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Halle geführt, woselbst eine in griechischer Weise zugerichtete Tafel, auf welcher ein riesengroßer Mischkrug stand, zu einem nächtlichen Trinkgelage einlud.

      Amasis, den wir vor Kurzem so ernst mit Krösus reden hörten, erging sich jetzt in beißenden Scherzen. Er schien wiederum zu dem tollen Unterbefehlshaber, dem verwegenen Zechbruder von ehedem geworden zu sein.

      »Ist dies Hinweisen auf den Tod eure Sitte bei Festgelagen?« fragte Bartja, ernster werdend, den König, »oder erlaubt sich Dein Haushofmeister heute nur diesen Spaß?« – »Seit uralter Zeit,« antwortete Amasis, »pflegt man solche Mumien, um die Heiterkeit zu steigern, und die Zecher zu erinnern, daß man genießen solle, so lang’ es Zeit sei, den Trinkgenossen zu weisen. Du, junger Schmetterling, hast freilich noch lange Freudenjahre vor Dir; wir alten Söhne aber, Freund Krösus, müssen uns ernstlich daran halten. – Mundschenk, fülle schnell unsere Becher, damit kein Augenblick des Lebens nutzlos verrinne! Wie Du trinken kannst, Du goldhaariger Perser! Wahrhaftig, die großen Götter haben Dir eine eben so gute Kehle, als schöne Augen und blühende Reize beschert. Laß Dich küssen, Du herrlicher Jüngling, Du schlechter Knabe! Was glaubst Du, Krösus? Meine Tochter Tachot spricht von nichts, als von dem Milchbarte, welcher ihr erst mit holden Blicken, dann mit süßen Worten das Köpfchen verdreht zu haben scheint. Nun, Du brauchst nicht roth zu werden, Du junger Tollkopf! Ein Mann wie Du darf sich wohl nach Königstöchtern umschauen; aber wärest Du Dein Vater Cyrus selbst, die Tachot dürfte mir nicht nach Persien!«

      »Vater!« flüsterte der Thronerbe Psamtik, diese Rede unterbrechend, dem Könige zu. »Vater, hüte Deine Zunge und gedenke des Phanes!« Der König schaute seinen Sohn mit einem finstern Blicke an, und als habe ein Krampf seine frohe Laune gelähmt, mischte er sich nur noch seltener in das allgemeiner werdende Gespräch.

      Aristomachus, welcher Krösus schräg gegenüber saß, hatte bis dahin, ohne eine Sylbe zu reden oder die Scherze des Amasis zu belachen, die Perser unablässig betrachtet. Sobald der Pharao verstummt war, wandte er sich lebhaft Krösus zu und fragte: »Ich wünschte zu wissen, Lyder, ob Schnee die Berge bedeckte, als ihr Persien verließet?«

      Das Antlitz des Spartaners ward sichtlich heiterer. Krösus, dem der ernste Mann gefiel, fragte ihn nach seinem Namen.

      »Ich heiße Aristomachus.«

      »Den Namen sollt’ ich kennen.«

      »Du kanntest viele Hellenen, und viele heißen wie ich.«

      »Deinem Dialekte nach gehörst Du dem dorischen Stamme an. Solltest Du nicht ein Spartaner sein?«

      »Ich war es.«

      »So bist Du es nicht mehr?«

      »Wer die Heimath ohne Erlaubniß verläßt, ist des Todes schuldig.«

      »Verließest Du sie freiwillig?«

      »Ja.«

      »Warum?«

      »Um der Schande zu entgehen.«

      »Was hattest Du verbrochen?«

      »Nichts!«

      »So beschuldigte man Dich mit Unrecht eines Vergehens?«

      »Ja.«

      »Wer war der Urheber Deines Unglücks?«

      »Du!«

      Krösus fuhr von seinem Sitze auf. Der ernste Ton und das finstere Gesicht des Spartaners verboten jeden Gedanken an einen Scherz. Auch die Tischnachbarn der Beiden, welche dem seltsamen Gespräche gefolgt waren, erschraken und baten Aristomachus um eine Erklärung seiner seltsamen Aussage.

      Der Spartaner zauderte. Man sah ihm an, daß er ungern reden möge; endlich aber, als ihn auch der König zu erzählen aufforderte, begann er:

      Alle Zecher schauten den ernsten Krieger bewundernd an. Krösus schüttelte ihm die harte Rechte; der junge Bartja aber rief: »Wahrlich, Spartaner, ich möchte Dich mit nach Susa nehmen, um meinen Freunden zeigen zu können, was ich gesehen habe, den muthigsten, ehrenwerthesten aller Menschen!«

      »Glaube mir, Knabe,« gab Aristomachus lächelnd zurück, »ein jeder Spartaner hätte gleich mir gehandelt. Bei uns zu Lande gehört mehr Muth dazu, feige als tapfer zu sein!«

      »Und hättest Du, Bartja,« rief Darius, der Vetter des Königs von Persien, »ertragen können, an dem Schandpfahle zu stehen?«

      Bartja erröthete, aber man sah ihm an, daß auch er den Tod der Schande vorziehe.

      »Und Du, Zopyrus?« fragte Darius, sich an den dritten jungen Perser wendend.

      Psamtik sah mit spöttischem Lächeln, Krösus, Gyges und Amasis voller Wohlgefallen, die Aegypter sich einander bedeutungsvoll anschauend, der

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