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Persien wohl ansteht. Nebenchari hatte nur von Deiner Tochter Tachot gesprochen.«

      »Ich aber sende dennoch meine schöne Nitetis. Tachot ist so zart, daß sie die Anstrengungen der Reise und den Schmerz der Trennung kaum ertragen würde. Wenn ich meinem Herzen folgte, so dürfte auch Nitetis nicht nach Persien. Aber Ägypten bedarf des Friedens, und ich war König, eh’ ich Vater wurde!«

      Fünftes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Die übrigen Mitglieder der persischen Gesandtschaft waren von ihrer Nilfahrt zu den Pyramiden nach Sais zurückgekommen; nur Prexaspes, der Botschafter des Kambyses, befand sich schon auf dem Heimwege nach Persien, um dem Könige den günstigen Erfolg seiner Freiwerbung anzuzeigen.

      Im Schlosse des Amasis ging es gar lebhaft her. Das Gefolge der Botschafter des Kambyses, welches aus beinahe dreihundert Menschen bestand, und die vornehmen Gäste, denen man jede nur mögliche Aufmerksamkeit zollte, füllten alle Räume des großen saitischen Palastes. Die Höfe wimmelten von Leibwachen und Würdenträgern, jungen Priestern und Sklaven im reichsten Feierschmucke.

      Der König wollte heut, in einem zu Ehren der Verlobung seiner Tochter veranstalteten Feste, den Reichthum und die Pracht seines Hofes ganz besonders glänzend entfalten.

      In der Mitte des mit weiß und schwarzen Platten belegten Fußbodens standen zierliche, mit kalten Braten, süßen Gerichten, wohlgeordneten Frucht- und Kuchenkörben, goldenen Weinkrügen, gläsernen Pokalen und kunstreichen Blumenvasen bedeckte Tafeln. Neben diesen tummelte sich eine Menge reichgeschmückter Sklaven, welche, unter Leitung des Haushofmeisters, die Speisen und Getränke den einzelnen Gästen, die sich theils stehend unterhielten, theils auf kostbaren Lehnstühlen sitzend mit ihren Freunden sprachen, überreichten.

      Die Gesellschaft bestand aus Männern und Weibern jeden Alters. Den eintretenden Frauen boten junge Priester, die persönlichen Diener des Königs, zierliche Blüthensträuße dar, und mancher vornehme Jüngling war mit Blumen erschienen, welche er während des Festes der Auserwählten seines Herzens nicht nur überreichte, sondern sogar dicht unter die Nase hielt.

      Die, wie bei dem Empfange der persischen Botschafter gekleideten Aegypter bezeigten sich höflich, beinahe unterwürfig gegen die Frauen, unter denen sich übrigens wenige hervorragende Schönheiten befanden. Freilich war so manches mandelförmige Auge von zauberhaftem Reiz, der noch erhöht wurde durch die Färbung seiner Ränder mit der mestem genannten Augenschminke. Das Haupthaar der Meisten war nach dem gleichen Vorbilde geordnet; so zwar, daß die ganze Fülle der wellig gebrannten Locken nach hinten herabwallte und vorn derartig hinter die Ohren gestrichen war, daß rechts und links ein Zopf übrig blieb, welcher, zwischen Auge und Ohr herabfallend, bis zur Brust reichte. Ein breites Diadem hielt diese Coiffüren zusammen, von denen die Zofen wußten, daß sie eben so häufig ein Werk des Haarkräuslers als der Natur waren. Ueber dem Scheitel hin lag bei vielen Damen des Hofes eine Lotusblume, deren Stengel auf ihren Hinterkopf herabfiel.

      Die Gewänder aller anwesenden Aegypterinnen waren eben so schön als kostbar, namentlich durch die Feinheit der bis zur Durchsichtigkeit zarten Gewebe, und bei mancher so geschnitten, daß sie die rechte Brust unbedeckt ließen.

      Wie sich unter den Männern der junge persische Königssohn, Bartja, durch Schönheit und Anmuth auszeichnete, so war Nitetis, die Tochter des Pharao, die bei weitem reizendste unter allen Aegypterinnen. Das fürstliche Mädchen, welches in einem durchsichtigen rosenrothen Gewande, mit frischen Rosen im schwarzen Haar, an der Seite ihrer gleichgekleideten Schwester wandelte, war bleich wie die Lotusblume, die das Haupt ihrer Mutter schmückte.

      Die beiden Mädchen an der Seite Ladice’s, Tachot und Nitetis, wurden Zwillingsschwestern genannt; zeigten aber keine Spur jener Aehnlichkeit, welche man sonst bei Zwillingen zu finden pflegt.

      »Wie bleich Du aussiehst, meine Tochter,« sprach Ladice, die Wange der Nitetis küssend. »Sei frohen Muthes und sieh’ getrost der Zukunft entgegen. Ich bringe Dir den Bruder Deines zukünftigen Gatten, den edlen Bartja.«

      Nitetis erhob ihre sinnigen dunklen Augen und ließ sie lange prüfend auf dem schönen Jünglinge ruhen. Dieser verneigte sich tief, küßte das Gewand des erröthenden Mädchens und sprach:

      »Sei gegrüßt als meine zukünftige Königin und Schwester! Ich glaube gern, daß Dir der Abschied von der Heimath, von Eltern und Geschwistern, das Herz beklemmt; aber sei guten Muthes, denn Dein Gatte ist ein großer Held und ein mächtiger König; unsere Mutter Kassandane die edelste der Frauen, und die Schönheit und Tugend des Weibes wird bei den Persern geehrt, wie das Leben spendende Licht der Sonne. Dich, Du Schwester der Lilie Nitetis, die ich neben ihr ›die Rose‹ nennen möchte, bitte ich um Verzeihung, daß wir gekommen sind, Dir Deine liebste Freundin zu rauben.«

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