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aufmerksam an. »Ich kann mir nicht helfen, Wolfgang, aber das alles klingt, als möchtest du Rainer unterstützen – und das, obwohl du immer voller Haß auf die CHEMCO warst und eigentlich froh sein solltest, wenn das Werk schließen muß.«

      Dr. Metzler seufzte. »Ich weiß, aber… Rainer war einmal mein bester Freund, und ich finde, er hat es nicht verdient, von seinem Vater so gegängelt zu werden – vor allem, weil er für die CHEMCO wirklich das Beste will.«

      »Ich habe eine Tochter!« rief Rainer in diesem Moment und riß Dr. Daniel und Dr. Metzler damit aus ihrem Gespräch.

      Mit einem herzlichen Lächeln stand Dr. Daniel auf und drückte ihm die Hand. »Das freut mich, Rainer. Herzlichen Glückwunsch – natürlich auch an Ihre Frau. Ich werde sie in ein paar Tagen besuchen.«

      »Darüber wird sie sich bestimmt freuen, Herr Dr. Daniel«, erklärte Rainer, dann wandte er sich Wolfgang zu, der ebenfalls aufgestanden war und ihm jetzt die Hand gab.

      »Von mir natürlich auch herzlichen Glückwunsch, Rainer«, meinte er. »Ich freue mich für euch.« Er grinste lausbubenhaft. »Und ich bin froh, daß ich euch noch rechtzeitig herbringen konnte.«

      Doch Rainer blieb ernst. »Das werde ich dir nie vergessen.«

      »Schon in Ordnung«, entgegnete Dr. Metzler, dann erkundigte er sich: »Und wie heißt eure Prinzessin?«

      Rainer lächelte wider. »Claudia.«

      »Ein schöner Name«, urteilte Dr. Daniel, dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. »Für mich wird’s allmählich Zeit.«

      »Ja, für mich auch«, stimmte Dr. Metzler zu. Er sah Rainer an. »Möchtest du mit uns gleich nach Steinhausen fahren?«

      Doch der junge Mann schüttelte den Kopf. »Ich bleibe noch bei Anke und fahre später mit dem Taxi heim.« Er grinste. »Das kann ich mir gerade noch leisten.«

      Die Männer verabschiedeten sich, dann machten sich Dr. Metzler und Dr. Daniel auf den Weg zum Ausgang.

      »Ich bringe dich zu deinem Wagen«, meine Dr. Metzler, doch Dr. Daniel wehrte ab. »Nicht nötig, Wolfgang. Morgen kommen Stefan und Karina nach Steinhausen. Einer der beiden wird mich schon zum Rastplatz fahren.«

      »Unsinn«, entgegnete Dr. Metzler energisch. »Damit mußt du die beiden wirklich nicht belästigen. Wenn du heute keine Lust mehr hast, dann fahre ich dich eben morgen, einverstanden?«

      Dr. Daniel nickte. »Ja, aber nur, wenn du nachher zum Kaffee bleibst.«.

      »Das mußt du mir nicht zweimal sagen«, meinte Dr. Metzler lächelnd.

      *

      Nach der ersten Freude über ihre kleine Tochter meldeten sich bei Anke plötzlich Bedenken.

      »Was wird dein Vater sagen?«

      Rainer winkte ab. »Das ist mir vollkommen egal. Claudia ist genau das, was ich mir gewünscht habe, und wenn mein Vater mit einer Enkelin nicht zufrieden ist, dann ist das sein Problem.«

      Liebevoll betrachtete er das friedlich schlummernde Baby.

      »Ich glaube, wir sorgen uns ganz umsonst«, meinte er dann. »Mein Vater mag manchmal unausstehlich sein, aber ich bin sicher, daß er sich in die Kleine auf Anhieb verlieben wird.«

      Doch Anke war davon nicht restlos überzeugt, und es sollte sich erweisen, daß sie recht hatte. Martin Bergmann war entsetzt, als sein Sohn ihm am Abend verkündete, daß Anke ein Mädchen zur Welt gebracht hatte.

      »Wie bitte?« polterte er los. »Das ist doch nicht die Möglichkeit! Ich wußte von Anfang an, daß diese Gazelle dir keine Söhne gebären kann!«

      Alles in Rainer erstarrte zu Eis.

      »Hör auf, so zu sprechen«, erklärte er. »Erstens unterliegst du schon rein biologisch einem großen Irrtum. Die Frau ist für das Geschlecht des Kindes nicht verantwortlich, denn den Samen liefert der Mann. Wenn überhaupt, dann bin ich nicht fähig, einen Sohn zu zeugen. Und zweitens ist es mir vollkommen egal, ob du unsere Claudia akzeptierst oder nicht. Sie ist mein Kind, und ich liebe sie – vor allem, weil ich mir von Anfang an ein Mädchen gewünscht habe.«

      Martin Bergmann starrte seinen Sohn an, als wäre er ein Lebewesen von einem anderen Stern.

      »Bist du noch zu retten?« brauste er auf. »Wie kann sich der Chef eines riesigen Chemiewerks ein Mädchen wünschen?«

      »Laß mich bloß mit diesem fatalen Chemiewerk in Frieden«, entgegnete Rainer wütend. »Wenn du mir weiterhin die Konten sperrst, dann wird es die CHEMCO nicht mehr lange geben.«

      »Und wessen Schuld ist das?« konterte Martin Bergmann.

      »Deine!« fuhr Rainer ihn an. »Du warst doch derjenige, der das Werk hat verkommen lassen! Und jetzt erlaubst du nicht mal, daß ich die längst fälligen Reparaturen durchführen lasse – und zwar ordentlich. Wenn ich das tun könnte, würden die Arbeiter aufhören zu streiken und…«

      »Bei mir hätte es kein Angestellter gewagt, in Streik zu treten«, fiel Martin Bergmann ihm barsch ins Wort. »Jeder, der es auch nur versucht hätte, wäre gefeuert worden. Aber du warst ja schon immer zu lasch. Du hast einfach nicht das Format, um eine solche Firma zu leiten.«

      »Dann such dir jemanden, der das Format hat«, erklärte Rainer heftig. »Ich bin froh, wenn ich diesen Schrotthaufen endlich los bin!«

      »Schweig!« herrschte Martin Bergmann seinen Sohn an, und seine Augen funkelten dabei vor Zorn. »Daß die CHEMCO ein Schrotthaufen ist, ist deine Schuld. Aber ich gebe dir noch eine letzte Chance. Die Konten bleiben für dich gesperrt, aber ich stelle dir einen angemessenen Betrag zur Verfügung, damit du die Arbeiten durchführen kannst, die du für nötig hältst. Und an die Geschäftskonten kommst du erst wieder, wenn ich sehe, daß du das Werk im Griff hast – vorher nicht. Und jetzt geh.«

      Das ließ sich Rainer nicht zweimal sagen, doch er war noch nicht mal an der Tür, als sein Vater ihn wieder zurückrief.

      »Noch etwas, mein Sohn«, fuhr er in herrischem Ton fort. »Wage es nicht noch einmal, diesen Metzler in mein Haus zu bringen. Und ich will dir auch kein zweites Mal draufkommen, daß du diesen Kerl in der Firma herumführst, haben wir uns verstanden?«

      »Wolfgang war…«

      »Ich will wissen, ob wir uns verstanden haben«, fiel Martin Bergmann ihm grob ins Wort.

      Rainer senkte den Kopf. »Ja, Vater.« Dann drehte er sich um und verließ den Raum.

      Kaum in seiner gemütlichen Wohnung im oberen Stockwerk der Villa angekommen, ließ er sich in einen der bequemen Sessel fallen. Seine Hände zitterten wie Espenlaub, und er hatte den dringenden Wunsch, seine ganze Wut herauszuschreien. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Gedanken in eine andere Richtung zu zwingen.

      In diesem Moment klingelte das Telefon, und mit einer hastigen Bewegung riß Rainer den Hörer an sein Ohr.

      »Bergmann!« meldete er sich, konnte dabei aber nicht verhindern, daß seine Stimme gehetzt klang.

      »Grüß dich, Liebling, ich bin’s«, hörte er Ankes Stimme am anderen Ende der Leitung.

      »Anke«, stieß er erleichtert hervor, dann lehnte er sich im Sessel zurück. Er fühlte, wie er begann, sich zu entspannen. »Wie geht’s meinen beiden Mädchen?«

      »Ausgezeichnet«, antwortete Anke, und Rainer hörte an ihrer Stimme, daß sie lächelte.

      »Es ist schön, daß du anrufst«, erklärte er. »Ich habe gerade begonnen, mich hier sehr einsam zu fühlen.« Er zögerte, dann gestand er: »Du fehlst mir, Liebes.«

      »Du mir auch«, erklärt Anke leise. »Ich wünschte, ich könnte bei dir sein.«

      Rainer seufzte leise. »Na, die eine Woche werden wir schon überstehen.«

      Dann herrschte eine Weile Schweigen zwischen ihnen, bis sich Anke zu der Frage aufraffen konnte, die sie

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