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das nicht! Trotzdem blieb die Furcht vor den Nebenwirkungen dieses neuen Medikaments bestehen.

      »Herr Doktor, dieses Wasser… kann man das nicht auch anders wegbekommen?« fragte sie mit bebender Stimme. »Dr. Scheibler hat mich damals punktiert.«

      Dr. Daniel nickte. »Das ist natürlich möglich, aber es ist auf Dauer keine Lösung. Und vor allen Dingen ist es nicht damit abgetan, das Wasser zu entfernen. Das Wasser ist nur ein Symptom, Sie aber müssen die Ursache bekämpfen. Und das können Sie, indem Sie die Chemotherapie zulassen.«

      Melissas Blick irrte im Zimmer umher und blieb schließlich an Patrick hängen. Spontan trat er zu ihr und griff nach ihrer Hand.

      »Dr. Daniel hat recht, Liebling«, erklärte Patrick eindringlich. »Du mußt es versuchen.«

      Melissa schluckte. Sie sah von Patrick zu Dr. Daniel.

      »Und Sie glauben wirklich, daß ich eine Chance habe?«

      »Ja, Frau Feller«, antwortete Dr. Daniel voller Überzeugung. »Ich bin sicher, daß Sie eine Chance haben. Dieses Medikament hat schon viele Leben gerettet. Weshalb also nicht auch Ihres?«

      Aber noch immer kämpfte Melissa mit sich.

      »Diese ganzen Nebenwirkungen«, flüsterte sie. »Ich… ich habe Angst…«

      »Das ist ganz natürlich«, versicherte ihr Dr. Daniel. »Jeder Krebs-patient hat Angst davor, aber ich bin sicher, mit der Liebe Ihres Mannes und Ihrer beiden Kinder wird es Ihnen gelingen, damit fertig zu werden.«

      Mit großen Augen sah Melissa zu ihm auf, dann glitt ihr Blick weiter und blieb an Patrick hängen. Und in seinen Augen sah sie die Bestätigung für Dr. Daniels Worte. Sie atmete tief durch.

      »Gut«, erklärte sie schließlich. »Ich gehe in die Klinik zurück.«

      *

      Eine Woche hatte es gedauert, bis Monika Krais Mut geschöpft hatte, um bei Dr. Daniel einen Termin zu vereinbaren. Völlig verängstigt saß sie nun im Wartezimmer und wünschte sich nichts sehnlicher, als fliehen zu können.

      »Fräulein Krais, bitte.«

      Erschrocken fuhr Monika hoch, als sie von der Sprechstundenhilfe aufgerufen wurde. Mit zitternden Knien folgte sie der etwa fünfzig-jährigen Frau und ließ sich ins Sprechzimmer führen.

      »Der Herr Doktor kommt gleich«, erklärte Lena Kaufmann, lächelte dem jungen Mädchen aufmunternd zu und ging dann wieder hinaus.

      Wenig später öffnete sich die Zwischentür zum Nebenzimmer, und ein großer, athletisch wirkender Mann im weißen Kittel trat herein.

      Das muß er sein, dachte Monika und konnte nicht umhin, den Arzt sympathisch zu finden.

      Mit einem herzlichen Lächeln reichte er ihr die Hand.

      »Ich freue mich, daß ich Sie jetzt auch kennenlernen darf, Fräulein Krais«, erklärte er, dann nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz. »Es ist Unsinn, wenn wir lange darum herumreden. Sie wissen natürlich, daß Ihr Vater bei mir war.«

      Monika nickte. Sie hatte das Gefühl, als könne sie kein Wort hervorbringen, aber dann ging es doch irgendwie.

      »Er hat es mir erzählt«, sagte sie leise. »Es… es geht um die Pille.«

      Dr. Daniel nickte. »Und ich nehme an, Sie sind zum ersten Mal bei einem Frauenarzt, nicht wahr?«

      Monika errötete. »Ja.« Sie zögerte, dann fuhr sie fort: »Bisher hat mir meine Freundin die Pille besorgt.« Umständlich nestelte sie an ihrer Handtasche und zog dann eine angebrochene Pillenpackung heraus.

      Dr. Daniel betrachtete sie eingehend und sah dann Monika wieder an. »Wie haben Sie sie vertragen?«

      »Nicht besonders«, gestand Monika. »Seit ich die Pille nehme, leide ich immer wieder unter Übelkeit und überhaupt… ich fühle mich nicht mehr so gut wie zuvor.«

      Dr. Daniel nickte. »Sehen Sie, das ist der Grund, weshalb man sich die Pille nur von einem Arzt verschreiben lassen sollte.«

      Wieder errötete Monika. »Ich weiß, Herr Doktor, aber… meine Freundin, die ist ja bei einer Ärztin. Und sie sagte immer, die Untersuchung tut so weh. Da habe ich Angst bekommen. Andererseits wollte ich aber auch nicht zur Außenseiterin werden. Nur deshalb habe ich die Pille heimlich genommen.«

      »Wir wollten hier eigentlich nicht über Ihre Freundin sprechen, aber nachdem sie Ihnen eine solche Angst vor dem Frauenarzt eingejagt hat, ist es wohl unumgänglich«, meinte Dr. Daniel. »Hat Ihre Freundin denn nie in Erwägung gezogen, mal zu einem anderen Arzt zu gehen?«

      Monika schüttelte den Kopf. »Sie sagt, diese Unterleibsuntersuchungen tun einfach weh – egal, bei welchem Arzt man ist.«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Mir scheint, Ihre Freundin ist eine dieser selbsternannten Medizinerinnen, die immer alles besser wissen, obwohl sie noch keine einschlägigen Erfahrungen gemacht haben. Und das Schlimmste daran ist, daß sie damit auch andere noch verunsichern. Sie sind das beste Beispiel dafür, Fräulein Krais.« Er seufzte leise. »Eines gleich mal vorweg: Bei einem rücksichtsvollen Arzt muß eine Unterleibsuntersuchung ganz und gar nicht schmerzhaft sein. Sie ist natürlich nicht angenehm.« Er lächelte. »Wer läßt sich schon gern von einem Fremden im intimsten Bereich herumfummeln, nicht wahr?«

      Auch Monika brachte bei dieser Bemerkung ein Lächeln zustande. »Stimmt.« Sie zögerte einen Moment. »Aus diesem Grund hatte ich auch die größten Bedenken, zu Ihnen zu kommen.« Ein wenig hilflos zuckte sie die Schultern. »Sie sind ein Mann.«

      Dr. Daniel lächelte. »Das läßt sich nicht bestreiten. Allerdings sollten Sie mich weniger als Mann, sondern vielmehr als Arzt sehen. Vor Ihrem Hausarzt haben Sie doch sicher auch keine Bedenken sich auszuziehen.«

      Jetzt mußte Monika lachen. »Ich bitte Sie, Herr Doktor! Dr. Gärtner ist längst jenseits von gut und böse. Er war schon ein alter Mann, als ich geboren wurde, und jetzt… ich glaube nicht, daß er mit einer Frau etwas anderes anzufangen wüßte, als Herz und Lunge abzuhören.«

      Dr. Daniel schmunzelte. »Sie haben ja eine schöne Meinung von meinem Herrn Kollegen.«

      Rasch schüttelte Monika den Kopf. »So war das nicht gemeint, Herr Doktor. Aber sehen Sie, Dr. Gärtner kennt mich, seit ich ein Baby war, und er ist bestimmt schon weit über siebzig. Sie dagegen… na ja, Sie könnten im Prinzip auch schon mein Vater sein, aber… Sie sehen noch verdammt gut aus.« Monika hatte gerade ausgesprochen, als ihr bewußt wurde, was sie da gerade gesagt hatte. Sie errötete tief und senkte verlegen den Kopf.

      »Danke für das Kompliment«, meinte Dr. Daniel lächelnd. »Trotzdem dürfen Sie mir glauben, daß ich in Ihnen ganz bestimmt nicht die Frau, sondern nur die Patientin sehe. Es ist mein Beruf, Frauen zu untersuchen, und deshalb ist für mich eine Unterleibsuntersuchung nichts anderes, als wenn der Zahnarzt Ihnen in den Mund schaut.«

      »Das hat mein Vater auch schon gesagt«, meinte Monika, dann atmete sie tief durch. »Ich werde versuchen, es so zu sehen.«

      Dr. Daniel nickte. »Fein. Dann können wir jetzt nach nebenan gehen.«

      Er stand auf und öffnete die Zwischentür. Ein wenig zögernd betrat Monika das Untersuchungszimmer. Ihr jetzt wieder ängstlicher Blick fiel sofort auf den gynäkologischen Stuhl. Sie schluckte, doch der riesige Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, wollte nicht verschwinden.

      »So, Fräulein Krais, hinter diesem Wandschirm können Sie sich ausziehen, und dann machen Sie es sich dort oben so bequem wie möglich«, erklärte Dr. Daniel.

      Monika nickte, aber dabei wünschte sie wieder, fliehen zu können. Ihre bebenden Knie ließen es nur mit Mühe zu, daß sie auf den Untersuchungsstuhl kletterte.

      »Versuchen Sie sich zu entspannen«, meinte Dr. Daniel, während er mit seinem fahrbaren Stuhl näherrückte. »Und keine Angst, ich werde Ihnen ganz bestimmt nicht weh tun.«

      Dr. Daniel hielt sein

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