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Please don't leave me. Lora Flynn
Читать онлайн.Название Please don't leave me
Год выпуска 0
isbn 9783754120880
Автор произведения Lora Flynn
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Also«, begann Ruby zu sprechen. »Wie lange ist Timmy schon in Poppy verliebt?«
Ich hielt mitten in der Bewegung inne.
»Was? Wie kommst du denn darauf?«, entgeistert sah ich von dem Kürbis auf und direkt in Rubys scharfsinnige Augen. Woher wusste sie von Timmys Gefühlen? Ich war mir unschlüssig, was ich Ruby antworten sollte.
»Ach komm schon«, sie hob eine Braue und fegte sich einen Krümel von ihrer Latzhose. »Das sieht doch jeder Blinde oder willst du mir etwa weismachen, du wüsstest es nicht?«
Seufzend gab ich nach.
»Doch, aber auch erst seit ein paar Wochen.«
»Wie? Du bist schon Ewigkeiten mit den beiden befreundet und hast es nicht gemerkt?«, erstaunt sah Ruby mich an. Ich verzog das Gesicht und zuckte mit den Schultern.
»Ich dachte erst Timmy wäre schwul«, kopfschüttelnd hob ich die Brauen. Ruby neben mir brach in schallendes Gelächter aus.
»Okay, offenbar hast du kein gutes Händchen in Liebesdingen«, immer noch lachend machte sie sich wieder an die Arbeit. Oh, wenn Ruby nur wüsste, wie schlecht mein Händchen in Liebesdingen wirklich war. Seufzend widmete ich mich wieder dem Kürbis. Eine Sekunde später bemerkte ich, dass Poppy zurück in die Küche kam.
»Na, hast du Timmy gezeigt wo der Hammer hängt oder…?«, ich verstummte, als ich aufblickte und Poppys aschfahles Gesicht bemerkte.
»Poppy? Ist alles in Ordnung bei dir?«, fragte ich besorgt und legte den Kürbisschaber beiseite. Poppy wirkte, als hätte sie einen Geist gesehen. Ihre braunen Augen waren vor Schrecken weit geöffnet und sahen ins Leere.
»Poppy?«, auch Ruby startete einen Versuch. Langsam hob Poppy den Kopf und sah uns endlich an.
»Ich ähm … Mir ist eingefallen, dass ich noch etwas Wichtiges zu erledigen habe. Ich muss los«, mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Autoschlüssel, die auf der Theke lagen und war im Begriff zu gehen. Ruby und ich warfen uns einen zweifelnden Blick zu. Dann setzte ich mich auch schon in Bewegung und folgte Poppy aus der Küche.
»Hey, jetzt warte mal«, rief ich, ehe ich sie an der Schulter zu packen bekam und zu mir herumdrehte. Noch immer war ihr Gesicht leichenblass. Sie wirkte, als wäre sie in Gedanken ganz woanders. »Was ist los mit dir, Poppy?«
Sie schien zu zögern.
Daraufhin nahm sie allerdings einen tiefen Atemzug, als müsste sie sich sammeln und innerlich darauf vorbereiten, die nächsten Worte auszusprechen.
Sie sah mir tief in die Augen.
»Timmy hat mich gerade geküsst.«
Bestürzt riss ich die Augen auf. Ich benötigte ein paar Sekunden, um den Inhalt des Gesagten zu verarbeiten. Mir fehlten die Worte. Meine Güte, gerade unterhielt ich mich noch mit Ruby über Timmys Gefühle für Poppy und eine Sekunde später hatte er sie geküsst!
»Ich weiß«, sagte Poppy, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. »So ging es mir auch.« Poppy ließ die Schultern hängen und ein Anflug von Wut huschte über ihre Züge. Kopfschüttelnd ging sie rückwärts Richtung Tür.
»Ich muss hier weg, bitte sei nicht sauer. Ich ruf dich an, okay?«
»Okay«, es war das einzige Wort, das ich in diesem Moment über die Lippen bekam. Im nächsten Augenblick war Poppy auch schon zur Tür hinaus verschwunden. Eine ganze Weile lang starrte ich noch auf die Haustür, ehe ich mich umdrehte, um zurück zur Küche zu gehen.
Timmy hatte Poppy tatsächlich geküsst. Ich konnte nachvollziehen, weshalb Poppy derart durch den Wind zu sein schien. Schließlich war sie mit meinem Bruder in einer Beziehung und Timmy war zu allem Überfluss auch noch ihr bester Freund. Nur verständlich, dass sie die Flucht ergriff. Immerhin hatte sie nicht die leiseste Ahnung von Timmys Gefühlen gehabt. Ich würde dringend mit Poppy reden müssen, sobald sie sich etwas gesammelt hatte.
Als ich in die Küche trat, saß Timmy auf einem Barhocker am Küchentresen und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Ruby redete leise auf ihn ein. Höchstwahrscheinlich ein vergeblicher Versuch, ihn zu beruhigen. Ich fing Rubys Blick auf, der mir bestätigte, dass sie bereits im Bilde darüber war, was soeben zwischen Timmy und Poppy vorgefallen war.
»Was habe ich nur getan? Sie hat einen Freund! Und ich habe unsere Freundschaft zerstört«, Timmy ließ seinen Kopf entmutigt auf den Tisch fallen. »Ich bin ein Idiot.«
»Quatsch, das bist du nicht«, entgegnete Ruby.
»Du hast alles richtig gemacht. Sieh es doch mal so: jetzt weiß sie über deine Gefühle Bescheid und du musst ihr nichts mehr vormachen.«
Seitens Timmy kam lediglich ein bedrücktes Stöhnen.
»Wie hat sie denn überhaupt reagiert?«, versuchte Ruby es erneut.
»Na wie wohl?«, Timmy warf die Hände in die Luft. »Im ersten Moment war sie war völlig erschrocken und hat mich angesehen, als wäre ich Thanos und wollte mit einem einzigen Schnippen die Hälfte der Weltbevölkerung auslöschen. Dann hat sie mich weggeschubst und die Flucht ergriffen.«
»Naja, es kann eben nicht jeder ein Robert Downey Junior sein«, warf Ruby belustigt ein, wofür sie sich einen vernichtenden Blick seitens Timmy einhandelte. Beschwichtigend hob sie die Hände.
»Sorry.«
»Okay, können wir aufhören in dieser kryptischen Marvel-Sprache zu sprechen?«, mischte ich mich ein und zuckte ahnungslos mit den Achseln. Ruby sah mich mit einem amüsierten Ausdruck im Gesicht an.
»Was Timmy damit sagen wollte, ist, dass Poppys Reaktion eine absolute Katastrophe war«, sie hielt kurz inne und schürzte nachdenklich die Lippen. »Wenn ihr mich allerdings fragt, hat Poppy in Anbetracht der Tatsache, dass sie keinerlei Ahnung von Timmys Gefühlen hatte, gar nicht so übel reagiert.«
»Sie wird mich hassen«, kopfschüttelnd starrten Timmys blasse Augen ins Leere.
»Das wird sie nicht«, schaltete ich mich nun ebenfalls ein. »Timmy, du bist ihr bester Freund, wie könnte sie dich jemals hassen? Gib ihr einfach etwas Zeit und dann sprecht ihr euch aus.«
Timmy seufzte. »Ich hoffe du hast recht.«
Eine ganze Weile lang herrschte Stillschweigen, bis ich erneut das Wort ergriff.
»Timmy?«
»Hm?«, gedankenverloren saß er am Tresen und starrte deprimiert auf seine Hände hinab. Dies war der Moment, in dem ich ausholte und ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gab.
»Hey! Wofür war dass denn?«, empört drehte er sich um, fasste sich an den Hinterkopf und sah verärgert zu mir hoch.
Ich hob eine Braue, während meine Lippen sich zu einem leichten Schmunzeln verzogen.
»Das war dafür, dass du die Freundin meines Bruder geküsst hast.«
Timmy seufzte.
»Das hab’ ich wohl verdient.«
∞
Nachdem Ruby, Timmy und ich unser Werk vollbracht hatten, verabschiedeten die beiden sich und fuhren nach Hause. Es dauerte nicht lange, bis Dad und Lukas von der Arbeit kamen. Da Thanksgiving vor der Tür stand, hatten sie heute früher Schluss gemacht und gemeinsam bereiteten wir das Abendessen vor.
Traditionellerweise gab es Roast Turkey mit Süßkartoffeln, Cranberries und Bohnen. Thanksgiving war merkwürdig ohne Mom. Ich erinnerte mich noch zu gut daran, wie wir Jahr für Jahr zusammen in der Küche herumgewirbelt waren, ihren Anweisungen folgten und ihr geholfen hatten, ein riesiges Festmahl zuzubereiten. Heute war nun ich diejenige, die Dad und Lukas dirigierte. Jedes einzelne ihrer Rezepten hatte ich mir gemerkt. Insgeheim hoffte ich, dass sie stolz auf mich wäre.
Da Tante Carolyn