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doch, wie die Blumen dem Frühling, der Jugend als holdes Angebinde der Gottheit zu gehören.«

      »Aber wie kannst Du ein solches Dasein ertragen? Verbanne die Spione aus Deiner Nähe und erwähle Deine Diener z. B. aus der Krieger Kaste, welche Dir nicht minder nützlich werden kann wie die Priester!«

      »Könnte ich nur, dürfte ich nur!« rief Amasis mit voller Stimme. Dann fuhr er leiser, wie erschrocken über sich selbst fort: »Ich glaube, daß unser Gespräch belauscht wird. Morgen werde ich das Feigengebüsch dort drüben ausrotten lassen. Dem jungen priesterlichen Gartenfreunde, der dort die kaum zur Reife gelangten Feigen bricht, ist es um andere Früchte zu thun als die, welche er so langsam in sein Körbchen legt. Die Hand pflückt das Obst, das Ohr die Worte von dem Munde seines Königs.«

      »Aber beim Vater Zeus und Apollo . . .«

      »Was kümmert Dich das Grab!« unterbrach Krösus mit Unwillen seinen Gastfreund. »Man lebt für das Leben, nicht für den Tod!«

      Krösus antwortete sinnend: »Die Steinmassen der Pyramiden kommen mir vor, als wären sie von der unermeßlichen Wüste, die bunten Säulengänge der Tempel, als wären sie von einem üppigen Lenze geschaffen worden; aber wenn auch die Sphinxe, welche zu den Thoren führen, den Weg in das Heiligthum weisen, so scheinen die schrägen festungsartigen Mauern der Pylonen wie zur Abwehr hingestellt zu sein. So locken auch die bunten Hieroglyphenbilder die Augen an, aber geheimnißvoll wie sie sind, wehren sie den forschenden Geist ab. Die Bilder eurer vielgestaltigen Götter stehen überall, sie drängen sich den Blicken unabweislich auf, und dennoch ahnt ein Jeder, daß sie etwas anderes bedeuten als was sie darstellen, daß sie nur faßliche Sinnbilder sind von wenigen Menschen zugänglichen, wie ich hörte, kaum begreifbar tiefen Gedanken. Ueberall wird meine Neugier angeregt, mein Interesse erweckt, aber nirgend fühlt sich mein warmes Gefühl für das Schöne freundlich eingeladen und befriedigt. Mein Geist möchte wohl streben, in die Geheimnisse eurer Weisen einzudringen, Herz und Sinn müssen aber fremd bleiben den Grundanschauungen, auf welchen euer Denken, Thun und Dasein beruhen, und welche zu lehren scheinen, daß das Leben für eine kurze Wallfahrt zum Tode, der Tod jedoch für das eigentliche wahre Leben zu halten sei!«

      »Und dennoch wird auch bei uns das Leben, das man durch rauschende Feste verschönt, in seinem vollen Werthe erkannt, werden die Schrecken des Grabes gefürchtet, versucht man dem Tode auszuweichen, wo er sich auch zeigen mag. Unsere Aerzte wären nicht so hoch berühmt und angesehen, wenn man ihnen nicht die Kunst zutraute, unser Erdendasein verlängern zu können. Aber dabei fällt mir der Augenarzt Nebenchari ein, welchen ich dem Könige nach Susa schickte. Bewährt er sich; ist man mit ihm zufrieden?«

      »Solcher Vertreter ehrt die Wissenschaft Deines Landes,« antwortete Krösus. »Nebenchari war es auch, der Kambyses auf die Anmuth Deiner Tochter aufmerksam machte. Manchem Blinden hat er geholfen; die Mutter des Königs ist aber leider noch immer des Lichtes beraubt. Wir bedauern es übrigens, daß ein so kunstfertiger Mann nur die Augen zu heilen versteht. Er war, als die Prinzessin Atossa das Fieber hatte, nicht zu bewegen, ihr einen Rath zu ertheilen.«

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