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Auch Clodius’ Angriffe ärgerten ihn, zumal er sich auch von anderen, die an Ansehen und Ansprüchen weit unter ihm standen und von denen er, selbst als bloßer Privatmann, Verehrung forderte, missachtet, ja verhöhnt sehen musste. 4 Doch setzte er sich auch zuweilen darüber hinweg. Für den Augenblick kränkte ihn zwar der üble Leumund, wenn er aber wieder seine Verdienste gegen die Schlechtigkeit seiner Feinde erwog, nahm er nicht weiter Anstoß daran.

      (25) Dass aber Caesars Macht so sehr stieg und das Volk seine Taten dermaßen bewunderte, dass es, als wären die Gallier bereits unterjocht, Männer aus dem Senat an ihn sandte und, voll der größten Hoffnungen auf ihn, ihm bedeutende Geldsummen bewilligte, ging ihm sehr nahe, 2 er suchte die Konsuln zu veranlassen, die Briefe Caesars nicht sogleich vorzulesen, sondern sie so lange zu verheimlichen, bis der Ruf seiner Taten sich öffentlich bewahrheitet hätte und ihm noch vor der bestimmten Zeit einen Nachfolger zu schicken. 3 So groß war sein Ehrgeiz, dass er Caesar selbst das, wozu er ihm verholfen hatte, missgönnte und zu entreißen strebte und ihm grollte, weil er sich immer neue Lorbeeren flocht und ihn selbst in den Schatten stellte, dem Volk aber vorwarf, dass es ihn hintansetze und Caesar begünstige. 4 Auch sah er mit großem Verdruss, dass die Leute einige neuere Eroberungen so hoch priesen, als ob nichts mehr zu tun übrig bliebe, und dass sie alles, was vorfiel, wenn es auch unbedeutender war als das Frühere, aus Überdruss am Gewohnten und aus Freude am Ungewohnten sogleich begeisterte, sodass sie aus Neid das frühere Verdienst zu verkleinern und, von Hoffnungen geblendet, das neue hervorschimmernde Talent zu heben suchten.

      (26) Darüber also verstimmt und außerstande, bei den Konsuln etwas auszurichten, nahm er, da er Caesar schon als zu groß empfand, als dass er auf seine Ergebenheit weiter rechnen dürfte, die Sache nicht mehr auf die leichte Schulter. 2 Denn zwei Dinge, glaubte er, trennten Freundschaften: Furcht und Eifersucht. Und diese finden nur bei gleichem Ruhm und Einfluss statt. So lang beide sich die Waage hielten, haben auch jene Bestand, wenn aber der eine sich über den anderen erhebe, entstehe beim Schwächeren Neid und dann Hass gegen den Mächtigeren, in diesem aber erst Missachtung, dann Verhöhnung des Schwächeren. So entsprängen von beiden Seiten, da den einen das Gefühl seiner Ohnmacht erbittere, den anderen sein Übergewicht übermütig mache, aus der früheren Freundschaft Zwiespalt und Kriege. 3 Solche Betrachtungen veranlassten Pompeius, gegen Caesar zu rüsten, und weil er ihn allein nicht leicht zu stürzen hoffte, schloss er sich noch enger an Crassus an, um mit diesem gemeinschaftliche Sache zu machen.

      (27) Nachdem sie sich verständigt hatten, fanden sie es unmöglich, ohne Staatsamt etwas auszurichten, wenn sie aber Konsuln wären und im Wetteifer mit Caesar gleichfalls an der Staatsverwaltung teilnähmen, hofften sie, ihm die Stirn bieten zu können und bald, zwei gegen einen, zu siegen. 2 Jetzt legten sie, die vorher, wenn einer ihrer Freunde sie zur Annahme des Konsulats aufforderte, erklärt hatten, dass sie nie wieder Konsuln werden wollten, all diese Verstellung ab und traten, obgleich sie früher andere in ihrer Bewerbung unterstützt hatten, selbst als Bewerber auf. 3 Weil sie sich aber außerhalb der von den Gesetzen bestimmten Zeit darum bewarben und erwarten mussten, dass sowohl andere als auch selbst die Konsuln sich ihrer Wahl widersetzen würden (denn Marcellinus hatte immer noch Einfluss genug), setzten sie durch, dass die Wahlen in diesem Jahr gar nicht vorgenommen wurden, und stifteten unter anderen Gaius Cato dazu an, nach der Wahl eines Interrex130 auf gesetzlichem Weg das Konsulat suchen und annehmen zu können.

      (28) Dies geschah dem Schein nach von besonders dazu aufgestellten Männern bald unter diesem, bald unter jenem Vorwand, in Wirklichkeit aber durch sie selbst. Denn sie gaben denen, die sich widersetzten, ihren Unwillen unverhohlen zu erkennen. Der Senat war so aufgebracht, dass er bei einem von ihnen darüber erhobenen Streit sich zahlreich erhob und entfernte. 2 Damals trennten sie sich auf diese Weise. Als dasselbe noch einmal vorfiel, beschloss man, wie bei einem öffentlichen Unglück die Kleider zu wechseln, obgleich Cato, da er mit seinem Widerspruch nichts ausrichtete, um den Beschluss zu verhindern, aus der Curie entspringen [und Passanten vom Forum hereinholen] wollte. Wenn nämlich jemand, der nicht dem Senat angehörte, anwesend war, konnte man nicht abstimmen lassen. 3 Die übrigen Volkstribune aber verstellten ihm den Weg und wehrten ihm den Ausgang. So kam der Beschluss zustande, und sie verordneten überdies, dass die Senatoren den damaligen Festspielen nicht beiwohnen sollten. 4 Als sich Cato auch dagegen wehrte, stürzten sie allesamt hinaus und kehrten in Trauerkleidern wieder, um ihn dadurch einzuschüchtern. Als ihn auch dies nicht zur Besinnung brachte, zogen sie alle zusammen auf den Markt und setzten das bei ihrem Anblick zusammengelaufene Volk in tiefe Kümmernis. 5 Marcellinus klagte in einer Rede über die Lage des Staates, die anderen weinten und seufzten, sodass niemand etwas dagegen sagte. Nachdem sie dies getan hatten, kehrten sie sogleich in die Curie zurück, um an den Schuldigen ihren Zorn auszulassen.

      (29) Clodius, der inzwischen wieder zu Pompeius übergesprungen war und in der Hoffnung, er werde ihn, wenn er ihm bei seinen jetzigen Absichten helfe, ganz für sich gewinnen, noch einmal seine Partei ergriffen hatte, trat, ohne sich an den Beschluss zu kehren, in der gewöhnlichen Kleidung vor dem Volk auf und sprach gegen Marcellinus und die Übrigen. 2 Als der Senat darüber in großen Unwillen geriet, brach er mitten in seiner Rede ab, verließ die Versammlung und stürzte in Richtung Curie, wo er beinahe den Tod gefunden hätte. Der Senat drängte sich ihm entgegen und verwehrte ihm den Zugang. 3 Er wurde von den Rittern umringt und wäre in Stücke gerissen worden, wenn auf sein Geschrei und seinen Notruf hin nicht viele mit Feuerbränden herbeigelaufen wären und gedroht hätten, sie samt der Curie zu verbrennen, falls sie ihm etwas zuleide täten. So entkam er dem drohenden Untergang.

      (30) Pompeius, hierdurch nicht irregemacht, eilte einmal in den Senat, um sich dem Beschluss, den er zu fassen im Begriff war, zu widersetzen, und hintertrieb ihn auch wirklich. Als ihn Marcellinus öffentlich fragte, ob es ihm mit der Bewerbung um das Konsulat ernst sei, in der Hoffnung, er werde Abstand nehmen zu gestehen, dass er ein Staatsamt anstrebe, antwortete er, wegen der anständigen Männer brauche er das Konsulat nicht, der unruhigen Köpfe wegen aber wünsche er es dringend. 2 Als er nun offen damit hervortrat und Crassus die an ihn gleichfalls gerichtete Frage weder bejahte noch verneinte, sondern nach seiner Gewohnheit den Mittelweg einschlug und erklärte, er werde alles tun, was das Gemeinwohl fördere, so fürchteten Marcellinus und viele andere das Einverständnis und den Widerstand der beiden und kamen nicht mehr in den Senat. 3 Da sich nun die nach den Gesetzen erforderliche Zahl von Senatoren zur Abfassung eines Beschlusses über die Wahlen nicht versammelte, konnte überhaupt darüber nicht verhandelt werden, und das Jahr ging dahin. 4 Sie legten aber die Trauerkleidung nicht ab, besuchten die Festspiele nicht, wohnten dem Mahl beim Iupitertempel auf dem Capitol nicht bei,131 erschienen nicht bei den Latinischen Ferien,132 die wegen eines vorgekommenen Versehens zum zweiten Mal gefeiert wurden, auf dem Albaner Berg, sondern brachten wie Sklaven, die kein Recht hätten, Obrigkeiten zu wählen noch sonst ein Staatsgeschäft zu verrichten, den Rest des Jahres hin.

      (31) Hierauf wurden Pompeius und Crassus mittels des Interregnums Konsuln, da keiner der früheren Bewerber gegen sie aufzutreten wagte. Lucius Domitius, der bis auf den letzten Tag darauf beharrt hatte, ging zwar am Abend von seinem Haus in die Versammlung ab; als aber der die Fackel vorantragende Sklave niedergemacht wurde, geriet er in Furcht und ging nicht weiter. 2 Weil sie also nirgends Widerstand erfuhren und außerdem Publius Crassus, des Marcius Sohn und damals Caesars Legat, zu diesem Zweck Soldaten nach Rom führte, fand ihre Wahl keinen Widerstand.

      (32) Im Besitz der ersten Würde verschafften sie ihren Anhängern die übrigen Staatsämter und hinderten die Wahl Catos zum Prätor. Denn sie setzten voraus, dass er ihre Schritte nicht gutheißen würde, und wollten ihm deshalb nicht auch noch gesetzliche Macht zum Widerstand verleihen. 2 Die Besetzung der Prätur ging, weil Cato keine Gewalt anwenden wollte, friedlich vor sich. Über der Wahl der kurulischen Ädilen dagegen kam es zu blutigen Aufständen, wobei Pompeius selbst mit viel Blut bespritzt wurde. 3 Nichtsdestoweniger setzten sie die Wahl jener und der anderen vom Volk zu wählenden als ihnen ergebener

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