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Römische Geschichte. Cassius Dio
Читать онлайн.Название Römische Geschichte
Год выпуска 0
isbn 9783843803038
Автор произведения Cassius Dio
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
(11) Dieser grollte ihm zwar deswegen, wie natürlich, erlaubte sich aber, obgleich Konsul, weder in Worten noch durch die Tat eine Beleidigung wider ihn. Denn viele, sagte er, hätten die Gewohnheit, sich in leeren Schmähungen gegen diejenigen zu ergehen, deren Übermacht sie fühlten, um sie zur Hitze zu reizen und sich, wenn sie etwas Ähnliches dagegen hören, gleich oder ähnlich zu dünken. 2 Darin wollte er sich mit keinem messen und benahm sich sowohl gegen andere, die ihn verunglimpften, nach diesem Grundsatz, als auch gegen Cicero. Als er sah, dass es dem Cicero nicht so sehr darum ging, ihn zu schelten, als etwas Ähnliches von ihm zu hören, um sich auf gleiche Stufe mit ihm zu stellen, achtete er nur wenig auf ihn und kehrte sich nicht an seinen Reden, sondern ließ sich von ihm mit Schmähworten, wie mit Lobsprüchen überhäufen, 3 ohne ihn jedoch ganz aus dem Auge zu verlieren. Er hatte wirklich eine langmütige Natur und war nicht so bald zum Zorn gereizt. Viele, wie sich in seinen Verhältnissen erwarten ließ, strafte er, aber nicht mit Leidenschaft, auch nicht auf der Stelle. 4 Er tat nichts im Affekt, lauerte stets auf den günstigen Augenblick und hatte die meisten bestrickt, bevor sie sich’s versahen. Er hatte es nicht auf augenfällige Rache abgesehen, sondern wollte alles so unbemerkt wie möglich zu seinem Vorteil kehren. 5 Ohne Vorboten und wo man sich am wenigsten versah, rächte er sich daher, teils seines Rufes wegen, um nicht leidenschaftlich zu erscheinen, teils auch, damit keiner, vorher gewarnt, sich vorsehe und es vorziehe, der angreifende statt der angegriffene Teil zu sein. Sein Hauptaugenmerk bei ihm zugefügten Übeln war, deren Folgen aufzuheben. 6 Daher verzieh er auch vielen, die ihn schwer beleidigt hatten, oder nahm gelinde Rache, weil er glaubte, dass sie ihm nicht mehr schaden würden. Dagegen rächte er sich der eigenen Sicherheit wegen an vielen empfindlicher, als es angemessen war, und meinte, dass das Geschehene sich nicht mehr ungeschehen machen lasse, dass er aber durch die strenge Bestrafung sich jedenfalls gegen ähnliche Gefahren absichere.
(12) Aus diesen Rücksichten rührte er sich selbst damals nicht, stiftete aber den Clodius, der ihm dafür, dass er ihn nicht des Ehebruchs angeklagt hatte, einen Gegendienst erweisen wollte, insgeheim gegen Cicero auf. 2 Zuerst verhalf er ihm unter dem Beistand des Pompeius zu einem gesetzlichen Übertritt in die Rechte des Bürgerstandes und setzte dann sogleich seine Wahl zum Volkstribun durch. 3 Dieser Clodius brachte nicht nur Bibulus, als derselbe beim Ablauf seines Amtes auf dem Forum erschien und außer seinem Eid auch noch über die Lage des Staates sprechen wollte, zum Stillschweigen, sondern begann auch sogleich seinen Angriff auf Cicero. 4 Weil er aber sah, dass ein Mann, der durch seine Beredsamkeit von solchem Gewicht im Staat war, nicht so leicht zu stürzen war, suchte er vorerst nicht nur das Volk, sondern auch die Ritter und den Senat, bei denen Cicero sehr viel galt, auf seine Seite zu bringen, in der Hoffnung, wenn er diese für sich hätte, ihn, dessen Einfluss sich mehr auf Furcht als auf Wohlwollen gründete, leicht zu Fall zu bringen. 5 Er stieß nämlich sehr vielen durch seine Reden vor den Kopf, und die Freundschaft derer, denen er genützt hatte, war nicht so fest, wie der Hass derer, denen er geschadet hatte. Außer dem, dass die meisten Menschen unangenehme Begegnungen viel eher nachtragen, als für erzeigte Wohltaten erkenntlich sind und ihren Verteidigern ihren Lohn bezahlt zu haben glauben, sich aber an Gegnern auf jede Weise zu rächen suchen, 6 hatte er sich die bittersten Feinde gemacht, indem er sich über die Angesehensten zu erheben trachtete, und sich gegen alle ohne Unterschied einer Freimütigkeit im Reden bis zum Übermaß und oft bis zum Überdruss bediente. Denn er strebte, selbst auf Kosten des Anstands nach dem Ruhm, für den klügsten Staatsmann und den besten Redner zu gelten. 7 Deshalb also, und weil er sich als den größten Mann rühmte und keinen sich an die Seite stellte, sondern an Weisheit und Lebensklugheit alle zu übertreffen glaubte und nicht wie andere Menschenkinder veranlagt sein wollte, war er lästig und unerträglich. So wurde er denn selbst von denen, welchen er sonst zu Gefallen war, beneidet und gehasst.
(13) Clodius glaubte, wenn er den Senat, die Ritter und das Volk für sich gewonnen habe, bald mit ihm fertig zu werden, verteilte deshalb wieder unentgeltlich Getreide, 2 denn er hatte schon, als Gabinius und Piso Konsuln waren, eine Verteilung an die Armen vorgeschlagen und führte die Zünfte, in der Landessprache Collegia genannt, die von alter Zeit her bestanden hatten, seit Kurzem aber aufgehoben waren, wieder ein. Den Zensoren aber verbot er, jemandem aus seinem Stand zu streichen und zu entehren, wenn er nicht vor beiden Zensoren gerichtet und schuldig befunden worden sei. 3 Nachdem er sie hierdurch geködert hatte, beantragte er ein anderes Gesetz, über das ich weitläufiger sprechen muss, um der Mehrzahl meiner Leser verständlich zu werden. Unter den öffentlichen Auspizien, die man am Himmel und an Gegenständen (wie schon erwähnt) anstellte, waren die am Himmel die wichtigsten, sodass die anderen mehrmals und bei jeder Handlung vorgenommen wurden, jene am Himmel aber nur einmal für den ganzen Tag stattfinden durften. 4 Schon dies war ganz eigentümlich dabei und noch mehr, dass sie bei allen anderen Dingen etwas vorzunehmen erlaubten, und dass dieses dann geschah, ohne dass bei jeder einzelnen Handlung eine besondere Vogelschau nötig war, oder aber, dass sie etwas verhinderten und aufschoben, die Abstimmung des Volkes hingegen jederzeit unterbrachen. Bei diesen waren sie immer ein Götterverbot, sie mochten günstig oder ungünstig sein. 5 Den Grund dieses Gebrauchs weiß ich nicht, ich erzähle nur, was man sagt. Weil nun manche, um die Verabschiedung neuer Gesetzvorschläge oder die Wahlen zu obrigkeitlichen Ämtern zu hintertreiben, meldeten, dass sie an diesem Tag die Erscheinungen des Himmels beobachtet hätten und das Volk daher keinen Beschluss fassen könne, 6 und Clodius befürchtete, es möchten einige, wenn er Cicero anklage, auf diesem Wege das Gerichtsverfahren unterbrechen und hinausschieben, so schlug er als Gesetz vor, dass kein Staatsbeamter an solchen Tagen, da das Volk eine Entscheidung zu fassen habe, die Erscheinungen am Himmel beobachten dürfe.
(14) Solche Vorschläge machte er damals gegen Cicero, und als jener seine Absicht merkte und den Volkstribun Lucius Ninnius Quadratus zum Einspruch gegen dieselben veranlasste, so fürchtete jener Unruhe und Verzögerung und suchte ihn durch Schmeicheleien zu hintergehen. 2 Er versicherte ihm, dass er, wenn er keinen seiner Gesetzesvorschläge hindere, keine Klage wider ihn erheben wolle, setzte, als Cicero und Ninnius sich ruhig verhielten, dieselben durch und machte sich dann an Cicero selbst. 3 So wurde denn er, der der klügste Mann im Staat sein wollte, von Clodius (wenn man anders diesen und nicht vielmehr Caesar und seine Verbündeten nennen will) überlistet. 4 Der Gesetzesvorschlag, welchen Clodius hierauf machte, schien nicht auf ihn, dessen Namen nicht einmal genannt war, sondern überhaupt auf alle zu zielen, welche einen Bürger ohne Verurteilung des Volkes umbrächten oder umgebracht hätten. In Wirklichkeit aber war es damit hauptsächlich auf ihn abgesehen. 5 Zwar ging er an den ganzen Senat, dass er den Konsuln die Wahrung der Sicherheit des Staates und somit die Erlaubnis zu solchen Gewaltmaßnahmen gegeben und hierauf Lentulus und dessen Mitgefangene zum Tode verurteilt hätte. 6 Weil aber Cicero sie angeklagt, wider sie Reden gehalten hatte, den Beschluss fassen und zuletzt die Strafe durch die bestimmten Diener hatte vollziehen lassen, so lag auf ihm die hauptsächliche, wenn nicht alleinige Schuld. 7 Weshalb auch dieser nicht nur überall alle möglichen Schritte dagegen tat, sondern auch das Senatorengewand ablegte, im Ritterkleid umherging und bei allen, welche Macht besaßen, Freunden und Feinden, besonders aber bei Pompeius und Caesar (der ihn seine Feindschaft gegen ihn nicht merken ließ) bei Tag und Nacht Besuche machte und um ihre Gunst warb.
(15) Jene wollten sich nicht den Anschein geben, als ob sie Clodius angestiftet hätten oder dessen Anklage billigten, und ersannen folgende, für sie selbst nicht unrühmlich erscheinende, jenem aber undurchschaubare Täuschung: 2 Caesar riet ihm zu weichen, um nicht, wenn er im Lande bliebe, sein Leben in