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ich Dir erzählt habe, so sei unbesorgt. Träume sind Trugbilder; doch, wenn sie auch wirklich von den Göttern gesandt werden, so sind doch Diejenigen, welche sie deuten, menschlichen Irrthümern unterworfen. Deine Hand zittert noch immer und Deine Wangen sind bleicher wie Dein leinenes Gewand. Ich war hart gegen Dich, härter als ein Vater . . .«

      »Härter als ein Fremder gegen den Fremden sein darf,« unterbrach der Thronfolger den König. »Du hast mich gebrochen und zerknickt, und wenn bis dahin mein Antlitz wenig lächelte, so wird es von heute an ein Spiegel des Elends sein.«

      »Nicht also,« sagte Amasis und legte die Hand auf die Schulter seines Sohnes. »Wenn ich Wunden schlage, so besitze ich auch die Macht, sie zu heilen. Nenne mir den wärmsten Wunsch Deines Herzens; er sei Dir gewährt!«

      Psamtik’s Augen blitzten auf, ein röthlicher Schimmer flog über seine fahlen Wangen und er erwiederte ohne sich zu besinnen, aber mit einer Stimme, in der die Erschütterung, welche sein Herz in den letzten Augenblicken erfahren hatte, nachzitterte. »Ueberlaß mir Phanes, meinen Feind.«

      Der König blieb einige Augenblicke in Nachdenken versunken, dann sagte er. »Ich werde Deine Forderung erfüllen müssen; aber ich wollte lieber, Du hättest die Hälfte meines Schatzes verlangt, als dies. Tausend Stimmen in meinem Innern sagen mir, daß ich etwas zu thun im Begriff bin, das meiner unwürdig ist, das verderblich sein wird für mich, für Dich, für das Reich und für uns Alle. Ueberlege noch einmal, ehe Du handelst, und das sage ich Dir, was Du auch mit Phanes vorhast, der Rhodopis darf kein Haar gekrümmt werden; auch hast Du Sorge zu tragen, daß die Verfolgung meines armen Freundes besonders den Griechen ein Geheimniß bleibe. Wo werde ich einen Feldherrn, einen Berather und Tischgenossen wiederfinden wie ihn!? Ich seh’ ihn auch noch nicht in Deiner Gewalt, und gebe Dir zu bedenken, daß, wenn Du auch klug als Aegypter sein magst, Phanes als Hellene klug ist! Besonders erinnere Dich auch an Deinen Eid, jedem Gedanken an die Enkelin der Rhodopis zu entsagen. Der Ersatz, welchen ich Dir biete, ist, meine ich, annehmbar; denn, kenne ich Dich recht, so erscheint Dir die Rache schätzbarer wie die Liebe! Was endlich Aegypten anbelangt, so wiederhole ich Dir, daß es niemals glücklicher war, als jetzt. Das Gegentheil zu behaupten fällt Niemandem ein, außer den unzufriedenen Priestern und Denen, welche ihnen nachplappern. Du möchtest auch die Geschichte von der Herkunft der Nitetis erfahren? So höre denn; Dein eigenes Interesse gebietet Dir zu schweigen!«

      Psamtik lauschte gespannten Ohres der Mittheilung seines Vaters und dankte diesem, als er geendet hatte, durch einen starken Händedruck.

      »Jetzt lebe wohl!« schloß Amasis die Unterredung mit seinem Sohne. »Vergiß nichts von dem, was ich Dir gesagt habe, und, darum bitte ich Dich besonders, vergieße kein Blut! Geschehe mit Phanes, was da wolle, ich mag nichts davon wissen, denn ich hasse die Grausamkeit und möchte Dich, meinen Sohn, nicht verabscheuen müssen. Wie fröhlich Du aussiehst! Armer Athener, Dir wäre besser, Du hättest niemals dieses Land betreten!«

      Als Psamtik die Halle seines Vaters verlassen hatte, ging dieser noch lange sinnend in derselben auf und ab. Seine Nachgiebigkeit that ihm leid, und es war ihm schon jetzt, als sähe er den blutenden Phanes neben dem Schatten des von ihm gestürmten Hophra vor sich stehen. »Aber er konnte uns in der That zu Grunde richten,« entschuldigte er sich vor dem Richter in seiner eigenen Brust; dann schüttelte er sich, richtete sich hoch empor, rief den Dienern und verließ lachenden Mundes seine Gemächer.

      Hatte der leichtblütige Mann, das Glückskind, seine mahnende Seele so schnell beruhigt, oder war er stark genug, um die Pein, welche er ausstand, mit dem Mantel eines Lächelns zu verbergen?

      Siebentes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Ein junger Priester erschien nach kurzer Zeit und meldete, sein Gebieter erwarte den Prinzen.

      Nachdem Psamtik, ohne beten zu können, auf der für ihn bestimmten goldenen und gepolsterten niedrigen Ruhebank die Stellung eines Beters eingenommen hatte, kam er zu dem erwähnten kleineren und niedrigeren Nebensaale, in dem die heiligen Kühe der Isis-Neith und die Sperber des Horus gepflegt wurden. Ein mit Goldstickereien bedeckter Vorhang vom kostbarsten Stoffe verbarg sie den Augen der Tempelbesucher, denn der Anblick dieser vergötterten Geschöpfe war dem Volke nur selten und von ferne gestattet. Als Psamtik vorbeikam, wurden gerade in Milch erweichte Kuchen, Salz und Kleeblüthen in die goldenen Krippen der Kühe und kleine Vögel mit buntem Gefieder in das zierlich gearbeitete Häuschen des Sperbers gelegt. Der Thronerbe hatte in seiner heutigen

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