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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Sehen Sie, genau das meine ich«, erklärte Dr. Daniel ernst. »Rainer kann von seinen Leuten nicht erwarten, daß sie eine Firma betreten, in der sie Gott jeden Tag danken müssen, wenn sie sie lebend verlassen können. Und mit Chemikalien ist nun mal nicht zu spaßen.«
»Ich weiß«, flüsterte Anke. »Ich habe jeden Tag Angst um ihn.«
Dr. Daniel nickte. »Das kann ich mir vorstellen.« Dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Aber wir wollen hier ja nicht über die Firma Ihres Mannes sprechen, sondern über Sie und Ihr Baby.« Er sah Anke forschend an. »Können wir in den Untersuchungsraum hinübergehen, oder haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Nein, Herr Doktor, es ist alles klar – soweit es meine Schwangerschaft betrifft.«
Mit einer väterlichen Geste legte Dr. Daniel einen Arm um ihre Schultern. »Über alles andere sollten Sie sich im Augenblick keine zu großen Gedanken machen, Frau Bergmann, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Ihr Baby muß für Sie jetzt das Wichtigste sein.«
Zärtlich streichelte Anke ihren Bauch. »Das ist es auch – für uns beide. Rainer freut sich schon so sehr.« Jetzt kam ihr Lächeln von Herzen. »Stellen Sie sich vor, Herr Doktor, er wünscht sich ein Mädchen.«
Dr. Daniel grinste. »Das ist bei den meisten Männern so, und ich war in diesem Punkt auch keine Ausnahme. Als meine Frau mit Stefan schwanger war, hätte ich liebend gern ein Mädchen gehabt. Das habe ich meinem Sohn natürlich nie gesagt, und heute bin ich sehr stolz auf ihn – wenn er mir das auch nicht immer glaubt. Allerdings habe ich leicht reden, denn bei mir hat sich der Wunsch nach einem Mädchen drei Jahre später erfüllt.«
Anke lächelte. »Und ich vermute, Ihre Tochter ist jetzt Ihr ganz besonderes Herzblatt.«
Dr. Daniel schmunzelte. »Da können Sie recht haben. Ich gebe jedenfalls offen zu, daß ich auf ihren Freund ein bißchen eifersüchtig bin.«
»In diesem Punkt kann ich Sie beruhigen«, meinte Anke. »Da reagieren alle Väter gleich. Ich glaube, mein Vater ist heute noch auf Rainer eifersüchtig, obwohl er ihn sehr gern hat.«
Dr. Daniel nickte. »So ähnlich geht es mir auch. Der Freund meiner Tochter ist ein sehr sympathischer junger Mann.« Dann wies der Arzt mit einer einladenden Geste zu dem dezent gemusterten Wandschirm, hinter dem sich seine Patientinnen freimachen konnten. »Sie kennen sich hier ja schon aus, nicht wahr, Frau Bergmann?«
Wieder lächelte Anke. »Bestens.«
Bei der anschließenden Untersuchung ergaben sich keine Auffälligkeiten, und Dr. Daniel vermutete, daß das Baby nicht mehr allzulange auf sich warten lassen würde.
»Ich nehme an, Ihr kleiner Zwerg wird sich ziemlich genau an meinen errechneten Termin halten«, erklärte Dr. Daniel lächelnd.
Anke strahlte. »Das wäre schön. Ich freue mich schon so, wenn ich mein Baby endlich im Arm halten kann.«
*
Dr. Metzler kam gerade aus dem Maklerbüro, als er sich ganz unverhofft seinem einstigen Klassenkamerad Rainer Bergmann gegenübersah. Rainer war allerdings mindestens ebenso überrascht, denn er hatte nicht gewußt, daß Wolfgang wieder nach Hause zurückgekehrt war.
»Grüß dich, Rainer«, erklärte Dr. Metzler, der bei diesem unerwarteten Widersehen als erster Worte fand.
»Wolfgang«, brachte Rainer ein wenig mühsam hervor. »Das ist aber eine Überraschung.«
»Eine unangenehme?« fragte Dr. Metzler unverblümt.
Rainer schüttelte den Kopf, konnte dabei aber nicht verhindern, daß etwas wie schlechtes Gewissen in ihm aufkam, obwohl er ja auch noch ein Kind gewesen war, als Wolfgangs Vater in der Bergmannschen Chemiefabrik tödlich verunglückt war.
»Nein, Wolfgang«, entgegnete er. »Ich freue mich, daß du wieder hier bist.«
Unwillkürlich wanderte Dr. Metzlers Blick zu den schlanken Kaminen der CHEMCO.
»Hoffentlich freust du dich in ein paar Wochen auch noch darüber«, meinte er, und dabei schwang ein fast drohender Unterton in seiner Stimme mit.
»Was soll das heißen, Wolfgang?« wollte Rainer wissen, und auch seine Stimme war jetzt eine Spur härter als vorher. »Willst du mir Schwierigkeiten machen?« Er ließ Dr. Metzler keine Zeit für eine Antwort, sondern fügte gleich hinzu: »Das wird dir schwerfallen. Bei der CHEMCO ist alles in Ordnung.«
»Das wäre etwas völlig Neues«, erwiderte Dr. Metzler ernst. »Bei der CHEMCO war noch nie alles in Ordnung. Wäre es so gewesen, dann wäre mein Vater noch am Leben.«
Rainer senkte den Kopf. »Ich weiß, Wolfgang.« Dann sah er den Freund aus Kindertagen wieder an. »Das mit deinem Vater tut mir leid, aber… ich war damals auch noch ein Kind. Wir sind doch beide noch zur Schule gegangen, und… wir waren Freunde. Wir waren wie Pech und Schwefel, und jeder wäre für den anderen durch die Hölle gegangen…«
Dr. Metzler blieb ernst. »Mir mußt du das nicht erzählen, Rainer. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Und eines will ich gleich klarstellen – ich habe nichts gegen dich persönlich.« Er schwieg kurz. »Du hast vorhin gesagt, wir wären damals beide noch Kinder gewesen. Das ist richtig. Wir waren fünfzehn, aber jetzt… jetzt sind wir fast vierzig. Ich bin Arzt und du Chef der CHEMCO. Ich fürchte, eine Freundschaft ist für uns beide nicht mehr drin, es sei denn, deine Fabrik wird so sicher, daß ich als Arzt es akzeptieren kann. Ansonsten werde ich dich zwingen, dieses Chemiewerk zu schließen.«
Rainer atmete tief durch. »Damit erklärst du mir den Krieg, Wolfgang. ist das wirklich nötig?«
Dr. Metzler nickte, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. »Ja, Rainer, so leid es mir tut. Ich weiß, du kannst nichts dafür, aber mein Vater mußte in diesem Werk sterben…«
»Es war ein Unfall«, warf Rainer dazwischen.
»Ja, es war ein Unfall«, stimmte Dr. Metzler zu. »Aber keiner, der tödlich hätte enden müssen. Es war die Schuld deines Vaters. Er hat es abgelehnt, einen Werksarzt zu beschäftigen, und er hat es versäumt, die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Das werde ich ihm nie verzeihen.«
»Und mir auch nicht«, murmelte Rainer. »Obwohl ich damals kaum wußte, was Chemie ist.«
Dr. Metzler atmete tief durch. Er spürte plötzlich, wie ungerecht er war. Impulsiv trat er einen Schritt vor und legte beide Hände auf Rainers Schultern.
»Vergiß, was ich vorhin gesagt habe«, erklärte er. »Vielleicht sollten wir versuchen, miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten.« Er zögerte. »Darf ich mir das Werk mal anschauen?«
Langsam hob Rainer den Blick, dann nickte er. »Ja, Wolfgang, schau es dir an, aber… ich fürchte, danach wirst du deine Kriegserklärung aufrechterhalten wollen.«
*
Bereits am folgenden Samstag wollte Dr. Wetzler die CHEMCO besichtigen, und Rainer stimmte nur widerwillig zu, denn seine Frau litt schon den ganzen Tag unter Rückenschmerzen.
»Fahr nur, Rainer«, meinte Anke, als er bereits drauf und dran war, den Termin abzusagen. »Ich lege mich ein bißchen hin, und wenn wirklich etwas sein sollte, kann ich dich ja in der Firma erreichen.«
Rainer zögerte noch immer, ließ sich aber schließlich von Anke überreden und verließ die Bergmann-Villa, um zur CHEMCO zu fahren. Dr. Metzler erwartete ihn bereits.
»Ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt«, erklärte er statt einer Begrüßung.
»Nein, Wolfgang, es ist nur… meine Frau erwartet ihr erstes Kind, und es kann jeden Tag soweit sein«, entgegnete Rainer.
»Und warum hast du mir das nicht gesagt?« wollte Dr. Metzler wissen. »Meine Güte, Rainer, ich bin Arzt. Glaubst du, ausgerechnet ich hätte für so etwas kein Verständnis? Na komm schon, fahr nach Hause. Ich kann mir das Werk auch in zwei oder drei Wochen anschauen.«