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auf«, riet sie mit geheimnisvollem Lächeln, »dann weiß du es.«

      Ein wenig erstaunt sah Rainer sie an, dann griff er nach dem Päckchen, öffnete es und hielt schließlich ein wenig konsterniert die zierlichen Baby-Schuhe in der Hand.

      »Was ist das denn?« fragte er.

      Anke lächelte ihn zärtlich an. »Das ist ein symbolisches Geschenk, Rainer.«

      Er starrte seine junge Frau verständnislos an, doch dann dämmerte es ihm endlich. »Heißt das… du bekommst ein Kind?«

      Anke nickte glücklich, und dann gelang es ihr nicht, auch nur ein weiteres Wort noch zu sagen, denn Rainer nahm sie stürmisch in die Arme und wirbelte sie überglücklich herum.

      »Wir bekommen ein Baby!« rief er. »Meine Güte, Anke, ich werde Vater! Stell dir vor, ich werde tatsächlich Vater!«

      Dann stellte er sie mit plötzlicher Vorsicht auf den Boden zurück.

      »Du mußt dich jetzt sehr schonen, Liebes«, meinte er.

      Da lachte Anke. »Ach, Rainer, eine Schwangerschaft ist doch keine Krankheit.« Sie küßte ihn zärtlich. »Ich bin sicher, daß wir ein ganz wunderbares Baby bekommen werden.«

      Und dabei wanderte ein dankbarer Gedanke an Dr. Daniel, denn sie verdankte es ja nicht zuletzt ihm, daß sie jetzt das Glück einer Schwangerschaft erleben durfte.

      Doch nicht nur Ankes Gedanken verweilten bei Dr. Daniel – auch er dachte gerade an die junge Frau, die so verzweifelt in seine Praxis gekommen war und die jetzt allen Widrigkeiten zum Trotz ein Baby erwartete. Und die Tatsache, daß er hier hatte helfen können, erfüllte Dr. Daniel mit tiefer Zufriedenheit.

Gefühle in Aufruhr

      Der Wecker klingelte laut und fordernd, doch nur sehr langsam drehte sich Rabea Gessner um, dann drückte sie auf den Knopf, der den Störenfried zum Schweigen brachte. Nach dieser normalerweise nicht gerade anstrengenden Tätigkeit ließ sie sich erschöpft in die Kissen zurückfallen und schloß noch für einen Moment die Augen.

      Es war also wieder soweit. Die Tortur eines neuen Tages begann. Mit einer Hand strich Rabea über ihren Bauch. Sogar jetzt, im Liegen, waren die Schmerzen da – erträglich zwar, aber sie verschwanden nicht mehr völlig, wie es noch vor ein paar Monaten der Fall gewesen war.

      Rabea warf einen Blick auf die Uhr, dann richtete sie sich mit einem tiefen Seufzer auf. Es half ja nichts. Sie mußte zur Uni, wenn sie ihr Examen schaffen wollte.

      Mit langsamen Bewegungen duschte sie und kleidete sich an, dann verließ sie das große Mietshaus, in dem sie ihre Zwei-Zimmer-Wohnung besaß. Unschlüssig blieb Rabea vor der Haustür stehen und überlegte, ob sie bis zur Uni gehen oder lieber auf den Bus warten sollte. Es war ein Weg von höchstens zehn Minuten, für den der Bus wegen des starken morgendlichen Verkehrs nahezu ebenso lange brauchte. Andererseits bereitete ihr das Gehen immer größere Schmerzen.

      Es gelang Rabea nicht mehr, zu einer Entscheidung zu kommen, denn in diesem Moment hielt ein blauer Kleinwagen vor ihr an, und ein junger Mann stieg aus.

      »Guten Morgen, Rabea!« rief er fröhlich. »Soll ich dich mitnehmen?«

      Rabea atmete unmerklich auf. Ihr Studienkollege kam wirklich wie gerufen.

      »Ja, Stefan, das wäre nett«, antwortete sie und versuchte, so ins Auto zu steigen, daß sie dabei zum einen möglichst wenig Schmerzen hatte, zum anderen auch nicht preisgab, wie es tatsächlich um sie stand.

      Doch Stefan Daniel war feinfühlig genug, um zu bemerken, daß mit Rabea etwas nicht in Ordnung war, und zwar nicht erst seit heute.

      »Sag mal, Rabea, was ist in letzter Zeit eigentlich los mit dir?« wollte er wissen, nachdem er sich wieder hinter das Steuer gesetzt hatte.

      Sie senkte den Kopf.» Nichts. Was soll denn mit mir los sein?«

      »Ach komm, du machst mir doch nichts vor«, entgegnete Stefan. »Seit fünf Jahren studieren wir zusammen. Du warst immer fröhlich und unbeschwert, aber seit ein paar Monaten läufst du herum wie Falschgeld.«

      Bei diesem Vergleich mußte Rabea unwillkürlich lachen, doch die Schmerzen in ihrem Bauch verleideten ihr den Spaß sofort wieder.

      »Es ist wirklich nichts, Stefan«, wich sie aus. »Ich bin nur ein bißchen nervös. Schließlich steht unser Examen kurz bevor.«

      Stefan stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz ab, dann wandte er sich Rabea wieder zu. Sein Gesichtsausdruck war sehr ernst.

      »Ich glaube dir kein Wort«, erklärte er entschieden. »Seit ein paar Monaten bist du wie ausgewechselt, und du machst mir nicht weis, daß das nur Examensangst ist. Du bist die Beste in unserer Klasse, und ich bin sicher, daß du mal eine ausgezeichnete Ärztin werden wirst. Wenn du vor dem Examen nervös wärest, dann müßte ich ja sterben vor Angst.«

      Rabea winkte ab. »Ach was, du als Sohn eines Arztes. Dir wurde die Fähigkeit zum Mediziner doch schon in die Wiege gelegt.«

      Prüfend sah Stefan sie an. Er war nicht sicher, ob diese Worte nett gemeint oder eher ein Ausdruck von Ironie gewesen waren. Und so beschloß er, dazu überhaupt nichts zu sagen.

      »Das ist noch keine Antwort auf meine Frage«, meinte er, dann legte er mit einer zarten Geste eine Hand auf ihren Arm. »Komm schon, Rabea, sag mir, was du hast.«

      Das junge Mädchen seufzte tief auf. »Also schön, du gibst ja doch keine Ruhe. Ich habe Bauchschmerzen.«

      Völlig konsterniert starrte Stefan sie an. Das war nun das letzte, womit er gerechnet hatte.

      »Bauchschmerzen?« wiederholte er gedehnt, dann schüttelte er den Kopf.»Das soll wohl ein Witz sein!«

      »Leider nicht«, meinte Rabea niedergeschlagen. »Anfangs war es nur, bevor ich meine Tage bekommen habe, aber seit ein paar Monaten habe ich ständig Schmerzen und in der letzten Zeit sogar nachts.« Sie versuchte ein schiefes Grinsen. »Da studiert man nun Medizin und weiß trotzdem nicht, was einem fehlt.«

      »Heißt das, du warst noch nicht damit beim Arzt?«

      »Doch«, entgegnete Rabea. »Und nicht nur bei einem, aber keiner konnte etwas finden.« Sie zuckte die Schultern. »Irgendwann kam ich auf den Gedanken, daß ich mir alles nur einbilde. Vielleicht habe ich ja wirklich nur Examensangst.«

      Stefan schüttelte den Kopf. »Nein, Rabea, das glaube ich nicht.« Er zögerte, dann fragte er: »Was hältst du davon, dich von meinem Vater untersuchen zu lassen?«

      Wieder zuckte Rabea die Schultern. »Und was soll das bringen? Ich war bei drei Ärzten…«

      »Mein Vater ist ein ausgezeichneter Diagnostiker«, fiel Stefan ihr ins Wort.

      Rabea zog die Augenbrauen hoch. »Nachdem es jetzt um deinen Vater geht, mußt du das wohl sagen.«

      »Irrtum«, entgegnete Stefan nicht ohne Schärfe. »Ich bilde mir grundsätzlich meine eigene Meinung. Und ich bin nicht so verblendet, daß ich meinen Vater für den Mittelpunkt der Welt halte. Aber er ist wirklich ein ausgezeichneter Gynäkologe, und an deiner Stelle wäre es mir einen Versuch wert.«

      Rabea erschrak ein wenig über die Heftigkeit, mit der Stefan gesprochen hatte. Jetzt strich sie mit einer Hand ihr langes dunkles Haar zurück, dann nickte sie.

      »Du hast recht, Stefan, es ist einen Versuch wert.« Sie zögerte einen Moment. »Gibst du mir die Telefonnummer? Dann rufe ich heute gleich an und vereinbare einen Termin.«

      Doch Stefan schüttelte den Kopf. »Da habe ich eine bessere Idee. Heute ist Freitag. Ich werde übers Wochenende nach Hause fahren und mit meinem Vater sprechen. Vielleicht ist er sogar einverstanden, wenn du Samstag oder Sonntag nach Steinhausen kommst. Das hätte den Vorteil, daß du keine Vorlesung versäumen würdest.«

      Entschieden schüttelte Rabea den Kopf. »Nein, Stefan, das kann ich doch nicht…«

      »Laß mich

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