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an.

      Erschrocken fuhr das Mädchen hoch. »Vati! Meine Güte, hast du mich erschreckt.«

      »Das wollte ich nicht«, entschuldigte er sich. »Ich habe geklopft, aber du hast mich anscheinend nicht gehört.«

      Monika seufzte mit einem seligen Lächeln. »Wenn Engelbert singt, dann bin ich immer vollkommen weg. Meine Güte, ist das ein Mann!«

      »So einer wie… Charly?« fragte Gerhard zögernd.

      »Charly?« wiederholte Monika erstaunt. »Nein, wie kommst du denn darauf?«

      »Na ja, immerhin hast du vor kurzem behauptet, du wärst in ihn verliebt.«

      Monika winkte lachend ab. »Ach komm, Vati, in den sind doch alle Mädchen aus meiner Klasse verknallt. Er ist ja auch ein toller Typ – so richtig cool.«

      »Und er mag nur dich«, vollendete Gerhard mit unüberhörbarer Bitterkeit. »Hast du jedenfalls gesagt.«

      »Ja, wir verstehen uns gut, aber… hör mal, Vati, das klingt ja, als wärst du richtig eifersüchtig.«

      Verlegen winkte Gerhard ab. »Unsinn. Außerdem will ich mit dir über etwas anderes sprechen.« Er sah sich im Zimmer kurz um und bemerkte, daß die Schulsachen bereits weggeräumt waren. Monika war mit ihren Hausaufgaben offensichtlich fertig. »Hast du etwas Zeit?«

      »Natürlich, Vati, für dich doch immer«, meint sie, dann stellte sie den CD-Player ab. »Hau dich einfach zu mir aufs Bett.«

      Gerhard überlegte kurz, dann nahm er auf der Bettkante Platz. Monika setzte sich zu ihm und schlang beide Arme um seinen Nacken.

      »Was ist denn heute los mit dir, Vati?« fragte sie liebevoll. »Du siehst aus, als hätte dir jemand die Butter vom Brot geklaut.«

      Gerhard seufzte. »Wenn es nur das wäre.« Dann sah er seine Tochter forschend an. »Möchtest du mir nicht etwas erzählen?«

      »Was sollte ich dir denn erzählen, Vati?« entgegnete Monika erstaunt.

      Völlig fassungslos starrte Gerhard sie an. Wie konnte sie nur so tun, als wäre alles noch so wie früher. Er atmete tief durch.

      »Am Montagabend, bevor ich zu Bett gegangen bin, habe ich noch zu dir hereingeschaut«, begann er dann. »Ich wollte dir einen Gute-nachtkuß geben.«

      Monika lächelte. »Weiß ich doch, Vati. Das machst du jeden Abend, seit ich denken kann.«

      Gerhard nickte zerstreut. »Ja, und als ich mich über dich beugte, da… unter deinem Kopfkissen schaute etwas hervor und…«

      Plötzlich begriff Monika. Sie errötete bis unter die Haarwurzeln.

      »Ach, Vati…«, murmelte sie verlegen.

      »Du weißt also, wovon ich spreche.«

      Monika nickte. »Hör mal, Vati, das… ich… ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll…«

      »Ich möchte nur eines wissen, Moni«, fiel Gerhard ihr ins Wort. »Warum diese Geheimniskrämerei? Sieh mal, ich verstehe ja, daß du dich absichern willst, wenn du einen Freund hast, aber das hättest du mir doch sagen können. Wir waren immer ehrlich zueinander…«

      In diesem Moment brach Monika in Tränen aus, dann fiel sie ihrem Vater um den Hals. »Ach, Vati, diese Heimlichkeiten haben mir auch weh getan, aber… es ist nun mal nicht so einfach für ein Mädchen, mit seinem Vater über die Pille zu sprechen.« Mit treuherzigem Blick sah sie ihn an. »Verzeihst du mir?«

      Mit einem Seufzer der Erleichterung schloß Gerhard seine Tochter in die Arme. »Natürlich verzeihe ich dir. Es war nur so ein… Schock für mich.« Er lächelte Monika unsicher an. »Weißt du, für mich bist du immer noch ein kleines Mädchen. Es fällt mir ziemlich schwer, mir vorzustellen, daß du einen anderen Mann küßt und… noch mehr.«

      Erstaunt sah Monika ihn an. »Aber, Vati, das tue ich doch gar nicht.«

      »Und was ist mit diesem Charly?«

      Heftig schüttelte Monika den Kopf. »Das habe ich dir doch erklärt, Vati! Zwischen Charly und mir ist nichts, was über eine normale Freundschaft hinausginge… wobei Freundschaft fast noch übertrieben ist. Wir quatschen ab und zu miteinander, und er hilft mir bei den Englischaufgaben.«

      »Und er gefällt dir.«

      »Ja, natürlich«, gab Monika unumwunden zu. »Das habe ich ja auch niemals abgestritten. Aber außer einem Küßchen auf die Wange war wirklich nichts zwischen uns.«

      Verständnislos schüttelte Gerhard den Kopf. »Aber warum nimmst du dann die Pille? Und das auch noch heimlich?«

      »Dich hätte doch der Schlag getroffen, wenn ich dir gesagt hätte, daß ich die Pille nehmen will«, erklärte Monika. »Und warum ich sie nehme…« Sie zuckte die Schultern. »Alle meine Freundinnen nehmen sie. Es ist momentan einfach in, verstehst du? Mädels, die keine Pille nehmen, gehören einfach nicht dazu.«

      Gerhard seufzte. »Meine Güte, habt ihr heute aber Ansichten.«

      Monika lächelte. »Das ist nun mal so, Vati, und das war zu deiner Zeit bestimmt nicht anders. Früher mußte ein Junge rauchen, um als Mann zu gelten und von seinen Freunden anerkannt zu werden. Heute fährt jeder junge Bursche, der auf sich hält, ein Mountain-Bike. Und als Mädchen mußt du eben die Pille nehmen, um in zu sein.«

      Unwillkürlich mußte Gerhard an sein erstes Glas Bier denken, das er nur getrunken hatte, um einem Mädchen aus der Parallelklasse zu imponieren.

      »Wahrscheinlich hast du recht«, meinte er, dann sah er seine Tochter forschend an. »Ich kann also davon ausgehen, daß du beim Arzt warst, bevor du die Pille genommen hast.«

      Errötend senkte Monika den Kopf.

      »Nein, Vati, das war ich nicht«, gestand sie leise.

      »Wie bitte? Ja… wie bist du dann überhaupt an das Zeug gekommen?« wollte Gerhard wissen und dachte dabei an Dr. Daniels Worte, daß junge Mädchen in dieser Beziehung sehr phantasievoll sein könnten. Der Arzt kannte sich offensichtlich bestens aus.

      »Inge hat sie mir besorgt«, antwortete Monika, dann sah sie ihren Vater mit treuherzigem Blick an. »Es ist ja auch nur eine ganz niedrig dosierte Pille… gar nicht gefährlich.«

      »Das sagst du.« Gerhard schüttelte den Kopf. »So geht’s nicht, Moni. Wenn du die Pille nehmen mußt, um ›in‹ zu sein – bitte schön, aber du wirst zu einem Arzt gehen, hast du mich verstanden? Ansonsten verbiete ich dir, dieses Zeug weiterhin einzunehmen, und verlaß dich darauf, daß ich dieses Verbot auch durchsetzen kann.«

      Monika kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, daß er nicht scherzte. Und sie wußte ja auch selbst, daß ein Besuch beim Frauenarzt für sie dringend erforderlich war.

      »Ich gehe zum Arzt, Vati«, versprach sie. »Es ist nur… ich habe ein bißchen Angst. Inge sagt immer, daß das so schrecklich weh tut.«

      Gerhard wurde unsicher. Um derlei Dinge hatte er sich nie gekümmert. Sicher, Sibylle war auch regelmäßig beim Frauenarzt gewesen, aber sie hatte darüber nie ein Wort verloren. Und auch Dr. Daniel hatte nichts von einer schmerzhaften Untersuchung gesagt. Aber vielleicht war es für ihn auch ganz natürlich, daß diese Routineuntersuchungen den Frauen weh taten. Womöglich ging es ja auch gar nicht anders.

      »Bei welchem Arzt ist deine Freundin denn?« wollte Gerhard schließlich wissen.

      Monika zuckte die Schultern. »Bei irgendeiner Ärztin in der Kreisstadt. Sie sagt immer, die Dorfärzte verstünden nichts von ihrem Fach.«

      »Ich weiß nicht, ob diese Inge immer so die richtigen Ansichten hat«, entgegnete Gerhard. Er zögerte einen Moment und entschloß sich dann, Monika die Wahrheit zu sagen. »Weißt du, Moni, nachdem ich die Pillenpackung in deinem Zimmer gefunden hatte, wußte ich nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Ich wollte mit irgend jemandem darüber sprechen, aber es gibt in meinem Bekanntenkreis niemanden,

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