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Himmel erhoben oder in die Hölle versenkten, um dann Gott und Teufel über den Umweg unserer Projektionen gegeneinander ausspielen zu können, getreu dem Motto: „Das Böse steckt immer im anderen!“

      Bevor wir mit der Legung beginnen, d.h. die Karten aus dem fächerförmig in der Hand gehaltenen oder auf einer Unterlage ausgebreiteten Bündel ziehen, vermischen wir das Ganze so, dass ein Teil der Trümpfe „verkehrt“ im Kartenpaket liegt.

      Im Weiteren ist es für den Ungeübten empfehlenswert, mit der dritten Legegruppe zu beginnen (Legesysteme VII-IX). Hier liegt der Schwerpunkt darauf, was in einer bestimmten Situation gegeben ist bzw. war und was in einer gegebenen Situation getan werden kann oder muss.

      Fragestellung

      Diese Legemethode ist sehr willkommen, wenn wir keine gezielte Frage stellen, sondern einfach unser Unbewusstes befragen möchten, welche Teile außerhalb der üblichen Sichtweise, wie wir uns selbst wahrnehmen, entwickelt werden wollen. Damit befinden wir uns im Bereich paradoxer, nicht mit den Mitteln der Logik verständlicher innerseelischer Prozesse. Sie enthüllen dem Bewusstsein unzugängliche Teile der Seele, denen man sich oft schutzlos ausgeliefert fühlt (obwohl sie zu einem selbst gehören) und die man deshalb meist in ihren äußeren Projektionen bekämpft. Hier stehen Fragen im Blickpunkt wie:

       Was bringe ich an eigenen inneren Bildern in eine Situation mit ein?

       Wie bilde (rekonstruiere) ich mir die gegebene Lage mit Hilfe meiner Sinne, und welchen Anteil habe ich am Entstehen dieser Situation?

      Im ersten Aeon war ich der Große Geist.

       Im zweiten Aeon kannten mich die Menschen

       als den Gehörnten Gott, als Pangenitor Panphage.

       Im dritten Aeon war ich der Finstere, der Teufel.

       Im vierten Aeon erkennen mich die Menschen nicht,

       denn ich bin der Verborgene.

       In diesem neuem Aeon erscheine ich vor euch als Baphomet,

       der Gott aller Götter, der bestehen wird bis zum Ende der Erde.

      Pete Carroll: Psychonautik

       Liber Null, Teil II, S. 37

       Verlag Edition Magus

      1. Der Große Geist (Das Ich)

      Diese Karte zeigt das Große Ich, das mehr ist, als du bist, und trotzdem ist es nichts, was außerhalb von dir ist. Möglicherweise ist es das, was du Gott nennst, vielleicht tarnt es sich aber auch als Schatten. Auf jeden Fall kümmert es sich um deine Interessen und kann daher von dir auch in persönlicher Weise angerufen werden.

      2. Der Gehörnte (Das Du)

      In dieser Karte begegnest du deinen unbewussten, tief in dir selbst lauernden Ängsten, denn in den untersten Schichten deines Gehirns bist du noch immer mit den primitiven Bewusstseinsformen aus den Uranfängen der menschlichen Evolution verwoben. Alle Drachen, Spinnen und Schlangen, auch die Vorstellungen von Ungeheuern und Dämonen sind vergangene Erlebnismuster, die aus den älteren Teilen deines Gehirns wieder aufsteigen. Sie sind nicht verschwunden, weil sie psychoenergetisch aufgeladen sind. Tief im Unbewussten bist du immer noch mit ihnen verbunden, denn sie stellen einen Teil deines psychischen Erbes dar.

      3. Der Teufel (Das Es)

      Dieses Bild illustriert den Teufel, der dich erschreckt, weil du verdrängst, dass er der unakzeptierte Teil deiner selbst ist und durch sein bedrohliches Verhalten gerade das Manko, das du vor dir selbst versteckst, wieder ausgleicht.

      4. Der Verborgene (Das Über-Ich)

      Die vierte Karte steht für dein erkanntes Unverstandenes, das sich selbst bedauert, weil es zwar die Wahrheit erkennt, aber niemand ihm zuhört. Es ist das „Mysterium magnum“, das alle Fesseln der Materie durchdringt, alle Geheimnisse versteht, Wahrheit erzwingt und Gott erkennt.

      5. Baphomet (Das Licht)

      Diese Karte zeigt „all-das-was-ist“, nämlich das kosmische Bewusstsein, das sich in sich selbst als Teil seiner selbst bewusst ist und deshalb auf sich selber zeigt. Sie repräsentiert das höchste geistige Erkennen, das dir zur Verfügung steht.

      Fragestellung

      Dieser zweite Legeweg eignet sich, genauso wie der erste, wenn ich keine konkreten Fragen habe, sondern einfach im Urschlamm meines Unbewussten gründeln möchte, um zu erfahren, wer ich außerhalb von dem, der ich zu sein glaube, bin – jenseits vom Ich, mit dem ich mich nur bedingt identifiziere, weil ich ahne, dass da noch ein anderer ist. Wenn Baphomet (I) mir zeigt, was ich an eigenen Vorstellungen in eine Situation hineintrage, dann verkörpert Der Grüne Engel die Bilder, die mir das Unbewusste aus der Situation entgegenspiegelt: die tiefen unbewussten Gestaltungen, die sich durch meine Inszenierungen in die Gegenwart hinein verwirklichen.

      Für einen Augenblick bin ich wieder der, der am Schreibtisch sitzt und in den Kohlekristall starrt, – nur für einen kurzen, schnellen Augenblick, dann bin ich abermals in meinen Urahn John Dee verwandelt und irre durch die ältesten verkommendsten Viertel des mittelalterlichen Prag und weiß nicht, wohin mein Fuß mich tragen wird. Ich habe das dumpfe Bedürfnis, unterzutauchen in den Bodenschlamm des namenlosen, gewissenlosen, verantwortungslosen Pöbels, der seine stumpfsinnigen Tage mit der Befriedigung qualmiger Triebe ausfüllt und zufrieden ist, wenn Wanst und Geilheit satt sind.

      Was ist das Ende alles Strebens? – Müdigkeit ... Ekel ... Verzweiflung. – Ich merke, ich bin ins Ghetto hinabgeraten. Zu den Ausgestoßenen unter den Ausgestoßenen. Erstickender Gestank eines unbarmherzig auf ein paar Gassen zusammengestellten Volkes, das zeugt, gebiert, wächst und Tote in seinem Friedhof über faulende Tote schichtet, – Lebendige über Lebendige in seinen finsteren Wohntürmen stapelt wie Heringe. – Und sie beten und harren und rutschen sich die Knie blutig und warten ... warten ... hundert Jahr um hundert Jahr ... auf den Engel. Auf die Erfüllung ihrer Verheißung ...

      John Dee, was ist dein Beten und Warten, was ist dein Glauben und Hoffen auf die Versprechungen des Grünen Engels, verglichen mit dem Warten, Glauben, Beten, Harren und Hoffen dieser elenden Hebräer?! – Und Gott, der Gott Isaaks und Jakobs, der Gott des Elias und des Daniel: ist er ein geringerer, ein treuloserer Gott als sein Diener vom westlichen Fenster?! –

      Mich überfällt ein heißes Verlangen, den hohen Rabbi Löw aufzusuchen und ihn zu befragen um die furchtbaren Geheimnisse des Wartens auf Gott ...

      Ich weiß, irgendwie weiß ich: ich stehe leibhaftig im niedrigen Zimmer des Kabbalisten Rabbi Löw. Wir haben vom Opfer des Abraham gesprochen, – vom unabwendbaren Opfer, das Gott verlangt von denen, die er sich blutsverwandt machen will ... Dunkle, geheimnisvolle Worte habe ich da vernommen von einem Opfermesser, das nur einer sehen kann, dessen Augen aufgetan worden sind für die dem sterblichen Menschen unsichtbaren Dinge der andern Welt: – Dinge, die wirkhafter und wirklicher sind als die Dinge der Erde und dem blinden Suchenden nur angedeutet werden können durch die Symbole von Buchstaben und Ziffern. Durch Mark und Knochen gingen mir diese rätselhaften Worte aus dem zahnlosen Munde des alten wahnsinnigen Mannes! ... Wahnsinnig? – Wahnsinnig, wie sein Freund dort drüben, hoch auf der Burg, der kaiserliche

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