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mein Sohn. Dir ist nichts entgangen, was Amasis mit Psamtik geredet. Möge Isis181 Dein Gehör erhalten!«

      »Ach, Vater, ein Tauber konnte heut im Nebenzimmer jedes Wort vernehmen, denn der König brüllte wie ein Stier.«

      »Die große Neith hat ihn mit Unvorsichtigkeit geschlagen, Dir aber befehle ich, mit größerer Ehrfurcht von dem Pharao zu reden! Gehe jetzt und benachrichtige mich sofort, wenn Amasis den Anschlag auf Phanes zu hintertreiben versuchen sollte. Du findest mich auf jeden Fall zu Hause. Befiehl den Dienern, sie möchten alle Besucher abweisen und sagen, ich betete im Allerheiligen. Der Unnennbare behüte Deine Schritte!«

      Während Psamtik alle Vorbereitungen zur Gefangennahme des Phanes traf, stieg Krösus mit seinen Begleitern in eine königliche Nilbarke, um nach Naukratis zu fahren und den nächsten Abend bei Rhodopis zuzubringen.

      Sein Sohn Gyges und die drei jungen Perser blieben zu Sais, woselbst es ihnen vortrefflich gefiel.

      »Wahrlich,« rief Bartja, nachdem Nitetis den zarten mit bunten Bändern geschmückten Ring zum hundertsten Male ohne zu fehlen mit ihrem feinen Stäbchen von Elfenbein aufgefangen hatte, »dieses Spiel müssen wir auch in der Heimath einführen. Wir Perser sind anders als ihr Aegypter. Alles Neue und Fremde ist uns ebenso willkommen, als es euch verhaßt zu sein scheint. Ich werde unserer Mutter Kassandane davon erzählen, und diese wird mit Freude gestatten, daß die Frauen meines Bruders sich daran ergötzen.«

      »O, thue das, thue das!« rief die blonde Tachot, hoch erröthend. »Nitetis wird dann mitspielen und sich in die Heimath und zu ihren Lieben zurückträumen; Du aber, Bartja,« fügte sie leise hinzu, »mußt auch, so oft Du die Reifen fliegen siehst, an diese Stunde gedenken.«

      Der junge Perser antwortete lächelnd. »Ich werde sie niemals vergessen!« Dann rief er laut und munter, indem er sich an seine zukünftige Schwägerin wandte. »Sei guten Muths, Nitetis, denn es wird Dir besser bei uns gefallen, als Du glaubst. Wir Asiaten wissen die Schönheit zu ehren; dies beweisen wir schon dadurch, daß wir viele Frauen nehmen!«

      Nitetis seufzte, und Ladice, die Gattin des Königs, rief: »Damit eben zeigt ihr, daß ihr das Wesen des Weibes schlecht zu würdigen versteht! Du ahnst nicht, Bartja, was ein Weib empfindet, wenn es den Mann, der ihr mehr ist als das Leben, dem sie Alles, was ihr heilig und theuer ist, voll und ohne Rückhalt hingeben möchte, auf sich herabblicken sieht wie auf ein schönes Spielwerk, ein edles Roß, einen kunstreichen Mischkrug! Tausendfach schmerzlicher ist es noch, wenn man die Liebe, welche man für sich allein zu besitzen hoffen darf, mit hundert Anderen theilen muß!«

      »Da hast Du die Eifersüchtige!« rief Amasis. »Spricht sie nicht, als habe sie schon Gelegenheit gehabt, sich über meine Treue zu beklagen?«

      »Wie schön Du sprichst!« rief Bartja. »Das Griechische zu erlernen ist mir schwer geworden; jetzt aber freue ich mich, daß ich mich’s nicht verdrießen ließ und bei dem Unterrichte des Krösus aufgemerkt habe.«

      »Wer sind aber jene schlechten Männer, welche sich Schlimmes von den Frauen zu sagen unterfangen?« fragte Darius.

      »Ein paar griechische Dichter,« antwortete Amasis, »die kühnsten aller Menschen; denn lieber möchte ich eine Löwin, als eine Frau zu reizen wagen. Diese Griechen scheuen sich eben vor nichts in der Welt. Hört nur ein Pröbchen von der Poesie des Hipponax:

      ›An zweien Tagen nur kann Dich ein Weib erlaben,

      Am Tag der Hochzeit und – am Tag’ wo sie begraben.‹«

      »Höre auf, höre auf, Du Loser!« rief Ladice, sich die Ohren zuhaltend. »Seht, ihr Perser, so ist dieser Amasis. Wo er necken und scherzen kann, da thut er’s, – wenn er auch ganz gleicher Ansicht mit dem Verspotteten wäre. Es gibt gar keinen bessern Ehemann, wie ihn . . .«

      »Und gar keine schlechtere Frau, als Dich,« lachte Amasis; »denn Du bringst mich wahrhaftig in den Verdacht, ein gar zu gehorsamer Gatte zu sein! – Lebt wohl, Kinder; die jungen Helden sollen sich unser Sais ansehen; erst aber will ich ihnen mittheilen, was der böse Simonides von der besten Frau singt:

      ›Doch eine stammt von der Biene. Glücklich ist,

      Wer die empfängt; denn sie allein ist tadellos,

      Durch sie erblüht und mehret sich sein Lebensgut,

      Alt wird sie liebend mit dem liebenden Gemahl,

      Und ihr entsprießt ein schönes, rühmliches Geschlecht.

      Vor allen Weibern strahlet sie in Herrlichkeit,

      Denn einer Göttin holder Reiz umfleußt sie rings.

      Es freut sie nie zu sitzen unter Weibervolk,

      Wo jede nur von Liebeslust zu reden hat.

      So sind die besten Weiber und verständigsten,

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