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dem Briefe an Kepler von Jahre 1597 hören wir damit wieder von schriftlichen Aufzeichnungen, welche die Lehre der Weltsysteme zum Gegenstande hatten. Was damals vermutlich kürzere Notizen oder kleinere Abhandlungen gewesen waren, hatte sich nunmehr ausgewachsen zu einem größeren Ganzen, das der Hauptsache nach wohl schon das enthalten sollte, was im Dialog uns vorliegt. Aus dem Briefe vom 7. Mai 1610 an den toskanischen Staatssekretär Belisario Vinta erfahren wir, dass zu den Werken, mit deren Abfassung Galilei damals beschäftigt war, und für deren Vollendung er die nötige Muße ersehnte, auch zwei Bücher De systemate seu constitutione universi gehörten; er nennt sie eine »gewaltige Konzeption, voll philosophischer, astronomischer und geometrischer Untersuchungen.« Soweit ihnen überhaupt damals eine fertige Gestalt zukam, scheinen sie in lateinischer Sprache und in Abhandlungsform, nicht dialogisch abgefasst gewesen zu sein.

      Die Ruhe, die zur Fertigstellung dieses wie der anderen geplanten Werke nötig war, hoffte Galilei nach 21-jähriger, von beispiellosem Erfolg begleiteter Lehrtätigkeit besser finden zu können, wenn er von der Pflicht des Kollegienlesens entbunden würde. So bewarb er sich denn um die Stellung eines Großherzoglich Toskanischen Mathematikers und Philosophen, auf die er umso eher rechnen durfte, als er dem Erbgroßherzog Cosimo II., der nunmehr seit 1609 den Thron bestiegen hatte, während der Universitätsferien regelmäßig mathematischen Unterricht erteilt hatte. Es waren gewiss nicht bloß materielle Gründe und ehrgeizige Absichten, die ihn zu diesem verhängnisvollen Schritte bewogen. Er dachte sicherlich vor allem durch den vielbeneideten Glanz, der den Hofmann nun einmal umstrahlte, hinreichende Autorität zu gewinnen, um seine innersten Überzeugungen aussprechen zu dürfen; er hoffte, dass seine Feinde, die bornierten sowohl wie die boshaften, fernerhin nicht mehr wagen würden, die neuen von ihm vertretenen Gedanken lächerlich zu machen oder zu ignorieren. Er hatte empfunden, dass zur Bekehrung der Massen gute Gründe nicht ausreichten; die Machtstellung des Mannes, nicht die Güte der Sache sah er auch in wissenschaftlichen Fragen häufig den Ausschlag geben; und da er endlich einen Erfolg seiner Mühen und Arbeiten sehen wollte, trachtete er danach, seine goldenen Früchte auch in silbernen Schalen aufzutischen. Aber es sollte die Zeit kommen, wo er nur allzu schmerzlich fühlte, dass die scheinbaren Annehmlichkeiten seiner Stellung teuer erkauft waren durch Nachteile anderer Art. Der Ruhm seiner astronomischen Entdeckungen würde ihm, wo immer er seinen Wohnsitz aufschlug, trotz aller Neider die Aufmerksamkeit der ganzen wissenschaftlichen Welt gesichert haben. Und wären ihm auf dem Katheder zu Padua auch Kämpfe nicht erspart geblieben, der starke Arm der Republik Venedig, die selbst vor dem Bannstrahle des Papstes sich nicht beugte, hätte ihn vor dem Äußersten geschützt, während das toskanische Fürstenhaus unter jesuitischem Einfluss stand und nimmer gewagt hätte, sich mit Rom zu überwerfen, am wenigsten dem Hofmathematikus zu liebe, mochte dieser auch ein Galilei sein.

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