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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Gehen wir, Liebling?« Mit einer sanften Geste umfing Christian die Schulter seiner jungen Frau.
Leandra lächelte ihn zärtlich an. »Ja, Chris, fahren wir nach Hause.«
Der Weg zu der kleinen Wohnung, die sie unmittelbar nach ihrer Hochzeit gemietet hatten, war nicht weit. Und kaum hatten sie ihr eigenes Reich betreten, da führte Leandras erster Weg in das Kinderzimmer, das sie schon vor Monaten eingerichtet hatten.
Zärtlich streichelte sie das helle Holz des Gitterbettchens und betrachtete die bunte Spieluhr, die über dem Bett hing, dann drehte sie sich zu Christian um, der hinter ihr stand und sie liebevoll anschaute.
»Glaubst du, daß sich unser Wunsch jetzt endlich erfüllen wird?« fragte sie.
Christian nahm sie in die Arme und nickte. »Ich bin sicher, Liebes. Nächstes Jahr wird in diesem Bett ein kleines Baby liegen.«
*
Dr. Daniel war gerade im Begriff sein Sprechzimmer zu verlassen, als die Empfangsdame noch eine Besucherin anmeldete.
»Frau Deichmann möchte sie kurz sprechen«, erklärte sie.
Dr. Daniel war überrascht. Es war das erste Mal, daß Anna Deichmann ihn in der Praxis aufsuchte. Normalerweise hatte sie ihn immer um Hausbesuche gebeten.
»Schicken Sie sie gleich herein, Frau Meindl«, bat Dr. Daniel. Dann stand er auf, um der Patientin entgegenzugehen. Doch als sich die Tür öffnete und eine strahlende Anna Deichmann eintrat, blieb Dr. Daniel abrupt stehen. War das dieselbe Frau, die stets einen melancholischen Ausdruck in den Augen gehabt hatte? Konnte das die Frau sein, die so einsam gewesen war, daß sie einen Gynökologen um Hausbesuche gebeten hatte, nur um einmal mit jemandem sprechen zu können?
»Guten Tag, Herr Doktor«, grüßte sie mit freundlicher, fester Stimme. Nichts erinnerte mehr an die oft nur mühsam vorgebrachten Worte.
»Frau Deichmann!« stieß Dr. Daniel erstaunt hervor. »Das ist aber eine nette Überraschung.«
Sie ergriff seine Hand und hielt sie länger als nötig fest.
»Ich mußte einfach kommen, Herr Doktor«, erklärte sie, und in ihrer Stimme lag dabei ein Unterton, den Dr. Daniel noch nie bei ihr gehört hatte. »Ich wollte mich bei Ihnen bedanken.«
»Bedanken?« wiederholte er. »Aber wofür denn? Ich habe doch gar nichts getan.«
Mit einer einladenden Handbewegung bot er ihr Platz an. Anna setzte sich, dann sah sie den Arzt mit einem glücklichen Leuchten in den Augen an.
»Doch, Herr Doktor, Sie haben sogar sehr viel für mich getan. Sie waren es, der mich auf Silvia aufmerksam gemacht hat.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Ich habe jetzt ein neues Zuhause…, ein Zuhause mit Kindern und Enkelkindern. Ich bin der glücklichste Mensch auf Gottes Erdboden.«
»Das freut mich«, erklärte Dr. Daniel, und man sah ihm an, daß er diese Worte ehrlich meinte.
»Richard hat sich seit Jahren nach einer Mutter gesehnt«, fuhr Anna fort. »Und er ist genau der Mann, den ich mir immer als Sohn gewünscht habe.« Jetzt konnte sie ihren Eifer nicht mehr bremsen. »Gleich im Frühjahr bauen wir das Dachgeschoß aus, damit ich mein eigenes kleines Reich habe – obwohl ich das wahrscheinlich kaum brauchen werde. Richard, Silvia, die Kinder und ich – wir sind eine große, glückliche Familie geworden.« Sie machte eine kleine Pause, dann setzte sie hinzu: »Und mein Häuschen werde ich vermieten…, oder ich lasse es einfach leerstehen. Vielleicht will ja eines meiner Enkelkinder mal dort einziehen.«
Dr. Daniel lachte. »Na, Frau Deichmann, aber bis dahin vergehen aber noch einige Jährchen.«
Anna nickte mit einem glücklichen Auflachen. »Da haben Sie allerdings recht, Herr Doktor. Trotzdem – man kann nie früh genug anfangen zu planen.« Sie stand auf. »So, jetzt muß ich mich beeilen. Ich habe den Kindern Dampfnudeln versprochen.« Sie griff nach Dr. Daniels Hand und verabschiedete sich. »Und nochmals vielen, vielen Dank, Herr Doktor. Sie haben mich zum glücklichsten Menschen der Welt gemacht.«
*
Beschwingt lief Dr. Daniel wenig später die Treppe zu seiner Wohnung hinauf. Und dort wartete schon die nächste Überraschung auf ihn.
»Karina!« stieß er überrascht hervor, als er seine Tochter in der Küche sitzen sah. »Das ist schön, daß du für deinen alten Vater auch mal Zeit hast.«
»Also hör mal, Papa!« widersprach Karina energisch. »Von ›alt‹ kann ja wohl wirklich keine Rede sein.« Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küßte ihn auf die Wange. »Außerdem komme ich nicht zu dir.«
Dr. Daniel seufzte. »Hätte ich mir ja denken können. Und wer ist der Glückliche, den du mit deiner Anwesenheit beehren willst?«
Karina grinste. »Nicht der, sondern die. Ich möchte Frau Deichmann besuchen.«
Da lächelte Dr. Daniel. »Diese Mühe hättest du dir sparen können. Frau Deichmann wird bestimmt keine Zeit für dich haben.«
Völlig fassungslos starrte Karina ihren Vater an. »Wie bitte? Aber…, die Frau ist doch immer so allein. Du selbst hast gesagt…«
»Ja, das war vor ein paar Wochen, aber mittlerweile hat sich die Lage grundlegend geändert.« Er legte seiner Tochter einen Arm um die Schultern und führte sie ins Wohnzimmer. »Komm, ich erzähle dir alles.«
Aufmerksam hörte Karina zu, dann glitt ein Lächeln über ihr Gesicht.
»Da hast du einen Menschen…, nein, eigentlich sogar fünf Menschen sehr glücklich gemacht«, meinte sie. »Frau Deichmann hat einen Sohn bekommen, Herr Burgner eine Mutter, die Kinder eine Oma, und Frau Burgner scheint über die Entwicklung auch sehr froh zu sein. Ihr ganzes Leben verläuft jetzt sicher leichter als zuvor.« Mit einem schwärmerischen Glanz in den Augen sah sie ihren Vater an. »Du bist wirklich ein wunderbarer Mensch, Papa.«
*
Leandra war mit ihrem Leben restlos zufrieden. Das Weihnachtsfest hatte sie zusammen mit Christian und ihren Adoptiveltern in der kleinen Wohnung gefeiert, die Christian und sie gleich nach der Hochzeit gemietet hatten.
Anschließend waren alle vier nach Kreta geflogen. Ahilleas holte sie vom Flughafen ab und schloß als erstes seine Schwester in die Arme.
»Ich hätte Weihnachten so gern mit dir gefeiert«, erklärte er. »Aber ich habe hier gewisse Verpflichtungen.« Er grinste. »Du wirst sie heute noch kennenlernen.«
Erst jetzt begrüßte er seinen Schwager und das Ehepaar Krenn, dann begleitete er sie alle zu seinem Auto.
»Es ist zwar nicht das größte seiner Art«, meinte er, »aber ich hoffe, daß wir alle Platz finden werden.«
»Na ja, wenn die Fahrt nicht weit ist«, entgegnete Leandra.
Ahilleas machte ein zerknirschtes Gesicht. »Leider schon. Aber ihr werdet von der kretischen Landschaft so begeistert sein, daß ihr die Unbequemlichkeit gar nicht merken werdet.«
Ahilleas behielt recht. Leandra, Christian und die Krenns konnten sich gar nicht sattsehen an den immer wieder neuen Landschaftsbildern und den vielen Eindrücken, die sie während dieser ersten Fahrt im fremden Land schon aufnahmen.
Und dann erreichten sie auf der gewundenen schmalen Straße den kleinen Ort Kastell. Strahlend weiße Häuser inmitten bunter Blumenpracht beherrschten das Ortsbild, und Leandra fühlte sich hier sofort wie zu Hause.
Dann hielt Ahilleas den Wagen an, und wie auf Kommando liefen Inge und Karl heraus, um ihre Tochter stürmisch in die Arme zu schließen.
»Meine Güte, Leandra, ich habe dich ja so vermißt«, stammelte Inge immer wieder.
»Jetzt laß mich aber auch mal zu unserer Tochter«, verlangte Karl mit Nachdruck und unüberhörbarem Akzent, der in krassem Gegensatz zu seinem deutschen Namen stand.
Das