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Römische Geschichte. Cassius Dio
Читать онлайн.Название Römische Geschichte
Год выпуска 0
isbn 9783843803038
Автор произведения Cassius Dio
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
(39) Mit diesen Mustern vor Augen beschimpft nicht die Taten der Väter, lasst das Reich nicht im Stich, dessen Glanz jetzt so groß ist! Nicht sind wir in der Situation derer, die keine gleichgroße Macht besitzen. 2 Jene mögen der Ruhe pflegen und ihre Sicherheit im Schutz der Mächtigeren finden; wir müssen durch Beschwerden, Krieg und Gefahren unsere jetzige glückliche Lage behaupten, nach welcher viele lüstern emporblicken. Alles Hohe wird mit eifersüchtigem, neidischem Blick betrachtet; ein ewiger Krieg der Schwächeren gegen die Übermacht besteht. 3 Entweder dürften wir uns von Anfang an nicht über die anderen Menschen erheben oder wir müssen nun, da wir so hoch gestiegen sind, solche Herrschaft errungen haben, entweder anderen mit Nachdruck gebieten oder zugrunde gehen, denn die, welche zu solchem Ansehen und solcher Macht gelangt sind, treten ohne Gefahr nicht mehr zurück! Folgen wir der Göttin des Glücks und stoßen sie, die aus freier Huld unsere Väter geschirmt und ihnen treu geblieben ist, nicht von uns zurück! 4 Dann aber dürfen wir nicht die Waffen wegwerfen, nicht unsere Posten verlassen, nicht müßig zu Hause sitzen, nicht untätig bei den Bundesgenossen herumschlendern, sondern müssen mit bewaffneter Hand den Frieden für uns sichern, durch Mühen und Gefahren zum Krieg uns üben, 5 um zeitigen Frieden zu gewinnen, den hilfsbedürftigen Bundesgenossen bereitwillig beistehen (denn so werden wir derselben immer mehr haben), und denen, die immer neue Kriege anfachen, keinen Fußbreit weichen; weil sich nur so jeder hüten wird, uns zu beleidigen.
(40) Wenn ein Gott uns verbürgte, dass wir auch ohne solche Vorkehr keine Feinde hätten und in Ruhe unserer Güter uns erfreuen dürften, so wäre es immer noch schimpflich, uns zur Trägheit zu raten; indessen hätten die Trägen unter uns einen scheinbaren Vorwand für sich. 2 Wenn aber diejenigen, welche Besitz haben, notwendig von vielen beneidet werden, so müssen sie den Angriffen derselben zuvorkommen. Denn wer über seinem Besitz müßig bleibt, bringt auch diesen in Gefahr, wer aber mit seinem Überfluss auch andere bekriegt, schützt auch sein Eigentum. 3 Denn keiner trachtet, um das Seinige besorgt, nach fremdem Gut, die Furcht für sein Eigentum hält immer am sichersten ab, sich in fremde Händel zu mischen. Wie kann aber einer fragen, warum wir immer neue Eroberungen machen? – 4 Erinnert ihr euch nicht, teils gehört, teils erlebt zu haben, dass kein Volk in Italien eher aufhörte, unserem Vaterland nachzustellen, als bis unsere Vorfahren es im eigenen Land heimgesucht haben? Die Epiroten nicht eher, als bis die Römer nach Griechenland übersetzten? 5 Nicht Philipp, der in Italien einfallen wollte, bis sie ihm zuvorkamen und sein eigenes Land verheerten? Nicht Perseus, nicht Antiochos, nicht Mithridates, bis jene das Gleiche wider sie getan haben? Doch wozu brauchen wir weitere Zeugnisse? 6 Solange wir die Karthager in Afrika in Ruhe ließen, fuhren sie nach Italien herüber, durchzogen das Land, zerstörten die Städte und hätten beinahe Rom selbst genommen. Als sie aber auf dem eigenen Boden bekriegt wurden, ließen sie sich in unserem Land nicht mehr sehen. 7 Dasselbe gilt auch von den Galliern und Kelten, denn diese kamen, solange jene sich diesseits der Alpen hielten, oft herüber und verwüsteten viele Teile Italiens; als wir aber diese Grenzen zu überschreiten wagten, den Krieg in ihr Land trugen und ihnen sogar einen Teil ihres Gebietes abnahmen, haben wir von ihnen nie mehr als ein einziges Mal einen Krieg in Italien erlebt. 8 Wenn dem nun so ist und einer noch haben will, dass wir nicht Krieg führen sollen, so heißt dies nichts weiter, als dass wir nicht reich sein, nicht über andere herrschen, nicht frei, nicht Römer mehr sein sollen. 9 Wie ihr nun einen solchen nicht unter euch dulden, sondern auf der Stelle niederstoßen würdet, so tut auch denen, meine Kriegsgefährten, die solche Reden führen. Nicht aus den Worten, an den Werken sollt ihr sie erkennen. Darin, dass man so gesinnt sein müsse, wird euch, hoffe ich, niemand widersprechen.
(41) Wenn einer aber glaubt, wir dürften bei diesem Krieg, weil der Senat ihn nicht vorberaten hat, das Volk nicht beschlossen habe, uns weniger beeilen, der bedenke, dass alle Kriege, die wir jemals geführt haben, teils nach vorhergehender Rüstung und Kriegserklärung begannen, teils je nach der Gunst des Augenblicks unternommen wurden. 2 Deshalb müssen Kriege, welche, während wir zu Hause und in Ruhe sind, auf vorhergegangene von Gesandtschaften geführte Beschwerden begonnen werden, notwendig vorher in Überlegung genommen und vom Volk beschlossen werden, die Konsuln oder Prätoren sich an die Spitze stellen und die Heere ins Feld führen. 3 Solche aber, die entstehen, wenn wir ausgezogen und im Felde sind, können nicht vorher überlegt werden, sondern werden von der Notwendigkeit selbst beschlossen und bestätigt; man muss zuvorkommen, bevor sie zu schwierig werden. Oder wofür hat uns das Volk hierher gesandt? 4 Weshalb sandte es mich sogleich nach dem Konsulat auf fünf Jahre hintereinander (was früher noch niemals vorgekommen ist) und mit vier Legionen aus, wenn es nicht geglaubt hätte, dass wir auf jeden Fall Krieg führen müssten? 5 Doch wohl nicht, damit wir in Untätigkeit unsere Leiber pflegen oder, in den verbündeten Städten und dem unterworfenen Land herumlungernd, diesen beschwerlicher als die Feinde fielen – dies wird wohl kein Einziger behaupten wollen –, sondern um das eigene Land zu schützen und das der Feinde zu verheeren, um unserer Kräfte und des Aufwands würdige Taten zu verrichten. 6 So ist daher nicht nur dieser Krieg, sondern jeder andere uns anvertraut und überlassen. Und sie taten wohl daran, uns die Entscheidung anheimzustellen und nicht selbst darüber Beschlüsse zu fassen. In Rom hätten sich die Verhältnisse der Bundesgenossen der großen Entfernung wegen nicht beurteilen und wider die kundigen und gerüsteten Feinde nicht so gut die geeigneten Maßregeln treffen lassen. 7 Wir aber, als Beurteiler und Leiter des Kriegs, können den Gegnern auf frischer Tat zu Leibe gehen und werden den Krieg weder unüberlegt, noch ungerecht, noch unvorbereitet eröffnen.
(42) Wenn aber einer von euch einwirft: »Was hat denn Ariovist so Schlimmes verbrochen, dass er, unser Freund und Bundesgenosse, mit einem Mal zu unserem Feind wird?«, der bedenke, dass man diejenigen, die uns zu schaden versuchen, nicht nur ihrer Taten, sondern auch ihrer Gesinnung wegen bekämpfen muss, dass man sie, bevor man wirklich durch sie zu Schaden kommt, nicht mächtig werden lassen und nicht mit der Rache warten darf, bis sie ihre Absichten wirklich ausgeführt haben. 2 Dass er jedoch unser Feind, unser erbittertster Feind ist – bedarf es wohl eines besseren Beweises als dessen, was er getan hat? Als ich ihn ganz freundschaftlich zu uns einlud, um mit ihm den jetzigen Stand der Dinge zu beraten, kam er nicht und versprach auch nicht zu kommen. 3 War es etwa unrecht, unbillig, unhöflich, dass ich ihn, den Freund und Bundesgenossen, zu uns beschied? Wie ungebührlich, wie übermütig hat er mein Ansinnen zurückgewiesen? Tat er es nicht offenbar, weil er etwas Schlimmes von uns erwartete oder weil er uns beschimpfen wollte? 4 Hat er einen Verdacht, so ist er offenbar feindlich gegen uns gesinnt. Denn keiner beargwöhnt uns, ohne von uns beleidigt worden zu sein; und der Argwohn entsteht nicht aus geradem, aufrichtigem Sinn; sondern nur wer anderen zu schaden gedenkt, den lässt sein böses Gewissen auch von diesen Arges erwarten. 5 Ist aber auch nichts der Art dahinter, hat er uns nur verhöhnen und mit übermütigen Reden beschimpfen wollen – was haben wir, falls es zur Tat kommt, von ihm zu erwarten? Wenn er uns schon in einer Sache, da er keinen Vorteil zu hoffen hat, so geringschätzig behandelt, legt er nicht klar an den Tag, dass er nichts Gutes sinnt,