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Novemberrosen. Kerstin Teschnigg
Читать онлайн.Название Novemberrosen
Год выпуска 0
isbn 9783750220904
Автор произведения Kerstin Teschnigg
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Entschuldigung, Sie haben Ihren Handschuh fallen gelassen, den werden Sie noch brauchen, draußen ist es eisig.“
Ich stehe total überfordert da. Hat er mich tatsächlich angesprochen? Er ist groß und stattlich, seine tiefblauen Augen strahlen mich an. Er schaut mich immer noch erwartungsvoll ob meiner Antwort an, meinen schwarzen Handschuh in seiner rechten Hand haltend. Ich bin perplex und lächle etwas verlegen.
„Ähm… Danke, das ist mir gar nicht aufgefallen, sehr aufmerksam von Ihnen.“, stoße ich etwas unbeholfen hervor.
Meinen Handschuh immer noch in seiner Hand, zeigt er auf den Flacon, den ich noch in Händen halte.
„Und? Wie ist es?“
Ich starre auf den Flacon. Meinem Blick ist anscheinend meine Verwirrung zu entnehmen, er strahlt mich immer noch an, es kommt mir fast so vor als wäre er von meiner Überforderung belustigt.
„Eigentlich habe ich keine Ahnung von Männerkosmetik…“, stammle ich.
„Guten Tag, wie kann ich den Herrschaften behilflich sein?“, säuselt plötzlich eine blonde Verkäuferin, die als Barbie Double durchgehen könnte neben mir und platzt in unsere Unterhaltung. Jetzt habe ich endgültig den Faden verloren. Mein Handschuhretter nimmt mir den Flacon aus der Hand und gibt ihn der Verkäuferin.
„Das nehme ich bitte“, sagt er zu ihr und zwinkert mir zu.
Dann drückt er mir meinen Handschuh in die Hand und berührt dabei ganz leicht meine Finger. Kurz bin ich mir nicht sicher, ob mir heiß oder kalt ist, auf jeden Fall stehe ich komplett neben mir, unfähig ein Wort zu sagen. Der Mann muss denken ich bin nicht ganz richtig.
„Darf ich sonst noch etwas für Sie tun?“
Die Barbie schaut mich fragend an, glücklicher Weise fällt mir wieder ein, warum ich eigentlich hier bin.
„Ja, von Khiels den After Shave Balsam bitte.“
„Gerne Miss.“
Stumm folge ich der Verkäuferin, die vor uns her wieselt, er immer noch an meiner Seite.
„Sie kennen sich ja doch mit Männerkosmetik aus?“
Er schaut mich fragend an, während wir zum Regal mit der Männerpflege gehen. Mehr als ein Schulterzucken fällt mir momentan nicht ein. Er fährt unbeirrt fort.
„Mit Damenparfum kennen Sie sich aber aus, oder?“
Ob ich mich mit Damenparfum auskenne? Häh? Es wird immer skurriler.
„Wieso?“, frage ich mit bestimmt ziemlich verwundertem Blick.
„Ich brauche noch ein Geschenk, Parfum kommt doch bei Damen immer gut an, was meinen Sie womit könnte ich da richtig liegen?“
Ich habe zwar keine Ahnung, warum gerade ich ihm jetzt eine Duftberatung geben soll und ich habe wirklich keine Lust ein Geschenk für seine Frau, oder Freundin auszusuchen. Die Verkäuferin schaut auch ziemlich verdutzt aus der Wäsche, sagt aber kein Wort.
„Ich glaube, ich bin da nicht die Richtige, dafür gibt es hier wunderbares Fachpersonal.“
Die Verkäuferin lächelt gekünstelt, aber er lässt nicht locker.
„Was würden Sie denn nehmen, zum Beispiel fürs Büro, oder für die Arbeit?“
„Gar kein Parfum“, entgegne ich bestimmt nach kurzem Überlegen, was ihm wiederum einen überraschten Blick entlockt.
„In meinem Job kommt Parfum nicht so gut an“, füge ich hinzu, jetzt scheint er neugierig zu werden.
„Ich bin Hebamme“, ergänze ich, bevor er etwas sagen kann, obwohl ihn das eigentlich gar nichts angeht, aber ich versuche die Fragerei abzukürzen. „Wie alt ist denn die Dame?“
„Welche Dame?“
Jetzt sieht er mich fragend an.
„Für die Sie das Geschenk brauchen.“
„Ja natürlich…fünfundzwanzig bis dreißig“, antwortet er etwas verdutzt darüber, dass ich nun doch behilflich sein will. Also für seine Frau wird es zumindest nicht sein, von der würde er ja das Alter hoffentlich genau wissen. Ich überlege kurz.
„Nehmen Sie Miss Dior Blooming Bouquet, das passt immer.“
„Sehr gute Wahl. Darf ich Ihnen das zum Probieren aufsprühen?“, bringt sich die Verkäuferin wieder ein.
„Nein Danke, ich verlasse mich da auf den Geschmack von Mrs…“ er unterbricht sich kurz und sieht mich an. „Bitte entschuldigen Sie, ich habe mich nicht vorgestellt. Max Deveraux.“ Er streckt mir freundlich seine rechte Hand entgegen.
„Luisa Miller“, erwidere ich etwas verlegen sein Händeschütteln.
Sein Händedruck ist fest und seine Hände sind angenehm warm.
„Ich verlasse mich da auf Mrs. Miller. Ich brauche bitte drei Stück davon“, fährt er fort, nachdem er meine Hand wieder losgelassen hat.
„Wie Sie wünschen“, entgegnet die Verkäuferin.
Drei Stück?! Ich bin so blöd, was mache ich hier eigentlich? kein Zweifel, er ist charmant und sieht gut aus, aber welcher normale Mann kauft denn drei gleiche Parfums?
„Drei?“, rutscht mir ungewollt mit entgeistertem Unterton heraus.
„Ja, für alle dasselbe, dann gibt es keinen Anlass, das sich eine der Damen benachteiligt fühlt.“
Er sagt das ganz selbstverständlich, er scheint sich jedenfalls dabei nichts zu denken. Was? Hat er einen Harem? Ich glaube, ich höre nicht richtig, ich habe Mühe mich zurück zu halten, aber schließlich geht mich das nichts an. Ich kenne diesen Mann nicht und ich muss jetzt auch los, also erspare ich mir einen weiteren Kommentar. Ich lehne eine Geschenkverpackung für den After Shave Balsam dankend ab und bezahle. Er bittet die Verkäuferin seine Sachen einzupacken und mit den anderen Einkäufen aus der Accessoires Abteilung in seine Firma zu schicken.
„Natürlich sehr gerne Sir“, säuselt die Barbie.
„Also dann, ich muss jetzt auch los, auf Wiedersehen.“
Ich verabschiede mich und gehe los Richtung Ausgang, aber er folgt mir erneut.
„Mrs. Miller…“
Ich bleibe noch einmal stehen, er berührt fast freundschaftlich meinen Oberarm.
„Danke für Ihre Hilfe.“
Ich bin von so viel unerwarteter Körpernähe total verblüfft