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in ihn verliebt, Anton betrogen und mich dann schlussendlich getrennt. Für einen Typen der mir das Leben für ein paar Monate zur Hölle machte. Seine charmante Art legte Marco schnell ab. Mama warnte mich, aber ich wollte es nicht hören und als ich einsah, wie Recht sie doch hatte, konnte ich es schlecht zugeben. Zum Glück habe ich dann doch die Reißleine gezogen. Da war mein Leben aber schon ein ziemlicher Trümmerhaufen und ich steckte in einer Sackgasse fest. Keine Ahnung wie ich das damals überhaupt ausgehalten habe. So war ich also kurz vor meinem vierundzwanzigsten Geburtstag allein und hatte einen Haufen Schulden. Das Arschloch schaffte es nämlich irgendwie mich dazu zu überreden für sein Lokal eine Bürgschaft zu unterschreiben. Als Dank dafür trieb er es regelmäßig mit seinen ständig wechselnden Kellnerinnen auf dem Tresen den ich mühsam abbezahlte. Alles was mir von ihm blieb waren fast dreißigtausend Euro Schulden bei einem monatlichen Frisörgehalt von knapp elfhundert Euro. Es war einer der Tiefpunkte in meinem Leben. Ich habe niemanden von den Schulden erzählt, nicht einmal meinen Eltern, so geschämt habe ich mich. Ich hab sie einfach bezahlt, mir blieb kaum etwas von meinem Gehalt übrig. Auch wenn Anton mir wieder Avancen machte, ich wollte nicht zu ihm zurück, ich fand unsere Zeit war vorbei. Er hätte den Kredit bestimmt bezahlt, aber ich musste das allein schaffen. Ich liebte ihn nicht so wie man einen Mann lieben sollte, und wenn er mir Geld gegeben hätte, wäre alles noch schlimmer geworden. Keine Ahnung wie er über das was ich ihm antat überhaupt hinweg sehen konnte. Aber zurück zum Abend beim Weinfest. Ich erinnere mich, wie ich mich über den Grabscher aufregte und wie die Jungs schmunzelten. Es war fast eine Erleichterung als es unerwartet zu Donnern begann und ein Sturm aufkam. Wir mussten recht schnell alles abbauen. Gerade rechtzeitig bevor es zu schütten begann, waren wir mit dem Einladen fertig. Meine Eltern und Leopold fuhren schon voraus. Ich packte noch die restlichen Gläser in den Pickup, als ich mich unglaublich erschrak, weil mich jemand von der Seite ansprach.

      „Ich möchte mich für meinen Freund entschuldigen“, hörte ich eine leise Stimme neben mir.

      Ich weiß noch, dass ich richtig zusammengezuckt bin vor Schreck. Ein junger, dunkelhaariger und vor allem ziemlich sportlicher Typ, einer von den Jungs von vorhin, sah mich beschämt an. Er war mir gar nicht richtig aufgefallen, weil er sich als einziger nicht so unmöglich benahm.

      „Schon gut. Du musst dich nicht für deinen Idioten Freund entschuldigen“, sagte ich ohne ihn richtig anzusehen und klappte den Kofferraum zu. Ich hatte einfach genug und wollte nur noch nach Hause.

      „Doch. So behandelt man keine Frau. Tut mir leid.“

      „Noch einmal. Du kannst nichts dafür.“

      Jetzt sah ich ihn an. Er schaute nicht besonders glücklich drein. Plötzlich fielen riesige fette Tropfen und der Wind nahm zu. Ich ließ den Burschen stehen, sprang ins Auto und fuhr los. Nach ein paar Metern schaute ich in den Rückspiegel und sah wie er im Regen mit gesenktem Kopf los trottete. Seufzend legte ich den Retourgang ein. Keine Ahnung warum, ich glaube ich machte mir Sorgen, es könnte ihn der Blitz erschlagen. Neben ihm stehen bleibend, drehte ich die Scheibe hinunter.

      „Steig ein, du wirst ganz nass, ich nehme dich mit.“

      Ich erinnere mich noch genau an seinen Blick. Überrascht, verwundert, vielleicht aber auch erschrocken, auf jeden Fall rechnete er nicht damit, so viel war klar.

      „Komm schon, steig ein“, wiederholte ich, was er dann auch tat.

      „Du bist ja schon ganz nass. Wo musst du denn hin?“, fragte ich ihn, er schaute mich nicht an und wirkte ziemlich schüchtern.

      Er wischte sich über die nassen Arme, dann strich er mit einer Hand durch die feuchten Haare.

      „Ich mache alles ganz nass“, sagte er fast entschuldigend.

      „Macht nichts“, beruhigte ich ihn. „Ist nur Wasser.“

      Er lächelte dankbar und immer noch schüchtern.

      „Kennst du das Ferienhaus beim Badesee?“, meinte er.

      Ich nickte. Das Ferienhaus am Badesee. Ich wusste, dass dort eine Grazer Familie die Wochenenden im Sommer verbrachte. Gesehen hatte ich sie aber noch nie. Ich fuhr los und fragte mich, warum ich ihn überhaupt mitnahm um kam zum Schluss, dass es meine grenzenlose Nächstenliebe sein musste.

      „Wo sind deine Freunde?“, fiel mir plötzlich ein.

      „Keine Ahnung, noch in irgendein Lokal im Dorf.“

      Wieder sah er mich nicht an, sondern schaute aus dem Fenster. Besonders gesprächig war er nicht, es war mir aber egal, ich wollte einfach nur nach Hause. Raus aus den Klamotten unter die Dusche und ins Bett. Kurz bevor die Straße zum Ferienhaus anstieg, schaute ich noch einmal zu ihm. Sein Blick hing an meinen Beinen. Gut, mein Rock war auch wirklich gefährlich kurz, das Ding war mir um eine Nummer zu klein und im Sitzen rutschte er weit über meine Oberschenkel hinauf, aber für einen neuen Rock hatte ich einfach kein Geld. Als er bemerkte, dass ich ihn ertappte, drehte er sich schnell wieder weg. Er wurde ziemlich rot und ich versuchte den Rock mit einer Hand ein bisschen hinunter zu ziehen. Es war eine befremdliche Situation, nicht nur für mich wie es schien, aber auch irgendwie komisch. Ich drehte das Autoradio ein bisschen lauter und hoffte damit auf Ablenkung. Ich glaube ich werde den Song nie vergessen. „The boys of summer“, zwar ein uraltes Lied, aber cool und ironischerweise sogar passend.

      „Das Lied ist echt mega…“, meinte ich beiläufig.

      Er nickte mich kaum ansehend.

      „Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich dann um die angespannte Situation aufzulockern, seine Wangen waren immer noch rötlich gefärbt.

      „Markus. Markus Strasser.“

      „Ah.“ Ich lächelte ihn an, was er schüchtern erwiderte. „Resi Lorenz.“

      „Resi? Echt?“ Er machte große Augen.

      „Ja? Wieso…stimmt etwas nicht?“, entgegnete ich verwundert über seine Reaktion.

      „Du schaust nicht aus wie eine Resi.“ Er schmunzelte. „Eine Resi trägt eine Kittelschürze und ein Kopftuch.“

      Ich musste laut lachen, das sagte noch nie jemand zu mir. Alle nannten mich immer Resi. Meine Eltern, meine Freunde und meine Lehrer. Einfach alle.

      „Wie du siehst, keine Kittelschürze, kein Kopftuch. Ich heiße eigentlich Teresa.“

      Er neigte seinen Kopf zur Seite, fast als denke er kurz darüber nach.

      „Ja…Teresa passt viel besser“, stellte er fest.

      „Wenn du meinst“, entgegnete ich mit den Schultern zuckend.

      Wir kamen zum Haus, ich blieb in der Einfahrt stehen. Der Regen prasselte unbarmherzig auf die Windschutzscheibe, sodass die Wischerblätter kaum der Wassermenge standhielten.

      „Danke fürs Herbringen Teresa.“

      Noch einmal lächelte er mich an und ich musterte ihn ungewollt.

      „Gerne.“

      Er stieg aus und drehte sich noch einmal um bevor ich wegfuhr. Ich erinnere mich an sein Lächeln. Es war irgendwie schüchtern, oder verwegen. Keine Ahnung.

      Ein Hupen reißt mich aus meinen Gedanken. Leopold bleibt mit dem Traktor neben mir stehen.

      „Was machst du denn mitten auf der Straße? Geht es dir nicht gut?“, fragt er mit besorgtem Blick.

      „Nein, nein…alles ok.“ Ich sehe zu Maxi. Er strahlt von einer Wange zur anderen. „Hattet ihr Spaß?“

      Leopold nickt und meint ich soll voraus fahren, was ich auch tue. Auf dem Nachhauseweg ordne ich meine Gedanken wieder. Markus. Ich war mir sicher ihn nicht wieder zu sehen. Nicht heute.

      Kapitel 3

      Gestern hab ich den ganzen Tag im Weingarten geholfen, heute tut mir alles weh. Ich bin die harte Arbeit am steilen Berg einfach nicht

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