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warf mit einer hochfahrenden Bewegung den Kopf zurück. „Richard!“

      „Was?“

      „Du vergisst dich, wenn du mir gegenüber diesen Namen erwähnst.“

      „Nun ja“, gab Richard zurück, „ich wollte nicht über diese Dinge sprechen, mit denen ich mich selbst in Gefahr gebracht habe; und meine Unschuld zu beteuern, nützt nichts; das Urteil des Coroners – ‚vorsätzlicher Mord durch Richard Hare, den Jüngeren‘– kann ich nicht beiseite schieben. Ist mein Vater über mich immer noch so verbittert wie früher?“

      „Ganz und gar. Er erwähnt deinen Namen nie und erträgt es auch nicht, dass er genannt wird; den Dienstboten hat er die Anweisung gegeben, ihn in seinem Haus nie wieder auszusprechen. Eliza konnte oder wollte sich nicht erinnern und bestand darauf, dein Zimmer als ‚das von Mr. Richard‘ zu bezeichnen. Ich glaube, die Frau hat es nicht boshaft, sondern nur achtlos gesagt, um Papa zu provozieren; sie war eine gute Dienerin, und wie du weißt, war sie drei Jahre bei uns. Als sie die Übertretung das erste Mal beging, hat Papa sie verwarnt; beim zweiten Mal hat er sie ausgeschimpft, wie sonst niemand in der Welt jemanden ausschimpfen kann; und beim dritten Mal hat er sie vor die Tür gesetzt und ihr nicht einmal erlaubt, ihre Haube aufzusetzen; einer der anderen hat ihr Haube und Schal ans Tor gebracht, und ihre Koffer wurden noch am gleichen Tag abgeschickt. Papa hat einen Eid geschworen – hast du davon gehört?“

      „Was für einen Eid? Er hat viele Eide geleistet.“

      „Dieser war sehr feierlich, Richard. Nachdem das Urteil gesprochen war, schwor er noch im Gerichtssaal in Gegenwart seiner Magistratskollegen, wenn er dich jemals finden würde, würde er dich der Justiz übergeben, und das würde er auf jeden Fall tun, auch wenn du vielleicht in den kommenden zehn Jahren nicht wieder auftauchst. Du kennst seinen Charakter, Richard, und deshalb kannst du sicher sein, dass er sein Versprechen halten wird. Es ist wirklich sehr gefährlich für dich, hier zu sein.“

      „Ich weiß, er hat mich nie behandelt, wie er mich hätte behandeln sollen“, sagte Richard verbittert. „Vielleicht war meine Gesundheit empfindlich, sodass meine arme Mutter mich verhätschelt hat, aber war das ein Grund, mich bei jeder nur denkbaren Gelegenheit öffentlich und privat lächerlich zu machen? Hätte ich ein glücklicheres Zuhause gehabt, ich hätte mir nicht anderswo Gesellschaft suchen müssen. Barbara, es muss mir ermöglicht werden, ein Gespräch mit meiner Mutter zu führen.“

      Barbara dachte nach, bevor sie antwortete. „Ich wüsste nicht, wie sich das einrichten ließe.“

      „Warum kann sie nicht herauskommen wie du? Ist sie auf den Beinen, oder liegt sie im Bett?“

      „Heute Abend ist daran nicht zu denken“, gab Barbara mit beunruhigtem Tonfall zurück. „Vater kann jeden Augenblick kommen; er hat den Abend bei Beauchamp verbracht.“

      „Es ist schwer, achtzehn Monate von ihr getrennt zu sein und dann zurückzufahren, ohne sie zu sehen“, erwiderte Richard. „Und wie steht es mit dem Geld? Ich hätte gern hundert Pfund.“

      „Du musst morgen Abend wieder hier sein, Richard; das Geld kannst du bekommen, das steht außer Zweifel, aber was das Treffen mit Mama angeht, bin ich nicht sicher. Ich habe entsetzliche Angst um deine Sicherheit. Aber wenn es so ist, wie du sagst, und wenn du unschuldig bist“, fügte sie nach einer Pause hinzu, „ließe sich das nicht beweisen?“

      „Wer sollte es beweisen? Die Indizien sprechen eindeutig gegen mich; und wenn ich Thorn erwähne, wäre er für alle anderen ein Mythos; niemand wusste etwas über ihn.“

      „Ist er ein Mythos?“, fragte Barbara leise.

      „Sind du und ich Mythen?“, gab Richard zurück. „Zweifelst also sogar du an mir?“

      „Richard“, rief sie plötzlich, „warum sprechen wir nicht mit Archibald Carlyle über die ganze Angelegenheit? Wenn irgendjemand dir helfen oder etwas unternehmen kann, um deine Unschuld zu beweisen, dann er. Und du weißt, dass er so aufrichtig ist wie Gold.“

      „Das Geheimnis, dass ich hier bin, sollte man keinem lebenden Menschen anvertrauen außer Carlyle. Was glauben die anderen eigentlich, wo ich bin, Barbara?“

      „Manche meinen, du seist tot; andere nehmen an, dass du in Australien bist; schon die Unsicherheit hat Mama beinahe umgebracht. Ein Gerücht machte die Runde, du seist in Liverpool auf einem Schiff gesehen worden, das nach Australien auslaufen sollte, aber wir konnten dahinter keinen wahren Kern finden.“

      „Es hatte keinen. Ich habe mich nach London durchgeschlagen, und dort bin ich geblieben.“

      „Und du arbeitest in einem Pferdestall?“

      „Etwas Besseres hatte ich nicht. Ich habe keine Ausbildung, aber von Pferden verstehe ich etwas. Außerdem ist ein Mann, hinter dem die Polizeispitzel her sind und den sie für einen Gentleman halten, im Verborgenen sicherer als …“

      Barbara drehte sich plötzlich um und legte ihrem Bruder die Hand auf den Mund. „Still, um Gottes willen“, flüsterte sie. „Papa kommt.“

      Man hörte, wie sich Stimmen dem Gartentor näherten – es waren die Stimmen des Richters Hare und des Squire Pinner. Letzterer ging weiter, Hare kam herein. Bruder und Schwester kauerten sich zusammen und wagten kaum zu atmen; beinahe hätte man Barbaras Herz pochen hören. Mr. Hare schloss das Gartentor und ging den Kiesweg hinauf.

      „Ich muss gehen, Richard“, sagte Barbara hastig. „Ich wage es nicht, auch nur noch eine Minute zu bleiben. Kommʼ morgen Abend wieder hierher; in der Zwischenzeit werde ich sehen, was ich tun kann.“

      Sie wollte davoneilen, aber Richard hielt sie zurück. „Es scheint, als würdest du mir meine Versicherung, dass ich unschuldig bin, nicht glauben. Barbara, wir sind hier allein in der stillen Nacht, und über uns ist nur Gott; so wahr du und ich Ihm eines Tages gegenübertreten müssen: Ich habe die Wahrheit gesagt. Thorn hat Hallijohn ermordet, und ich hatte nicht das Geringste damit zu tun.“

      Barbara eilte aus dem Gehölz davon, aber Mr. Hare war bereits im Haus und verriegelte die Tür. „Lass mich hinein, Papa“, rief sie.

      Der Richter öffnete die Tür noch einmal, streckte seine flachsblonde Perücke und die Adlernase hinaus und starrte Barbara mit verblüfften Blicken an.

      „Hallo! Was führt dich in dieser nächtlichen Stunde ins Freie, junge Dame?“

      „Ich bin zum Gartentor gegangen und habe Ausschau nach dir gehalten, und dann bin ich … bin ich … den Seitenweg entlang gegangen. Hast du mich nicht gesehen?“

      Barbara war in Wesen und Gewohnheiten aufrichtig; aber wie konnte sie es in einem solchen Fall die Heimlichtuerei vermeiden?

      „Danke, Papa“, sagte sie, während sie eintrat.

      „Du solltest schon seit einer Stunde im Bett sein“, lautete die verärgerte Antwort des Richters Hare.

      Im Zentrum von West Lynne standen zwei aneinander gebaute Häuser, das eine groß, das andere viel kleiner. Das große Haus war der Wohnsitz der Carlyles, das kleinere beherbergte die Carlyle-Büros. Der Name genoss in der Grafschaft einen hervorragenden Ruf; Carlyle und Davidson waren als erstklassige Vertreter ihres Berufsstandes bekannt; kleinliche Winkeladvokaten waren sie nicht. Carlyle und Davidson hatten sie in vergangenen Tagen geheißen; jetzt war es Archibald Carlyle. Die alten Inhaber waren Schwäger gewesen – die erste Mrs. Carlyle war Mr. Davidsons Schwester. Sie war gestorben und hatte ein Kind hinterlassen. Die zweite Mrs. Carlyle starb bei der Geburt ihres Sohnes Archibald; seine Halbschwester zog ihn groß, liebte ihn und bestimmte über ihn. Sie hatte für ihn die ganze Autorität einer Mutter; eine andere hatte der Junge nicht gekannt, und als kleines Kind hatte er sie Mama Corny genannt. Mama Corny hatte ihm gegenüber ihre Pflicht getan, das stand außer Zweifel; aber Mama Corny hatte auch ihre Herrschaft nie gelockert: Noch heute herrschte sie in großen wie in kleinen Dingen mit eiserner Faust über ihn, wie sie es in den Tagen seines Säuglingsalters getan hatte. Und Archibald fügte sich im Allgemeinen,

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