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Eis“ oder „Immer wenn ich die Augenbraue hochziehe, weiß mein Partner, dass ich verärgert bin“. Sollen wir diesen versteckten Appell ignorieren? Meist reagieren wir mit einem Gegenappell: „Jetzt sei still!“ oder „Du bekommst nichts“. Eine gute Möglichkeit sind Fragen, die den verdeckten Appell aufdecken! Schaffen Sie auf einer kommunikativen Ebene die Auseinandersetzung mit dem verdeckten Appell.

      BEISPIELE

      „Willst du durch dein Weinen bezwecken, dass ich dir Aufmerksamkeit schenken soll?“

      „Das Hochziehen der Augenbraue bedeutet, dass du verärgert bist?“

      OFFENE APPELLE

      Wenn wir miteinander sprechen, nehmen wir aufeinander Einfluss, ob wir nun wollen oder nicht. Wie wir beim klassischen Kommunikationsmodell gesehen haben: Der Sender will, dass der Empfänger antwortet, eine Handlung setzt, Gefühle zeigt etc. Appelle sind dazu – richtig kommuniziert – ein legitimes Mittel. Es sollte jedoch ein klarer, ehrlicher und direkter Ausdruck von Wünschen und Aufforderungen sein. Ehetherapeuten erzählen, dass Partnerschaften daran scheitern, dass die Wünsche nicht oder in verschlüsselter Form ausgesprochen werden.

      Wenn der Appell nun nicht die gewünschte Wirkung zeigt, ist zu prüfen, woran das liegt. Manchmal schlagen Appelle sogar in die andere Richtung, das heißt, es wird die unerwünschte Haltung gezeigt. Das klassische Beispiel bei Jugendlichen: „Du sollst nicht rauchen und Alkohol trinken!“ Seien Sie ehrlich, bei den meisten von uns hat dieser Appell dazu geführt, dass Zigaretten und Alkohol nun erst recht interessant wurden und ihr Konsum nur noch eine Frage der Zeit war. Ganz nach dem Motto: Jetzt erst recht!

      Warum werden offene Appelle vermieden?

      1. Angst vor Offenheit (Selbstmitteilung) und Zurückweisung

      Wer Appelle sendet, gibt offen seine Wünsche und Interessen preis. Jeder Appell ist eine Selbstmitteilung. Wir verbergen daher gerne unsere Bedürfnisse und Wünsche. Wir verstecken angstvoll unsere Meinung, Haltung und Einstellung. Motto: Wie reagiert der Empfänger darauf? Werde ich mit meinen Wünschen zurückgewiesen?

      EIN BEISPIEL

      Ein Geschäftsmann aus meiner Stadt ist ein dominanter Alpha-Typ. Er überschüttet seine Mitarbeiter, aber auch seinen Sohn mit Appellen. Laufend war dieser mit Befehlen seines Vaters konfrontiert. Er selbst war der „Befehlsübermittler“, jedoch in einer fatalen Art und Weise. Dies äußerte sich so: „Vater hat gesagt, dass …“, „Für die Firma wär es gut, wenn …“, „Was glaubst du, sollten wir …“ Er versteckte seine Meinung hinter der des Vaters, der Firma.

      Dieser Sohn sollte nach Jahren vom Patriarch die Firma übernehmen. Der junge Mann hatte Angst vor Appellen und schlicht und einfach Angst vor Zurückweisung. Er scheiterte durch diesen Mangel kläglich an der Führungsaufgabe.

      2. In der Kindheit das Wünschen verlernt

      In der Erziehung wird uns oft das Wünschen genommen. Besonders bei sehr dominanten Eltern werden Wünsche der Kinder ignoriert oder schroff zurückgewiesen. Die Eltern bestimmen, was das Kind bekommt und wie es sich zu verhalten hat.

      3. Die Befürchtung, dass dem Empfänger das Wort „Nein“ fehlt

      Der Sender der Botschaft möchte den Empfänger nicht belasten. Denn er fürchtet, dass es diesem schwer fällt, das Wort „Nein“ auszusprechen. Bei meinen Seminaren „Besser organisiert“ ist auch das „Nein-Sagen“ ein Thema. Ich bin überrascht, wie viele Teilnehmer das „Nein-Sagen“ als große persönliche Herausforderung sehen.

      Auch ich selbst erwische mich manchmal bei dieser Befürchtung. In meinem Büro ging es einmal darum, die Rechnungen mittels eines neuen IT-Programms zu erstellen. Ich weiß, dass diese Umstellung für meine Sekretärin mit hohem Aufwand verbunden war. Es fiel mir daher schwer, ihr klar zu sagen, dass bis zum Zeitpunkt XY die Integration des Programmes ins Unternehmen zu erfolgen hat.

      4. Vermeiden von Verantwortung

      Ich hatte einen Chef, der nie klar sagte, was er wollte. Diesen Ruf hatte er in der ganzen Firma. Er wollte einerseits Einfluss nehmen, andererseits hatte er Angst vor Verantwortung. Die Appelle wurden so gesendet, dass wir ihn nachher nicht „festnageln“ konnten. Nach den Besprechungen war alles so wie vorher. Keine klare Entscheidung, nur vage Andeutungen: „Wir sollten beim Produkt XY etwas verändern“, war seine Grundsatzaussage. Die Ingenieure kamen anschließend mit Vorschlägen. Als die Entscheidung anstand, wurde diese jedoch wieder vertagt.

      Wie kam es nun zu den Entscheidungen? Ein ihm eng vertrauter Ingenieur machte diese im Hintergrund – in Abstimmung mit dem Chef. Somit blieb ihm der Vorwurf erspart, dass diese Entscheidung nicht richtig war. Sie können sicher nachvollziehen, dass diese Angst vor Verantwortung die gesamte Firma „lähmte“.

      Ein Plädoyer für den offenen Appell

      Appelle sind die Aufforderung, ein Verhalten zu ändern oder ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Ein einfaches Wort macht Appelle viel erträglicher: das Wort „Bitte“. Mit dem Wort „Bitte“ verleihen Sie dem Appell eine wesentlich andere Energie. Zum Beispiel: „Bitte hilf mir bei der Arbeit“ im Vergleich zu „Hilf mir bei der Arbeit!“.

      Geben Sie keine Appelle auf der Gefühlsebene: „Sei freundlich“, „Bitte lache wieder einmal“ etc. Emotionale Stimmung können wir nicht „verbiegen“, Gefühle sollen wir nicht unterdrücken. Bitte vermeiden Sie solche „Befehle“.

      Mein Appell an Sie: Seien Sie offen und äußern Sie direkt Ihre Wünsche. Leichter gesagt als getan!? Stimmt, offene Appelle sollten nicht unüberlegt platziert werden.

      Dazu einige Tipps:

      1. Appelle ohne Blick zurück

      Blicken Sie als Sender mit Ihrer Aufforderung nicht in die Vergangenheit. Denn dadurch ist oft ein Vorwurf verbunden, der die Atmosphäre verschlechtern kann.

      BEISPIEL

      „Kannst du mir zumindest heute bei der Hausarbeit helfen?“ (Vorwurf, dass in der Vergangenheit selten geholfen wurde.)

      Besser: „Bitte hilf mir bei der Hausarbeit!“

      2. Appelle mit Information

      Appelle sind rasch gesprochen – oft auch unüberlegt. Jedoch, was will ich erreichen? Am besten sind Appelle, die mit einem „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Denn dadurch erkenne ich, ob der Appell auch mit allen notwendigen Informationen versehen war.

      Eine Bekannte von mir leitet ein Unternehmen. Bei einem Gespräch verlangte Sie von mir Unterstützung bei der Bilanzierung. Ihre Worte: „Ich brauche Unterstützung bei der Bilanzerstellung. Ich möchte dich jedoch nicht belasten, weil du selbst sehr viel zu tun hast. Noch dazu weiß ich nicht, ob du diese Arbeit auch machen möchtest.“ Es folgte ein langer Diskurs über Arbeitsüberlastung, Burn-out, die Tücken der Bilanzerstellung und vieles mehr.

      Zielführender hätte ihr Appell gelautet: „Mein Steuerberater hat eine Bilanz erstellt. Du kannst Bilanzen lesen – ich bitte um deine Kontrolle.“

      3. Verantwortung des Empfängers

      Bleiben wir bei unserem Bilanz-Beispiel. Wie hätte ich auf diesen offenen Appell reagieren können? Stimmt, mit einem „Ja“ oder „Nein“!

      Natürlich ist meine Bekannte enttäuscht, wenn ich ablehne. Dazu gehört auch Mut und Klarheit in der Sprache. Nach dem Motto: „Bei dem weiß ich SOFORT, wie ich dran bin“ – schon einmal gehört? Für den Empfänger von Botschaften noch einen Tipp:

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