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Kellnerin wieselt davon. Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, bedanke ich mich erst einmal für die Blumen.

      „Danke für die schönen Rosen, sie sind traumhaft. Ich war sehr überrascht, habe ich Ihnen überhaupt erzählt wo ich arbeite?“

      „Nein, aber es war nicht so schwer das ausfindig zu machen, ich konnte Sie ganz leicht mit Ihrem Namen auf der Homepage des Krankenhauses finden.“

      Als die Kellnerin mit dem Tablett ankommt, lehnt Max sich ganz entspannt am Sessel zurück.

      „Ich habe Sie gestern einfach so stehen lassen, das ist eigentlich nicht meine Art.“

      Er blitzt mich an, ich muss auf seine schönen Hände schauen. Ich hoffe keinen Ehering zu entdecken und nein, da ist keiner. Er ist unglaublich höflich und zuvorkommend.

      „Sie sind also Hebamme, ein sehr schöner Beruf.“

      „Ja, ich liebe meine Arbeit. Es ist vor allem ein wunderschönes Gefühl einem so zerbrechlichen Geschöpf den Weg ins Leben zu bereiten. Babys sind so unglaublich stark und trotzdem zerbrechlich. Eine werdende Mutter und auch der Vater sind bei einer Geburt in einem Ausnahmezustand, den sie im normalen Leben nie wieder so erleben werden. Das ist die Herausforderung in meinem Beruf, und ich liebe es. Haben Sie Kinder?“

      Die Frage sprudelt ungewollt aus mir heraus, ich glaube ich bin ein bisschen rot geworden und habe ein wenig Angst vor der Antwort. Er schlägt ein Bein über das andere, es scheint als hätte ihn meine Frage etwas überrascht.

      „Nein, ich habe keine Kinder, aber so wie sie das beschreiben, wäre es vermutlich schön welche zu haben.“

      Irgendwie klingt das fast ein bisschen traurig, aber trotzdem bin ich erleichtert über die Antwort. Kein Ehering, keine Kinder, wobei den Ring kann man ja abnehmen. Wir unterhalten uns noch lange über alles Mögliche, die Zeit vergeht so schnell, ich vergesse fast, dass ich noch zur Arbeit muss.

      „Es tut mir leid Max, ich würde gerne noch mit Ihnen plaudern, aber ich habe auch heute wieder Nachtdienst, und wenn ich nicht zu spät kommen will muss ich jetzt los.“

      „Ja natürlich, die Zeit ist ja wie im Flug vergangen.“

      Er winkt die Kellnerin her und bezahlt, während ich meinen Mantel vom Kleiderständer nehme. Als ich hinein schlüpfen will, nimmt er ihn mir ab und hilft mir hinein.

      „Haben Sie Kinder?“, fragt er mich fast beiläufig, während ich in meinen Mantel schlüpfe.

      „Nein ich habe keine Kinder, das liegt vermutlich auch daran, dass mir der Mann dazu fehlt.“

      Ich drehe mich zu ihm um und kann in seinem Blick erkennen, dass ihm meine Reaktion etwas überrascht. Ich befürchte mein Ton war unangemessen schroff.

      „Bitte verzeihen Sie, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, aber zumindest weiß ich jetzt, dass die Männerkosmetik nicht für Ihren Freund ist, was mich ehrlich gesagt doch freut.“

      Ich erwidere seinen Blick und lächle ihn an, während ich mir denke wie unnötig das jetzt war.

      „Nein zumindest nicht für so einen „Freund“, außerdem würde ich mich dann nicht mit Ihnen hier treffen. Ich wollte nicht so forsch sein, Entschuldigung.“

      Er lächelt zurück, ich versuche die Situation möglichst galant zu überspielen.

      „Sie sind kein Amerikaner, oder? Dafür sind Sie viel zu höflich“, frage ich ihn.

      Er schaut mich verwundert an und erklärt mir, dass er Ire ist, aber seit über zehn Jahren in New York lebt. Wir verlassen das Café, irgendwie hab ich kein gutes Gefühl, vielleicht bin ich doch zu viel ich selbst. Draußen ist es kühl geworden, Er zieht seine schwarzen Lederhandschuhe über.

      „Soll ich Sie noch zum Krankenhaus bringen? Mein Fahrer steht eine Straße weiter.“

      „Danke, das ist wirklich nett, aber ich nehme die U-Bahn.“

      Ich schlage die Gelegenheit zum Mitfahren ein weiteres Mal aus.

      Er streicht fast beiläufig über meinen Arm.

      „Es wäre schön Sie wieder zu treffen, Luisa.“

      Auch wenn mein Verstand versucht es abzuwehren, mein Herz hüpft mit den Schmetterlingen in meinem Bauch um die Wette. Ich gebe mir Mühe mir meine Begeisterung nicht anmerken zu lassen. Ich nicke wortlos und ich glaube ein verlegenes Lächeln huscht mir über die Lippen. Bevor ich antworten kann, klingelt sein Telefon und ruiniert die Situation. Er nimmt meine Hand zum Abschied und verspricht mir mich anzurufen. Ich drehe mich um und gehe los Richtung U-Bahn. Als ich mich umdrehe, treffen sich unsere Blicke, während er mir noch einmal zuwinkt verschwindet er auch schon hinter dem nächsten Haus.

      Kurz vor sieben Uhr schaffe ich es gerade noch pünktlich ins Krankenhaus. Auf dem Weg zum Aufzug kommt mir ein bekanntes Gesicht aus der Ferne entgegen. Mein Vater. Dr. Frank Miller. Er ist Chefarzt der Chirurgie im Krankenhaus, und scheinbar auf dem Weg nach Hause.

      „Hi Dad, ich bin spät dran.“

      „Ja das sehe ich, wo kommst du den her, du bist heute so chic?“

      „Nicht anders als sonst, Dad.“

      Ihm entgeht auch nichts, aber er fragt nicht weiter nach. Er küsst mich auf die Wange und erinnert mich an unser wöchentliches Mittagessen am Sonntag. Wie könnte ich es vergessen. Ich winke ihm noch flüchtig hinterher und steige in den Lift. Mein Vater, der einflussreiche Herr Doktor. Er hat wirklich schon vieles bewegt in diesem Krankenhaus, er ist ein toller Arzt und macht seinen Job außerordentlich. Ich konnte seine Erwartungen in mich leider nicht erfüllen. Er hätte mich immer gerne als Spitzenchirurgin und seine Nachfolgerin gesehen, aber mein Traum war das nie, ich habe ihm diese Illusion schon sehr lange genommen. Ich wollte schon als kleines Mädchen in die Fußstapfen meiner Mutter als Hebamme treten. Ich fand es immer spannend ein neues Leben auf die Reise ins Leben zu begleiten. Ärzte waren mir immer zu selbstverliebt in ihren Beruf, Götter in Weiß eben. Ich steige aus dem Lift, nein heute schwebe ich aus dem Lift, ich muss für mich selbst grinsen. Zeit, um alles für die heutige Nacht zu checken habe ich nicht, denn mir läuft bereits Dr. Cooper entgegen.

      „Notsectio Luisa, wir brauchen Sie dringend, wo bleiben Sie denn?“

      Der Alltag ruft mich zurück in meinen Beruf und ich habe gerade noch Zeit mich umzuziehen und mich OP fertig zu machen. Alles geht ganz schnell. Eine junge Mutter mit einem Notkaiserschnitt, 30. Schwangerschaftswoche. Dr. Cooper führt den Kaiserschnitt wie immer routiniert durch, ich kann schon das Köpfen des Winzlings sehen. Es ist ein kleines Mädchen. Er legt sie mir vorsichtig auf das vorbereitete Tuch.

      Ich schaue das Baby durch die Scheibe des Inkubators an. Es sieht so winzig aus, aber ganz friedlich, als es an der Tür klopft. Ich winke den frisch gebackenen Vater herein.

      „Hallo Mr. Mayr, kommen Sie, ihrer Tochter geht es gut.“

      Er traut sich erst gar nicht richtig sein Baby anzuschauen. Ich erkläre ihm alles, schlussendlich kann ich ihn doch noch dazu bewegen seine Tochter zu bestaunen. Es ist mittlerweile Mitternacht geworden, als ich das erste Mal auf die Uhr schaue. Inzwischen ist auch noch eine andere Geburt auf die Station gekommen. Die werdende Mutter hatte einen Blasensprung und klagt bereits über Wehen in kurzen Abständen. Heute hab ich keine Zeit um durchzuschnaufen. Um 05.21 Uhr halte ich den kleinen, kerngesunden Lewis in Händen.

      Die junge Frühchen Mutter von vorhin hat sich vom Notkaiserschnitt bereits gut erholt, als ich sie kurz vor meinem Dienstende noch auf der Station besuche. Als ich im Schwesternzimmer einen Schluck Kaffee nehme schaue ich das erste Mal seit gestern Abend auf mein Handy. Ich habe ein paar neue Nachrichten erhalten.

       18.47 Uhr Lizzy: Und wie war es? Kannst du dich vielleicht bitte mal melden? Ich sterbe vor Neugier?

       19.21 Uhr Matt: Hi Luisa, bin am Wochenende in NY. Morgen Mittag Pizza und Cocktails mit Lizzy und Andy? Freue mich. Kuss Matt

      

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