die Zeit unnütz vergeudet wurde, auch Cassius ihre zerstreuten Streitpartien beunruhigte), zogen sie ab und wollten anderswo ihr Heil versuchen. 3 Mittlerweile hatte Cassius auf dem Weg, den sie nehmen mussten, einen Hinterhalt gelegt, zeigte sich hier mit wenigen Leuten und verlockte sie zum Nachsetzen, wo er sie umringte und unter anderen auch Osakes niedermachte. Nach dessen Tod räumte Pakoros ganz Syrien und wagte keinen Einfall mehr in dasselbe.

      (30) Zugleich mit dessen Abzug kam Bibulus als Statthalter Syriens an, obgleich man, um Unordnung bei den Ämterbewerbungen zu verhüten, beschlossen hatte, dass kein Prätor oder Konsul weder sogleich noch vor den nächsten fünf Jahren in die auswärtigen Provinzen gehen sollte. 2 Bibulus hielt das den Römern unterworfene Land

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