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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
In gemächlichem Trab durchquerten sie das salzige Gras der Camargue. Hier, in der scheinbaren Unendlichkeit zwischen Himmel und Erde war es ihnen, als seien sie die einzigen Menschen auf der Welt, und sogar der ehrgeizige Dr. Scheibler fühlte den Zauber dieses unberührten Fleckchens Erde. Für einen Augenblick geriet sein Entschluß, ledig zu bleiben, ins Wanken.
In einer rosaroten Wolke zog ein Schwarm Flamingos über sie hinweg, und auf dem riesigen Etang de Vaccares tummelten sich Reiher und buntschillernde Enten. Gerrit sah Vögel, von deren Existenz er bisher nicht einmal etwas geahnt hatte, und der Wind trieb ihm den Salzgeschmack des Meeres auf die Lippen.
Plötzlich hielt Rabea ihr Pferd an und wies wortlos nach rechts. Von der Stelle, an der sie sich jetzt befanden, konnten sie den einsam über den Lagunen stehenden Leuchtturm Le phare de la Gacholle sehen.
»Es ist wahr«, murmelte Dr. Scheibler ergriffen. »Die Camargue ist wirklich das Paradies auf Erden.«
Gegen Abend erreichten sie das Gehöft Villeneuve.
»Auf Villeneuve gibt es den besten Wein der ganzen Umgebung«, erklärte Rabea, als sie und Gerrit sich gegenübersaßen.
Sie griff nach einem der beiden Gläser, die der Besitzer des Gehöfts vor sie hingestellt hatte, und hob es Dr. Scheibler entgegen.
»Worauf wollen wir anstoßen?« fragte sie.
Dr. Scheibler überlegte. »Auf unsere Zukunft vielleicht. Daß sie erfolgreich verlaufen möge.«
Da schüttelte Rabea den Kopf. »Nein, Gerrit, laß uns auf die Liebe trinken. In Frankreich sollte man auf nichts anderes als die Liebe trinken – eine tiefe, unsterbliche Liebe.«
Dr. Scheibler hob rasch sein Glas, stieß mit Rabea an und nahm einen hastigen Schluck. Eine tiefe, wahre, unsterbliche Liebe. Er wußte genau, was Rabea damit sagen wollte, und er hatte schon in den vergangenen Tagen gemerkt, wie sehr sich ihre Einstellung zu Liebe und Ehe geändert hatte. Und plötzlich fühlte er so etwas wie ein schlechtes Gewissen in sich aufsteigen. Unwillkürlich prüfte er seine Gefühle für Rabea. Ja, er liebte sie, aber seine Karriere war ihm wichtiger als sie.
*
Als Rabea am nächsten Morgen in die winzige Gaststube herunterkam, erfuhr sie, daß Dr. Scheibler noch schlief.
»Mir scheint, der Wein bei Villeneuve war ein bißchen zu gut«, meinte sie mit einem leichten Schmunzeln.
Monsieur Lebroux nickte eifrig. »Oh, mon dieu, dieser Wein hat es in sich! Ich habe nach einem Besuch bei Villeneuve einmal den ganzen nächsten Tag verschlafen.«
Rabea lachte. »Das glaube ich gern. Ich hatte auch ein wenig Mühe, aus den Federn zu finden, obwohl ich normalerweise alles andere als eine Langschläferin bin.« Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Ich glaube, ich werde jetzt ein bißchen die frische Luft genießen. Kann ich mir Belle Blanc aus dem Stall holen?«
»Aber, Mademoiselle Gessner, ich werde das Pferd selbstverständlich für Sie satteln. Un moment, s’il vous plaît.«
Und schon eilte er hinaus. Als Rabea ihm wenig später folgte, stand das langmähnige weiße Pferd schon gesattelt und gezäumt vor dem Stall.
»Wenn Monsieur Scheibler erwacht, sagen Sie ihm bitte, daß ich ein wenig ausgeritten bin und spätestens bis Mittag zurückkehren werde«, bat Rabea.
Monsieur Lebroux nickte dienstbeflissen. »Naturellement, Mademoiselle Gessner. Sie können sich auf mich verlassen.«
Rabea bedankte sich, bestieg die weiße Stute und ritt gemächlich los. Auf dem Rücken des kräftigen Pferdes durchstreifte sie die Umgebung von Le Paradis. Unterwegs begegneten ihr einige Gardiens, die auf ihren Pferden eine Herde schwarzer Stiere vor sich her trieben. Das alles erschien ihr urwüchsig, so voller Natur, daß sie Belle Blanc anhielt, um Reiter, Pferde und Stiere zu beobachten. Schon bei ihrem ersten Aufenthalt hier war sie gerade von dieser Urwüchsigkeit so fasziniert gewesen.
Am Etang de Vaccares hielt Rabea sie Stute erneut an und ließ sich von ihrem Rücken gleiten. Plötzlich fühlte sie sich eins mit der Natur in dieser scheinbaren Unendlichkeit zwischen Himmel, Erde und dem nahen Meer.
»Hier wünscht man sich, eine Wurzel zu sein, damit man dieses Land nie mehr verlassen müßte.«
Wieder fielen ihr die Worte ein, die sie einmal über die Camargue gelesen hatte. Ohne wirklich dabei zu denken, holte Rabea ein frisches Taschentuch aus ihrer Hosentasche, bückte sich, nahm eine Handvoll salziger Camargue-Erde und häufte sie auf das ausgebreitete Taschentuch. Dann verknotete sie die Enden sehr sorgfältig miteinander und schob dieses kleine Päckchen wieder ein. Dabei war ihr, als hätte sie etwas Wichtiges vollbracht.
Gerade als sie Belle Blanc wieder besteigen wollte, hörte sie den kräftigen Hufschlag eines Pferdes. Sie wandte sich um, dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. Gerrit kam direkt auf sie zugeritten, und Rabea spürte plötzlich, wie tief ihre Liebe zu ihm war.
»Hast du mich gesucht?« wollte sie wissen.
Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Das brauchte ich nicht. Ich wußte ganz genau, wo ich dich finden würde.«
Er schwang sich vom Rücken seines Pferdes und trat ganz nah zu Rabea, dann nahm er sie zärtlich in die Arme. Rabea schloß die Augen und wünschte sich, nie wieder von hier weggehen zu müssen.
Die Camargue. Das Land ohne Zeit. Hier war auch die Liebe unendlich, und genau danach sehnte sich Rabea in diesem Augenblick. Sie wollte sich von Gerrit nicht mehr trennen – niemals mehr…
*
Stefan Daniel hatte sich geschworen, nicht mehr an Rabea zu denken, doch dieses Vorhaben scheiterte schon in den ersten Tagen kläglich. Bereits am nächsten Wochenende fand er sich vor dem großen Mietshaus, in dem Rabea wohnte, wieder, und wußte eigentlich gar nicht so richtig, wie er dort hingekommen war.
Stunde um Stunde saß er in seinem Auto und starrte mit brennenden Augen zu den Fenstern hinauf, hinter denen er Rabea vermutete. Doch als die Nacht hereinbrach und alles dunkel blieb, da wußte er, daß sie noch immer mit diesem Dr. Scheibler in Urlaub war – und das seit vier Wochen.
Wieder einmal nahm sich Stefan fest vor, Rabea aus seinen Gedanken zu verbannen, doch schon am nächsten Tag stand er wieder vor dem großen Haus und wartete. Und diesmal hatte er Glück. Anscheinend waren die beiden jetzt endlich zurückgekehrt, denn in der Wohnung flammte plötzlich Licht auf, dann wurden die Vorhänge zugezogen, doch dahinter konnte Stefan sehr deutlich zwei Schatten ausmachen.
Sein Herz brannte, trotzdem schaffte er es nicht, seine Augen abzuwenden. Und sein Gehirn formte dabei die wildesten Phantasien. Er sah den gutaussehenden Dr. Scheibler vor sich, sah, wie er Rabea in seine Arme riß und ihren Körper mit leidenschaftlichen Küssen überschüttete. Und Rabea erschauerte in seinen Armen…
Stefan wurde aus seinen Phantasien gerissen, als die Haustür aufging und ein Mann auf den Gehweg trat. Er wandte sich noch einmal um, verabschiedete sich offensichtlich sehr zärtlich von der Frau, die ihn nach unten begleitet hatte, und wandte sich dann zum Gehen. In diesem Augenblick erkannte Stefan ihn.
»Dr. Scheibler«, knurrte er vor sich hin, während sich seine Hände zu Fäusten ballten.
Und ohne zu wissen, wie es dazu kam, stieg er aus dem Auto und ging geradewegs auf den jungen Arzt zu.
»Lassen Sie Rabea in Ruhe!« fauchte er ihn ohne Vorwarnung an.
Dr. Scheibler fuhr erschrocken herum, dann betrachtete er den jungen Mann vor sich mit zusammengezogenen Brauen.
»Kennen wir uns?« fragte er.
»Es reicht, daß ich Sie kenne«, entgegnete Stefan unwirsch. »Für Sie ist Rabea doch nur ein Zeitvertreib! Also lassen Sie gefälligst die Finger von ihr! Ansonsten werden Sie mich nämlich kennenlernen! Mit solchen Typen, wie Sie einer sind, werde ich allemal fertig!«
Doch Dr.