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Es verhielt sich folgendermaßen: Gabinius bedrückte Syrien dergestalt, dass er dem Land weit mehr Schaden tat als die Seeräuberei, die damals sehr blühte. Da ihm aber der Gewinn daraus immer noch zu gering war, machte er anfangs Plan und Anstalt zu einem Zug gegen die Parther und ihre Reichtümer. 2 Nach dem Meuchelmord an Phraates durch dessen Söhne war ihm Orodes auf den Thron gefolgt und hatte seinen Bruder Mithridates aus Medien, das er beherrschte, vertrieben. Dieser flüchtete zu Gabinius und bewog diesen, ihm bei der Rückkehr behilflich zu sein. 3 Nun kam aber Ptolemaios mit Briefen von Pompeius und versprach sowohl ihm als auch dem Heer große Summen, teils sogleich, teils nach seiner Wiedereinsetzung, zu bezahlen. Daher gab er seinen Plan gegen Parthien auf und eilte nach Ägypten, 4 obgleich das Gesetz den Statthaltern verbot, über ihre Grenzen zu gehen oder auf eigene Faust Krieg anzufangen und das Volk und der Sibyllenspruch ausdrücklich untersagt hatten, den Mann in sein Reich zurückzuführen. Je größer aber die Hindernisse waren, desto besser ließ er sich auch bezahlen. 5 Er ließ also seinen Sohn Sisenna, einen ganz jungen Menschen, mit wenigen Soldaten in Syrien zurück und gab die ihm anvertraute Provinz noch mehr den Seeräubern preis. 6 Bei seiner Ankunft in Palästina nahm er den aus Rom entwichenen Aristobulos, welcher einige Unruhen erregte, gefangen und lieferte ihn an Pompeius aus. Nachdem er den Juden einen Tribut auferlegt hatte, fiel er in Ägypten ein.

      (57) Über Ägypten herrschte damals Berenike, welche, obgleich die Römer fürchtend, sich ihm doch nicht fügen wollte, sondern einen gewissen Seleukos, der aus dem einst in Syrien blühenden Königshaus stammte, berief, zum Gemahl und zum Teilhaber an der Regierung und der Führung des Krieges nahm. 2 Als sie ihn aber zu allem untüchtig fand, brachte sie ihn um und verband sich mit Archelaos, einem Sohn jenes Archelaos, der zu Sulla übergegangen war, einem unternehmenden Mann, der sich in Syrien aufgehalten hatte, unter den gleichen Bedingungen. Gabinius hätte das Übel in der Geburt ersticken können; denn er hatte den Archelaos, welchen er schon früher beargwöhnt hatte, festgenommen und also von ihm nichts mehr zu befürchten. 3 Weil er aber besorgt war, von Ptolemaios, wenn er nichts der Rede Wertes für ihn getan hätte, weniger von dem bedungenen Geld zu erhalten, und weil er hoffte, wegen Archelaos’ Tapferkeit und Ruhm noch mehr zu bekommen, auch weil er von diesem selbst eine beträchtliche Summe erhielt, ließ er ihn freiwillig los, indem er vorgab, er sei ihm heimlich entronnen.

      (58) Gabinius kam nun bis Pelusion, ohne Widerstand zu finden. Von hier rückte er in zwei Heeresteilen vor und schlug die Ägypter, die sich ihm entgegenstellten, noch am selben Tag. Hierauf erfocht er auf dem Fluss mit den Schiffen und zu Lande einen zweiten Sieg. Die Alexandriner sind nämlich zu jedem Wagstück bei der Hand und schwätzen immer, was ihnen auf die Zunge kommt. 2 Zum Krieg und zu dessen Schrecken aber sind sie nicht zu gebrauchen, ungeachtet der Tatsache, dass in den oft gefährlichen Unruhen, die bei ihnen an der Tagesordnung sind, immer Blut fließt, und sie in der Hitze des Streites das Leben für nichts und den Tod in demselben sogar für höchst wünschenswert erachten. 3 Gabinius sah sich nach ihrer Beilegung und der Ermordung sowohl vieler anderer als auch des Archelaos, plötzlich als Herrn von ganz Ägypten und übergab es dem Ptolemaios. Dieser ließ seine Tochter und die angesehensten und reichsten Ägypter, weil er viel Geld brauchte, hinrichten.

      (59) Auf diese Weise setzte Gabinius Ptolemaios wieder auf den Thron, berichtete aber nichts davon nach Rom, um nicht selbst der Ankläger seines gesetzwidrigen Betragens zu werden. Da jedoch ein so wichtiges Ereignis nicht verheimlicht werden konnte, erfuhr es das Volk bald. Weil nun auch die Syrer, 2 da sie, zumal in seiner Abwesenheit, viel durch die Seeräuber litten, laut über ihn klagten, und die Zollpächter, welche wegen derselben die Zölle nicht eintreiben konnten, sehr im Rückstand blieben, gerieten die Römer in Unwillen, verlangten eine Untersuchung und waren geneigt, ihn zur Verantwortung zu ziehen. 3 Auch Cicero sprach sich mit Nachdruck dafür aus und riet unter anderem, die Sibyllinischen Bücher nochmals zu befragen, indem man, wie er hoffte, auch eine Strafe für den Übertretungsfall darin finden würde.

      (60) Pompeius und Crassus waren noch Konsuln und nahmen jenen, der eine aus Rücksicht auf sich selbst, der andere diesem zu Gefallen, und weil er von Gabinius Geld bekommen hatte, öffentlich in Schutz, nannten Cicero einen Verbannten und ließen die Sache nicht zur Abstimmung kommen. 2 Nachdem sie aber abgetreten und Lucius Domitius und Appius Claudius ihnen gefolgt waren, kam es erneut zur Sprache, und die meisten Stimmen waren gegen Gabinius, 3 Domitius nämlich war, von ihrer Bewerbung her, und weil derselbe gegen seinen Willen gewählt worden war, des Pompeius Feind; und Appius Claudius, obgleich mit ihm verwandt, in der Hoffnung, dadurch das Volk für sich zu gewinnen und zugleich von Gabinius eine Geldsumme zu erhalten, wenn er der Sache eine gefährliche Wendung zu geben drohe, unterstützte ihn mit allen Kräften. 4 Ein weiterer starker Beweggrund für ihn war auch, dass Gabinius einen von Crassus zur Übernahme der Provinz vorausgeschickten Legaten nicht anerkannte und den Oberbefehl, als hätte er ihn auf Ewigkeiten erhalten, nicht abgeben wollte. Man beschloss also, die Sibyllenbücher, trotz des Pompeius Widerspruch, zu befragen.

      (61) Indessen schwoll der Tiber durch ungewöhnliche Regengüsse oberhalb der Stadt oder durch einen heftigen Seewind, der die Einmündung verschloss, oder vielmehr, wie man vermutete, durch göttliches Zutun plötzlich so sehr an, dass er alle Niederungen in der Stadt überschwemmte und selbst bis zu höher liegenden Punkten stieg. 2 Die Häuser, aus Ziegelsteinen erbaut, wurden durchnässt und stürzten ein, und alles Vieh ertrank in dem Wasser. Wer sich von den Menschen nicht auf die Höhen flüchtete, kam teils in den Häusern, teils auf den Straßen um. Auch die übrigen Häuser wurden, da die Überschwemmung mehrere Tage dauerte, baufällig und veranlassten teils sogleich, teils später Unglücksfälle. 3 Durch dieses Ungemach niedergeschlagen und noch Schwereres befürchtend, weil sie sich durch des Ptolemaios Rückführung den Zorn der Götter glaubten zugezogen zu haben, beeilten sich die Römer, Gabinius noch vor seiner Ankunft zum Tode zu verurteilen, als ob sie durch seinen Tod das drohende Unheil abwenden würden. 4 So eifrig betrieb man die Sache, dass der Senat, obgleich man in den Sibyllenbüchern nichts dergleichen fand, den vorläufigen Beschluss fasste, die Richter und das Volk sollten aufs Härteste und Strengste mit ihm verfahren.

      (62) Inzwischen kamen Geldsummen von Gabinius an und bewirkten, dass ihm weder während seiner Abwesenheit noch bei seiner Ankunft etwas darob zuleide geschah. Das Bewusstsein seiner Schuld machte ihn jedoch so feige und kleinmütig, dass er erst spät nach Italien kam und bei Nacht in die Stadt schlich, auch mehrere Tage sich gar nicht öffentlich sehen ließ. 2 Der Beschuldigungen waren viele und der Ankläger nicht wenige. Zuerst wurde er wegen der Rückführung des Ptolemaios, als des größeren Verbrechens, vor Gericht gestellt. Beinahe das ganze Volk strömte zu der Gerichtsverhandlung zusammen und stand oft im Begriff, ihn in Stücke zu reißen, weil Pompeius nicht zugegen war, Cicero dagegen ihn mit aller Macht seiner Beredsamkeit anklagte. 3 Und doch wurde er trotz dieser Stimmung des Volkes freigesprochen. Denn er hatte, da es um so viel ging, die größten Summen daran gesetzt und wurde von Pompeius’ und Caesars Freunden höchst lebhaft verteidigt. Sie behaupteten, die Sibylle habe einen anderen Zeitpunkt und einen anderen König gemeint, auch sei, was hauptsächlich in Betracht zu ziehen sei, in ihren Orakeln keine Strafe für diesen Fall ausgesprochen.

      (63) Fast hätte das Volk die Richter selbst umgebracht. Nachdem aber diese entkommen waren, hielt es sich an die übrigen Beschwerden gegen ihn und ließ ihn wenigstens für diese büßen. 2 Denn seine durchs Los bestimmten Richter verurteilten ihn, vor der Menge sich fürchtend, oder weil sie von Gabinius – welcher wegen unbedeutender Dinge vor Gericht gezogen und in der Erwartung, auch hier zu siegen, nicht sehr freigebig gewesen war – nicht genug erhalten hatten, obgleich Pompeius in der Nähe und Cicero selbst dieses Mal sein Verteidiger war. 3 Pompeius nämlich war verreist, um Getreide herbeizuschaffen, von welchem bei dem Austritt des Tibers viel zugrunde gegangen war, und eilte zwar, um bei der ersteren Gerichtssitzung zugegen zu sein (denn er war in Italien); da er sich aber verspätete, verließ er nicht eher die Vorstadt, bis auch der zweite Prozess geführt war. 4

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