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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Du warst beim Frauenarzt?« brachte sie hervor.
»Natürlich nicht in seiner Praxis«, erklärte Gerhard mit Nachdruck und unterschlug dabei die paar Minuten, die er in Dr. Daniels Praxis zugebracht hatte, »sondern bei ihm privat. Gestern abend, als ich sagte, ich hätte noch eine Verabredung. Wir haben uns ziemlich lange unterhalten, und ich finde, er ist ein sehr sympathischer Mann. Vielleicht solltest du bei ihm einen Termin vereinbaren. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er dir weh tun könnte.«
Monika schluckte. Die Vorstellung, sich von einem Mann an ihren intimsten Stellen berühren zu lassen, war nicht gerade verlockend für sie.
»Ich weiß nicht so recht, Vati«, entgegnete sie. »Ich wollte eigentlich lieber zu einer Ärztin. Überleg doch mal. Ich muß mich vor diesem Mann ausziehen, und dann… dann faßt er mich ja auch an.«
Gerhard konnte die Bedenken seiner Tochter sehr gut nachvollziehen. Im umgekehrten Fall hätte auch er sich nur äußerst ungern vor einer Ärztin entkleidet.
»Du solltest in Dr. Daniel vielleicht nicht so sehr den Mann sehen, Moni«, meinte er dennoch. »Erstens ist er bestimmt zehn Jahre älter als ich, könnte also durchaus dein Vater sein, und zweitens hat er ja tagtäglich mit Frauen und Mädchen zu tun. Ich glaube, eine derartige Untersuchung ist für ihn nicht recht viel anders, als wenn dir der Zahnarzt in den Mund schaut.«
Monika nickte ein wenig halbherzig. »Ja, Vati, wahrscheinlich hast du recht. Ich werde morgen in der Praxis anrufen und einen Termin vereinbaren.« Und dabei schauderte es sie schon jetzt vor der Untersuchung, die ihr bevorstand.
*
Es war eine lange und schwierige Operation, die Professor Thiersch, der Oberarzt Dr. Heller und der junge Dr. Scheibler durchzuführen hatten.
»Noch vor zehn Jahren hätte man die Frau wieder zugemacht und ihr noch ein Vierteljahr zu leben gegeben«, erklärte der Professor, während er sich die Hände wusch. »Die Ärzte, bei denen sie gewesen ist, müssen alle völlig blind gewesen sein. An jedem Eierstock ein orangengroßer Tumor, und die haben nichts bemerkt. Wenn Daniel nicht gewesen wäre…« Er beendete den Satz nicht, aber Dr. Heller und Dr. Scheibler wußten auch so Bescheid.
»Und wie geht’s jetzt weiter?« wollte Dr. Scheibler wissen.
»Wie wird’s wohl weitergehen?« entgegnete der Professor barsch. »Das wissen Sie doch genausogut wie ich.«
Dr. Scheibler schluckte. Die rüde Art des Chefarztes verletzte ihn immer wieder.
»Mit Chemotherapie natürlich«, erklärte der junge Arzt. »Ich wollte ja nur wissen, welche…«
»Taxol«, antwortete Professor Thiersch knapp. »Immerhin erzielen wir damit bei Eierstockkrebs die besten Erfolge. Und die Nebenwirkungen…« Er zuckte die Schultern. »Die muß sie eben leider in Kauf nehmen.«
»Glauben Sie… glauben Sie, daß Frau Feller wieder gesund werden wird?« fragte Dr. Scheibler vorsichtig.
Der Professor bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Bin ich Hellseher?« Dann ging er einfach hinaus.
Dr. Scheibler beugte sich tiefer über das Waschbecken, damit der Oberarzt seine Verlegenheit nicht bemerkte. Professor Thiersch schaffte es immer wieder, ihn wie einen unwissenden Jungen dastehen zu lassen, und das wurmte den ehrgeizigen jungen Arzt ganz gewaltig.
»Nehmen Sie das nicht so ernst«, meinte Dr. Heller. »Er behandelt mich genauso. Und je mehr er einen Arzt schätzt, um so härter geht er mit ihm um. Nach allem, was erzählt wird, muß Dr. Daniel hier die Hölle durchlebt haben, aber der Professor lobt ihn heute noch in den höchsten Tönen. Und Ihnen scheint es ähnlich zu ergehen. Professor Thiersch hält große Stücke auf Sie.« Der Oberarzt nickte Dr. Scheibler noch einmal verabschiedend zu, dann verließ auch er den Raum.
Völlig fassungslos blieb Dr. Scheibler zurück. Auf eine solche Auslegung der Art, wie der Chefarzt ihn behandelte, wäre er nie im Leben gekommen.
Währenddessen hatte sich Professor Thiersch in sein Büro zurückgezogen und die Nummer von Dr. Daniels Praxis gewählt.
»Guten Tag, liebes Fräulein«, grüßte er, als sich die Empfangsdame meldete. »Verbinden Sie mich sofort mit Dr. Daniel.«
Gabi Meindl hatte den Professor, der sie beim letzten Mal am Telefon so sehr zusammgengestaucht hatte, sofort an der Stimme erkannt. Und diesmal fragt sie nicht lange, sondern stellte sofort eine Verbindung mit dem Zimmer ihres Chefs her.
Dr. Daniel hatte den Anruf des Professors auch schon dringend erwartet.
»Wie geht’s ihr?« lautete seine erste Frage.
»Sie liegt auf Intensiv«, antwortete Professor Thiersch. »Das CT hat nicht gelogen. An jedem Eierstock ein orangengroßer Tumor. Dazu Metastasen an Leber, Magen und Bauchfell – inoperabel. Wir müssen mit Chemo weiterbehandeln.«
Dr. Daniel sackte auf seinem Stuhl förmlich zusammen, obwohl er ja nach dem CT mit einem ähnlichen Befund hatte rechnen müssen.
»Und wie stehen die Chancen?« wollte er wissen.
»Ich nehme an, Sie haben über Taxol gelesen«, entgegnete der Professor. »Das müßte Ihre Frage beantworten.« Dann ließ er sich doch noch zu einer weiteren Erklärung herab. »Ich weiß nicht, wie Frau Feller auf die Therapie anspricht, aber bisher haben wir damit gute Erfolge erzielt. Mehr kann ich nicht sagen, Daniel.«
»Ich verstehe«, meinte Dr. Daniel. »Wann… sagen Sie es ihr?«
»Sobald sie es verkraften kann.« Professor Thiersch schwieg einen kurzen Moment. »Scheibler wird das erledigen. Er besitzt mehr Zartgefühl als ich. Und vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn Sie ebenfalls dabei wären.«
Dr. Daniel nickte, als könnte der Professor das sehen. »Natürlich werde ich kommen. Anruf genügt, Herr Professor.«
Die beiden Männer verabschiedeten sich, dann legte Dr. Daniel nachdenklich auf. Er kannte die Wirkung und auch die Nebenwirkungen von Taxol, und er ahnte, daß die Therapie mit diesem Medikament für Melissa Feller und ihre Familie eine schwere Prüfung bedeuten würde.
*
Patrick Feller verbrachte unzählige Stunden am Bett seiner Frau. Vor zwei Tagen war sie aus der Intensivstation gekommen und lag jetzt wieder in ihrem Zimmer – blaß und schmal. Fünf Liter Wasser hatten die Ärzte aus ihrem Bauch geholt, und jetzt zeigten sich die Auswirkungen ihrer wochenlangen Appetitlosigkeit: Melissa war nur noch ein Schatten ihrer selbst.
»Wie fühlst du dich, Liebes?«
Diese Frage erfolgte mit schöner Regelmäßigkeit, doch Melissa wußte, daß Patrick nur besorgt um sie war.
»Ganz gut.« Und dann stellte sie die Frage, die sie schon bewegte, seit sie wieder klar denken konnte. »Haben die Ärzte dir gesagt, wie es jetzt um mich steht? Ist der Krebs weg?«
Patrick senkte den Kopf. Er wollte Melissa nicht belügen, doch zur Wahrheit fehlte ihm die Kraft.
»Ich weiß es nicht«, wich er aus. »Mir sagt auch keiner etwas.«
Melissa spürte, daß Patrick nicht die Wahrheit sagte, aber noch bevor sie etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür, und Dr. Scheibler trat ein. Ihm folgte Dr. Daniel.
Patrick stand auf und sah die beiden Ärzte forschend an. »Soll ich… hinausgehen?«
Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Feller, bleiben Sie bitte hier. Dr. Daniel und ich haben mit Ihnen beiden etwas zu besprechen.« Er holte für sich und Dr. Daniel einen Stuhl, dann nahmen sie Platz.
Melissa schluckte schwer. »Sie müssen weiterbehandeln, nicht wahr?«
Dr. Scheibler nickte. »So leid es mir tut, Frau Feller, aber an einer Chemotherapie führt kein Weg vorbei. Das Wasser in Ihrem Bauch kam von Metastasen, die sich am Bauchfell angesiedelt hatten.« Daß auch Leber und Magen befallen waren, verschwieg er vorsichtshalber. Man durfte einer