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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Ich bin ihm heute begegnet«, fiel Dr. Metzler ihm ins Wort. »Er ging an mir vorbei, ohne mich zu sehen. Er war geistig völlig abwesend, ganz zu schweigen von seinem Aussehen. Blaß, mit dunklen Ringen unter den Augen. Hör mal, Robert, ich bin Arzt, da macht mir niemand weis, daß mit Rainer alles in Ordnung ist.«
Nachdenklich fuhr sich Dr. Daniel mit einer Hand durch das dichte blonde Haar.
»Vielleicht hängt es mit dem Kind zusammen«, meinte er schließlich. »Frau Kaufmann hat mir heute gesagt, daß niemand in Steinhausen weiß, ob Anke Bergmann nun ein Mädchen oder einen Jungen bekommen hat. Ich dachte mir zuerst nichts dabei. Schließlich weiß jeder hier, wie erpicht der alte Bergmann auf einen Enkelsohn war. Daß seine Schwiegertochter ein Mädchen bekommen hat, dürfte für ihn ein harter Brocken sein. Allerdings hast du schon am Samstag gesagt, daß Rainer mit seinen Nerven ziemlich herunter ist. Wenn der alte Bergmann ihm nun auch noch wegen des Babys zusetzt, könnte es durchaus sein, daß er auf einen Zusammenbruch zusteuert.«
Dr. Metzler nickte. »Ja, das wäre vorstellbar.«
»Ich versuche, die Geschichte mal zu klären«, meinte Dr. Daniel. »Wie sieht’s aus, Wolfgang, kannst du für ein paar Stunden hierbleiben?«
»Natürlich«, stimmte Dr. Metzler bereitwillig zu. »Fahr du ruhig nach München, und mach dir um die Praxis keine Sorgen.« Er grinste. »Irgendwie werde ich mit den anrückenden Damen schon zurechtkommen.«
»Bestimmt«, meinte Dr. Daniel schmunzelnd. »Und wie gesagt – ich rechne nicht damit, daß du sehr viel zu tun haben wirst.«
Dann schlüpfte er rasch aus seinem weißen Kittel und verließ die Praxis. Er nahm sich gerade noch Zeit, seiner Schwester Irene Bescheid zu sagen, dann bestieg er sein Auto und fuhr Richtung München. Auf den Straßen war es verhältnismäßig ruhig, und so erreichte Dr. Daniel schon nach einer knappen halben Stunde die Klinik von Dr. Georg Sommer.
»Robert! Was tust denn du um diese Zeit hier in München?«
Dr. Daniel drehte sich um und sah sich dem Chefarzt der Klinik gegenüber, der auch sein bester Freund war.
»Grüß dich, Schorsch«, entgegnete Dr. Daniel, während er ihm die Hand gab. »Ich möchte Frau Bergmann besuchen.«
Dr. Sommer lächelte. »Da kommst du gerade richtig. Die junge Dame ist in Tränen aufgelöst. Vermutlich die Hormonumstellung nach der Geburt.«
Dr. Daniel runzelte die Stirn. »Jetzt schon? Das scheint mir ein bißchen früh zu sein.«
»Ich weiß«, stimmte Dr. Sommer zu. »Normalerweise kommt dieser Heultag erst nach vier oder fünf Tagen, aber es gibt auch Ausnahmen. Ich habe Frauen erlebt, die die ganze Woche über geweint haben.« Er lächelte. »Am besten, du bringst deiner Patientin ein Glas Sekt. Das wirkt meistens Wunder. Und ihr werter Gatte könnte sich heute ruhig auch noch sehen lassen. Das kannst du ihm ausrichten – mit einem schönen Gruß von mir.«
Dr. Daniel nickte ein wenig zerstreut. Das alles erschien ihm doch sehr merkwürdig.
»Robert? Ist irgend etwas?« fragte Dr. Sommer, dem das seltsame Verhalten seines Freundes auffiel.
»Ich weiß nicht«, entgegnete Dr. Daniel langsam. »Rainer scheint es auch nicht besonders gut zu gehen. Und bei ihm kommt eine Hormonumstellung ja wohl nicht in Betracht.«
Auch Dr. Sommer wurde jetzt ernst. »Worauf willst du hinaus? Glaubst du, die beiden hatten Krach?« Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie haben sich beide so über ihr Baby gefreut.«
»An so etwas denke ich auch gar nicht«, entgegnete Dr. Daniel. »Ich habe eher das Gefühl, als hätte Rainers Vater da die Hände im Spiel.« Er sah seinen Freund an. »Hatte Frau Bergmann heute Besuch?«
Dr. Sommer schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, nicht, aber ich bin natürlich nicht ständig auf der Station.«
»Das kann ich mir vorstellen«, meinte Dr. Daniel. »Ich werde jetzt jedenfalls zu ihr hinaufgehen, dann sehen wir vielleicht klarer.«
Dr. Sommer hatte nicht übertrieben. Mit rotgeweinten Augen saß Anke im Bett und hielt ihr Baby so fest an sich gedrückt, als hätte sie Angst, irgend jemand könnte es ihr wegnehmen.
»Frau Bergmann, was ist denn los?« fragte Dr. Daniel besorgt und setzte sich ohne große Umstände auf die Bettkante.
Anke schluchzte auf. »Nichts, Herr Doktor.«
»Danach sieht es aber nicht aus«, entgegnete Dr. Daniel, während er väterlich nach ihrer Hand griff. »Erzählen Sie mir, was passiert ist. Hat Rainer etwas gesagt oder getan, was Sie so verletzt hat?« Doch das glaubte er selbst nicht.
Und Anke schüttelte auch gleich heftig den Kopf. »Nein, Herr Doktor, mit Rainer hat es gar nichts zu tun… das heißt… eigentlich doch. Es ist…« Wieder hielten die Tränen sie davon ab weiterzusprechen.
Und jetzt äußerte Dr. Daniel seinen wirklichen Verdacht. »Es geht um Ihren Schwiegervater, nicht wahr?«
Anke schluchzte noch ein wenig heftiger, was für Dr. Daniel eigentlich schon Antwort genug war. Allerdings konnte er sich immer noch nicht vorstellen, was Martin Bergmann gemacht haben konnte, daß es Anke in ein derartiges Tief geschleudert hatte.
»Ich würde vorschlagen, daß wir die kleine Claudia jetzt erst mal ins Bettchen legen«, meinte Dr. Daniel ruhig. »Soweit ich sehen kann, schläft sie, und da hat sie es dort sicher bequemer als in Ihrem Arm. Und dann werden wir beide ein bißchen in den Park hinuntergehen…«
»Nein!« wehrte Anke heftig ab. »Ich lasse Claudia keine Sekunde allein!«
In Dr. Daniels Kopf schrillte eine Alarmglocke. Ankes schlimme Verfassung mußte tatsächlich mit Martin Bergmann und dem Baby zusammenhängen.
»Wir bringen Claudia ins Säuglingszimmer« erklärte er. »Die Schwester wird auf sie aufpassen.«
Doch Anke schüttelte erneut den Kopf. »Ich lasse mein Kind nicht allein.«
»Und warum nicht?« fragte Dr. Daniel behutsam. »Warum haben Sie solche Angst um Ihr Baby? Es gibt doch niemanden, der es Ihnen wegnehmen will.«
»Doch! Mein Schwiegervater!«
Dr. Daniel begriff nicht ganz. »Aber er ist doch gar nicht hier.«
»Er war hier«, entgegnete Anke. »Und er hat gesagt, ich dürfe mit Claudia nicht nach Hause kommen. Er würde schon dafür sorgen, daß ich Rainer nie mehr sehe. Und eine Scheidung durchzusetzen, wäre für ihn eine Kleinigkeit.«
In dem ganzen Durcheinander verstand Dr. Daniel kein Wort. Er begriff nur, daß etwas Entsetzliches vorgefallen sein mußte.
»Langsam, Frau Bergmann«, bat er. »Erzählen Sie der Reihe nach, ja?«
Anke bemühte sich verzweifelt, Ordnung in das Chaos ihrer Gedanken zu bringen.
»Heute früh, kurz nach der Visite, war mein Schwiegervater hier«, begann sie endlich zu erzählen. »Ich freute mich, weil ich dachte, daß er Claudia sehen wollte, aber… das hatte er gar nicht vor. Er kam, um mir zu drohen.« Anke hatte Mühe nicht wieder in Panik zu geraten. »Er sagte, ich solle mit einer anderen Mutter tauschen. Ich dürfe das Haus nur mit einem Sohn betreten.«
Verständnislos schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Was sollen Sie mit einer anderen Mutter tauschen?«
Voller Verzweiflung sah Anke ihn an. »Mein Kind!«
»Wie bitte?« Abrupt stand Dr. Daniel auf und ging mit erregten Schritten im Zimmer auf und ab, dann blieb er vor Ankes Bett stehen. »Sind Sie sicher, daß Sie das richtig verstanden haben?«
Plötzlich war Anke völlig ruhig. Sie spürte, daß sie in Dr. Daniel jemanden hatte, der ihr helfen würde. Er hatte ihr schon einmal geholfen – damals, als sie unfruchtbar gewesen war. Er hatte dafür gesorgt, daß sie sich von Dr. Sommer hatte operieren lassen können.
»Das