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traurigste Los mit leichtem Mut ertragen, finden kein Unglück darin; aber solche, die jede Kleinigkeit niederdrückt, wähnen mit allem Unglück der Welt zu kämpfen. Andere ferner, die sich in das Glück übel oder in das Unglück gut zu finden wissen, machen dasselbe durch die Art ihres Benehmens zu dem, wozu sie selbst es sich geschaffen haben.

      (27) Wenn du dir nun die Sache so denkst, darfst du dich über deine Lage nicht grämen noch betrübt sein, dass du die Urheber deiner Verbannung im Glück siehst. Eitel und vergänglich ist das Glück der Menschen, je höher einer steigt, desto leichter schlägt es um wie der Wind, zumal bei innerlichen Stürmen. 2 Auf den Fluten einer bewegten und wechselvollen Politik dahingetrieben, werden sie wie die von Sturm auf der See Befallenen bald hinauf, bald hinab, bald dahin, bald dorthin geworfen und gehen oft, von dem geringsten Unfall betroffen, unrettbar zugrunde. 3 Nicht führe ich den Drusus, den Scipio, die Gracchen und andere als Zeugen auf, gedenke nur, wie Camillus der Verbannte, glücklicher als Manlius Capitolinus117 nachher starb; gedenke, wie Aristides später zu größeren Ehren als Themistokles gekommen ist. 4 So hoffe auch du zurückberufen zu werden; denn du bist keines Unrechts wegen verbannt, und, wie ich höre, werden selbst die Urheber deiner Verbannung dich wieder aufsuchen und alle sich nach dir sehnen. Wenn du aber auch in dieser Lage bliebest, so darfst du dich selbst so nicht bekümmern.

      (28) Wenn du mir folgst, so bist du froh, wenn du dir ein abgelegenes Landgut am Meer suchst und dich in Ruhe und Frieden mit dem Landbau und den Wissenschaften beschäftigst, wie Xenophon und Thukydides es in der Verbannung getan haben. 2 Denn diese Art von Weisheit dauert am längsten und passt für jeden Menschen, in jede Staatsverfassung, und die Verbannung gewährt die fruchtbarste Muße. Willst du gleich jenen unsterblich werden, so nimm sie dir zum Muster. 3 Du hast hinlänglichen Lebensunterhalt, und auch an Ehre gebricht es dir nicht. Wenn jetzt auch diese ein Gut ist, so bist du ja Konsul gewesen und die, welche es zum zweiten, dritten und vierten Mal gewesen sind, haben nichts als leere Zahlen verdoppelt, die weder im Leben noch im Tod etwas nützen. 4 Und gewiss möchtest du nicht lieber Corvinus oder Marius, der siebenmal Konsul war, als Cicero sein. Auch wünschst du keine Statthalterschaft, da du die dir gegebene abgelehnt, die daraus kommenden Vorteile verschmäht und die kurze jedem Schuft zur Verleumdung preisgegebene Gewalt für nichts geachtet hast. 5 Dies alles erwähnte ich, nicht weil es zum Glück erforderlich wäre, sondern um zu zeigen, dass du dich in bürgerlichen Händeln, wo es nottat, genug bewährt hast, um die verschiedenen Lebensweisen kennenzulernen und die eine zu wählen, die andere zu verwerfen, der einen nachzugehen, die andere zu meiden. Denn kurz ist unser Leben und du darfst nicht nur für andere leben, sondern nun auch dir einen Teil davon gönnen. 6 Bedenke, wie viel die Ruhe vor der Verwirrung, die Behaglichkeit vor beständigen Stürmen, die Freiheit vor der Knechtschaft und die Sicherheit vor den Gefahren wert ist. Dann wirst du dir selbst das Leben wünschen, zu dem ich dir rate. Dann wirst du glücklich und dein Name groß im Leben wie im Tod sein.

      (29) Wenn du dich aber nach der Rückkehr sehnst und nach neuem Glanz im Staat trachtest, so will ich dir zwar nichts Ungünstiges weissagen, befürchte aber, wie ich den Stand der Dinge ansehe und deinen Freimut bedenke, die Macht und die Menge deiner Gegner betrachte, du dürftest zum zweiten Mal zu Falle kommen. 2 Wenn du dann wieder fliehen müsstest, quälte dich die Reue und träfe dich noch etwas Schlimmeres, so würde selbst Reue unmöglich werden. Ist es nicht grauenvoll, nicht schmählich, wenn einem der Kopf abgehauen, auf dem Markt zur Schau gestellt und von Männern, ja selbst von Frauen verhöhnt wird? 3 Zürne mir nicht als einem, der nur Schlimmes weissagt, sondern beachte meine Weissagung, als wäre sie von den Göttern gekommen. Täusche dich nicht damit, dass du Mächtige zu Freunden hast; diese vermeintlichen Freunde nützen dir nichts wider deine Gegner, wie du selbst schon erfahren hast. 4 Die Herrschsüchtigen opfern alles der Erreichung ihrer Zwecke auf; die besten Freunde, die nächsten Verwandten geben sie oft den erbittertsten Feinden preis.«

      (30) Diese Vorstellungen erleichterten den Zustand Ciceros. Seine Verbannung dauerte jedoch nicht lange; und Pompeius selbst, der dieselbe hauptsächlich herbeigeführt hatte, beförderte jetzt seine Rückkehr. Clodius nämlich, durch Geld bestochen, hatte den jüngeren Tigranes, der noch in Haft bei dem Prätor Lucius Flavius Nepos war, entführt und in Freiheit gesetzt, 2 Pompeius und Gabinius, die darüber ihr Missfallen zeigten, beleidigt, ihre Begleiter geschlagen und verwundet, dem Konsul Gabinius die Fasces zerbrochen und sein Vermögen den Göttern zugesprochen. 3 Hierüber aufgebracht, zumal dass Clodius die Macht, die er selbst den Tribunen wiedergegeben hatte, gegen ihn missbrauchte, beschloss er Cicero zurückzurufen und begann sogleich dessen Rückkehr durch Ninnius zu betreiben. 4 Dieser nutzte die Abwesenheit des Clodius, um seinen Vorschlag im Senat vorzutragen, da sich ihm aber ein anderer Volkstribun118 widersetzte, schlug er denselben, um ihn auch vor das Volk zu bringen, öffentlich an und trat mit einem Mal in allem als des Clodius Gegner auf. Hierüber kam es zwischen den Parteien zu Streitigkeiten und blutigen Auftritten. 5 Clodius wollte, um seine Absicht leichter durchzusetzen, bevor es dazu kam, Cato auf die Seite schaffen und sich an Ptolemaios, der damals im Besitz von Zypern war und ihn früher von den Seeräubern nicht loskaufen wollte, rächen. Er erklärte deshalb diese Insel zum Eigentum des Staates und brachte es dahin, dass Cato, ganz gegen seinen Willen, zur Verwaltung derselben abgeschickt wurde. Dies geschah in der Stadt.

      (31) Caesar fand inzwischen in Gallien keinen Feind, sondern alles in tiefster Ruhe. Doch blieb es nicht lange in Frieden; sobald er Anlass zu einem Krieg fand, entspann sich alsbald ein anderer, sodass er, seinem Wunsch gemäß, überall Krieg bekam und diesen mit dem besten Erfolg führte. 2 Die Helvetier nämlich, deren Bevölkerung so sehr zugenommen hatte, dass ihr Land die Volksmenge nicht mehr fasste, konnten sich nicht entschließen, einen Teil derselben zur Gründung einer Kolonie auszuschicken, um sich nicht durch Vereinzelung den Angriffen ihrer beleidigten Feinde preiszugeben, und fassten daher den Entschluss, alle auszuwandern, um sich in einem größeren und fruchtbareren Land niederzulassen. Sie verbrannten daher ihre Städte und Dörfer, sodass keiner versuchen konnte, den Aufbruch rückgängig zu machen, 3 verbanden sich mit anderen im gleichen Fall befindlichen Völkerschaften und zogen unter ihrem Führer Orgetorix119 aus, in der Absicht über den Rhodanus zu gehen und sich an den Alpen irgendwo niederzulassen. Als aber Caesar die Brücke120 abbrechen ließ und andere Vorkehrungen traf, ihnen den Übergang zu wehren, schickten sie Gesandte und baten um freien Durchzug mit dem Versprechen, in dem Gebiet der Römer keinen Schaden zu tun. 4 Caesar traute ihnen nicht und wollte sie nicht weiter vordringen lassen; weil er aber noch nicht gehörig vorbereitet war, erwiderte er, er wolle sich mit seinen Unterbefehlshabern über ihr Ansinnen beraten und an einem bestimmten Tag Antwort geben; ja er machte ihnen sogar einige Hoffnung, dass er den Durchzug vielleicht gestatten könnte. In dieser Zwischenzeit aber befestigte er die zugänglichsten Punkte mit Gräben und Schanzen, um ihnen den Weg zu versperren.

      (32) Die Barbaren warteten eine Zeit lang, als sie aber die verabredete Antwort nicht erhielten, brachen sie auf und zogen, anfangs ihre Absicht verfolgend, durch das Land der Allobroger, wendeten sich aber, als sie auf die genannten Hindernisse stießen, zu den Sequanern, 2 zogen durch dieser und der Haeduer Gebiet, welche ihnen, gegen das Versprechen, sich aller Gewalttätigkeiten zu enthalten, freien Durchmarsch gestattet hatten, hielten aber ihr Wort nicht, sondern plünderten das Land. Die Sequaner und Haeduer schickten nun Gesandte an Caesar und baten ihn um Hilfe, um sie vor dem Untergang zu schützen.

      3 Obgleich ihre Worte ihrem bisherigen Benehmen nicht entsprachen, gab Caesar dennoch ihrer Bitte nach; dann zog er aus Besorgnis, die Helvetier möchten sich gegen Tolosa wenden, es vor, sie mithilfe jener abzuwehren, statt sie, vereinigt mit denselben (was zu erwarten stand), bekriegen zu müssen. 4 Er überfiel also die Helvetier bei ihrem Übergang über den Fluss Arar,121 hieb die Letzten in der Furt selbst zusammen, die Vorausgezogenen aber setzte er durch die unerwartete und schnelle Verfolgung sowie durch die sichere Kunde ihres Verlustes so in Schrecken, dass sie über Zuweisung eines Landstrichs mit ihm verhandeln

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