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Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme. Galileio Galilei
Читать онлайн.Название Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme
Год выпуска 0
isbn 9783843804387
Автор произведения Galileio Galilei
Жанр Математика
Издательство Bookwire
1Le Aggiunte Autografe Di Galilei Al Dialogo Sopra I Due Massimi Sistemi Nell’ Esemplare Posseduto Dalla Biblioteca Del Seminario Di Padova. Modena, Società Tipografica 1880.
2Die Zitate aus dem Dialog selbst sind nach der Seitenzahl vorliegender Übersetzung angeführt.
EINLEITUNG
Im Folgenden soll eine kurze Darstellung der wichtigsten Tatsachen aus Galileis Leben gegeben werden unter Hervorhebung dessen, was mit seiner Stellung zur kopernikanischen Lehre und mit der Geschichte des Dialogs zusammenhängt.
G a l i l e oG a l i l e iwurde im Jahre 1564 zu Pisa geboren, nach der gewöhnlichen, nicht ganz verbürgten1 Annahme am 18. Februar (a. St.). Sein VaterV i n c e n z i o ,Tuchhändler in Florenz, ein Mann von feiner Bildung, Kenner der Mathematik und noch mehr der Musiktheorie, hatte sich mit seiner GemahlinG i u l i akurz vorher nach Pisa begeben. Dort verlebte Galilei mindestens die ersten zehn Jahre seines Lebens. Da die Mittel der Familie kärglich waren, konnte der Knabe nicht eben einen hervorragenden Unterricht genießen. Doch erlangte er bei seinen natürlichen Gaben schon frühzeitig eine große Fertigkeit in den klassischen Sprachen und lernte die römischen und griechischen Autoren gründlich kennen. Späterhin studierte er, wahrscheinlich in der Klosterschule vonV a l l o m b r o s a ,Logik und Dialektik. Im Jahre 1580 oder 81 bezog Galilei die Universität seines Geburtsortes Pisa – die Familie war inzwischen wieder nach Florenz übergesiedelt –, um dort nach dem Wunsche des Vaters dem damals einträglichsten Studium der Medizin obzuliegen. Indessen interessierten ihn philosophische Studien mehr, wenngleich die herrschende Schule ihn nicht befriedigen konnte. Diese nannte sich die peripatetische; sie wollte damit ihre Verwandtschaft mit der von Aristoteles gegründeten peripatetischen Schule des Altertums zum Ausdruck bringen. Doch ist es keineswegs statthaft, alle von den Peripatetikern jener Zeit vertretenen Meinungen als wirklich aristotelisch zu betrachten, da vielfach eine missverständliche Auffassung des Aristoteles dabei zu Grunde lag. Galilei bekämpfte damals schon bei Gelegenheit akademischer Disputationen die aristotelischen und pseudo-aristotelischen Ansichten aufs Lebhafteste. In weit höherem Maße als Aristoteles zog ihn Plato an, von dem er – nicht immer richtig – manche Lehren, insbesondere auf das Wesen der Erkenntnis bezügliche, auch im Dialoge mit Vorliebe zur Sprache bringt. Vor allem aber suchte er aus eigener Kraft zur Erkenntnis durchzudringen, ohne auf die Worte eines Meisters zu schwören; es dürstete ihn nach Ideen und Tatsachen, die Schulphilosophie aber bot ihm nichts als Worte.
Zu jener Zeit soll er nach der ErzählungV i v i a n i s2,als er im Dome von Pisa das Schaukeln einer Lampe beobachtete, die Unabhängigkeit der Schwingungsdauer eines Pendels von der Größe des Ausschlags, den sogenannten Isochronismus der Pendelschwingungen, entdeckt und aufgrund dieser Entdeckung einen Apparat zur Messung der Häufigkeit des Pulsschlags ersonnen haben. Bis zu seinem neunzehnten Lebensjahre hatte Galilei noch keine Gelegenheit gehabt, sich mathematische Kenntnisse anzueignen. Als ihm aber die ersten Elemente der Geometrie durchO s t i l i o d e ’R i c c i ,einen Freund seines Vaters, bekannt geworden waren, wurde er von glühender Begeisterung für die Mathematik erfüllt, sodass er, anfänglich gegen den Wunsch seines Vaters, sich ihr ganz zu widmen beschloss. Er studierte zunächst Euklid, später aber beschäftigten ihn besonders die Schriften des Archimedes. Er konstruierte im Verfolg dieser Studien eine Art hydrostatischer Wage, die, auf dem archimedischen Satze von dem Gewichtsverluste eines in eine Flüssigkeit eintauchenden Körpers beruhend, das Mischungsverhältnis zweier Metalle zu bestimmen erlaubte.3 Da die archimedischen Grundsätze der Hydrostatik mit der Annahme absolut leichter Körper, d. h. solcher Körper, die den »natürlichen Trieb« haben, sich vom Weltmittelpunkt zu entfernen, unvereinbar sind, andererseits aber diese Lehre des Aristoteles von den schweren und leichten Körpern einen Grundstein in dem Gebäude seiner Naturphilosophie bildet, so trug sicherlich die Beschäftigung mit Archimedes nicht wenig dazu bei, seine Abneigung gegen die peripatetische Schule zu verstärken. – Außerdem behandelte Galilei damals verschiedene Sätze über den Schwerpunkt fester Körper, die er mehreren angesehenen Mathematikern zur Begutachtung vorlegte, u. a. dem Lektor der Mathematik in Padua,M o l e t t i ,dessen Nachfolger im Amte er später werden sollte.
Daneben fesselte ihn zu jener Zeit die Lektüre Dantes, wie denn Galilei sein ganzes Leben hindurch ein begeisterter Verehrer der Dichtkunst, der Musik und der bildenden Künste blieb, der sich auf allen diesen Gebieten auch mit Glück selbsttätig, wenngleich nur als Dilettant, versuchte. Über DantesI n f e r n ohielt er, wahrscheinlich 1587 oder 1588, in der florentinischen Akademie zwei Vorträge, die erst im Jahre 1855 gedruckt worden sind. Man hat aus einer Stelle dieser Vorlesungen4 schließen wollen, dass Galilei damals noch Anhänger des ptolemäischen Systems war, insofern dort der Mittelpunkt der Erde als identisch mit dem der Welt betrachtet wird. Obgleich er nun damals tatsächlich noch nicht Kopernikaner war, wie wir sehen werden, so reicht doch die angeführte Begründung nicht aus; denn Galilei konnte bei einer Erläuterung der Divina Commedia sich auf keinen anderen Standpunkt stellen als auf den Dantes. Ob er ihn teilte, darüber sich bei solcher Gelegenheit auszulassen, wäre überflüssig, ja geschmacklos gewesen.
In dem gleichen Jahre 1587 betrat Galilei zum ersten Male den Boden Roms, der späterhin der Schauplatz so denkwürdiger Erlebnisse für ihn werden sollte. Er suchte bei dieser Gelegenheit die Bekanntschaft mit dem JesuitenC l a v i u s5,damals dem angesehensten Astronomen und Mathematiker in Italien. Er stand mit ihm bis zu dessen 1612 erfolgtem Tode in freundlichen Beziehungen, sie erlitten freilich während Galileis paduanischer Professur eine Unterbrechung, da dieser in Diensten der venezianischen Republik sich gegenüber den Jesuiten, die im Jahre 1606 aus allen Territorien der Republik vertrieben wurden, große Zurückhaltung auferlegen musste. Der Kommentar des Clavius zur »Sphaera« des Sacrobosco galt damals – vom Standpunkte der Antikopernikaner mit Recht – als das beste Lehrbuch der Elemente der Astronomie und erlebte zahlreiche Auflagen.6 Selbstverständlich kannte und benutzte es Galilei, wovon auch im Dialoge deutliche Spuren bemerkbar sind. – Als Galilei sich mit Clavius in Rom in Verbindung setzte, war wohl sein Hauptzweck durch Empfehlung seitens des einflussreichen Mannes eine Professur an einer der italienischen Universitäten zu erhalten. Wenigstens sehen wir ihn vorher und nachher bemüht, eine solche Stellung zu erlangen, die ihm bei seinen kärglichen Mitteln schon aus materiellen Gründen höchst wünschenswert erscheinen musste. Durch Vermittlung des zu jener Zeit sehr angesehenen Mathematikers MarcheseG u i d o b a l d od e lM o n t e ,der ihn dem Großherzog von Toskana, Ferdinand I., warm empfahl, wurde denn in der Tat Galilei im Jahre 1589 für drei Jahre zum Lektor der Mathematik in Pisa ernannt. Angenehm war diese Stellung freilich nicht; abgesehen von dem kärglichen Gehalte, das er bezog, stand er mit seinen Kollegen, zu denen der fanatische Gegner aller Neuerungen,G i u l i oL i b r i ,gehörte, auf dem denkbar schlechtesten Fuße; nur zuJ a c o p oM a z z o n i ,unter dessen Leitung er philosophische Studien trieb, stand er in freundschaftlichen Beziehungen. Die Lossagung von der aristotelischen Naturphilosophie, die Anerkennung, welche G. den bedeutsamen IdeeB e n e d e t t i s7zollte, das waren Dinge, welche die herrschende Schule aus sachlichen und persönlichen Gründen nicht verzeihen konnte.
Aus der Zeit der Pisaner Professur stammen verschiedene Abhandlungen über mechanische Fragen, in denen der jugendliche Forscher noch mühsam mit dem Stoffe ringt. Die bekannteste ist eine in dialogischer Form abgefasste Schrift, die Sermones de motu gravium. Dieselbe ist zum ersten Male in der Albèrischen Ausgabe der Werke (XI, 9–55) im Jahre 1854 veröffentlicht worden; es sind ihr fünf weitere kleine Abhandlungen beigefügt, die von dem Herausgeber offenbar irrig8 in eben jene Zeit verlegt werden, während sie teilweise augenscheinlich auf einem weit vorgeschritteneren Standpunkt stehen. In der neuerdings erscheinenden Ausgabe der galileischen Werke, die von Favaro besorgt wird, sind noch andere interessante, der pisanischen Zeit angehörige Aufsätze über Bewegungsfragen enthalten. (I, 243–366.) Die Sermones dürfen jedoch als das Reifste aus jener Periode angesehen werden, wir beschränken uns daher auf deren Besprechung. Zunächst erkennen wir aus der unbedingten Verehrung, mit der