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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Und wie stellst du dir das vor?« fragte sie. »Soll bei Claudia vielleicht eine Geschlechtsumwandlung durchgeführt werden?«
Martin Bergmann überlegte kurz. »Das wäre auch keine schlechte Idee.« Dann schüttelte er den Kopf. »Aber das wäre zuviel Aufwand. Viel einfacher ist es, wenn du dein Baby mit einer anderen Mutter tauschst.«
Völlig fassungslos starrte Anke ihn an. Sie glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Das konnte doch nur ein Scherz sein!
»Vater, ein Baby ist doch kein Gegenstand, den man einfach tauschen kann«, erklärte sie.
»Warum nicht?« entgegnete Martin Bergmann ungerührt. »Wenn ich etwas bestelle und es mir falsch geliefert wird, dann tausche ich es um. Ihr habt einen Sohn bestellt und eine Tochter bekommen. Das ist eine falsche Lieferung. Aber warum sollte man das nicht in Ordnung bringen können?« Er trat näher an Ankes Bett. »Hör zu, ich habe mich bereits umgehört. Hier in der Klinik wurde vor zwei Tagen eine Frau von einem Jungen entbunden. Mit dieser Frau wirst du tauschen, hast du mich verstanden?«
Anke schluckte schwer. Noch immer konnte sie nicht glauben, daß ihr Schwiegervater das alles ernst meinte.
»Vater, ich liebe mein Kind und…«
»Unsinn«, fiel er ihr barsch ins Wort. »Du wirst das andere Kind auch lieben.« Er legte einen Zettel auf ihr Bett. »Da habe ich dir den Namen der Frau aufgeschrieben. Ich erwarte, daß du noch heute zu ihr Kontakt aufnimmst und den Tausch in die Wege leitest. Geld spielt keine Rolle. Biete ihr, was du für richtig hältst.« Dann beugte er sich weit zu ihr hinunter. »Ich erwarte, daß du tust, was ich vergeschlagen habe, andernfalls lasse ich dich nämlich nicht wieder in mein Haus. Du kommst entweder mit einem Sohn nach Steinhausen, oder du kannst gleich hier in München bleiben. Eine Scheidung durchzubringen, ist für mich eine Kleinigkeit.«
»Aber Rainer wird nie…«
»Rainer wird in diesem Fall überhaupt nicht gefragt«, unterbrach Martin Bergmann sie grob. »Das ist eine Sache zwischen uns beiden, und du hast dabei nur zwei Möglichkeiten. Entweder du kommst mit einem Sohn, oder du kannst hingehen, wo der Pfeffer wächst. Und ich warne dich – wenn du versuchst, Rainer gegen mich aufzuhetzen, dann werde ich dafür sorgen, daß du ihn nie wieder zu Gesicht bekommst. Ich habe die Macht dazu, verlaß dich darauf.«
Damit drehte er sich um und verließ das Zimmer. Wie versteinert saß Anke im Bett und starrte auf die geschlossene Tür. Dabei hatte sie das Gefühl, als hätte sie all das Schreckliche, was gerade geschehen war, nur geträumt. Doch der Zettel auf ihrem Bett bewies nur zu deutlich, daß alles Wirklichkeit gewesen war. Martin Bergmann erwartete von ihr tatsächlich, daß sie ihr Baby gegen ein anderes tauschen solle.
In diesem Moment begann die Kleine in ihrem Bettchen zu jammern. Anke sprang aus dem Bett und holte das Baby heraus. Ganz fest drückte sie es an sich, als hätte sie Angst, irgend jemand könnte es aus ihren Armen reißen.
»Nein«, schluchzte sie leise auf. »Ich gebe dich nicht her. Niemals.«
Doch die Drohung des alten Bergmann stand unverrückbar vor ihr. Und sie zweifelte keine Sekunde daran, daß er sie wahrmachen würde. Er würde Rainer von ihr fernhalten, und sie fragte sich verzweifelt, was schlimmer wäre – sich von Rainer zu trennen oder von ihrem Kind. Sie fand keine Antwort.
*
Der Montagnachmittag verlief ausgesprochen ruhig. Bereits um drei Uhr konnte die Sprechstundenhilfe Lena Kaufmann ihrem Chef sagen, daß keine weiteren Patientinnen mehr angemeldet waren.
»Ich nehme an, ganz Steinhausen tummelt sich im Freibad«, vermutete Dr. Daniel, dann lächelte er. »Das sollten wir eigentlich auch machen.«
Lena Kaufmann nicke. »Ja, da haben Sie recht.« Sie zögerte. »Sollen wir die Praxis schließen?«
Dr. Daniel rieb sich nachdenklich das Kinn. »Das können wir eigentlich nicht tun. Andererseits… ich würde diesen ruhigen Nachmittag gern ausnutzen, um nach München zu fahren.« Er lächelte seine Sprechstundenhilfe an. »Sie haben sicher schon gehört, daß Frau Bergmann entbunden hat.«
Lena nickte. »Natürlich. So etwas verbreitet sich in Steinhaus wie ein Lauffeuer. Allerdings weiß niemand, ob sie nun ein Mädchen oder einen Jungen bekommen hat.«
Dr. Daniel schmunzelte. Er konnte sich vorstellen, wer diese Nachricht so strikt zurückgehalten hatte.
»Ein Mädchen«, erklärte er. »Sehr zum Leidwesen ihres Schwiegervaters, nehme ich an. Wie ich den alten Bergmann kenne, wollte er unbedingt einen Enkelsohn.«
»Der soll sich nicht so haben«, entgegnete Lena resolut.
Dr. Daniel nickte. »Dieser Meinung bin ich auch, Frau Kaufmann.« Er seufzte. »Aber damit haben wir unser kleines Problem noch nicht gelöst. Ich darf die Praxis nicht einfach allein lassen. Immerhin könnte es einen Notfall geben.«
Zu einer Erwiderung kam Lena Kaufmann nicht mehr, denn in diesem Moment schaute die junge Empfangsdame Gabi Meindl zur Tür herein.
»Herr Doktor, gerade ist ein Dr. Metzler gekommen und möchte Sie sprechen«, erklärte sie.
Dr. Daniel stand auf. »Schicken Sie ihn herein, Fräulein Meindl.« Dann wandte er sich Lena zu. »Die Lösung für unser Problem scheint soeben eingetroffen zu sein.«
Mit einem freundlichen Lächeln trat Dr. Metzler ins Sprechzimmer.
»Grüß dich, Robert, ich hoffe, ich störe nicht.«
»Keineswegs«, erwiderte Dr. Daniel, dann wies er auf seine Sprechstundenhilfe. »Meine gute Frau Kaufmann kennst du ja sicher noch.«
Dr. Metzler reichte ihr die Hand. »Natürlich kennen wir uns, nicht wahr, Frau Kaufmann?«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, um es Ihnen zu sagen, aber ich freue mich, daß Sie wieder nach Steinhausen zurückgekommen sind, Herr Dr. Metzler«, meinte Lena.
»Aber, Frau Kaufmann, ich bitte Sie«, wehrte Dr. Metzler ab. »Sie haben doch immer Wolfgang zu mir gesagt. Dabei können Sie ruhig bleiben, auch wenn ich inzwischen Arzt geworden bin.«
»Damit sind wir gleich beim Thema«, lenkte Dr. Daniel ab, während sich Lena Kaufmann diskret zurückzog, um die beiden Männer allein zu lassen. »Ich hätte eine Bitte an dich, Wolfgang. Könntest du mich für ein paar Stunden hier vertreten?«
»Bist du verrückt geworden?« entfuhr es Dr. Metzler. »Ich bin Chirurg und kein Frauenarzt.«
Dr. Daniel grinste. »Du wirst es nicht glauben, aber das weiß ich.« Dann wurde er ernst. »Du sollst hier auch keine gynäkologischen Untersuchungen durchführen. Es ist nur so, daß ich gern nach München fahren würde, um Rainers Frau zu besuchen. Die Gelegenheit wäre günstig, weil für heute keine Patientinnen mehr angemeldet sind, aber ich kann die Praxis nicht einfach zusperren. Immerhin könnte es ja einen Notfall geben.«
Dr. Metzler schmunzelte. »Ach, so ist das. Da hast du ja unverschämtes Glück, daß ich zufällig hier hereingeschneit bin.«
»Richtig«, stimmte Dr. Daniel zu, dann runzelte er die Stirn. »Ach ja, was wolltest du eigentlich von mir?«
Dr. Metzler seufzte. »Ich mache mir Sorgen um Rainer.«
Erstaunt zog Dr. Daniel die Augenbrauen hoch. »Das sind ja völlig neue Töne, Wolfgang. Ich erinnere mich noch, wie du damals, kurz vor deiner Abreise aus Steinhausen, gesagt hast, die Bergmanns könnten dir allesamt gestohlen bleiben.«
»Das ist richtig«, gab Dr. Metzler zu. »Und für Martin Bergmann gilt das auch weiterhin, aber ich habe dir erst vor zwei Tagen gesagt, wie ich zu Rainer stehe – wobei ich zugeben will, daß auch er kein Unschuldslamm ist. Immerhin hat er jahrelang tatenlos zugeschaut, wie sein Vater die Firma hat verkommen lassen.«
»Martin Bergmann ist kein Mensch, der sich dreinreden läßt«, gab Dr. Daniel zu bedenken. »Ich glaube nicht, daß Rainer wirklich die Möglichkeit gehabt