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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
*
Zufrieden zog Gerhard Krais das letzte Blatt aus der Schreibmaschine. Nach dem Gespräch, das er mittags mit Monika geführt hatte, war er mit seiner Geschichte natürlich nicht mehr weitergekommen. Sie hatten zusammen gekocht, dann war Monika auf ihr Zimmer gegangen, um Hausaufgaben zu machen, während sich Gerhard wieder seinem »leidenschaftlichen Mann« mit den »nackten Schultern« gewidmet hatte. Er hatte bald einsehen müssen, daß er für erotische Liebesgeschichten wirklich nicht das richtige Händchen hatte, und so war in den vergangenen Stunden ein erotisch angehauchter Krimi entstanden.
Jetzt lehnte sich Gerhard auf seinem Stuhl zurück und las das Geschriebene noch einmal. Er nickte wie zur Bestätigung für sich selbst. Damit konnte er sich wirklich sehen lassen.
Er streckte sich ausgiebig, dann stand er auf und warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon gleich Mitternacht. Es wurde Zeit, daß er endlich ins Bett kam.
Gewohnheitsmäßig schaute er noch zu seiner Tochter ins Zimmer. Zusammengerollt wie ein Murmeltier lag Monika im Bett und schlief. Langsam trat Gerhard näher und betrachtete das Mädchen im silbrigen Schein des hereinfallenden Mondlichts.
Wie klein und hilflos sie doch wirkte, wenn sie schlief. Die blonden Locken kräuselten sich wie bei einem Engel, und das zarte Gesicht war noch sehr kindlich. Tagsüber fiel das gar nicht so auf.
Gerhard beugte sich über seine Tochter und küßte sie vorsichtig auf die Stirn. In diesem Augenblick fiel sein Blick auf etwas Rundes, Glänzendes, das unter dem Kopfkissen hervorlugte.
Es war normalerweise nicht Gerhards Art, in Monikas Sachen herumzuschnüffeln. Er hatte es auch nicht nötig, denn zwischen ihm und seiner Tochter gab es keine Geheimnisse. Sie hatten von jeher ein ausgezeichnetes Verhältnis zueinander gehabt und konnten über alles sprechen. Trotzdem griff Gerhard jetzt nach diesem flachen runden Ding und betrachtete es genauer.
Es handelte sich um eine kreisförmige Tablettenpackung, in der noch ein paar weiße und etliche orangefarbene Dragees waren. Entsetzt starrte Gerhard auf die winzigen Tabletten. Er wußte genau, worauf er hier gestoßen war – die »Pille«.
Und plötzlich erschien die Geschichte, die Monika ihm heute mittag erzählt hatte, in einem völlig anderen Licht. Die Beziehung zwischen ihr und diesem Charly schien ganz und gar nicht platonisch zu sein. Denn wozu, zum Teufel, würde sie sonst die Pille brauchen?
Eine Welt stürzte für Gerhard ein. Sein kleines Mädchen hatte einen Freund. Einen Freund, mit dem sie offensichtlich nicht nur Händchen hielt oder sich von ihm auf die Wange küssen ließ. Da lief sicher sehr viel mehr zwischen den beiden ab.
Gerhard fröstelte bei diesem Gedanken, und sekundenlang spielte er mit dem Gedanken, die angebrochene Packung einfach zu behalten und Monika morgen früh zur Rede zu stellen. Doch dann steckte er die Packung dorthin zurück, wo er sie gefunden hatte. Monika hatte noch nie Geheimnisse vor ihm gehabt. Sie würde sich ihm auch diesmal anvertrauen.
Doch ganz so sicher war er sich dessen nicht. Schließlich nahm Monika heimlich die Pille, und wenn sie das bisher getan hatte, dann würde es sich auch in Zukunft nicht ändern.
Sie wird doch erst fünfzehn, dachte Gerhard verzweifelt, als er wenig später im Bett lag. Sie ist doch noch ein Kind.
Und dieses Kind nahm die Pille.
Dieser Gedanke machte ihn beinahe verrückt. Ruhelos wälzte er sich von einer Seite auf die andere, doch erst gegen Morgen fiel er in einen unruhigen Schlaf, aus dem er schon wenig später wieder erwachte. Er fühlte sich wie gerädert, und allein der Gedanke, Monika jetzt beim Frühstück zu begegnen, ließ ihn schaudern.
»Guten Morgen, Vati!« rief sie ihm fröhlich entgegen, als er schließlich die Küche betrat. »Heute bist du aber spät dran.«
Gerhard konnte seine Tochter nur anstarren. Wie brachte sie es fertig, so zu tun, als sei alles in bester Ordnung? Wie konnte sie mit dieser Lüge überhaupt leben?
»Vati, hast du etwas? Du siehst blaß aus. Bist du krank?«
Krank vor Kummer, dachte Gerhard, doch er schüttelte den Kopf. »Nein, Moni, ich habe nur schlecht geschlafen.«
»Dann leg dich halt noch ein bißchen ins Bett«, schlug Monika vor.
Wieder schüttelte Gerhard den Kopf. »Ich muß erst meine Kurzgeschichte zur Post bringen.«
»Das erledige ich«, bot Monika spontan an. »Wir haben heute erst eine Stunde später Unterricht. Da habe ich genügend Zeit, noch rasch aufs Postamt zu laufen.«
»Danke, Moni«, murmelte Gerhard, dann sah er seine Tochter mit fast flehendem Bick an.
Bitte, sag mir die Wahrheit, dachte er. Sag mir einfach, daß du einen Freund hast und die Pille nimmst. Dann ist doch alles wieder in Ordnung.
Doch Monika schwieg – genauer gesagt, sie plauderte fast ununterbrochen, aber das, worauf Gerhard so dringend wartete, sagte sie nicht.
»Also, Vati, ich muß los«, erklärte sie, schlang einen Arm um seinen Nacken und küßte ihn auf die Wange, dann lief sie zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um. »Ach ja, mit dem Mittagessen brauchst du nicht auf mich zu warten. Ich bin bei Inge eingeladen und werde den ganzen Nachmittag dort bleiben.«
»In Ordnung«, zwang sich Gerhard zu sagen, und dabei plagten ihn schon erste Zweifel an ihren Worten. Würde Monika wirklich zu ihrer Freundin Inge gehen, oder war das nur eine Ausrede, um sich ungestört mit diesem Charly treffen zu können?
»Ich darf nicht so mißtrauisch sein«, tadelte sich Gerhard. »Moni hat mich noch nie belogen.«
Doch jetzt hatte sie es getan. Oder besser gesagt, sie hatte ihm zum ersten Mal etwas verschwiegen. Sie nahm die Pille, ohne ihm das anvertraut zu haben. Und sie hatte einen Freund, mit dem sie…
»Ich mache mich noch verrückt!« rief Gerhard verzweifelt aus, dann stand er auf und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Wenn doch nur Sibylle noch am Leben wäre! Mit ihr könnte er jetzt über alles sprechen.
Sprechen. Das war es! Vielleicht genügte es schon, sich nur bei irgend jemandem auszusprechen. Aber bei wem? Er dachte an seine beiden besten Freunde Bernd und Günter. Doch ob die zwei dafür Verständnis aufbringen würden? Bernd war ein eiserner Junggeselle, und Günter hatte einen zehnjährigen Sohn. Nein, diese beiden waren sicher nicht die richtigen Ansprechpartner für sein Problem. Aber an wen könnte er sich sonst wenden? So sehr Gerhard auch grübelte – ihm fiel niemand ein.
Mit einem tiefen Seufzer stand er auf und machte sich daran, den Frühstückstisch abzuräumen. Auch den Abwasch erledigte er gleich, dann setzte er sich in sein Büro, doch er hätte es genausogut bleiben lassen können. Seine Gedanken drehten sich doch nur um Monika.
Ob sie wohl bei einem Arzt gewesen war? Natürlich. Wie wäre sie sonst an die Pille gekommen? Und in diesem Augenblick wußte Gerhard, mit wem er über sein Problem sprechen konnte: Dr. Robert Daniel. Wer konnte dafür wohl mehr Verständnis aufbringen als ein Frauenarzt, der täglich mit derlei Dingen zu tun hatte. Außerdem war Dr. Daniel ebenfalls Witwer und hatte auch eine Tochter. Vielleicht hatte er einige Jahre zuvor vor demselben Problem gestanden.
Spontan verließ Gerhard sein Büro, doch dann stockte sein Schritt. Es war zehn Uhr vormittags. Dr. Daniel hatte jetzt Sprechstunde, und als Mann konnte Gerhard schlecht zu ihm in die Praxis gehen. Die Angelegenheit mußte zumindest bis mittags warten. Dann würde er Dr. Daniel privat aufsuchen.
*
Als sich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, zuckte Melissa Feller unwillkürlich zusammen, doch nicht der Chefarzt, den sie eigentlich erwartet hatte, sondern der Stationsarzt Dr. Gerrit Scheibler trat ein.
»Guten Morgen, Frau Feller«, grüßte er mit einem freundlichen Lächeln. »Wie haben Sie geschlafen?«
»Nicht sehr gut«, gestand Melissa,