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des Jahres das Standbild Iupiters auf dem Albaner Berg mit dem Blitzstrahl traf, verzögerte die Rückführung des Ptolemaios noch einige Zeit. 2 Denn als man die Sibyllinischen Bücher befragte, fanden sich folgende Worte: »Komme Ägyptens König einer Hilfe bedürftig, so versagt ihm Freundschaft nicht, steht ihm aber nicht bei mit Heeresmacht, sofern ihr nicht Mühen und Gefahren haben wollt!« 3 Man staunte über die Übereinstimmung dieser Worte mit dem vorliegenden Fall und nahm auf den Vorschlag des Volkstribuns Gaius Cato alle vorgefassten Beschlüsse zurück. So lautete der Orakelspruch, und er wurde, obgleich sonst ohne ausdrücklichen Beschluss des Senats keine Sibyllinische Weisung kundwerden durfte, von Cato unter das Volk gebracht. 4 Denn sobald der Inhalt des Sibyllenspruchs zur Kenntnis des Senats gekommen war, fürchtete Cato, man möchte ihn verheimlichen, und führte die Priester vor das Volk, wo er sie nötigte, ohne vorherige Zustimmung des Senats, die Sache vor diesem zu bezeugen. Denn je mehr sie sich sträubten, desto heftiger drang das Volk in sie.

      (16) Das Orakel lautete, wie schon erwähnt, und wurde in latinischer Sprache dem Volk vorgetragen. Als die Sache zur Abstimmung kam, wollten einige die Rückführung des Ptolemaios Spinther ohne ein Heer übertragen, andere verlangten, Pompeius sollte ihn mit zwei Liktoren zurückführen. 2 Um das Letztere hatte Ptolemaios, als er den Orakelspruch erfuhr, selbst nachgesucht, und der Volkstribun Aulus Plautius las sein Schreiben der Versammlung vor. Die Senatoren aber befürchteten, Pompeius möchte dadurch noch mächtiger werden und fanden es angeblich mit seinen zeitigen Getreidegeschäften unverträglich. 3 Dies geschah unter den Konsuln Lucius Philippus und Gnaeus Marcellinus. Auf diese Nachricht gab Ptolemaios alle Hoffnung zur Rückkehr auf, begab sich nach Ephesos und lebte im Tempel der Göttin Diana (Artemis).

      (17) Im vorigen Jahr hatte sich eine zwar nur einen Einzelnen betreffende, aber doch für den Zweck meiner Erzählung bedeutende Geschichte zugetragen. Es war ausdrücklich im Gesetz verboten, dass zwei Männer aus derselben Verwandtschaft ein und dasselbe Priesteramt bekleideten; Konsul Spinther aber, welcher seinen Sohn Cornelius Spinther gern unter den Auguren gehabt hätte, 2 aber den Faustus, Sullas Sohn, einen Cornelier, schon vorher unter dieselben eingeschrieben sah, ließ ihn in die Familie des Manlius Torquatus adoptieren. So wurde das Gesetz zwar buchstäblich beachtet, de facto aber umgangen.

      (18) Clodius aber war unter den Konsuln Philippus und Marcellinus nicht kaum zur Ädilität gelangt, wozu er sich, um der gerichtlichen Untersuchung zu entgehen, durch Parteiumtriebe hatte wählen lassen, so klagte er Milo wegen Aufstellung der Gladiatoren an; indem er so desselben Verbrechens, dessen er selbst schuldig und angeklagt worden war, diesen beschuldigte. 2 Zwar konnte er nicht hoffen, gegen Milo etwas auszurichten, da derselbe unter seinen Beschützern so mächtige Männer wie Cicero und Pompeius zählte, aber seine Absicht war, Milo Händel zu machen und jenem einen Schimpf anzuhängen.

      (19) Unter anderen hatte er mit seinen Anhängern die Verabredung getroffen, dass sie, wenn er in den Versammlungen fragte, wer dies oder jenes täte oder spräche, alle zusammenriefen: »Pompeius!« So fragte er oft plötzlich hintereinander nach allerlei körperlichen und anderweitigen Fehlern, die jener etwa haben konnte, im Einzelnen und Besondern, als ob er gar nicht an Pompeius dächte. 2 Wenn nun die einen anstimmten, fielen die anderen wie im Chor ein: »Pompeius!« So entstand, wie in dergleichen Fällen zu geschehen pflegt, ein schallendes Gelächter, sodass jener, der weder dabei ganz gleichgültig bleiben konnte, noch auch zu ähnlichem Gaukelspiel sich herablassen wollte, in Wut geriet und außer Fassung kam. 3 So wurde denn der Form nach Milos wegen gekämpft, in der Tat aber jener, ohne sich verteidigen zu können, angegriffen. Um sein Spiel desto länger treiben zu können, ließ Clodius das Curiatsgesetz nicht zur Abstimmung kommen. Denn bevor dieses vorgeschlagen war, konnte keine Sache von Wichtigkeit im Staat vorgenommen noch eine Klage anhängig gemacht werden.

      (20) Bis jetzt hatte Milo ihnen zum Vorwand von Schmähungen und Mordtaten gedient. Als aber einiges Schreckliche vorgefallen war – auf dem Albaner Berg hatte sich ein kleiner, auf einer Tafel nach Osten als Weihgeschenk aufgestellter Tempel der Juno nordwärts gedreht, und ein Feuerzeichen war von Süden nach Norden geschossen, 2 ein Wolf drang in die Stadt ein, ein Erdbeben entstand, einige Bürger wurden vom Blitz erschlagen, im Latinerland ließ sich ein unterirdisches Grollen hören – und die Wahrsager, um diese Schrecken zu sühnen, vorgaben, eine Gottheit zürne, dass einige heilige oder dem Staat gehörige Plätze von Privatpersonen bewohnt würden, 3 da machte sich Clodius sogleich an Cicero und brach erst mit heftigen Reden wider ihn los, dass er die der Freiheit geweihte Baustelle seines Hauses überbaut hätte; ja er zog sogar einmal wider dasselbe heran, um es erneut von Grund auf niederzureißen, wurde aber von Milo daran gehindert.

      (21) Cicero tobte und klagte, als hätte jener seinen Vorsatz wirklich ausgeführt, ging endlich, von Milo und einigen Volkstribunen begleitet, auf das Capitol, und nahm die wegen seiner Verbannung von Clodius daselbst aufgestellten Tafeln ab. 2 Sie wurden ihm aber, als Clodius mit seinem Bruder Gaius, dem Prätor, dazukam, wieder entrissen. 3 Hierauf erwartete er den günstigen Zeitpunkt einer Abwesenheit des Clodius, zog wieder auf das Capitol, nahm sie herab und brachte sie in sein Haus. Jetzt hielten sie alles widereinander für erlaubt, schimpften und verleumdeten sich aufs Äußerste, indem sie sich zu den gemeinsten Dingen erniedrigten. 4 Cicero erklärte des Clodius Tribunat für gesetzwidrig und alle Verfügungen desselben für ungültig, Clodius, der die Verbannung Ciceros für gerecht und seine Rückberufung für gesetzwidrig.

      (22) Während sie so gegeneinander im Kampf lagen und Clodius mit seinem Anhang in Nachteil kam, brachte sie Marcus Cato bei seiner Rückkehr wieder ins Gleichgewicht, denn aus Feindschaft gegen Cicero und in der Sorge, seine Anordnungen in Zypern könnten, weil ihn Clodius als Volkstribun dahin abgeschickt hatte, zugleich ungültig werden, nahm er sich desselben eiligst an, 2 denn er hielt sich viel darauf zugute und setzte alles an ihre Bestätigung. Ptolemaios nämlich, König dieser Insel, hatte auf die Nachricht über den Volksbeschluss Gift genommen und war gestorben, weil er es weder mit den Römern aufzunehmen wagte noch auch seine Entthronung überleben wollte. 3 Die Zyprer aber hatten Cato mit offenen Armen aufgenommen, weil sie hofften, aus Untertanen nun Freunde und Bundesgenossen der Römer zu werden. 4 Darauf konnte sich nun zwar Cato nichts einbilden; weil er aber alles überall aufs Beste eingerichtet hatte und viele Sklaven und Schätze129 ohne die geringste Unterschlagung aus den königlichen Gütern aufs Untadelhafteste ablieferte, so rechnete er sich dies ebenso als Heldentat an, als ob er im Krieg gesiegt hätte. Denn bei der allgemeinen Bestechung hielt er die Verachtung der Schätze für seltener als einen Sieg über Feinde.

      (23) Daher wurde beinahe anerkannt, dass Cato die Ehre eines Triumphs gebühre, und die Konsuln stellten im Senat den Antrag, ihm die Prätur zu erteilen, obgleich er nach den Gesetzen noch nicht dazu berechtigt war. Er wurde jedoch nicht ernannt, weil er selbst widersprach, gewann aber dadurch sehr an Ruhm. 2 Clodius wollte die aus Zypern gebrachten Sklaven, weil er Cato dahin gesandt hatte, Clodier nennen, setzte es aber, nach Einspruch Catos, nicht durch. Sie wurden die Zyprier genannt, obgleich einige sie Porcier nennen wollten, aber auch dem widersetzte sich Cato. 3 Über dessen Widerspruch aufgebracht, griff Clodius seine Verfügungen an und forderte ihn deshalb zur Rechenschaft; nicht weil er ihn eines Unrechts überführen konnte, sondern weil fast alle Papiere in einem Schiffbruch verloren worden waren und er ihm alsbald etwas anhaben zu können hoffte. 4 Selbst Caesar unterstützte damals, obgleich nicht anwesend, Clodius und schickte ihm, wie einige behaupten, schriftlich Anklagepunkte gegen Cato zu. Unter anderem brachte man wider ihn vor, er habe die Konsuln selbst veranlasst, die Prätur für ihn vorzuschlagen, und sich dann gestellt, als ob er freiwillig darauf verzichte, damit es nicht schiene, er sei damit durchgefallen.

      (24) Während dieser Kämpfe war Pompeius mit der Verteilung des Getreides beschäftigt. Denn da viele Sklaven in der Hoffnung, Anteil am Getreide zu erhalten, freigelassen wurden, wollte er sie wenigstens, um die Verteilung bald in gehöriger Weise und Ordnung vorzunehmen, in eine Liste eintragen lassen. 2 Dies fiel ihm bei seiner Umsicht

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