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wunderbar schön polirt worden wie das Standbild des Amasis im Hofe des Palastes. Die freie Gestaltung aber, die Prometheus-Arbeit, das Einhauchen der Seele in den Stein, werden die Aegypter nicht eher erlernen, als bis sie vollkommen mit dem alten Formenkrame brechen. Durch Proportionen erreicht man keine Darstellung des geistigen Lebens, – nicht einmal den anmuthigen Wechsel des Körperlichen. Betrachtet jene zahllosen Statuen, welche bei Palästen und Tempeln von Naukratis bis zu den Katarrhakten in langer Reihe seit dreitausend Jahren aufgestellt worden sind. Sie alle stellen freundlich ernste Menschen im mittleren Mannesalter dar, und dennoch ist die eine das Bild eines Greises, die andere soll das Andenken eines königlichen Jünglings verewigen. Kriegshelden, Gesetzgeber, Wüthriche und Menschenfreunde, alle haben so ziemlich das gleiche Ansehen, wenn sie sich nicht durch Größe, wodurch der ägyptische Künstler Macht und Stärke ausdrücken will, und das porträtartig ausgeführte Antlitz von einander unterscheiden. Wie ich mir ein Schwert, so bestellt sich Amasis eine Bildsäule. Bevor der Meister sein Werk begonnen hat, wissen wir Beide im Voraus, sobald wir nur die Länge und Breite sorglich angegeben haben, was wir erhalten werden, wenn die Arbeit fertig ist. – Wie könnte ich einen gebrochenen Greis gleich einem sich aufschwingenden Jünglinge, einen Faustkämpfer gleich einem Läufer, einen Dichter gleich einem Krieger formen? – Stellt den Ibykus neben unsern Freund, den Spartaner, und bedenkt, was ihr sagen würdet, wenn ich den harten Krieger wie den herzumstrickenden Sänger mit süßen Geberden darstellen wollte.«

      »Und was sagt Amasis zu Deinen Bemerkungen über diesen Stillstand?«

      »Er bedauert ihn; fühlt sich aber nicht stark genug, die alten bindenden Regeln der Priester aufzuheben.«

      »Und dennoch,« sagte der Delphier, »hat er für die Ausschmückung unseres neuen Tempels, ›um die hellenische Kunst zu fördern‹, – ich gebrauche seine eigenen Worte, – eine namhafte Summe bewilligt.«

      Phryxus dankte; Phanes aber sagte: »Die Alkmäoniden werden ein schönes Werk herstellen, denn sie sind ehrgeizig, reich und wollen sich die Gunst der Amphiktyonen erwerben, um, von ihnen unterstützt, den Tyrannen zu stürzen, mein Geschlecht zu überflügeln und sich der Lenkung des Staats zu bemächtigen.«

      »Freilich, freilich,« lachte Krösus.

      »Erzähle den Hergang der Sache!« bat Rhodopis.

      »Und Du ließest ihm diese Schätze?« fragte Rhodopis.

      »Freilich, meine Freundin; glaubte ich doch die Erfahrung, daß Gold selbst einen klugen Mann zum Narren mache, nicht zu theuer bezahlt zu haben.«

      »Du warst der freigebigste aller Fürsten!« rief Phanes.

      »Und bin jetzt ein leidlich zufriedener Bettler. Doch sage mir, Phryxus, wie viel hat Amasis zu Deiner Sammlung beigetragen?«

      »Das scheint mir ein fürstliches Geschenk zu sein.«

      »Und der Thronerbe?«

      »Als ich ihn anging und mich auf die Freigebigkeit

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