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ähnlich dem Bartja, und nur wenig geringer gekleidet als dieser. Der dritte Aussteigende war ein Greis mit schneeweißen Haaren, in dessen freundlich-ernstem Antlitz man die Güte eines Kindes, die Erfahrung eines Alten und den Geist eines Mannes zu erkennen vermochte. Er trug einen langen purpurfarbenen Aermelrock und gelbe lydische Stiefel131. Die ganze Erscheinung machte den Eindruck höchster Anspruchslosigkeit, und dennoch war dieser schlichte Greis vor Jahren der vielbeneidetste Mann seiner Zeit gewesen, mit dessen Namen wir noch nach mehr als zweitausend Jahren die Reichsten unter den Menschen bezeichnen. In ihm lernen wir Krösus, den entthronten König von Lydien kennen, der jetzt als Freund und Rathgeber am Hofe des Kambyses lebte, und den jungen Bartja als Mentor nach Aegypten begleitete.

      Psamtik stieg die Stufen hinab, den Ankömmlingen entgegen. Sein gelbliches, strenges Angesicht bemühte sich freundlich zu lächeln. Die Würdenträger, welche ihm folgten, verneigten sich beinahe bis zur Erde vor den Fremden, indem sie die Arme schlaff herunter hängen ließen. Die Perser kreuzten die Hände über der Brust und warfen sich vor dem Thronerben nieder. Als die ersten Förmlichkeiten vorüber waren, küßte Bartja, nach der Sitte seiner Heimath, zur Verwunderung des solchen Anblick ungewohnten Volkes die gelbe Wange des bei der Berührung der unreinen Lippen eines Fremden leicht erschaudernden ägyptischen Königssohnes, und begab sich mit seinen Führern zu den harrenden Sänften, um sich in die für ihn und seine Begleiter bestimmte Wohnung im Königsschlosse von Sais tragen zu lassen.

      Ein Theil des Volkes strömte den Fremdlingen nach; die meisten Zuschauer verharrten aber auf ihren Plätzen, denn sie wußten, daß noch mancher nie gesehene Anblick ihrer wartete.

      Der Schneider gab Zeichen großen Erstaunens und noch größerer Entrüstung von sich; dann wies er mit dem Finger nach der Landungstreppe und sagte:

      »So wahr der Isis Sohn den Typhon vernichtet, da landet die sechste Barke voller Fremder!«

      »Die siebente Barke!« rief der Schneider.

      Der greise König Amasis von Aegypten hatte die persische Gesandtschaft mit aller ihm eigenen Liebenswürdigkeit kurz nach ihrer Ankunft empfangen. – Vier Tage später ging er, nachdem er seine Geschäfte, denen er sich alle Morgen ohne Ausnahme hinzugeben pflegte, beendet hatte, mit dem alten Krösus im Schloßgarten spazieren, während sich die übrigen Perser in Begleitung des Thronerben auf einer Nilfahrt nach Memphis befanden.

      Der Schloßgarten, welcher königlich großartig, aber dennoch dem der Rhodopis ähnlich, angelegt war, lag bei der im Nordwesten der Stadt auf einem Hügel gelegenen Königsburg.

      Die beiden Greise ließen sich unter dem Schatten einer breitästigen Sykomore unweit eines riesengroßen Beckens von rothem Granit, in welches Krokodile von schwarzem Basalt aus weit geöffneten Rachen eine Fülle klaren Wassers spieen, nieder.

      »Und Du der meine,« unterbrach ihn der Lyder. »Ich bewundere Dich wegen des Muthes, mit dem Du, Deiner Umgebung trotzend, das für gut Erkannte durchzusetzen verstehst, ich bin Dir dankbar wegen der Huld, mit der Du meinen Freunden, den Hellenen, begegnest,

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