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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Patrick nickte verständnisvoll, während Melissa plötzlich völlig apathisch wurde. Es schien, als wäre ihr alles egal.
»Diese Therapie… ist die… sehr schlimm?« fragte Patrick vorsichtig.
»Nicht schlimmer als jede andere Chemotherapie auch. Ihre Frau wird sämtliche Haare verlieren, Augenbrauen, Wimpern… alles. Und sie wird in den ersten Tagen nach der Infusion von ziemlichen Gelenkschmerzen geplagt sein. Allerdings hält sich bei Taxol wenigstens die Übelkeit in Grenzen. Es gibt nur sehr wenige Patienten, die davon betroffen sind.«
»Das ist ja fürchterlich«, flüsterte Patrick. »Gibt es denn keinen anderen Weg? Muß meine Frau das wirklich alles durchmachen?«
Dr. Scheibler nickte. »Es ist unbedingt nötig, Herr Feller.« Dann wandte er sich Melissa wieder zu. »Morgen, so um die Mittagszeit, bekommen Sie die erste Infusion. Zuvor müssen wir Ihnen intravenös Cortison verabreichen, um das Auftreten von Allergien weitgehend zu vermeiden. Außerdem bekommen Sie ein Medikament für den Magenschutz.«
Melissa nickte mechanisch. Erst als der Arzt das Zimmer verlassen hatte, klammerte sie sich an Patrick.
»Hol mich hier heraus!« flehte sie verzweifelt. »Laß nicht zu, daß sie das alles mit mir machen! Lieber will ich sterben!«
*
Es war ein sehr beunruhigender Anruf, den Dr. Daniel am Dienstagfrüh erhielt. Er hatte die Praxis kaum betreten, als Gabi Meindl ihm ein Gespräch durchstellte.
»Daniel, gut, daß ich Sie endlich erreiche«, erklärte Professor
Thiersch ohne Begrüßung.
Dr. Daniel ahnte sofort, worum es ging. »Ist etwas mit Frau Feller?«
»Das kann man wohl sagen«, meinte der Professor. »Sie hat heute früh auf eigenen Wunsch die Klinik verlassen.«
»Auf eigenen Wunsch?« wiederholte Dr. Daniel konsterniert. »Aber ich dachte… heute sollte doch die Chemotherapie eingeleitet werden.«
»Richtig«, stimmte Professor Thiersch zu. »Und genau die lehnt sie ab.«
»Haben Sie denn nicht versucht, sie zurückzuhalten? Mit ihr zu sprechen?«
»Ich bin Chefarzt einer großen Klinik und kein Seelsorger«, knurrte der Professor, setzte nach ein paar Sekunden des Schweigens jedoch hinzu: »Natürlich habe ich versucht, ihr diesen Entschluß auszureden. Auch ihr Mann stand mir dabei hilfreich zur Seite, doch es war zwecklos. Sie weigerte sich strikt, die Chemotherapie durchführen zu lassen, und ich kann sie natürlich nicht dazu zwingen. Es ist ihr Leben, und wenn sie es leichtfertig aufs Spiel setzen will, dann ist das ihre Sache.« Wieder schwieg der Professor einen Moment. »Vor einer Viertelstunde hat sie die Klinik verlassen.«
Dr. Daniel überlegte fieberhaft, was er jetzt tun konnte. Für ihn war sonnenklar, daß Melissa Feller lediglich Angst hatte. Vermutlich hatte man ihr die Nebenwirkungen von Taxol allzu drastisch geschildert.
»Wie lange können Sie das Bett von Frau Feller freihalten, Herr Professor?« erkundigte sich Dr. Daniel schließlich.
»Einen Tag – länger nicht«, antwortete der Professor.
Dr. Daniel nickte, obwohl sein Gesprächspartner das nicht sehen konnte. »Gut. Ich versichere Ihnen, daß Frau Feller bis heute abend wieder bei Ihnen in der Klinik ist.«
*
Völlig teilnahmslos lag Melissa Feller auf dem Sofa im Wohnzimmer. Es schien, als wäre sie zu keiner Regung fähig.
Patrick hatte sich ein paar Tage freigenommen, um bei seiner Frau sein zu können. Jetzt beobachtete er mit wachsender Sorge, wie sie immer apathischer wurde. Mehr als einmal war er zum Telefon getreten, doch er hatte sich jedesmal gescheut, Dr. Daniel anzurufen. Der Mann war Arzt und hatte vermutlich mehr zu tun, als sich nur um Melissa zu kümmern.
Das Klingeln an der Tür schreckte Patrick aus seinen Gedanken auf. Wer konnte denn um die Mittagszeit zu ihnen kommen? Mit einem letzten Blick zu Melissa verließ Patrick das Wohnzimmer und öffnete die Haustür.
»Herr Doktor!« stieß er überrascht hervor, als er sich so unerwartet Dr. Daniel gegenübersah. »Meine Güte, Sie kommen ja wie gerufen.«
»Ich komme nicht nur wie gerufen, sondern ich bin gerufen worden«, erklärte Dr. Daniel. »Professor Thiersch hat mir heute früh gesagt, daß Ihre Frau die Klinik auf eigenen Wunsch verlassen hat.«
Patrick nickte betrübt. »Wir haben alles versucht, um sie umzustimmen, aber sie sagt…« Er brachte es nicht über sich, Melissas Worte zu wiederholen.
»Ich kann mir schon vorstellen, was sie gesagt hat«, meinte Dr. Daniel. »Darf ich hineinkommen?«
Rasch trat Patrick beiseite. »Natürlich, Herr Doktor. Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin noch völlig durcheinander.«
Dr. Daniel brachte ein beruhigendes Lächeln zustande. »Das ist nur zu verständlich.« Dann sah er sich suchend um. »Wo ist Ihre Frau?«
»Im Wohnzimmer.«
Patrick ging dem Arzt voran und wies dann auf Melissa.
»So liegt sie da, seit wir nach Hause gekommen sind. Sie hat kein einziges Wort gesprochen, und manchmal bin ich nicht einmal sicher, ob sie mich versteht.«
Dr. Daniel zögerte nicht lange, sondern setzte sich zu Melissa auf das Sofa.
»Frau Feller?« sprach er sie mit leiser, aber dennoch fester Stimme an.
Langsam wandte Melissa den Kopf.
»Herr Doktor… Sie?« Dann schloß sie wie erschöpft die Augen. »Lassen Sie mich bitte in Ruhe.«
»Das werde ich ganz bestrimmt nicht tun«, entgegnete Dr. Daniel ernst. »Ich lasse nämlich nicht zu, daß Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen.«
Mit einer müden Handbewegung winkte Melissa ab. »Was gibt es da noch viel aufs Spiel zu setzen? Seit der Operation bin ich sowieso keine Frau mehr, sondern nur noch ein Neutrum.« Mit nahezu gehetztem Blick sah sie den Arzt an. »Die haben eine Totaloperation gemacht. Wußten Sie das?«
Dr. Daniel nickte. »Das ist bei Krebs so üblich. Schließlich wollen wir ja nicht riskieren, daß beispielsweise die Gebärmutter auch noch angegriffen wird. Das würde eine erneute Operation zur Folge haben, und die wird verhindert, indem man gleich…«
»Aber an die Gefühle einer Frau denkt man dabei nicht«, fiel Melissa ihm voller Bitterkeit ins Wort. »Möchten sie denn so was wie mich noch zur Frau haben? Eine Frau, die eigentlich gar keine mehr ist?«
Dr. Daniel antwortete jetzt sehr eindringlich. »Gebärmutter und Eierstöcke allein machen keine Frau aus, und das wissen Sie auch ganz genau. Ihr Mann liebt sie doch wegen völlig anderer Dinge. Außerdem glaube ich nicht, daß es die Operation war, die sie veranlaßt hat, die Klinik zu verlassen.«
Melissa schwieg einen Moment, dann nickte sie. »Sie haben recht, Herr Doktor. Die Chemotherapie war der Grund. Dr. Scheibler hat mir den ganzen Ablauf geschildert… alles, was jetzt noch auf mich zukommt.« Wieder sah sie den Arzt an. Ihr Blick flackerte. »Wozu soll ich das denn noch über mich ergehen lassen? Sterben muß ich ja sowieso bald.«
»Nein, Frau Feller, so einfach dürfen Sie es sich nicht machen. Die Chemotherapie bietet eine reelle Chance, Ihr Leben zu retten. Bei jeder dritten Patientin kann das Krebswachstum mit Taxol aufgehalten und sogar zurückgedrängt werden.«
»Und wer sagt Ihnen, daß ich diese dritte Patientin sein werde?«
»Niemand«, gab Dr. Daniel offen zu. »Aber Sie sollten es zumindest versuchen.« Er betrachtete sie und stellte fest, daß er sie zumindest nachdenklich gemacht hatte. »Schauen Sie, Frau Feller, der Primärtumor wurde Ihnen entfernt, aber die Metastasen am Bauchfell können