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Novemberrosen. Kerstin Teschnigg
Читать онлайн.Название Novemberrosen
Год выпуска 0
isbn 9783750220904
Автор произведения Kerstin Teschnigg
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Dein Tee ist fertig, und es gibt deine Lieblingscroissants!“
Lizzy schiebt mich zu meinem Stuhl.
„Wir haben heute noch viel vor bis zum Nachmittag, schließlich hat Luisa heute ein Date!“ Lizzy grinst Andy an, der verwundert seine Lippen kräuselt. Richtig zu interessieren scheint ihn das aber nicht, er liest weiter in seiner Zeitung.
Ich verdrehe meine Augen und seufze. „Ich gehe auf keinen Ball Lizzy, ich gehe nur Kaffee trinken.“
„Trotzdem. Ich hab heute gegoogelt.“
„Was hast du gegoogelt?“, frage ich an meinem Tee nippend nach.
„Max Deveraux. Na da hast du ja einen dicken Fisch an Land gezogen!“
Sie steht auf und holt ihr Tablet an den Frühstückstisch.
„Ich habe gar nichts an Land gezogen.“
Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will was sie gefunden hat. Sie hat einen Artikel in einem Wirtschaftsblatt herausgesucht. Unter dem Titel „Die TOP 100 Aufsteiger des Jahres“ ist ein Portrait von Max, daneben noch ein anderer Mann, beide sehr bussinesslike.
Lizzy liest mit sichtlicher Bewunderung vor:
„Max Deveraux, 45 Jahre und Richard Menson, 46 Jahre, führen ihr Unternehmen seit zehn Jahren sehr erfolgreich und konnten auch in diesem Jahr wieder eine Spitzenplatzierung im Ranking der besten Unternehmen in New York einnehmen. Deveraux und Menson haben sich auf die Verwertung insolventer Großbetriebe spezialisiert und erwirtschaften damit jährlich Millionengewinne.“
Sogar Andy hat sich von seiner Zeitung abgewandt und lauscht aufmerksam. Na toll! Jetzt ist er auch noch Spitzenunternehmer und ich trinke Tee aus meiner Kindertasse mit kleinen Blumen und Herzen drauf.
„Sonst steht nichts da? Familienstand? Kinder? Allergien? Haustiere?“, frage ich spitz.
Jetzt verdreht sie die Augen. „Jetzt hör doch bitte endlich auf so skeptisch zu sein, du erstickst ja jede Romantik im Keim. Wirst du schon noch herausfinden.“
Ich lasse ihre Worte unkommentiert, denn ich finde es nicht besonders toll, wenn ich während ich mich schon verliebt habe herausfinde, dass ich es mit einem verheirateten Mann zu tun habe. Wäre nicht das erste Mal dass mir das passiert. Soviel zur Romantik. Lizzy erklärt mir beim Abräumen des Frühstücksgeschirrs, dass Manager bestimmt sehr aufs Äußere einer Frau wertlegen. Sie schlägt mir etwas schadenfroh ein totales Umstyling vor. Genervt höre ich mir ihre Vorschläge an. Ich soll doch ihr dunkelblaues Kostüm, das sie zu ihrer Approbation getragen hat ausborgen und meine weiße Spitzenbluse dazu anziehen. Am besten noch die schwarzen High Heels dazu, das wäre bestimmt unglaublich chic.
„Lizzy, ich gehe einen Kaffee trinken. Ich ziehe ganz bestimmt dazu kein Kostüm mit High Heels an, ganz egal, ob das gut ankommt oder nicht. Ich werde mich mit Sicherheit für niemanden verkleiden und wenn er der Präsident ist. Wenn ihm nicht gefällt wie ich aussehe, soll er sich eine Rechtsantwaltstussi aufreißen.“
„Ja, ja, da hast du wohl recht. Du bist wie du bist. Außerdem hast du ihn bestimmt schon längst mit deinem süßen Lächeln und deinen strahlend grünen Augen verzaubert.“
So wie ich gestern aussah, kann ich mir das zwar nicht vorstellen, aber zumindest hab ich heute die Chance ihm eine halbwegs passable Frisur zu präsentieren. Ich bin ganz froh darüber, dass Lizzy und Andy den Tag bei Lizzys Eltern verbringen wollen und ich ein paar Stunden für mich allein habe.
„Macht es dir wirklich nichts aus wenn wir jetzt fahren?“, fragt sie mich, während sie Ihren Mantel anzieht.
„Nein, alles ok.“
Ich drücke sie zum Abschied noch kurz und sie flüstert mir noch viel Glück ins Ohr. Sie ist ganz aus dem Häuschen wegen der Sache, obwohl ich mir nicht allzu viele Hoffnungen mache. Trotzdem stehe ich jetzt vor meinem Schrank und überlege was ich anziehen soll. Ich entscheide mich doch für die weiße Spitzenbluse, aber in Kombination mit einer Strickjacke, Jeans und Stiefelletten. Das passt meiner Meinung nach perfekt zum französischen Café. Meine frisch gewaschenen Haare haben sich wieder einmal erfolgreich gegen meine Rundbürste gewehrt, und für das Glätteisen ist jetzt keine Zeit mehr, ich bin sowieso schon spät dran. Nun fallen sie in leichten, weichen Wellen über meine Schultern. Ich stehe vor dem Spiegel meiner Garderobe und begutachte mich noch einmal kritisch, bevor ich meinen schwarzen Mantel überziehe.
„Sei immer du selbst!“, hat meine Mutter immer zu mir gesagt. Ich habe ihre Stimme ganz klar in meinem Ohr, als ich die Tür hinter mir zuziehe. Sie war so eine schöne, kluge Frau, in diesem Moment wäre ich gerne ein kleinwenig mehr wie sie. Das kleine Café liegt ganz unscheinbar in einer Seitengasse an der Ecke eines nostalgisch anmutenden Hauses. Draußen ist es leicht dämmrig geworden und das sanfte Licht aus dem Café scheint einladend auf die Straße hinaus. Ich bleibe kurz stehen. Warum mache ich das eigentlich? Das ist doch alles Irrsinn. Alles ist in wunderbarer Ordnung und gut so wie es ist. Soll ich wegen einem Mann alles durcheinander bringen? Er ist sowieso nichts für mich, und ich nichts für ihn. Jetzt kann ich noch gehen. Ja ich gehe wieder, er wird es schon verkraften, und ich sowieso. Ich drehe mich um und setze zum Rückzug an. Nach drei Schritten bleibe ich aber wieder stehen und blicke auf meine Handschuhe. Ich atme tief durch. Es ist nur ein Kaffee. Nur ein Kaffee Luisa, dreh jetzt nicht gleich durch. Er hat sich Zeit für mich genommen, es wäre unfair ihn jetzt sitzen zu lassen. Er ist ein netter höflicher Mann. Ich gehe wieder zur Tür und steige die drei Stufen hinauf, bevor ich die große Glastür öffne, über der ein Messingschild hängt auf dem in geschwungen Lettern „Café la douceur“ steht. Ich war schon öfters hier. Es ist klein und gemütlich, an den runden dunklen Holztischen stehen Stühle in französischem Bistro Stil mit grün weiß gestreifter Polsterung. Der dunkle Holzboden ist glänzend poliert, wenn man das Café betritt, fällt einem sofort die große Glasvitrine mit einer bestechenden Auswahl an verführerischer Patisseriekunst ins Auge. Es duftet herrlich nach frischem Kaffee, an den Wänden hängt zeitgenössische Kunst, die sich perfekt in das Flair der Umgebung einfügt. Es ist ein bisschen altmodisch, die Möbel sind leicht abgenutzt, aber es hat Stil. Die Kellnerinnen tragen weiße Spitzensschürzen, auf denen „La douceur“ aufgestickt ist. Man kann sich leicht einen Überblick über die Gäste verschaffen, und so sehe ich auch gleich Max der ganz rechts hinten an einem Ecktisch Platz genommen hat und gerade telefoniert. Als er mich erblickt bricht er sein Telefonat ab, steht auf und kommt mir ein paar Schritte entgegen. Irgendwie passt er gar nicht in das Ambiente des Cafés. So straight und beschäftigt zwischen den Schülern und Studenten die in ihre Bücher schauen, oder sich auf einen abendlichen Plausch getroffen haben. Ich muss mich zusammenreißen, um ihn nicht offensichtlich zu mustern. Anzug, weißes Hemd, grau-weiße Krawatte, die schwarzen Schuhe glänzen frisch poliert, er ist wirklich eine Erscheinung. Ich kenne keinen Mann der so ein perfektes Äußeres hat, außer vielleicht Matt, Lizzys Bruder. Er ist Rechtsanwalt, und im Anzug macht er auch eine sehr gute Figur, trotzdem kein Vergleich. Mr. Deveraux ist wirklich ein schöner Mann, und das stelle ich nicht oft fest.
„Schön, dass Sie gekommen sind Luisa“, begrüßt er mich mit einem strahlenden Lächeln und nimmt mir meinen Mantel ab.
Ich habe kaum Luft zum Atmen, als ich ihn auch begrüße und wir an dem kleinen runden Tisch Platz nehmen.
Es dauert nicht lange, und schon kommt eine rothaarige Kellnerin zu unserem Tisch. Sie erinnert mich irgendwie an Pippi Langstrumpf, nur ohne Zöpfe.
„Was darf ich Ihnen bringen?“, fragt sie mit französischem Accent und knabbert ungeduldig an ihrem Stift. Max schaut mich in Erwartung meiner Bestellung an.
„Café au lait bitte.“
„Für mich bitte einen Espresso. Kuchen?“
Ich blicke zur Kuchenvitrine, obwohl ich immer den Zitronenkuchen nehme. Ob es schicklich ist Kuchen zu essen?
„Der Zitronenkuchen soll hier besonders gut sein“, meint er, als ob er meine Gedanken lesen könnte.
„Es ist der beste der Stadt“, erwidere ich mit einem