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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Ach, ihr werdet euch in das Haus ebenso verlieben, wie ich es getan habe«, schwärmte Johanna. Sie hatte es abgelehnt, den jungen Leuten das Haus zu zeigen. Es sollte eine Überraschung werden. Und als Horst sich in München um eine Stellung beworben und zu einem Vorstellungsgespräch hatte hinfahren müssen, da mußte er seiner Mutter hoch und heilig versprechen, den kleinen Ort Steinhausen keinesfalls aufzusuchen. Horst hatte das Versprechen gegeben, und Johanna war sicher, daß er sich daran gehalten hatte.
Er hatte es auch tatsächlich getan, obwohl es ihm schwergefallen war, dem Wegweiser nach Steinhausen nicht zu folgen. Jetzt warf er seiner jungen Frau, die wie versteinert neben ihm saß, einen kurzen, prüfenden Blick zu. Er ahnte, was in ihr vorging, und berührte für einen Augenblick ihre Hand. Sandra wandte den Kopf und erwiderte seinen Blick, dann sah sie wieder starr geradeaus.
Horst liebte seine junge Frau über alles. Sie war hübsch, obgleich sie vermutlich nie eine Miss-Wahl gewonnen hätte, aber sie besaß eine Ausstrahlung, die so manches Männerherz höher schlagen ließ. So war es seinerzeit auch Horst ergangen, und er hatte sich auf den ersten Blick in das etwas scheue Mädchen verliebt. Zwei Jahre später hatten sie geheiratet, und es war eine glückliche Ehe, die sie führten, wenn es auch wegen Johanna des öfteren zu Meinungsverschiedenheiten kam.
Dabei gestand sich Horst ein, daß er an der ganzen Misere, in der sie jetzt steckten, wirklich nicht ganz unschuldig war. Er schaffte es einfach nicht, sich gegen seine Mutter durchzusetzen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil er sie trotz aller Fehler und Eigenheiten sehr liebte.
Horst stellte das Radio an, damit die auf der Ablage montierten Lautsprecher seine im Fond sitzende Mutter für die Gespräche, die er und Sandra führten, ein wenig taub machten.
»Vielleicht gefällt es uns ja in Bayern«, meinte er und warf Sandra wieder einen kurzen Blick zu.
»Ja«, murmelte sie. »Vielleicht.«
Doch er spürte, daß sie nicht daran glaubte.
Horst seufzte leise. »Ich kann es ja auch nicht ändern, Liebling. Meine Mutter hat dieses Haus nun mal gekauft, und irgendwie werden wir schon zurechtkommen. Wer weiß, vielleicht…«
»Könntest du das Radio abschalten?« kam von hinten Johannas Stimme. »Ich kann mich ja überhaupt nicht mehr mit euch verständigen.«
Horst gehorchte, und kaum war die Musik abgestellt, da begann Johanna auch schon wieder zu plaudern. In den höchsten Tönen lobte sie das beschaulich gelegene Steinhausen und das reizende Einfamilienhaus, das sie durch Vermittlung ihrer alten Freundin Martha Heimrath hatte kaufen können.
Knapp drei Stunden später hatten Horst und Sandra dann zum ersten Mal Gelegenheit, dieses Haus zu sehen. Horst war zumindest von dem sehr idyllisch gelegenen Steinhausen angenehm überrascht, wenn auch die riesige Chemiefabrik nicht besonders gut zum Ortsbild paßte. Allerdings hatte er – ebenso wie Sandra – damit gerechnet, daß es sich um ein winziges Dorf am sprichwörtlichen Ende der Welt handelte. Doch was sich ihm nun präsentierte, war ein adretter Vorgebirgsort mit gepflegten Häusern, an deren Balkonen Geranien und Petunien in verschwenderischer Pracht blühten.
Dann, schon fast am Ortsausgang, wies Johanna plötzlich nach links.
»Da ist es!« verkündete sie voller Stolz
Horst bog in die winzige Seitenstraße ein und hielt vor dem kleinen Einfamilienhaus, vor dem bereits der Möbelwagen stand.
»Na, was sagt ihr?« fragte Johanna mit beifallheischendem Blick. »Ist es nicht ganz zauberhaft?«
Horst und Sandra wechselten einen Blick, und jeder von ihnen wußte, was der andere dachte: Wir beide in diesem Haus allein…
»Es ist wirklich hübsch, Mama«, erklärte Horst, und er meinte das durchaus ehrlich. Mit einer so angenehmen Überraschung hatte er nicht gerechnet.
Sandra war die erste, die das Haus betrat, und gegen ihren Willen begann sie sich dort sofort heimisch zu fühlen. Krampfhaft unterdrückte sie dieses Gefühl. Sie wollte hier nicht zu Hause sein! Mit Horst allein, das ja. Aber nicht mit Johanna als ihrer Hausgenossin.
Jetzt trat diese zu Sandra und legte nahezu mütterlich einen Arm um ihre Schultern.
»Warte nur ab, Sandra«, erklärte sie wie tröstend. »Hier in der würzigen Bergluft wird sich euer Problem ganz von allein lösen. Ehe du dich versiehst, werden hier die Babys eintrudeln.«
Sandra schloß sekundenlang die Augen, dann schüttelte sie unmerklich den Kopf. Wie naiv ihre Schwiegermutter doch war! Glaubte sie denn allen Ernstes, daß ihre Kinderlosigkeit an der Stuttgarter Stadtluft gelegen hatte?
»Es gibt hier in Steinhausen übrigens einen ausgezeichneten Gynäkologen«, fuhr Johanna jetzt fort, dann lächelte sie. »Meine Freundin Martha hat es mir erzählt. Dr. Daniel heißt er.« Sie überlegte einen Moment. »Vielleicht solltest du dich sicherheitshalber mal von ihm untersuchen lassen. Schließlich weiß man ja nie…«
»Ich war bereits beim Arzt«, entgegnete Sandra gereizt.
»Ich weiß, Sandra. Aber schau, dieser Stuttgarter Arzt könnte etwas übersehen haben. Du solltest dir sofort einen Termin bei Dr. Daniel geben lassen.«
Sandra seufzte. Es ging hier also genauso weiter, wie es in Stuttgart aufgehört hatte. Aber das hatte sie ja von vornherein gewußt. Und als sie jetzt sah, mit welchem Besitzerstolz ihre Schwiegermutter durch die Räume schritt, wurde ihr angst und bange vor diesem Leben, das heute seinen Anfang nehmen sollte.
*
»Ich verstehe gar nicht, warum Johanna nichts von sich hören läßt«, erklärte Martha Heimrath. »In ihrem letzten Brief hat sie geschrieben, daß sie am kommenden Ersten nach Steinhausen zieht. Mittlerweile haben wir den Fünfzehnten. Sie müßte doch schon längst hier sein.«
Pfarrer Wenninger seufzte. Diese Worte kamen in schöner Regelmäßigkeit so alle zwei Tage. Und dabei hielt es seine Schwester kaum noch hier im Pfarrhaus.
»Du weißt doch, welches Haus sie gekauft hat«, meinte er. »Geh halt einfach hinüber und…«
»Das gehört sich nicht!« wies seine Schwester ihn zurecht. »Ich werde warten, bis Johanna mich zu sich einlädt.«
Auch wenn es dir noch so schwerfällt, fügte Pfarrer Wenninger in Gedanken hinzu, laut jedoch sagte er: »Vielleicht ist ihr etwas dazwischengekommen, oder sie will warten, bis der ganze Umzugsstreß überstanden ist. Du weißt ja selbst, daß es eine gewisse Zeit dauert, bis der Haushalt wieder läuft.«
Martha nickte ohne große Begeisterung. »Ja, vielleicht hast du recht.« Sie zögerte kurz. »Aber wenn sie nur ein Wort sagen würde, dann käme ich sofort hinüber und würde ihr helfen.«
Pfarrer Wenninger hatte Mühe, einen Seufzer zu unterdrücken. Er konnte sich gut vorstellen, welch ein Chaos herrschen würde, wenn Martha und Johanna gemeinsam versuchen würden, den Haushalt in Schwung zu bringen. Sie waren ja beide recht resolute Persönlichkeiten und würden sich vermutlich gegenseitig das Leben schwer machen.
»Ich glaube nicht, daß du da sehr viel helfen könntest«, wagte Pfarrer Wenninger zu widersprechen. »Soviel ich weiß, hat Johanna ihre Schwiegertochter dabei. Ich schätze, damit ist ihr mehr geholfen.«
Martha bedachte ihren Bruder mit einem strengen Blick. »Was soll das heißen, Klaus?«
Pfarrer Wenninger zögerte, dann entschloß er sich zur Wahrheit. Dazu war er schließlich schon von Berufs wegen verpflichtet.
»Weißt du, Martha, du bist manchmal ein wenig schwer zu verkraften.«
Seine Schwester erstarrte förmlich. »Gehe ich dir vielleicht auf die Nerven?«
Pfarrer Wenninger warf einen entschuldigenden