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      »So ist auch meine Ladice! Lebt wohl!«

      »Noch nicht!« rief Bartja. »Ich muß erst unser armes Persien rechtfertigen, um meiner zukünftigen Schwägerin neuen Muth einzuflößen. Aber nein! Darius, rede Du für mich, denn Du verstehst die Kunst der Rede so gut als das Rechnen und die Wissenschaft des Schwertes!«

      »Und ward die Perserin gesund?« fragte Nitetis mit niedergeschlagenen Augen.

      »Sie genas und wurde fröhlich; wie auch Du in kurzer Zeit Dich wohl und glücklich in unserem Lande fühlen wirst.«

      Ladice lächelte freundlich und fragte: »Was hat wohl mehr zur Genesung der jungen Königin beigetragen: der künstliche Berg oder die Liebe des Gatten, der solches Werk zu ihrer Freude errichtete?«

      »Die Liebe des Gatten!« riefen die Mädchen.

      »Aber Nitetis wird auch den Berg nicht verachten,« versicherte Bartja. »Ich werde es zu bewerkstelligen suchen, daß sie auf den hängenden Gärten wohne, so oft sich der Hof nach Babylon begibt.«

      »Jetzt aber kommt!« rief Amasis; »sonst werdet ihr euch die Stadt im Dunkeln betrachten müssen. Drüben stehen schon seit einer Stunde zwei Schreiber, welche meiner warten. Heda, Sachons, befiehl dem Hauptmanne der Leibwache, unseren hohen Gästen mit hundert Mann zu folgen!«

      »Aber wozu das? Ein Führer, vielleicht ein griechischer Unterbefehlshaber, würde genügen.«

      »Es ist besser so, ihr Jünglinge. Als Fremder kann man in Aegypten niemals zu vorsichtig sein. Merkt euch dies; besonders aber hütet euch, der heiligen Thiere zu spotten. Lebt wohl, meine jungen Helden, und auf Wiedersehen heut’ Abend beim fröhlichen Becher!«

      »Laßt uns hier umkehren,« rief Gyges, der Sohn des Krösus, seinen jüngeren Begleitern zu, welche er in Abwesenheit seines Vaters zu leiten und zu hüten hatte, als er sah, daß der Schwarm der Neugierigen, welcher ihnen folgte, von Schritt zu Schritt an Zahl und Größe zunahm.

      »Wie Du befiehlst,« gab der Dolmetscher zur Antwort. »Dort unten im Thale, am Fuße jenes Hügels, liegt aber die Todtenstadt der Saiten, und diese ist, meine ich, für Fremde sehenswerth genug.«

      »Geh’ nur voran,« rief Bartja; »haben wir doch Prexaspes nur begleitet, um die Merkwürdigkeiten des Auslandes zu sehen!«

      »Folgt mir zu dem kleinen Tempel dort drüben!« sagte der Dolmetscher. »Ihr werdet sogleich ein seltsames Schauspiel erblicken!«

      Nun drängte er sich mit den Persern durch die Masse der Aegypter, hier ein nacktes Kind, dort ein gelbliches Weib zurückstoßend, und kam bald mit einem Priester wieder, der die Fremden in den Vorhof des Tempels führte. Hier stand ein priesterlich gekleideter Mann zwischen mehreren Kisten und Kasten. Zwei Mohren knieten neben ihm auf der Erde.

      Als er den Persern gegenüber stand, verneigte er sich, lud mit einer feierlichen Geberde zum Zuschauen ein, legte sein weißes Gewand ab und begann nun allerlei Kunststücke mit seinen Nattern auszuführen.

      Bald ließ er sich von ihnen beißen, so daß lichtes Blut von seiner Wange träufelte, bald zwang er sie mit den seltsamen Tönen seiner Flöte, sich aufzurichten und tanzartige Bewegungen zu machen, bald verwandelte er sie, indem er ihnen in den Rachen spie, zu regungslosen Stäben.

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