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Am Ende der Wahrheit. Kerstin Teschnigg
Читать онлайн.Название Am Ende der Wahrheit
Год выпуска 0
isbn 9783752904529
Автор произведения Kerstin Teschnigg
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„So zum Abwaschen Resi bitte.“
Sabine holt mich zurück in die Gegenwart. Ich stehe auf und gehe zum Waschbecken. Knapp eine Stunde später bin ich fertig. Tip top neu gestylt. Wie immer perfekt. Meine Haare fallen sanft in Wellen über meine Schultern. Ich fühle mich seit Wochen wieder einmal richtig wohl in meiner Haut. Nachdem ich zu Hause eine Kleinigkeit für Leopold und mich gekocht habe, bügle ich den Wäscheberg weg. Mama freut sich bestimmt darüber. Zwei Leute mehr im Haushalt machen natürlich auch Arbeit. Vor allem wenn ein Kind dabei ist, Maxi wirbelt den ganzen Tag draußen herum und sieht immer dementsprechend paniert aus. Er genießt es im Freien spielen zu dürfen und raus zu können wann er will. Damit Mama nicht so viel Arbeit mit uns hat, helfe ich ihr wo es geht. Solange ich noch nicht weiß wie es arbeitsmäßig bei mir weiter geht, ist es das Mindeste was ich tun kann. Sabine hat mir zwar angeboten ich könne jederzeit wieder bei ihr anfangen, aber ich weiß nicht ob ich das will. Ich denke ich brauche noch Zeit. Wieder schweifen meine Gedanken beim Bügeln der Wäschestücke an jenen Samstagabend als ich mich mit Markus traf zurück. Mein Herz zieht sich etwas zusammen.
Ich machte mich besonders hübsch, wenn ich schon älter als er war, dann sollte ich zumindest möglichst unwiderstehlich aussehen, auch wenn ich kurz vorm Juwelier fast einen Rückzieher machte. Ich wollte schon wieder umdrehen und nach Hause, weil ich mir ziemlich blöd vorkam. In meinem kurzen dunkelblauen Kleid aus filigraner Lochspitze und den passenden Keilsandeln sah ich zumindest richtig gut aus. Es war das einzige richtig schöne Kleid das ich besaß und Geld für ein neues hatte ich ja nicht. Sogar meine Haare waren perfekt. Trotzdem wollte ich schon umdrehen. Wo sollte das denn hinführen? Doch da stand er und wartete auf mich. Ich musterte ihn. Seine Frisur war mir wirklich gut gelungen, aber bei so einem gutaussenden Burschen kann man auch nicht viel verhauen. Kurz bekam ich Zweifel. Was wollte er eigentlich von mir? Was wollte ich von ihm? Schnell schob ich meine Gedanken beiseite, als er auch schon auf mich zukam. Wieder wirkte er sehr zurückhaltend auf mich und vielleicht auch ein wenig zappelig.
„Hallo Teresa.“
„Hallo Markus.“
Ich lächelte ihn sehr bestimmt an um ihm zu signalisieren, dass er in meiner Gegenwart nicht schüchtern sein muss und das, obwohl ich selbst seltsam nervös war. Wir gingen zuerst ins örtliche Kaffeehaus und unterhielten und über dies und das. Es stellte sich heraus, dass er neunzehn war. Gott. Neunzehn. Fast fünf Jahre jünger als ich, aber das interessierte ihn absolut nicht, so kam es mir zumindest vor. Er erzählte von seiner Schwimmkarriere, er hat schon beachtliche Wettkämpfe hinter sich. Mit knapp zehn Jahren begann er wettbewerbsmäßig zu schwimmen. Landes- und Staatsmeisterschaften mit durchaus guten Platzierungen. Sein Vater war auch in der Sportbranche tätig, gleich wie seine Mutter, die damals eine amerikanische Schwimmerin in Denver trainierte. Sie war in jungen Jahren ebenfalls Leistungsschwimmerin und gibt ihr Wissen jetzt jungen Talenten weiter. Sein Vater arbeitete aber hauptberuflich im Finanzwesen und coacht Markus nebenbei. Ich war beeindruckt. So jung und schon so viel erlebt. Meine vorangegangenen Zweifel waren plötzlich wie weggefegt.
„Ist das nicht unglaublich anstrengend? Immer das viele Training und du musst doch ganz bestimmt fürchterlich diszipliniert sein?“, frage ich neugierig.
„Ich bin das so gewohnt. Hin und wieder ist es nervig wenn ich viel unterwegs bin“, antworte er und wurde langsam gelöster.
Es schien ihm zu gefallen, dass ich mich für das Schwimmen interessierte. Ich war aber auch wirklich interessiert. Zwei Kaffee später fuhren wir in ein Tanzlokal in den Nachbarort. Er fuhr. Zum Glück war er zum Autofahren schon alt genug. Dort fühlte ich mich gleich viel wohler, unbeobachteter. Ich wollte auf keinen Fall Anton begegnen, auch wenn ich anfangs nicht das Gefühl hatte, es wäre ein Date gewesen. Anton hätte sicher blöde Fragen gestellt, oder Markus angepöbelt. Ich hätte ihm das lupenrein zugetraut. Das wollte ich vermeiden. Ich glaube ich fühlte mich noch unsicherer als er. Darum musste ich meine Nervosität in seiner Gegenwart in den Griff bekommen. Ein paar Mixgetränke halfen mir dabei. Ich konnte Markus überreden auch etwas zu trinken, wir beschlossen kurzerhand später mit dem Taxi zurück zu fahren. So wurde auch er schnell lockerer. Wir tanzten und hatten Spaß. Eine Menge Spaß. Er gefiel mir und ich mochte die Art wie er mit mir umging. Das kannte ich nicht. Heute würde ich sagen wertschätzend und aufmerksam. Seine Blicke machten mich verlegen, auch das kannte ich nicht. Kurz nach Mitternacht verließen wir das Lokal. Einfach so. Es reichte. Ich hatte das Gefühl es knisterte so zwischen uns, dass ich es kaum noch im Raum aushielt. Wenn er mich beim Tanzen berührte, wenn auch sehr diszipliniert würde ich heute sagen, hatte ich das Gefühl Feuer zu fangen. Ich musste raus an die Luft, aber vielleicht wollte ich auch einfach nur mit ihm allein sein. Ich war richtig froh einen tiefen Atemzug an der frischen Luft draußen vor dem Lokal machen zu können. Es war eine laue, sternenklare Sommernacht. Vielleicht war ich durch den Alkohol ein wenig zu locker, aber es fühlte sich herrlich an. Beschwingt, frei, ich musste einmal nicht an meine Probleme denken. Und das Beste, er war da. Immer noch. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich dachte die Einladung zum Kaffee wäre nur eine höfliche Geste dafür, dass ich ihn am Vortag nach Hause brachte, aber es schien sich anders zu entwickeln. Wir gingen ein paar Schritte, alles war ruhig, mein Herz klopfte und das verstärkte sich noch, als seine Hand nach meiner griff. Ich wartete darauf und trotzdem fühlte es sich so unreal an. Seine warme zarte Haut an meiner. Ich konnte einfach nicht anders, sonst wäre ich explodiert. Schnell verstärkte ich den Griff meiner Hand und zog ihn an mich, nie vergesse ich seinen Blick nahe an meinem Gesicht. Ich spürte seinen Atem. Er wolle es genauso wie ich. Ja ich wollte ihn. Es war wie ein ausbrechendes Feuer, das nur mit einer Waffe gelöscht werden konnte. Ich griff mit meinen Händen um seinen Hals und zog seine Lippen fordernd an meine. Sofort erwiderte er mein Vorhaben, zuerst sanft, dann innig. Nicht wie ein Neunzehnjähriger, aber das war mir in dem Moment sowieso egal. Nach und nach taute er auf, genau wie ich. Seine Hände wanderten meine Rücken hinunter und stoppten sanft an meinem Hintern. Endlich waren sie dort wo ich es mir schon seit Stunden heimlich wünschte. Mir lief ein warmer Schauer über die Haut. Ich saugte ihn auf, es war atemberaubend. Erst das Licht eines vorbeifahrenden Wagens holte uns zurück. Jetzt war ich verlegen. Ich löste mich und strich fast entschuldigend mein Kleid zurecht. Er sagte nichts, ich auch nicht. Es gab keine Worte die diesen Kuss beschreiben konnten. Auch im Taxi zurück nach Hause sprach er nicht, aber er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Zart. Sanft. Wieder sah er mich so an und wieder klopfte mein Herz. Irgendwann erlangte ich trotz all dem Gefühlschaos meine Denkfunktion wieder zurück.
„Markus… du bist Neunzehn und ich fast Vierundzwanzig. Das geht nicht. Was wird das…Eine Mutprobe? Das geht doch nicht, das ist nicht vernünftig und….“
Er unterbrach mich. „Ich bin nicht besonders mutig, aber ein bisschen betrunken.“ Seine Hand wanderte ein Stück weiter hoch und wieder dieser Blick. Mir schnürte es den Hals ab, es durchführ mich wie ein Blitz. Seine Hand an dieser Stelle auf meinem Bein zu spüren war unreal und gleichzeitig unglaublich heiß. Ich musste mich sehr zusammenreißen um sachlich zu bleiben.
„Ich wohne dort hinten, Sie müssen die nächste Straße rechts einbiegen“, instruierte ich den Taxifahrer ohne auf seine Worte einzugehen.
„Nein…Warte ich möchte dir etwas zeigen…“, wimmelte Markus ab, plötzlich sehr zielstrebig.
„Was denn?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
Er sagte nichts. Irgendwie war er gar nicht mehr schüchtern. Im Gegenteil. Vielleicht doch Mutprobe. Ich wollte kein Teil einer Mutprobe sein, auch wenn die Haut auf meinem Oberschenkel unter seiner Hand glühte. Kurz vor dem Anstieg zu seinem Ferienhaus blieben wir stehen. Er griff wieder nach meiner Hand.
„Sagst du mir jetzt bitte was du vorhast?“, fragte ich noch einmal etwas energischer, während er dem Taxifahrer