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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Doch, doch«, entgegnete Professor Thiersch. »Das sieht alles sehr zufriedenstellend aus. Allerdings müssen wir die Untersuchungsergebnisse von Blut und CT noch abwarten. Bei der nächsten Chemo können wir Ihnen dann mehr sagen.« Er streckte Melissa die Hand entgegen. »Auf Wiedersehen.«
Noch ehe Melissa eine weitere Frage stellen konnte, war der Professor auch schon gegangen. Auch Dr. Scheibler verabschiedete sich, brachte Melissa aber noch in den Warteraum hinaus, in dem Patrick saß.
»Und?« fragte der sofort.
»Sie sagen nichts, aber… ich habe ein ungutes Gefühl«, gestand sie und erzählte, was während der Untersuchung vorgefallen war. »Wenn Ärzte lateinisch reden, dann haben sie bestimmt was zu verbergen.«
»Ach, ich weiß nicht«, wehrte Patrick ab, obwohl sich auch ihm dieser Gedanke aufgedrängt hatte. »Vielleicht sind sie das einfach so gewohnt. Mach dir nicht zu viele Gedanken deswegen, Liebes.«
Doch das war leichter gesagt als getan. Die ganze Woche über konnte Melissa an nichts anderes als die durchgeführte Untersuchung denken, auf den Tag genau eine Woche später fuhr sie in die Thiersch-Klinik, obwohl sie keinen Termin hatte.
Als Melissa in der Eingangshalle stand und den düsteren Flur hinunterblickte, an dessen Ende Professor Thierschs Büro lag, kämpfte sie mit sich. Sollte sie mit ihm oder lieber mit Dr. Scheibler sprechen? Dann machte sie spontan auf dem Absatz kehrt und trat zum Lift, der sie in den dritten Stock hinaufbrachte.
Die diensthabende Schwester erkannte sie sofort.
»Frau Feller«, erklärte sie überrascht. »Ich wußte gar nicht, daß Sie heute zur Chemo kommen.«
Sie wollte gleich in ihren Terminkalender schauen, doch Melissa hielt sie zurück.
»Ich bin außerplanmäßig hier«, bekannte sie mit einem verlegenen Lächeln. »Kann ich Dr. Scheibler kurz sprechen?«
Die Schwester lächelte freundlich. »Natürlich, Frau Feller. Bitte warten Sie hier einen Augenblick.«
Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Schwester wieder zurückkehrte und Melissa ins Arztzimmer begleitete. Dr. Scheibler stand bei ihrem Eintritt auf und kam ihr ein paar Schritte entgegen.
»Ich ahne, weshalb Sie kommen«, sagte er lächelnd. »Sie wollen wissen, was bei der Untersuchung herausgekommen ist.«
Melissa nickte. »Ich habe es einfach nicht mehr länger ausgehalten.«
»Das ist verständlich«, meinte Dr. Scheibler. »Es ist zwar eigentlich nicht üblich, den Patienten während der Chemothearpie großartige Auskünfte zu erteilen. Normalerweise findet nach Abschluß der Therapie ein ausführliches Gespräch statt, aber so lange will ich Sie natürlich nicht im Ungewissen lassen. Noch dazu, nachdem die Untersuchung sehr zufriedenstellend verlaufen ist.«
Er holte sich die Unterlagen und blätterte kurz darin. »Also, Frau Feller, Ihr Tumormarker, den wir aus Ihrem Blut ermittelt haben, ist während der ersten neun Wochen, in denen Sie Taxol bekommen, bereits um die Hälfte gesunken. Das heißt, daß es uns nicht nur gelungen ist, das Krebswachstum zu stoppen, sondern daß sich die bösartigen Zellen in Ihrem Körper sogar vermindert haben. Das CT hat dieses Ergebnis bestätigt. Auf den Röntgenbildern ist eindeutig zu erkennen, daß die Leber bereits frei ist.«
Melissa erschrak sichtlich. »Die… Leber? Aber ich dachte… ich dachte, es wäre nur das Bauchfell gewesen.«
Dr. Scheibler errötete. »Nein, Frau Feller. Auch Leber und Magen waren betroffen, aber das konnten wir Ihnen in dem Zustand, in dem Sie sich nach der Operation befanden, nicht sagen.«
Melissa schluckte schwer. »Leber und Magen. Oh, mein Gott.«
Beruhigend legte Dr. Scheibler eine Hand auf ihren Arm. »Frau Feller, Sie vertragen die Chemo verhältnismäßig gut, und sie schlägt bei Ihnen ganz hervorragend an. Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Es stehen noch sieben Infusionen aus, und ich bin sicher, daß wir mit Ihrem Krebs fertig werden. Sie dürfen im Augenblick nur an das Gute denken. Bereits nach drei Infusionen hat die Chemo einen Großteil der bösartigen Zellen weggeschmolzen. Das muß Sie doch optimistisch machen.«
Und da brachte Melissa sogar ein Lächeln zustande. »Sie haben recht, Herr Doktor. Das ist wirklich ein Grund, optimistisch zu sein.«
Und diesen Optimismus konnte sich Melissa über die folgenden Wochen hinweg bewahren, denn die positive Entwicklung hielt weiterhin an, wie auch die nächste Untersuchung und schließlich – ein halbes Jahr nach Beginn der Chemotherapie – auch die Abschlußuntersuchung zeigen sollten.
*
Die Sprechstunde war zu Ende, doch Dr. Daniel saß noch in seinem Ordinationszimmer und arbeitete seine restliche Post auf, als es zaghaft klopfte.
»Ja, bitte!« rief er.
Die Tür öffnete sich, Melissa und Patrick Feller traten ein. Erfreut stand Dr. Daniel auf, kam um seinen Schreibtisch herum und reichte zuerst Melissa, dann ihrem Mann die Hand.
»Das ist aber eine freudige Überraschung«, erklärte er. »Wie sind Sie denn hereingekommen? Meine beiden Damen haben nämlich schon Feierabend.«
»Fräulein Meindl wollte die Praxis gerade verlassen«, erklärte Melissa. »Sie hat aber gesagt, wir könnten sicher rasch zu Ihnen hereinschauen.«
»Natürlich. Ich freue mich riesig, Sie beide zu sehen.« Er betrachtete Melissa eingehend und stellte fest, daß sie aussah wie das blühende Leben. »Sie haben sich seit dem letzten Mal, als wir uns gesehen haben, sehr zu Ihrem Vorteil verändert.« Dann warf er einen Blick auf seinen Wandkalender und rechnete kurz nach. »Wenn ich mich nicht irre, dann müßten Sie die Chemotherapie jetzt überstanden haben.«
Melissa nickte strahlend. »Ja, vorgestern hatte ich das abschließende Gespräch in der Klinik, nachdem ich eine Woche zuvor noch einmal gründlich untersucht worden war.« Sie machte eine kurze, fast feierlich anmutende Pause. »Ich bin geheilt, Herr Doktor.«
Dr. Daniel atmete auf, dann lächelte er Melissa voller Herzlichkeit an. »Das freut mich, Frau Feller. Das freut mich wirklich sehr.«
Melissa griff nach Patricks Hand und tauschte einen zärtlichen Blick mit ihm, bevor sie Dr. Daniel wieder anschaute.
»Das verdanke ich größtenteils Ihnen, Herr Doktor«, erklärte sie. »Ich war mehr als einmal nahe daran, mich aufzugeben, aber Sie und Patrick haben mich immer wieder aufgerichtet. Dafür ist ein einfaches Dankeschön eigentlich viel zu wenig, aber es ließe sich auch durch ein teueres Geschenk nicht vergelten.«
»Ihre Gesundheit ist für mich das wertvollste Geschenk, Frau Feller.«
Melissa lächelte ihn an. »Das glaube ich Ihnen, Herr Doktor. Es ist auch für mich noch immer unfaßbar, daß ich jetzt wirklich gesund bin, nachdem alles so schlecht ausgesehen hat. Professor Thiersch hat zwar gesagt, daß ich noch regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen kommen muß, weil leider immer die Gefahr besteht, daß der Krebs wieder aufflackert, auch wenn man jahrelang schon als geheilt gilt.«
Dr. Daniel nickte ernsthaft. »Ja, Frau Feller, das ist richtig, und ich würde Sie auch dringend bitten, diese Kontrolluntersuchungen gewissenhaft durchführen zu lassen.«
»Das mache ich ganz bestimmt, Herr Doktor«, versprach Melissa, dann stand sie auf. Auch Patrick erhob sich. »Nun wollen wir Sie aber nicht mehr länger aufhalten.« Das Paar wechselte einen zärtlichen Blick. »Außerdem sind wir beide auf dem Weg zu einer sehr idyllisch gelegenen Berghütte. Angi und Bea haben uns gedrängt ein wenig Urlaub zu machen – nur wir zwei allein.«
Melissa und Patrick verabschiedeten sich sehr herzlich von Dr. Daniel, und nachdem sie gegangen waren, blieb der Arzt noch lange am Fenster seines Sprechzimmers stehen – zufrieden mit sich und der Welt. Wie viele Sorgen hatte er sich um Melissa Feller gemacht, doch mit Gottes Hilfe war es gelungen, diese Frau zu heilen, und das genügte Dr. Daniel, um sich zumindest für heute zu einem der glücklichsten Menschen